صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

jeder Versuchung, daß anfangs eine klare Erkenntniß des Rech ten und Pflichtmäßigen sich findet. Aber der Versucher steht von seinem Vorhaben nicht 'ab, und knüpft an die Rede des Weibes, was V. 4. 5. steht: Ihr werdet mit nichten des Todes sterben, sondern Gott weiß, daß, welches Tages (d. h. wenn ihr davon esset, so werden eure Augen aufgethan, und werdet sein wie Gott, und wissen was gut und böse ist. Hatte er vergeblich die Erkenntniß zu verwirren sich bemüht, so schlägt er jetzt einen andern Weg ein, und sucht den Willen von Gott abzulenken, indem er ungöttliche Begierden erweckt. Ihr wer det mit nichten des Todes sterben, so lautet die Rede des Vers führers, der Genuß der Frucht des verbotenen Baumes wird euch keinesweges schaden, ihr werdet gewiß nicht ins Elend gerathen; hier zeigt er sich recht als Lügner, wie Jesus ihn Joh. 8, 44. nennt: Derselbige (Teufel) ist ein Mörder von Anfang, und ist nicht bestanden in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm (d. h. weil er die Wahrheit nicht lieb hatte, so blieb er auch nicht bei ihr); wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem Eigenen (denn Wahrheit ist et: was Gemeinsames, ist Uebereinstimmung, Lüge aber ist Abson: derung, findet sich nur und allein im Geiste dessen, der sie spricht, außer demselben aber keine Bestätigung, nichts was ihr entspricht, wie dies mit der Wahrheit der Fall ist); denn er ist ein Lügner und ein Vater derselbigen. Aber nicht ge: nug, daß der Verführer die höchst traurigen, unseligen Folgen der Uebertretung des göttlichen Verbotes leugnet, er behauptet frech das Gegentheil und versichert, sie würden durch solchen Ungehorsam viel heiliger und seliger werden; eure Augen wer den aufgethan werden, eine weit vollkommnere Erkenntniß, eine viel umfassendere Einsicht werdet ihr erlangen, ja ihr werdet sein, wie Gott; nicht bloß ähnlich, wie bisher, ihm völlig gleich werdet ihr sein, und werdet die seligsten Erfahrungen machen und wissen, was gut und böse ist. Folget mir nur, will der Verführer sagen, ich will euch hoch erheben, will recht glücks liche Geschöpfe aus euch machen, ihr werdet es mir danken; euer jeßiger Zustand ist gar nicht, weder an Vollkommenheit noch an Seligkeit, mit dem zu vergleichen, zu dem ich euch verhelfen will, nur vertrauet euch mir an, ich bin euer bester Freund, meine es auch viel besser mit euch als Gott, der ist

euer Feind, gönnt euch aus neidischer Gesinnung ein höheres Glück nicht, er weiß recht wohl, wie ihr so selig werden könnt, wenn ihr von dem verbotenen Baume esset, und eben deshalb hat er es euch untersagt. So wie hier der Verführer spricht, so lautet noch immer die Stimme der Verführung. Ein hd heres Gut, ein vollkommneres Glück, mehr Genuß und Ser ligkeit als wir schon haben, verspricht uns jeder, der zur Sünde reizt und lockt; das Verbotene wird als ein höchst wünschens: werthes Gut vorgestellt, die beglückendsten Folgen soll die An: eignung desselben haben; jeder Verführer stellt sich als unser Freund, und Gott wird als unser Feind, sein Wort als Un wahrhett bezeichnet, und der Ungehorsam gegen ihr als der rechte Weg zum wahren Heil. An das Herz weidet sich der Verführer, und vermittelst des vorgespiegelten, höheren Glücks gelingt es ihm nur allzuleicht, seine verderblichen Absichten zu erreichen; es heißt V. 6: Und das Weib schauete an, daß von dem Baume gut zu essen wåre und lieblich anzusehen, daß es ein lustiger Baum wåre, weil er klug machte, und nahm von der Frucht, und aß, und gab ihrem Manne auch davon, und er aß. Anders als vorher denkt jeht das Weib über den Baum, mit andern Gefühlen beschaut sie seine Frucht, andere Empfin: dungen erregt die Erwägung des durch ihren Genuß zu erlan genden Glücks. Und woher diese Veränderung in ihr? sie hat aufgehört an Gott zu glauben, weil sie angefangen hat, dem Teufel zu glauben; in Gott sieht sie ihren Feind, sein Wort hålt sie für unwahr, das ist die innerste Natur und das eigen: thümlichste Wesen des Unglaubens; im Teufel sieht sie ihren Freund, sein Wort, welches dem göttlichen Worte geradezu wis derspricht, hält sie für wahr, das ist der falsche Glaube, der nicht mehr bei Gott und seinem Worte bleibt. Dieser Uns glaube, ganz verborgen im Herzen ruhend, ist nichts anders als Abwendung und gänzlicher Abfall von Gott, denn wo er sich findet, ist das Herz nicht mehr eins mit Gott, ist vielmehr in Feindschaft gegen ihn gerathen, und in solchem Unglauben besteht der Sündenfall der ersten Eltern. Weil es dem Ver: führer durch seine Vorspiegelungen gelungen war, Glauben bei den Menschen zu finden, so entstand mit dem Unglauben an Gott zugleich der Wunsch nach dem Besitz des vermeinten hó: heren Glücks, die Sehnsucht, sich höher zu erheben, der Hochs

1

muth; und diese beiden Laster, Unglaube und Selbsterhöhung, sind in ihrem innersten Wesen so unzertrennlich mit einander verbunden, daß sie bei jeder Sünde sich finden. Noch war die Sünde verborgen, nur noch die innere That des Unglau bens, aus ihr entsprang jenes begierliche Ansehen des Baumes, jene Lust an seiner Frucht, und auch dies war nur noch in nere That, Herzensregung, obwohl böse, weil es gegen das göttliche Verbot war, durch welches, bei gläubiger Gesinnung, jene Begierde håtte erstickt werden sollen; aber die Sünde blieb nicht blos im Innern verborgen, sie kam an den Tag, brach aus dem Herzen hervor und der Unglaube zeigte sich als Uns gehorsam, indem Eva und Adam von der Frucht des verbote: nen Baumes aßen. Nicht im Irrthum des Verstandes, nicht im Mangel der Erkenntniß des göttlichen Willens, sondern in der verkehrten Richtung und Regung des Herzens ist der Urs sprung der Sünde zu suchen; diese Verkehrtheit des Herzens selbst aber, sein Unglaube, ist etwas durchaus Unerklärliches, Unbegreifliches, ein Geheimniß; zwar versucht der Teufel die ersten Eltern und gibt somit Veranlassung zur Sünde, aber daß sie ihm glauben, das ist gerade das schlechthin Unerklärz liche. Gott hatte sie geschaffen, ihnen so herrliche Vorzüge geschenkt, ihnen einen so lieblichen Wohnplak angewiesen, sie zu Herren der Erde gemacht, sich ihnen offenbart, sie gewarnt,

mußte das alles nicht Vertrauen erwecken, sie nicht bewe gen, ihn für ihr höchstes Gut zu halten? und doch trauen sie dem Teufel, der nichts für sie gethan, der ihnen keine Liebe bewiesen hat; eine unbegreifliche, durch hinreichende Gründe nicht zu erklärende That des Willens ist der Unglaube des menschlichen Herzens, die Sünde, sein Abfall von Gott. Gott aber ist bei dieser Begebenheit vollkommen gerechtfertigt, indem er alles gethan hatte, die Menschen vor der Sünde zu bewah; ren; sollten sie aber anders Menschen sein, d. h. freie Wesen, fähig aus innerer freier Entschließung sich ihm zu unterwerfen, so mußte auch die Sünde möglich sein, so mußten sie ihm auch widerstreben können, obwohl dies gerade Mißbrauch ihrer Freiheit war; noch mehr wird Gott bei der Zulassung der Sünde, als ein heiliger Gott, gerechtfertigt erscheinen, wenn man auf die Folgen der Sünde und auf das von ihm veranstaltete Erlösungswerk sieht.

III. Von den Folgen der Sünde für die ersten Menschen. 1 Mose 3, 7-24.

Die Sünde war vollbracht und ihre traurigen Folgen stell ten sich unmittelbar nachher ein; es heißt V. 7: Da wurden ihrer beider Augen aufgethan, und wurden gewahr, daß sie nackend waren, und flochten Feigenblåtter zusammen, und mach ten ihnen Schürze. Wenn die Sünde nur noch in der in nern That des Unglaubens besteht, und die heftige Begierde und die entzündete Leidenschaft das Gemüth bewegen, ohne daß es schon zur äußern That des Ungehorsams gekommen ist, so lange ist dem Menschen allezeit sein innerlich schon vollzoge: ner Abfall von Gott verborgen; ist aber die äußere That des Ungehorsams vollbracht, dann bleibt es ihm nicht långer ver: hüllt, was er sich selber bereitet, wie er von Gott sich losge: rissen und die selige Gemeinschaft mit seinem Schöpfer durch seis nen Eigenwillen aufgehoben hat, dann fühlt er auf schmerz: liche Weise die Trennung, sein Alleinstehen, seine Nacktheit, fühlt sich von Gott werlassen; das Drückende dieses Gefühls mag das Herz nicht ertragen, es sucht seine Blöße zu deks ken und sich in eitler Seblsttäuschung zu bereden, der Schade sei nicht so groß. Aber vergeblich sucht es sich zu beruhigen, eine innere Stimme klagt uns eben so laut und vernehmlich an, wie die Eltern nach dem Falle Gottes Stimme vernah; men; V. 8: Und sie höreten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühle geworden war; und Adam versteckte sich mit seinem Weibe, vor dem Angesichte Gottes, des Herrn, unter die Bäume im Garten. Verraucht war das Feuer der Leidenschaft; des Teufels und ihren Willen hatten sie gethan, das vermeinte Gut sich angeeignet; sie fühlen die geschehene Trennung von Gott, dié ruhige Beson: nenheit, die ernste Ueberlegung kehren zurück - jezt verneh men sie Gottes Stimme; was wird unser Schöpfer sagen? der Herr, dem wir alles verdanken? dessen Willen wir verachtet, dessen Verbot wir übertreten haben? seinen Anblick kön nen wir nicht ertragen, wir dürfen uns nicht vor ihm sehen lassen, wir haben seinen gerechten Unwillen verdient, seine Strafe muß uns treffen sie suchen sich vor ihm zu vers bergen. Scham vor einander, Furcht vor Gott, das sind die

[ocr errors]

beiden nächsten unmittelbaren Folgen der Uebertretung, die uns in der Geschichte des Sündenfalls kenntlich gemacht werden, und sie finden sich noch überall und immer bei der Sünde, wenn das Herz es noch nicht zur Fertigkeit im Sündigen ge: bracht hat, zum Laster noch nicht fortgeschritten ist. Dieses Schamgefühl, das die Augen nicht aufzuschlagen wagt und den fremden Blick nicht ertragen kann, und diese gerechte Besorgs niß, Furcht vor Gott sind sie nicht schon höchst unselige Gefühle, gehören sie nicht schon mit zur Erfüllung jener götts lichen Drohung: Ihr werdet des Todes sterben? Mit ihrer Unschuld, mit ihrer ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtig keit verloren die ersten Eltern zugleich ihre Seligkeit, und wa ren jezt unheilig und unselig, 'schmeckten schon den Tod, den die Sünde ihnen bereitet, in den sie selbst sich gestürzt, den des Teufels Neid und List ihnen zugefügt hatte; ganz entge gengesetzt war also der Erfolg der Sünde jener Verheißung, die der Verführer ihnen gegeben hatte. Vergebens suchen sich Adam und Eva der Rechenschaft vor Gott zu entziehen, es heißt weiter V. 9-11: Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten, und fürchtete mich, denn ich bin nackend, darum versteckte ich mich. Und er sprach: Wer hat dirs ge: sagt, daß du nackend bist? Hast du nicht gegessen von dem Baume, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Hier offenbart sich nun noch mehr die verderbliche Macht der Sünde über das menschliche Herz, in sich selbst böse, kann sie nur Böses hervorbringen; wie das Samenkorn, so die von ihm erzeugte Pflanze, nicht genug, daß die Sünde den Menschen elend macht, jede sündliche That wird in ihm wiederum Keim zu neuen Vergehungen; so zeigt es sich hier; ich bin nackend, sagt Adam, darum fürchtete ich mich und sucht durch eine Lüge das begangene Unrecht zu verhüllen; so schnell folgt auf die erste Sünde die zweite, durch Unrecht soll Unrecht verdeckt werden; allein vor Gott, dem Allwissenden, kann die Lüge nichts verbergen, und da Adam sich nicht zum Geständniß seiner Schuld entschließen kann, weil das nur da geschieht, wo man Verzeihung zu finden hofft so sagt es ihm Gott ins An: gesicht, daß er gesündigt habe; ja die unerkannten Sünden stellt Gott ins Licht vor seinem Angesicht. Alle Versuche des Sün

[ocr errors]

[ocr errors]
« السابقةمتابعة »