صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

sie nicht mehr Knechte der Sünde bleiben, sondern zur herrs lichen Freiheit der Kinder Gottes gelangen. Die irdischen traus rigen Folgen der Sünde, welche der Erlöser, als er auf Erden wandelte, so häufig von denen fortnahm, die er mit Sünden: vergebung begnadigte, wie bei dem Gichtbrüchigen Matth. 9. und dem Kranken am Teiche Bethesda, Joh. 5, 1-14. bleis ben jest freilich oft in ihren traurigen Nachwirkungen bei des nen, die der Sündenvergebung theilhaftig geworden sind, aber theils erschienen sie bei dieser seligen Gewißheit nicht mehr in ihrer furchtbaren Gestalt und drückenden Schwere, als götts liche Strafen, sondern vielmehr als heilsame Zucht, uns in der Demuth zu erhalten, theils wird dem begnadigten Sünder die selige Hoffnung, daß er einst von allerlei Uebel Leibes und der Seele frei werden soll, daß jene Folgen der Sünde durch die mächtige Gnade seines Heilands ebensowohl aufgehoben wer den sollen, wie auch der Sündenhang, der ihm noch nach seis ner Begnadigung -anklebt, völlig aus seinem Herzen vertilgt werden soll; und wenn dies geschehen sein wird, dann werden wir völlig erlöst sein, und werden herrlich sein, und Christi Bild wird in ungetrübter Schönheit aus uns wiederstrahlen. Solche selige Hoffnung richtet den Christen in zeitlicher Trübs sal auf, und tröstet ihn, wenn er den Pfahl im Fleisch fühlt, macht ihn aber gegen die Sünde keineswegs gleichgültig, noch tråge oder schlaff im Kampfe gegen dieselbe, denn er sieht sich. als einen berufenen Streiter Christi an, der sich in solchem Kampfe treu bis in den Tod muß erfinden lassen. Die innere Begebenheit, daß der Sünder im Glauben an das Verdienst seines Erlösers seiner Begnadigung gewiß wird, nennt die hei: lige Schrift die Rechtfertigung, sie ist das Eintreten in ein neues Verhältniß gegen Gott; vor der Rechtfertigung fühlt der Sünder Gottes gerechten Zorn und Ungnade, erkennt sich strafwürdig, und fürchtet Gottes, seines Richters, Strafges richte; durch die Rechtfertigung wird er für schuldlos und straf frei erklärt, schmeckt die Süßigkeit der Begnadigung und des Friedens mit Gott, und erwartet fortan alles Gute von seinem Gott und Vater. Der Zustand eines solchen begnadigten oder gerechtfertigten Sünders heißt in der Schrift: Gerechtigkeit, und es gründet sich dieselbe auf Christi Tod, durch dessen Ver: mittelung allein solche Gnade vorhanden ist; theilhaftig wird.

[ocr errors]

man ihrer durch den Glauben, mit welchem der Sünder Christi allgemein gültiges Verdienst sich für seine Person aneignet. Der gerechtfertigte Sünder hat aber noch die Sünde an sich, obwohl mit dem Glauben, eine neue göttliche Lebenskraft in ihn gekommen ist; die Gnade seines Heilands, welche mit der Rechtfertigung begann, erweist sich nun fernerhin kräftig und wirksam an ihm, indem er ihm durch das Geschenk des Glau: bens auch Kraft zur Heiligung schenkt, und mit dieser wächst die Seligkeit, das ewige Leben, so daß der Sünder durch Glau: ben desselben schon hienieden theilhaftig wird, bis er endlich in vollem Maße jenseits es schmecken wird.

Es ist nun noch übrig, was bisher über das Verdienst des Leidens und Todes Jesu Christi gesagt worden ist, schrift: mäßig zu erweisen und darzuthun, daß sein Tod wirklich das einzige, nothwendige und wahrhaftige Opfer für die Sünde ist, Grund der Rechtfertigung und des ewigen Lebens, Antrieb zur Heiligung, Quell eines neuen Lebens in uns, und daß alle un: sere Gerechtigkeit, die vor Gott geltende Gerechtigkeit des neuen Bundes, nur die Gerechtigkeit des Glaubens an Jesum Chri ftum, den Gekreuzigten und Auferstandenen ist. Zu dem Ende sollen noch kürzlich die wichtigsten Schriftstellen, welche von diesen Glaubenspunkten handeln, betrachtet werden.

Ueber den Zweck seiner Sendung, seines Kommens in die Welt, erklärt sich Jesus Christus im Allgemeinen Luk. 19, 10. Joh. 3, 16. Gottes große Liebe gegen die elenden Sünder ist also der Grund der ganzen Erlösungsanstalt; die Dahingabe des Sohnes das Mittel zur Rettung; die Rettung selbst, das nicht Verlorengehen, das Erlangen des ewigen Lebens ist der Endzweck, und der Glaube des Sünders die Ordnung, in wel cher alle das ihnen zugedachte Heil erlangen. Eben so heißt es 1-Joh. 4, 9. 10; die Sendung des Sohnes ist ein Er scheinen, ein Sichtbarwerden der Vaterliebe Gottes gegen die Sünder, welche durch diese That und Veranstaltung der höch sten Liebe leben selig werden sollen; Paulus sagt Tit. 2, 11. daß die heilsame Gnade, welche einst nur im Worte der Ver heißung verkündet worden war, in der Fülle der Zeit, als der Erfüllungszeitraum jener Verheißungen gekommen war, durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes und durch die Geburt Jesu Chrifti sichtbar in der Person des Gottmenschen erschie:

nen ist; und diese huldvolle Gesinnung des Vaters hat sich durch das ganze Erlösungswerk herrlich offenbart. So wie in diesen und andern Stellen der heil. Schrift das Erlösungswerk aus der Liebe Gottes hergeleitet wird, so faßt es Paulus auch von der Seite auf, daß es eine Offenbarung der göttlichen Heiligkeit sei, Rôm. 3, 25. 26. Denn der Sinn dieser Worte ist: Nachdem bis auf Chriftum hin die göttliche Lang: muth die, in der vorchristlichen Zeit begangenen, Sünden gleich: sam übersehen, nicht gestraft hatte, so gab Gott Christum zum Súndopfer hin, um in Christi Zeit und für alle Zukunft seine Heiligkeit zu offenbaren (Luther: die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt), weil er so lange die Uebertretung seines Gesetzes mit ans gesehen hatte, als sei er kein Heiliger (V. 26.), und die Ab ficht Gottes bei dieser Veranstaltung war, zu offenbaren, wte er eben sowohl heilig (gerecht) sei, als auch begnadige, recht: fertige (gerecht mache, folglich auch barmherzig sei gegen) den, der an Jesum glaubt. Im Erlösungswerke einigen sich die scheinbar größten Gegensäße, und die dem Anscheine nach uns vereinbaren Eigenschaften der Heiligkeit und Gnade Gottes offenbaren sich im herrlichsten Einklange, zum Zeugniß, daß diese Veranstaltung von der höchsten Weisheit herrühre. Der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes zufolge konnte den Mens schen, den Sünder, nur ewige Verdammniß treffen, weil die Sünde unmöglich ungestraft bleiben konnte; aber die ewige Weisheit Gottes hat ein rettendes Ausgleichungsmittel gefun den. Indem Christus sich dem Tode hingibt und der Welt Sünden trägt, offenbart Gott hierin der Menschheit seine un: verleßliche Majestät und Heiligkeit, zugleich aber eröffnet er allen Sündern den Weg zur Rechtfertigung oder Begnadigung, indem er diejenigen begnadigt, welche sich das Verdienst Christi im Glauben aneignen. Derfelbe Apostel, der die Erlösung von Seiten der Heiligkeit Gottes auffaßt, erklärt sie auch für eine Verherrlichung der Liebe Gottes, Róm. 5, 8. Es darf also die durch Jesum Christum gestiftete Erlösung niemals bloß we: der aus der Heiligkeit, noch bloß aus der Liebe Gottes herges leitet werden, so daß eine von diesen beiden göttlichen Eigens schaften als in ihr unwirksam ausgeschlossen werde, sondern man muß das Erlösungswerk, nach der Schrift, als Offenba: rung der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes einerseits, und

[ocr errors]

seiner Liebe, Gnade und Barmherzigkeit andrerseits ansehen, obwohl in den einzelnen Aussprüchen der heiligen Schrifts steller jeht mehr die eine, und dann wieder mehr die andre Seite hervorgehoben wird. Nur wenn man dies recht fest: hålt, wird man vor der Verirrung bewahrt, sich Christi Tod als ein Sühnopfer vorzustellen, durch welches ein blutgieriger Gott habe befriedigt werden sollen. Das den Sünder verzeh rende Feuer des göttlichen Zorns, d. h. seiner unverleßlichen Heiligkeit wird in dem Glanze der Erlösung zur wohlthätigen, rettenden Flamme der Barmherzigkeit, die im Opfer Christi die Sünden tilgt und somit im Herzen aller Gläubigen das heilige Feuer dankbarer Liebe entzündet und Sünder rettet.

Deutlich erklären unzählige Stellen der heil. Schrift, daß die ganze Erlösungsanstalt durch Christum ein Werk der Liebe Gottes sei, und diese Liebe wird Gnade genannt, weil sie es mit Sündern zu thun hat, Barmherzigkeit aber, weil diese Sünder zugleich höchst elend sind. Was nun Gnade ist, schließt alles Verdienst von Seiten der Menschen völlig aus, Róm. 3, 24. Cap. 6, 23; die Sünde verdient und erhält als vers dienten Lohn den Tod, das ewige Leben aber ist eine freie Gnas dengabe Gottes durch Christum, die sich der Mensch durch nichts verdienen konnte; Eph. 2, 4-9. und Tit. 3, 5. 6. 2 Tim. 1, 9.

Gnade Gottes ist der Grund der Erlösung der Sünder, Christi Tod das Mittel, welches seine Weisheit erwählte, um die Erlösung zu bewerkstelligen, und weil Christus an die Stelle der Sünder trat, so wird deswegen sein Tod so oft mit einem Opfer verglichen, denn die Stellvertretung war ein wesentlis ches Stück bei den göttlich angeordneten und vorbildlichen Opfern des A. Test. Von dem Opfertode Chrifti, als dem Mittel der Erlösung, reden folgende wichtige Stellen: Hebr. 10, 14; er hat sie vollendet, heißt: er hat sie zu Vollkommenen die Gott vollkommen wohlgefallen, gemacht, kraft der Rechts fertigung; eben diese Sünder müssen aber in fortschreitender Bekehrung geheiligt werden: 2 Kor. 5, 19. 21., d. h. Gott hat sich in Christo als ein eine Versöhnung zwischen der Welt und sich stiftender Gott gezeigt, auf die Weise, daß er die Welt nicht bestrafte, wie sie wegen ihren Sünden wohl verdient hätte (rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu), und das konnte

seiner Heiligkeit unbeschadet geschehen, indem er Christum zum Sündopfer gemacht und an ihm, als solchem, jene Sünden gestraft hat; durch dies Verfahren stehen nun alle, welche an Christum glauben, vor Gott als Gerechte da, Eph. 5, 2. Marc. 10, 45. Joh. 1, 29. Ein Wandel im Licht, ein heiliger Wan: del ist als Zeugniß nöthig, daß wir am Opfer Christi Antheil haben, 1 Joh. 1, 7. Die Frucht des Opfers Jesu Christi ist unsere Erlösung 1 Kor. 6, 11. 20. Róm. 5, 11.

Schon aus vielen der bisher angeführten Stellen ergibt sich, daß Besserung, Heiligung, Lebensgerechtigkeit eine Frucht und ein Kennzeichen der empfangenen Gnade und Sündenver: gebung, die auf Christi Tod gegründet wird, bei den wahrhaft Gläubigen sein müsse; eben das erklåren aufs Bestimmteste noch folgende Aussprüche, so daß wenn' diese Heiligung nicht folgt, der Glaube an Christi Verdienst nicht rechtschaffen, sondern nur Einbildung, Lippenwerk und todtes Wesen ist, keineswegs aber der neue den Sünder heiligende und neu gebåhrende Le bensquell noch eine Gotteskraft: Tit. 2, 11. 12-14. Róm. 6, 6. 11-13. Cap. 7, 4-6. Cap. 8, 1. 2 Kor. 5, 14. 15. 17. Gal. 2, 20. Weil der wahrhaft gläubige Chrift auf diese Weise sich selbst, dem eignen Willen, und aller Sünde abster: ben und in voller Willenseinheit mit Christo und dem Vater leben foll, so soll der Tod, den Christus leiblich erduldet hat, an ihm auf eine geistliche Weise sich wiederholen; wie Christus um unserer Sünde willen gestorben ist, so sollen wir der Sünde sterben, nichts mehr mit ihr und ihren Werken und Lüsten zu schaffen haben; gleichwie ein Todter mit den Geschäften dies ses gegenwärtigen Lebens gar nichts zu thun hat, so wir nichts mit allem was Sünde heißt; auf dies geistliche Sterben kann man Pauli Wort anwenden: Ich sterbe täglich; und wie der gestorbene Christus auferstanden ist, so sollen alle Christen geist: lich auferstehen zu einem Gott geweiheten Leben.

Eine großartige Darstellung des Verdienstes Chrifti gibt der Apostel. Paulus Rom. 5, 12-21., indem er eine Verglei chung anstellt zwischen dem Zustande des menschlichen Geschlechts, wie er durch den Sündenfall Adams geworden ist, und wie er durch die Erlösung Jesu Chrifti werden kann und soll. Um die Größe, Wichtigkeit und Allgemeinheit des Erlösungswerkes recht anschaulich zu machen, stellt er Adam, in dem das Mens

« السابقةمتابعة »