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zu thun, was er den Stårkern thun sieht, er selbst aber der: malen, nach dem Grade seiner christlichen Einsicht, für uner: laubt und mit dem Sinne eines wahren Jüngers Jesu für unvereinbar hålt. Wie groß mußte die Liebe des Apostels sein, der lieber nimmermehr Fleisch essen wollte, als seinem Bruder ein Aergerniß geben! Die Liebe zu Christo erfüllt allein das Herz mit solcher sich selbst verleugnenden Liebe, und es ist Mans gel an christlicher Liebe, des schwachen Bruders nicht zu scho; nen, 1 Kor. 10, 23. Wenn Christen das Licht ihres Glau bens leuchten lassen, wenn sie ein Licht der Welt sein und die Erbauung der Gemeinde sollen fördern helfen, so dürfen diese Vorschriften nicht unbeachtet bleiben; und da es gar nicht in unserer Macht steht, die Schwachen stark zu machen, und jedem gleich eine so vollkommene Erleuchtung zu verschaffen, wie sie allerdings wünschenswerth ist, so sollen wir uns wenigstens von der Macht der Liebe beherrschen lassen, und so lange zur Schonung der Schwachen auf die Ausübung unserer christli chen Freiheitsrechte verzichten, bis sie durch den Geist Gottes erstarken und von einer Klarheit zur andern kommen. Wenn dies heilige Liebespflicht derer ist, die stark sind im Glauben, so sollen andrerseits die Schwachen jene nicht lieblos richten und unchristlich verdammen, wenn sie dieselben etwa von ihrer christlichen Freiheit Gebrauch machen sehen Röm. 14, 3-6. Zur Beschränkung seiner Freiheit in Liebe wird sich der Starke aber um so eher verstehen, als er das Wort des Apostels be: denkt (17-19.), daß Essen, und Trinken, oder Nichtessen und Nichttrinken den Christen nicht ausmachen, sondern die Liebe. Die Natur der åchten christlichen Liebe zeigt sich also ganz vornámlich als Kraft zur Selbstverleugnung, und ohne Selbstverleugnung ist sie nicht denkbar, denn auch der Sohn Gottes hat in Liebe nicht das Seine gesucht, sondern sich sel: ber verleugnet, um uns selig zu machen.

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Außer allen diesen Eigenschaften des wiedergebornen Chri: sten, die in Glaube und Liebe zusammengefaßt sind, redet die heilige Schrift auch noch von der dem Gläubigen eigenthum: lichen Herrlichkeit und seiner Herrlichmachung, die ebenfalls eine Wirkung des Erlösers durch den heiligen Geist ist, Nóm. 8, 28-30. Diese Herrlichkeit des Christen besteht darin, daß er der durch Jesum Chriftum geftifteten Erlösung vermit:

telst feiner Glaubensgemeinschaft mit dem Heilande theilhaftig geworden, daß die Sünde in ihm vertilgt wird, und er dem Ebenbilde des Sohnes Gottes, des Erstgebornen unter vielen Brüdern, immer ähnlicher wird. Zu dieser innern Herrlich: machung des Christen dienen, in der königlichen Regierung Jesu Christi, ganz vornåmlich die ihn betreffenden Leiden, durch welche das Herz von der Sünde gereinigt und in der Uebung Gott wohlgefälliger Tugenden gestärkt werden soll. Ueberall feht die h. Schrift Glauben und Seligkeit, Leiden und Ver: herrlichung in solche innige und unauflösliche Verbindung, daß sie aufs Bestimmteste erklärt, nur durch Glauben könne man selig werden und Leiden sei der Weg zur Herrlichkeit. Auch hier ist das an mannigfachen und schweren Leiden so reiche Les ben des Erlösers das Vorbild dessen, was den Seinen bevors steht, was sie in der Welt zu erwarten haben, und welchen Ausgang diese ihre Leiden unter der gnådigen Regierung ihres zum Himmel erhöheten Heilands haben sollen. Wie im Leben des Erlösers Leiden und Herrlichkeit verbunden sind, sagen seine Worte Luk. 24, 26. Bei seinen Gläubigen findet dieselbe Ord: nung statt, obwohl es sich mit ihren Leiden viel anders als mit denen des Erlösers verhält; denn während sie bei ihm nicht in eigner Sünde ihren Ursprung hatten, sondern in dem gött: lichen Gnadenrathschluß begründet waren, und durch die sünd: liche Beschaffenheit der ungöttlich gesinnten Welt, die das Sonnenlicht der Wahrheit nicht ertragen mogte, veranlaßt wur den: so entspringen unsere Leiden größtentheils als Folgen aus der Quelle unsrer Sünde, und selbst die, welche den Christen um des Namens Christi und um der Gerechtigkeit willen tref: fen, sind durch unsere Sündhaftigkeit bedingt und zur Vertil gung derselben bestimmt, und eben dadurch dienen sie in der königlichen Regierung Christi als gnadenvolle und segensreiche Mittel zu des Christen Verherrlichung. Im 8. Capitel des Briefs an die Römer ist besonders ausführlich von der Stelle die Rede, welche die Leiden der Gläubigen in der Regierung der Kirche unter der Leitung ihres Hauptes einnehmen, indem der Apostel von V. 17 an zeigt, wie gerade sie, weit entfernt dem Christen zu schaden, ihm vielmehr für seine innere Vollendung in diesem und jenem Leben, so unaussprechlich förder: lich sind. Wer sich daran, im Glauben an Christi Zusage,

hålt, wird die Leiden anders beurtheilen, anders ertragen und anders überwinden, als derjenige, der ohne solche Einsicht in Gottes Rathschluß und ohne Achtsamkeit auf Christi Vorbild auch in diesem Punkte, die Leiden unwillig übernimmt, sie mit Ungeduld trägt, und nur durch stumpfe und dumpfe Ge fühllosigkeit ohne Hoffnung ihren Stachel einigermaßen schwächt. Da der Leiden so viel sind, so ist die ganze h. Schrift voll von Beispielen der heilsamen Folgen gläubig getragener und besiegter Leiden; und so überaus reich an Verheißungen, Er: mahnungen und Tröstungen für Leidende, daß sich auch von dieser Seite das Evangelium als eine wahrhaft göttliche Arz: nei für unsern gegenwärtigen Zustand bewährt, und als eine Freudenbotschaft für alle zerschlagene und verwundete Herzen. Ueber den Zusammenhang zwischen Leiden und Herrlichkeit, wenn jenes im rechten Glauben auf eine Gott wohlgefällige Weise, mit kindlicher Ergebung und ausharrender Geduld, als eine gute, wenn auch schmerzliche Gabe Gottes angenommen und getragen wird, heißt es Röm. 8, 17. 18. daß mit Christo zu leiden, d. h. sowol unschuldig wie geduldig, erforderlich sei, wenn wir einst Genossen der Herrlichkeit sein wollen, die er bei dem Vater hat; und wenn man die Kürze aller Erden: leiden mit der Größe jener unaussprechlichen Verklärung vers gleicht, für die sie als Mittel dienen, so muß dies zur willig sten Uebernahme derselben geneigt machen. Ja die zeitlichen Leiden gewähren schon hier so viele, mannigfache und große Segnungen, daß Christen sie als Wohlthaten ansehen lernen Róm. 5, 3—5. und wenn auch, während des Leidensdruckes selbst, der Gläubige ihre Schwere fühlt, so blickt er doch ́hof: fend auf die zu erwartenden Früchte hin Hebr. 12, 11. Nach 2 Kor. 4, 16-18. ist das Verwesen oder zu Grunde gehen des äußerlichen Menschen, daß unser Körper dem Drucke und den Anstrengungen in mannigfachen Leiden erliegt, dazu för derlich, daß der innerliche Mensch tåglich mehr erneuert, ver: jungt, gekräftigt wird, indem er sich an Gottes Wort und Verheißung hält, welche der Seele Kraft verleihen, jenem Drucke von außen, eine noch größere Stärke von innen ent? gegenzusehen; und so kommt es dahin, daß die zeitlichen Trübsale, wo sie auf diese Weise ertragen werden, zu einer großen Verherrlichung des Menschen dienen, aber nur da und dann,

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wenn das Herz sich an das Unsichtbare hält, welches Gottes Wort uns vor die Seele stellt, und diese Seelenstimmung des Sich Haltens an das Unsichtbare ist der Glaube. Wohin die Gemeinschaft der Leiden Christi führen, sagt auch 2 Thim. 2, 10-12. und, wie die Leiden, als Prüfung des Glaubens, diez sen in seiner Aechtheit bewähren und zugleich, glücklich über: standen, dereinst Gegenstand der Freude für die Gläubigen bei der zu erwartenden Wiederkunft Christi sein werden, das sagt 1 Petr. 1, 6. 7. Wenn aber auch Leiden vom christlis chen Leben unzertrennlich, und ihnen so herrliche Verheißungen gegeben sind wie Matth. 5, 10-12. so sind sie selber doch und ihre Erduldung für den Gläubigen eben so wenig etwas Verdienstliches, wie sein thåtiger Glaube. Ist auch Seligkeit der Lohn des Glaubens und Herrlichkeit der Lohn der Leiden, so darf doch der Mensch diesen Gnadenlohn, den die Barm: herzigkeit Gottes verheißt, um zum Glauben und zur glåubi: gen Erduldung der Trübsale zu ermuntern und darin zu be: festigen, nicht als ein Recht fordern und keinesweges Ansprüche darauf gründen; durch solch hochmüthiges Selbstvertrauen, durch solche sich selbst erhöhende Vermessenheit würde der Mensch sich selbst des ihm zugedachten Lohns, der allezeit an Demuth geknüpft ist, berauben. Das Gleichniß von den Arbeitern im Weinberge ist gegen solche Lohnsucht gerichtet, der die Demuth mangelt, und die gleich darauf folgende Geschichte von der Mutter der Kinder Zebedåi (Matth. 20.) weist auf die Herr: lichkeit, als einen nicht zu verdienenden Gnadenlohn der Leiden hin, und der Erlöser will lehren, daß das Leiden, an und für sich nicht herrlich mache, sondern nur dann, wenn es in De muth und Glauben getragen werde; wir dürfen und sollen daher allerdings auf die verheißne Herrlichkeit und Ehrenkrone, die den siegenden Duldern verheißen ist, hinblicken, aber nur in der Seelenstimmung, daß wir sie als eine freie Gnaden: bezeugung des Vaters erwarten, ohne alle verdienstliche Ans sprüche.

Die bei weitem meisten Leiden dieses Lebens sind eine natürliche Folge der Sünde, denn der heilige und gerechte Gott hat in seinem Gnadenreiche, wie im Reiche der Natur, an gewisse Ursachen gewisse Wirkungen geknüpft, und mit jenen treten früher oder später auch diese ein. Das schuldbewußte

Herz kann nun nicht anders als in diesen traurigen Folgen der Sünde eine Aeußerung des göttlichen Zorns, feines heiltgen und gerechten, strafenden Unwillens erblicken, Róm. 1, 18. Es haben aber diese Strafleiden von Seiten Gottes niemals blos die Absicht zu strafen oder wehe zu thun, sondern es ist die schmerzliche Strafe bei Gott allemal nur Mittel, den Sünder auf sein inneres Sündenelend aufmerksam zu machen, und ihn von demselben zurückzuziehen; was also der verblens dete Mensch nur noch als Strafe ansieht, ist im göttlichen Rathschluß und nach dem våterlichen Willen Gottes allemal zugleich Züchtigung, Erziehungs, Besserungsmittel; und damit dieser Zweck desto sicherer erreicht werde, kommt mit der Züch tigung zugleich auch das göttliche Wort und die Wirksamkeit des h. Geistes, durch welche der thörichte Mensch über Gots tes Absichten bei den Leiden belehrt und zur Sinnesänderung ermuntert werden soll. Es offenbart sich Gott hierin recht als' Vater der Menschenkinder, denn wenn schon leibliche Vå: ter aus Liebe zu ihren Kindern die Strafen nur als Erzie hungsmittel zur Besserung gebrauchen, wie vielmehr der, wels cher der rechte Vater über die ganze Familie der Kinder Got tes ist; von dieser Seite die Leiden zu betrachten lehrt uns Hebr. 12, 5-10. Wenn aber der Sünder seinerseits die ihn betreffenden Leiden wirklich so ansehen soll, so ist dazu schon Glaube nöthig, so muß er zuvor durch den Glauben an Christum ein Kind Gottes geworden sein; ist er nun ein sol: ches, so kann er durch Wohlverhalten vor vielen Züchtigungen verschont bleiben, und durch Demüthigung bald wieder von derselben befreit werden.

Außer den Leiden, welche in eigner Verschuldung ihren Grund haben, redek die h. Schrift noch von anderen Leiden, welche den Christen um seines Glaubens und seiner Liebe wil len treffen; und der Erlöser hat sie den Seinen vorher verkün det, damit sie dieselben erwarten, sich auf sie gefaßt machen und sich gegen dieselben rüsten sollen mit Glauben und Hoff nung. Solches Leiden, das den Christen um der Gerechtigkeit und Wahrheit willen trifft, wegen seiner Gemeinschaft mit Christo, wegen seiner Liebe und Treue gegen die mit ihm in Glaube und Liebe verbundenen Brüder, das also dem Unschul: digen begegnet, ist das alleredelste und indem es den Gläubi

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