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fenbarenden Gottes nicht ergründen kann; und statt sich hier zu bescheiden, leugnet man lieber die Offenbarung ganz und gar ab. Eine besondere Offenbarung Gottes an die Menschen anzunehmen, durch welche ihnen Wahrheiten enthüllt werden, die ihre sich selbst überlaßne Vernunft niemals gefunden hätte, hat gar nichts wider sich; und wenn etwas als Offenbarung Gottes angekündigt wird, so ist, mit gänzlicher Beseitigung der Frage nach dem Wie, nur darauf zu achten, ob der In halt der Offenbarung, das Geoffenbarte, Gottes würdig und den Bedürfnissen der menschlichen Natur angemessen ist. Im Allgemeinen widerspricht der Begriff der Offenbarung der menschlichen Vernunft durchaus nicht; sie kann sich dieselbe als möglich denken, denn wenn ein Mensch auf den andern vermittelst der Rede einwirken und ihm Kenntnisse oder Vorstellungen mittheilen kann, so ist es gewiß dem Geiste Gottes in noch weit höherem Grade und auf mannigfachere Weise möge lich, auf den menschlichen Geist, den er geschaffen hat, einzu: wirken, d. h. sich ihm zu offenbaren, und so das Gebiet des menschlichen Erkennens zu erweitern und zu berichtigen. Die Vernunft muß noch weiter gehen, und sich eine Offenbarung Gottes sogar als nothwendig denken, wenn sie die Schran ken, die Unsicherheit und die Unvollständigkeit alles ihres Ers kennens inne geworden ist, vornåmlich in Beziehung auf Ge genstände der übersinnlichen Welt; und wenn sie Vorstellungen von Gott, als dem liebevollsten Wesen, als dem Vater des Menschengeschlechts, gefaßt hat, so wird ihr eine Offenbarung des Vaters an seine Kinder, um sie zu erziehen und desto sich rer ihrer Seligkeit entgegen zu führen, überdies noch höchst wahrscheinlich werden. Nun finden sich Offenbarungen Gottes, die Bibel kündigt sich als das Buch an, worin sie verzeichnet stehen; die Vernunft hat jeht kein anderes Geschäft, als zu sehen, ob diese Offenbarungen dem Begriffe des höchs sten und vollkommensten Wesens, das die höchste Weisheit, Güte und Heiligkeit in sich vereint, und zugleich den Bedürf nissen des eignen Herzens entsprechen. Und wenn wir, wie es in Wahrheit nicht anders möglich ist, an den Offenbarun gen Gottes in der heiligen Schrift die höchste Gotteswürdig keit und die vollkommenste Zweckmäßigkeit für das Herz und alle wichtige Bedürfnisse des Menschen finden, so dürfen wir

nicht anstehen, auch das mit Demuth und Selbstverleugnung anzunehmen, was uns als höchst wunderbar erscheint und weit über die Erfahrung hinausgeht. Zu solcher demüthigen Annahme der ganzen Offenbarung, auch des Theils derselben, der auf Gottes Zeugniß hin geglaubt werden muß, sind wir um so mehr verpflichtet, als wir den ganzen Plan Gottes mit un: ferm Geschlechte geschichtlich noch nicht völlig vor uns entwik kelt sehen, und wir abermals einer ungebührlichen Anmaßung uns schuldig machen würden, wenn wir Einzelnes wegen uns seres beschränkten Erkenntnißvermögens verwerfen wollten, da gerade die Offenbarung Gottes auch eine Uebung unseres Glau: bens sein soll, und wir überdies bedenken müssen: Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, und war klug wie ein Kind, und hatte kindische Anschläge, da ich aber ein Mann ward, that ich ab, was kindisch war, 1 Kor. 13, 11. Erweis tert sich unsere Erkenntniß im Sinnlichen wie im Uebersïnn: lichen schon während dieses Lebens in immerwährendem Fort schreiten, wie sollte es Gottes unwürdig sein, in seiner Offenba: rung Zukünftiges zu enthüllen, das für jeßt Gegenstand des Glaubens, einst des Schauens und der Erfahrung sein wird?

Alle Offenbarungen Gottes, die zu haben und zu kennen für unsre Seligkeit nothwendig ist, finden sich in der Samm: lung der heiligen Schriften der Juden und Christen, d. h. in den Büchern des A. und N. Testaments, und es ist diese Re: ligionsurkunde der Bibel nicht nur die älteste, sondern auch seit den beiden letzten Jahrtausenden die der gebildetsten Völ ker der Erde. Man darf es nicht übersehen, daß die einsichts vollsten, kenntnißreichsten, scharfsinnigsten und sittlichsten Mån: ner aller Jahrhunderte, nach der sorgfältigsten oft wiederholten und gewissenhaftesten Prüfung, diese Schriften aus eigner, freier Ueberzeugung für göttlich gehalten, die Gotteswürdigkeit der in ihnen enthaltnen Offenbarung bekannt, und die Zweckmäßig keit derselben für das menschliche Herz aus Erfahrung bezeugt haben. Es kann zwar die göttliche Offenbarung aller åußern Beweise entbehren, da ihr Inhalt ihren göttlichen Ursprung und ihre göttliche Natur hinlänglich darthut, und sie somit das Siegel der Wahrheit in sich selbst trägt, indem alle Schrift, von Gott eingegeben, nüße ist zur Lehre, zur Strafe, zur Best serung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch

Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt, 2 Tim. 3, 16. 17; allein es gibt viele durchaus nicht zu verwerfende Beweisgründe, die für die Aechtheit und Glaubwürdigkeit jes ner schriftlichen Urkunden sprechen, und so kann allen Zweifeln und Bedenklichkeiten gegen dieselben sehr wohl begegnet wer

Wer aufrichtig zu Werke geht, unpartheiisch prüft, nicht muthwillig im Unglauben verharren will, sondern gern die Aechtheit und Glaubwürdigkeit der Religionsurkunden des A. und N. Testaments erwiesen sähe für den liegen die tief sinnigsten Forschungen und die kräftigsten Beweisgründe vor, durch die er zu solcher Ueberzeugung gelangen und in dersel ben mehr und mehr befestigt werden kann. Es ist nåmlich durch die redlichsten Untersuchungen eben so gelehrter wie frommer Männer dargethan worden, daß diese Schriften nichts enthal ten, warum sie nicht aus jener Zeit und von jenen Verfassern sollten herrühren können, denen sie beigelegt werden; daß aber ihr Dasein ganz unerklärlich wäre, wenn sie nicht diesen Urz sprung hätten. Vornämlich beweist das Zeugniß Jesu und seiner Apostel, die sich so oft auf die Schriften des A. Testa: ments berufen, daß die Juden der damaligen Zeit diese Schrif: ten gehabt und als göttlich anerkannt haben. Es gründet sich daher der Glaube an die Aechtheit der alttest. Schriften vor: zugsweise auf das N. T., so wie auch auf noch ältere Ueber: sekungen derselben in andere, namentlich in die griechische Sprache; die Aechtheit aber der neutest. Schriften stüßt sich theils auf das Unerfindbare derselben, theils darauf, daß die Verfasser Augenzeugen der von ihnen berichteten Begebenheiten waren, also die Wahrheit sagen konnten; und daß sie sie auch wirklich gesagt haben, dafür bürgt die Sittlichkeit ihrer Gesinnung, die Aufrichtigkeit, mit der sie auch von ihren Fehlern reden, und die Sache selbst, welche sie bezeugen, die ihnen nicht irgend einen Vortheil, sondern nur Haß und Verfolgung von Seiten der Welt zuzog; dies wußten sie vorher, und doch haben sie der Wahrheit Zeugniß gegeben und für dieselbe Lei: den, Trübsale und Entbehrung geduldet. Durch solche Gründe, das Ergebniß vereinter Forschungen aller Jahrhunderte der christlichen Zeit, kann der scharfsinnigste Denker, wenn er an: ders will, von der Aechtheit und Glaubwürdigkeit der Bibel eine vollständige und feste Ueberzeugung erlangen; da aber alle

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Ueberzeugung weit mehr Sache des Herzens als des Verstan des ist, so geschieht es doch, daß die, welche nicht glauben wol len, weil ihnen der Inhalt der Offenbarung und ihre Fordes rungen nicht gefallen, ungeachtet so kräftiger Beweisgründe, im Zweifel verharren. Ist jemand indeß auch nicht im Stande, diese äußern Beweisgründe für die Aechtheit und Glaubwür: digkeit der biblischen Urkunden zu prüfen, solche Forschungen anzustellen oder die Ergebnisse derselben zu würdigen: so ist ihm dennoch eine unerschütterlich feste Ueberzeugung von der Wahr; heit der heiligen Schrift zugänglich, durch den Gehorsam ge gen den Inhalt der Offenbarung; was den Weisen und Klu gen verborgen bleibt, weil ihnen ihre Weisheit besser gefällt als Gottes Wahrheit, das wird den Unmündigen offenbart, die mit kindlichem Sinne die Zeugnisse Gottes annehmen; und sie machen dann dieselbe Erfahrung, wie der Apostel Paulus, daß das Evangelium eine Kraft Gottes ist, selig zu machen alle, die daran glauben, Róm. 1, 16; daß es göttliche Kraft und göttliche Weisheit ist, 1 Kor. 2, 24.

Die Offenbarungsurkunde, die Bibel, ist Ein Ganzes, obz wohl ihre einzelnen Theile zu sehr verschiedenen Zeiten, in eis nem Zeitraum von etwa 1600 Jahren, und von verschiedenen Verfassern geschrieben sind; aber das ist allen diesen heiligen Männern Gottes gemein, daß sie geredet haben, getrieben von dem heiligen Geißt, 2 Petr. 1, 21., daß der Geist Christi in ihnen war, 1 Petr. 1, 11., und daß sie daher allesammt Zeugniß ablegen von den Gnadenrathschlüssen Gottes zur Seligkeit der Menschen durch Jesum Christum. Mit der Schöpfung Himmels und der Erde beginnen die heiligen Urkunden, und schließen mit der seligen Aussicht und Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde, Offb. 21, 1. Was im A. Test. Verheißung ist, ist zum Theil schon im N. T. erfüllt und wird immer weiter und herrlicher zur Stärkung des Glaubens in Erfüllung gehen; das A. T. ist Geschichte der Zukunft in seinen Weissagungen, und das N. T ist Geschichte des von den Propheten verheißnen und wirklich im Fleisch geoffenbar: ten Sohnes Gottes, seines Reichs und der Reichsgenossen des-selben. Die ganze heilige Schrift in Geschichte, Lehre und Weissagung redet von dem einen großen Erziehungsplane Got: tes, der die Menschen selig machen will; sie legt uns die man

nigfachen Veranstaltungen Gottes vor, die alle nur Einen Zweck haben, die Seligkeit seiner Geschöpfe und dadurch zu: gleich seine Verherrlichung, in der Offenbarung seiner Weis: heit, Güte, Heiligkeit und Wahrhaftigkeit.

Allgemeine Bemerkungen über das Reich Gottes.

Von einem Reiche Gottes redet die Bibel, wie im A. so auch im N. T., und es ist diese Vorstellung durch ihre Reich haltigkeit ganz besonders geeignet, um das Verhältniß Gottes und der Menschen nach allen Seiten zu bezeichnen.

Der Reichthum von Gedanken, in der Idee des göttli chen Reiches enthalten, und die Zweckmäßigkeit des Gebrauchs dieser schriftgemäßen Vorstellung ergibt sich, sobald man sie nå her betrachtet und durch Zergliederung ihren vielseitigen Ge halt entwickelt. Die Vorstellung eines Reiches schließt folgens des in sich: Wo ein Reich ist, da müß ein Herr sein, da müss sen sich Bürger und Unterthanen desselben finden, da muß nach Gefeßen regiert werden, da kann nur Wohlergehen der höchste Zweck dieses ganzen Verhältnisses sein. Wenn man nun diese einzelnen Punkte, welche bei jedem irdischen Reiche statt finden, auf das Reich Gottes überträgt, so erkennt man in Gott den höchsten Herrn und Gesetzgeber dieses Reiches; die Unterthanen oder Bürger desselben, die Reichsgenossen, sind zunächst die Menschen, es gehören aber auch jene höheren We: sen zu dieser Reichsverfassung, welche uns die Offenbarung in den Engeln kennen lehrt; das höchste Gesetz für alle Reichs: genossen ist der ihnen offenbarte Wille Gottes, den wir Mens schen in der heiligen Schrift uns bekannt gemacht findèn, welche aber nicht bloß die Gebote Gottes enthält, sondern uns in ihrem geschichtlichen Theile die Regierungs: Grundsäge Gottes, in den Führungen und Schicksalen sowohl einzelner Personen als ganzer Völker und vornåmlich der jüdischen Nation, an: schaulich macht; und wie endlich bei einem irdischen Reiche der lehte und höchste Endzweck aller Gefeße und der ganzen Re: gierung die äußere Wohlfahrt und Sicherheit aller Reichsge: nossen ist, so ist Beseligung der Sünder und Genuß der höchs ften Seligkeit aller vernünftigen Geschöpfe der Endzweck des göttlichen Reiches. Nur dann kann ein irdisches Reich beste:

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