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gerechnet. Der Ausdruck Gerechtigkeit bezeichnet hier keines: wegs eine sittliche Eigenschaft, eine Tugend Abrahams, son: dern das Urtheil Gottes über ihn, der ihr um des Glaubens willen als einen Gerechten ansah, ihn gerecht nannte, gerecht sprach, rechtfertigte. Da die ursprüngliche Bedeutung des Wor: tes gerecht im Hebräischen die des Passenden ist, daß eine Sache ihrer Bestimmung entspricht und so ist, wie sie sein soll, und man sie haben will: so heißt gerecht, in diesem Sinne, von einem Menschen gebraucht, so viel, als daß er der Forde: rung Gottes entspricht, und die höchste unter allen Forderun: gen Gottes ist die, daß wir Glauben, Vertrauen zu ihm haben. Abraham glaubte dem Herrn, und deswegen sahe ihn der Her zenskündiger als gerecht an, wandte ihm sein Wohlgefallen zu, hielt ihn seiner Gnade würdig. Den Glauben rechnete Gott dem Abraham zur Gerechtigkeit, nicht aber etwas anderes; alles, was Abraham vorher war und besaß, mit Ausschluß dieser Glaubensgesinnung, war in den Augen des Allerhöchsten keineswegs hinreichend, ihn deshalb für gerecht zu erach ten; aber ganz abgesehen von allem andern Guten und Rech ten, was etwa eine Tugend oder lobenswerth war (Phil. 4, 8.), so wird ausdrücklich bemerkt, den Glauben rechnete er ihm zur Gerechtigkeit; ungenügend mußte also alles andre, genügend der Glaube allein zu solchem Urtheile Gottes über Abraham, zu desselben Rechtfertigung sein. Paulus Róm. 4, 1. ff. redet ganz bestimmt davon, wie Abrahams Gerechtigkeit nur ein Lohn feines Glaubens gewesen sei; er wirft die Frage auf: Was sagen wir denn von unserm Vater Abraham, daß er gefunden habe nach dem Fleisch? wie verhält es sich mit Abraham, was hat er durch seinen ganzen Wandel, durch seine Werke, durch sein sittliches Wohlverhalten erlangt? ist er dadurch etwa in den Besiß des göttlichen Wohlgefallens gekommen? Keines wegs, denn wenn er auch wirklich einen solchen lobenswerthen und musterhaften Lebenswandel geführt hat, daß er vor Men schen und nach menschlichem Urtheile gerecht, ganz unstråflich ist, und ihren vollen Beifall verdient, so hat er doch deswegen noch keinen Ruhm vor Gott, der findet an allen seinen Die: nern Schuld, und Flecken selbst an seinen Heiligen, der sieht, daß keiner von ihnen rein ist, und erkennt die verborgenen Feh ler. Wenn daher Abrahams, vor den Menschen freilich uns

stråflicher, Wandel von Gottes Augen geprüft wird, so ist auch Er ein Sünder; dennoch aber erlangte er Gerechtigkeit vor Gott durch den ihn beselenden Glauben, in welchem Gott die Quelle sieht, aus der alle Besserung und Heiligung sich ents wickelt. Bei der allgemeinen Sündhaftigkeit aller, bei der sünds lichen Herzensbeschaffenheit, die wir in diesem Leben nie ganz los werden, bleibt uns kein andrer Weg der Rechtfertigung, kein anderes Mittel, vor. Gott unstråflich erfunden zu werden, als daß wir mit vollem und ungetheiltem Glauben uns ihm ganz hingeben. Mit dieser Grundwahrheit des ächten Judens thums, mit dieser Hauptlehre des Evangeliums, daß wir nur durch den Glauben vor Gott gerecht werden, hångt die andre Betrachtung genau zusammen, in welchem Verhältnisse das Bundeszeichen der Beschneidung zum Glauben stehe. Bei dem

2. Verhältniß der Beschneidung zum Glauben ist das zuvorderst zu bemerken, daß Abraham, nach Cap. 15, 6., schon långst durch den Glauben Gerechtigkeit erlangt hatte, ehe ihm von Gott das Bundeszeichen der Beschneidung gege ben wurde, Cap. 17, 11; worauf auch Paulus die ganze Bes weisführung gründet, die Röm. 4, 9. ff. gelesen wird, deren Zweck ist, zu zeigen, daß die Gerechtigkeit vor Gott auf den Glauben sich gründe, nicht aber darauf, daß man jenes Sas cramentes theilhaftig geworden sei; denn wenn Sacramente, nach christlichem Begriff, solche feierliche Handlungen find, die auf göttlicher Einsehung durch Jesum Christum beruhen und diejenigen, so glauben, der göttlichen Gnade gewiß und theils haftig machen, so war auch die Beschneidung zur Zeit des A. Bundes ein Sacrament, von Gott für die Gläubigen verord: net, zum Zeichen und Siegel der Gnade, die er ihnen zu Theil werden lassen wollte. Wer hat, fragt Paulus V. 9., Antheil an der Sünden vergebenden Gnade Gottes, dürfen nur Jus den, oder auch solche, die des Sacramentes der Beschneidung nicht theilhaftig geworden sind, sich dieselbe versprechen? Offens bar, antwortet er darauf V. 9. 10., wurde Abraham gerecht durch den Glauben, ehe er noch die Verordnung jenes Sacra: mentes empfangen hatte; und das geschahe recht absichtlich so, nach Gottes gnädigem und gutem Willen, der damit deutlich erklären wollte, wie nach Abrahams Vorgange und Beispiele

alle, ohne Ausnahme und Unterschied, von ihm gerechtfertigt werden sollten, wenn sie anders nur die Glaubensgesinnung Abrahams besäßen. Das Sacrament des A. B., die Beschneis dung, ist also erst eingesetzt worden, nachdem Abraham schon durch den Glauben gerecht geworden war, zum unwidersprech; lichen Zeugniß, daß nur die Gesinnung des Herzens, nicht aber irgend etwas Aeußeres vor Gott gerecht mache, und daß das beglückende Verhältniß, in welches ein Sünder mit Gott treten könne, ganz allein von seinem Glauben abhänge. In der folgenden Periode, unter dem Geseß und durch dasselbe, verbreitete sich unter den Juden, aus einem sehr natürlichen Hange des fleischlich-gesinnten Herzens, die irrige Ansicht, die Beschneidung allein könne vor Gott gerecht machen, und daß es des Glaubens Abrahams zur Gerechtigkeit bedürfe, übersahe man, denn es ist der Trägheit des Menschen viel bequemer, irgend eine, wenn auch noch so schwere, äußere Handlung zu vollziehen, als sich innerlich im Glauben mit Gott zu verbins den. Derselbe Irrthum, den die Juden rücksichtlich auf die Beschneidung hegten, hat sich im Reiche Gottes zu verschiede nen Zeiten und auf verschiedene Weise in mannigfachen For: men wiederholt, indem es nur allzuoft äußere Dinge waren, worauf verblendete Herzen ihre Rechtfertigung gründeten, wåh; rend der Ausspruch des Apostels allein und ewig gilt im Reiche des Herrn: So halten wir es nun (so hegen wir nun die Ueberzeugung), daß der Mensch gerecht werde, ohne des Ge seßes Werke, allein durch den Glauben, Róm. 3, 28.

3. Glaube und Werke.

Ist es nun der Glaube allein, der uns der Gnade und des Wohlgefallens Gottes theilhaftig macht, so ist es wichtig, diesen Glauben zu besißen; da sich aber über die Natur und das innerste Wesen desselben sehr leicht irrige Vorstellungen verbreiten, da nicht geleugnet werden kann, daß ein heiliger Wandel, ein gewisses Verhalten, Werke, in der heil. Schrift, A. und N. Testaments, gefordert werden, da diese Werke für das zeitliche Leben von der äußersten Wichtigkeit sind und ihre Folgen sich über die Zeit hinaus bis in die Ewigkeit erstrecken: so muß man sich über das Verhältniß zwischen Glauben und Werken verständigen. Die Werke an und für sich, als auch

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etwas Aeußeres, können vor Gott, dem Herzenskündiger, nicht rechtfertigen; aber jedes Werk entspringt im Innersten des menschlichen Gemüths, jenachdem nun seine Quelle gut oder böse ist, ist es selbst gut oder böse; ist nun das Herz des Men: schen voll Glaubens, erfüllt von einer wahrhaft göttlichen Ge: sinnung, so kann es nicht fehlen, daß sich diese Glaubensgefin: nung auch in den Werken åußerlich abspiegeln wird, und diese sind daher ein Zeugniß für jenen. Deshalb sagt der Erlöser Matth. 7, 17: Ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte, aber ein fauler Baum bringet arge Früchte wie das Herz, so das Werk; V. 18: ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte brin gen sollten auch seine Früchte gut aussehen und einen lieb: lichen Schein haben, so taugen sie doch vor dem Allwissenden nichts, wie die Werke der Heuchler. Paulus macht auf die verschiedenen Werke des Fleisches (der ungöttlichen, ungebesser: ten, glaublosen Gesinnung) und des Geistes (des göttlichen, vom Geiste Gottes gebesserten, gläubigen Sinnes) aufmerksam, indem er sagt Gal. 5, 19—22: Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unzucht, Unrei: nigkeit, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch habe zuvor gesagt, und sage noch zuvor, daß, die solches thun, werden das Reich Gottes nicht ererben; die Frucht aber des Geistes ist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit. Wo jene ersten Werke sich finden, haben sie gewiß im Unglauben ihren Grund, so wie die lekteren vom Geiste Gottes, durch den Glauben, in uns erzeugt werden. Und so gewiß der Glaube in uns nichts anders ist, als das Leben des göttlichen Geistes, so gewiß entspringen auch aus ihm Werke, und solche gute Werke sind das Zeugniß seines Daseins; der Glaube, so er åcht ist, führt daher gute Werke mit sich, und können ihm dieselben nicht fehlen, aber der Grund der Rechts fertigung sind nicht sie, sondern ihre Quelle, der Glaube. Die Unzertrennlichkeit guter Werke, eines heiligen Wandels, eines rechtmäßigen Betragens von der Glaubensgesinnung zeigt Abra: hams Leben, denn bei ihm war der Glaube, wie er es bet jedem werden soll, die Quelle aller Tugenden, die sich in so

reichem Maße bei ihm finden. Daß also der Glaube åcht ist, kein selbst ersonnener Wahn, sondern göttliches Leben in uns, das wird aus den guten Werken.erkannt, die folglich Zeugniß der Aechtheit des Glaubens, nicht aber Grund unserer Begna: digung vor Gott sind, denn hat Abraham Ruhm aus den Wer: ken, so hat er ihn deshalb nur vor Menschen, nicht vor Gott. Betrachtet man Abrahams Wandel, so zeigt es sich, welche herrliche Glaubensfrüchte in demselben sich finden.

Die erste Frucht seines Glaubens an Gott war der Ge horsam, den er ihm bewies, als er von seinem Vaterlande und seiner Freundschaft auszog, und schon hier erkennt man, wie sehr er Gott liebte, mit einer Liebe, die größer war als die natürliche Liebe zu den nächsten Verwandten und zu dem irdischen Vaterlande. Sich selbst selig fühlend im Glauben an Gott, wünschte er auch andern diese Seligkeit zu bereiten und sie deshalb zur Erkenntniß Gottes hinzuführen, daher predigte er von dem Namen des Herrn denen, die den lebendigen Gott noch nicht kannten 1 Mose 12, 8. 13, 4. 21, 33; hierin of: fenbarte er seine ächte Menschenliebe gegen Fremde und Unbekannte, und bewies zugleich die Wahrheit des Wortes: Ich glaube, darum rede ich, Psalm 116, 10. Denn der lebens dige Glaube wirkt Eifer für die Verbreitung der Ehre des göttlichen Namens, und läßt uns nicht schweigen, wie sollen fie auch glauben, von dem sie nichts gehört haben? Höchst edel ist Abrahams ganzes Betragen gegen seines Bruders Sohn Loth; lange Zeit waren sie gemeinschaftlich mit ihren Heerden auf den Weidepläßen des Landes Canaan umhergezogen, unter ihren Viehhirten entstanden mancherlei Spaltungen und Zwi stigkeiten, da besorgte Abraham, es mögte zwischen ihm und Loth das gute Vernehmen gestört werden, daher sprach er zu ihm Cap. 13, 8: Lieber, laß nicht Zank sein zwischen mir und dir, und zwischen meinen und deinen Hirten, denn wir sind Gebrüder. So wie sich hierin seine Friedfertigkeit aus: spricht, so zeigt sich seine Klugheit in dem Vorschlage, den er Loth macht, sich von einander zu trennen, und seine an: spruchslose Bescheidenheit darin, daß er, der Aeltere und Angesehenere, dem jüngeren Loth die Wahl läßt, wohin er zie: hen will. In selbstsüchtiger Anmaßung sucht sich Loth die fruchtbarste Gegend des Landes aus, welche wasserreich und ein

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