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Doch palt hat jm verkürzt sein starckes leben
dschlacht wie er war von Khayser Haynrich vertriben,
vnd mit sampt den Hungarn an jn gelan,

war geschlagen so offt der Hewnisch man.'

Das Nibelungenlied wurde schon sehr früh als selbstständiges Ganzes aus dem grossen Werk herausgenommen; es wurde mehrmals überarbeitet, und theils abgekürzt, theils mit Zusätzen versehen. Etwa zu Anfang des zwölften Jahrhunderts könnte der Sachsenkrieg hinzugedichtet sein. Ende des zwölften Jahrhunderts erhielt es durch Einführung des strengeren Reims und Scheidung der Strophen die Gestalt, in welcher wir es in Ca haben. Diese älteste erhaltene Gestalt wurde erst gegen die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts** geändert und abgekürzt in den gemeinen Text der Noth verwandelt; der dann noch einmal abgekürzt wurde in der Handschrift A, die den abgeleitetsten und schlechtesten Text enthält.

Diese Ansicht zu begründen ist hier nicht der Ort; aber einige Stellen mögen angeführt werden, die bei der Sache in Betracht kommen. Caspar Bruschius gab 1553 in Basel heraus: de Laureaco veteri et de Patavio Germanico: darin findet sich folgende Nachricht: (Pilegrinus) author fuit cuidam sui seculi versificatori Germanico, ut is rythmis gesta Avarorum et Hunorum, Austriam supra Anasianam tum tenentium et omnem viciniam late depraedantium, quos Gigantes, nostrate lingua Reckhen et Riesen vocari fecit, celebraret et quomodo hae barbarae gentes ab Othone Magno profligatae ac victae essent. Dicitur natus fuisse ex familia Roderici seu Rudigeri de Praeclara seu Pechlarn, eius qui Avaribus et Hunis praefuisse, et Arnulpho impio, Bavarorum regulo Hunos in Germaniam inducenti sup petias tulisse, in eodem et similibus poematibus legitur.***

*Diese Verse sollen, wie neuerlich wieder von Dümmler, Piligrim von Passau, Leipzig 1854, S. 96 behauptet wird, von Lazius selbst verfertigt sein. Wir können von allen andern deutschen Versen, welche Lazius vorbringt, nachweisen, dass sie wirklich alten Gedichten entnommen sind: eine besonnene Kritik darf sich daher nicht erlauben, diese Verse, weil sie unbequem sind, für ein Machwerk des Lazius zu erklären. Wenn aber Lazius diese Verse mit Versen aus dem Nibelungenlied verbindet, und sie auf den Rüdeger des Lieds bezieht, so hat er ebenso an andern Stellen Verse, die ganz verschiedenen Gedichten angehören, mit einander verbunden und in falsche Beziehung gebracht. Die Verse beweisen, dass ein Gedicht im Nibelungenvers über die Besiegung der Ungarn unter Kaiser Heinrich vorhanden war, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Nibelungenhandschrift des Lazius enthielt noch, wie mir Fr. Roth nachweist, den Laurin, der sich in keiner bekannten Handschrift mit den Nibelungen vereinigt findet.

**Siehe Zarncke, Beiträge zur Erklärung und Geschichte des Nibelungenliedes, S. 209.

*** Dümmler in der angegebenen Schrift weist zuerst nach, dass Bruschius diese Stelle wahrscheinlich aus einer Handschrift des Lazius genommen hat. Er behauptet ferner, dass Lazius nichts gesehen habe, als einen Codex der Nibelungen, und eine Stelle der Klage falsch verstanden habe. Allein der Codex des Lazius

In der ungarischen Chronik des Simon Keza aus dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts ist die Geschichte der Ungarn mit der Geschichte des Attila mit Erwähnung des Dietrich und der Grimhilde verbunden; daraus folgt, dass wirklich ein solches Buch, wie es dem Piligrim zugeschrieben wird, vorhanden gewesen sein muss.

Im Nibelungenlied selbst wird Piligrim von Passau erwähnt, was nicht anders erklärt werden kann, als durch die Annahme, dass der Dichter dem historischen Piligrim ein ehrendes Denkmal in einem erdichteten Piligrim setzen wollte. Während im ersten Theil des Lieds die Personen als unbekannte eingeführt werden, wird die frühere Geschichte Etzels und seiner ersten Gemahlin Helche als bekannt vorausgesetzt, woraus geschlossen werden darf, dass in dem ursprünglichen Werk diese frühere Geschichte erzählt war. Dagegen die Schlussstrophen des Liedes weisen auf den Inhalt der Klage und eine weitere Geschichte der Hunnen oder Ungarn.

Die Klage gibt sich aufs deutlichste zu erkennen als ein selbstständig gemachter Theil eines grösseren Werkes. In der Einleitung des alten Dichters wird gesagt, es beginne jetzt ein jammerreiches Gedicht; wer diesen Jammer nicht hören möge, solle es übergehen, und sich das Folgende lesen lassen: ob ez iemen missehaget, der sol iz lâzen âne haz, unt hære die rede fürbaz. Die Klage schliesst mit dem Versprechen, das Dietrich der Dietlinde gibt, ihr für einen Mann zu sorgen; diess kann nur eine Ankündigung sein, dass der Dichter von diesem Manne und von den Kindern der Dietlinde im Verlauf seiner Geschichte erzählen werde. Ein folgender Theil wird also deutlich angekündigt, ein vorausgegangener wird ebenso deutlich vorausgesetzt; die Verse 9 bis 267 bei Lachmann sind der Zusatz des jüngern Dichters, in welchem er die frühere Geschichte zusammenfasst. Dieser jüngere Dichter nun nennt als seine Quelle ein altes Buch, welches den Inhalt des Liedes und der Klage umfasste: aber das Nibelungenlied dieses Buches war nicht das unsrige, aber auch nicht ein anderes, sondern dasselbe in einer älteren Gestalt, rein von manchen Zusätzen, und im zweiten Theil noch vollständiger. Ueber die Entstehung dieses alten Buches berichtet die Klage folgendes: Als Pilgrim von Passau, nicht der historische, sondern der im Liede erwähnte Oheim der Burgunden, die Nachricht von dem Untergang seiner Neffen

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scheint die Klage nicht enthalten zu haben, ferner wusste Lazius ganz wohl, was der Inhalt des Liedes ist, s. S. 564 und konnte unmöglich meinen, dasselbe handle von der Besiegung der Ungarn durch Otto. Warum nicht in einem und demselben Gedicht, wie Dümmler S. 195 behauptet, ein mythischer Rüdiger an Etzels Hofe und ein historischer zur Zeit Heinrichs auftreten könne, suche ich vergebens zu verstehen. Denn dass jener mythische Rüdiger und jener historische nicht als ein und dieselbe Person dargestellt wurden, versteht sich wohl ebenso von selbst, als dass der Dichter nicht behaupten wollte, der historische Piligrim sei der Bruder der Frau Ute, Oheim der Grimhilde, gewesen.

erhielt, fasste er den Entschluss, die ganze Geschichte von Anfang bis ·zu Ende schreiben zu lassen;

wand ez vil übel waere

ob ez behalten wurde niht.
ez ist diu groeziste geschiht
diu zer werlde ie geschach.

Er zog desshalb von allen Seiten Erkundigungen ein, und liess alles nach den Nachrichten von Augenzeugen durch seinen Schreiber, Meister Konrad, aufschreiben. Diese Nachricht kann nicht anders verstanden werden, als dass der historische Piligrim durch seinen Schreiber Konrad das Gedicht nach den besten Quellen und sorgfältigsten Vorarbeiten verfassen liess.

Eine Menge innere Merkmale lassen nicht verkennen, dass unser Gedicht aus einem österreichischen Werke des zehnten Jahrhunderts durch mehrfache Ueberarbeitung hervorgegangen ist. Diese innern Merkmale können wir hier nicht umständlich besprechen; dagegen wollen wir noch die äussern Zeugnisse anführen, die von dem Vorhandensein eines älteren Nibelungenliedes verstanden werden können oder müssen.

Wolfram von Eschenbach im Parzival 420 und 206 erwähnt den Koch Rumold, deutlich nach unserm Nibelungenlied in dem Text C, siehe Pfeiffer Germania 2, 81.

Der Tegernseer Mönch Metellus dichtete um 1160 Loblieder auf den heiligen Quirinus; darin nennt er die Gegend von Bechelaren, regio, flumine nobilis Erlafia, carmine Teutonibus celebri inclita Rogerii comitis robore seu Tetrici veteris; auffallend ist der Tetricus vetus, der aus unsern Gedichten nur durch ein Missverständniss erklärt werden kann.

Der Spervogel singt von seinem Zeitgenossen Wernhart von Steinberg, er sei gewesen wie Rüedegêr, der saz ze Bechelâre. Dieser Wernhart erscheint in einer Urkunde von 1128.

Saxo Grammaticus erzählt, dass ungefähr 1131 ein deutscher Dichter, Saxo arte cantor den Herzog Knut Lavard, der in hinterlistiger Absicht von Magnus, dem Sohne des Dänenkönigs, eingeladen war, durch ein Gedicht von Grimhilde gewarnt habe: Speciosissimi carminis contextu notissimam Grimhildae erga fratres perfidiam de industria adorsus, famosae fraudis exemplo similium ei metum ingenerare tentabat.

Das älteste Zeugniss, das ich kenne, steht in Sudendorff registrum 2, 9. Probst Hermann von Bamberg ermahnt im Jahr 1061 den Bischof Gunther, nicht länger bei Erzbischof Siegfried von Mainz zu verweilen, denn das sei kein Aufenthalt für würdige Geistliche: nulla ibi gravitas, nulla disciplina. Et o miseram et miserandam episcopi vitam, o mores! Nunquam ille Augustinum, nunquam ille Gregorium recolit, semper ille Attilam, semper Amalungum et cetera id genus portare tractat.*

* Gunther von Bamberg, der durch das Lied des Ezzo schon eine Stelle in der Literaturgeschichte hat, wird hier S. 6 selbst egregius poeta genannt.

Mein Buch hat sehr lebhafte Entgegnungen gefunden; doch ist bis jetzt fast ausschliesslich die Frage des Textes zur Verhandlung gekommen. Mir angeschlossen hat sich in diesem Punkt Zarncke, zur Nibelungenfrage 1854. Schriften der Gegner sind: Müllenhoff, zur Geschichte der Nibelungen Noth, Braunschweig 1855; Max Rieger, zur Kritik der Nibelungen, 1855. Liliencron über die Nibelungenhandschrift C, Weimar 1856. Ich habe geantwortet in der kleinen Schrift: Kampf um der Nibelunge Hort gegen Lachmanns Nachtreter, Stuttgart 1855 und in Pfeiffers Germania.

Viele Gelehrte stimmen mir in der Textfrage bei, und haben auch Lachmanns Kleinliedertheorie aufgegeben, ohne aber meine neue Ansicht anzunehmen. Einige geben zu, dass Piligrim ein Nibelungenlied habe schreiben lassen, aber eben nichts weiter als ein Nibelungenlied, und diess lateinisch; eine deutsche Uebersetzung dieses lateinischen Gedichts sei die Quelle der Klage, die Grundlage unseres Liedes gewesen. Was das erste betrifft, so kann nach den Angaben der Klage selbst nicht im mindesten zweifelhaft sein, ist auch von Lachmann selbst zugegeben, dass das alte Buch mehr umfasste als bloss den Inhalt des Liedes. Was das zweite betrifft, so beruft man sich auf eine allerdings sehr scheinbare Stelle im Schluss der Klage: das Buch sei geschrieben worden in latînischen buochstaben, und dann sei es oft in deutscher Zunge gedichtet worden. Aber nirgends heisst, in lateinischen Buchstaben schreiben so viel als in lateinischer Sprache dichten, und, welches auch der Sinn dieser Stelle sein mag, die übrigens erst von dem jüngern Dichter herrührt, so war doch jedenfalls das Buch, aus welchem der Dichter der Klage schöpfte, ein deutsches: diess zeigt die Art, wie er es anführt 285, und die oft wörtliche Uebereinstimmung des Liedes. Niemand wird ernstlich behaupten, dass das Lied eine Uebersetzung aus dem Lateinischen sei; Vers und Sprache müssten dann ganz anders sein.

In die Geschichte der Sage selbst einzugehen, muss ich mir hier versagen. Die älteste, noch heidnischer Zeit angehörige dichterische Gestaltung des Stoffes ist enthalten in den Eddaliedern, deren Lücken zum Theil aus der jüngern Edda und der Völsungasage ergänzt werden können. Es ist aber diese älteste Fassung der Sage weder vollständig, noch ohne Verwirrung und spätere Zusätze auf uns gekommen, und es bedarf einer noch nicht gemachten kritischen Arbeit, um sie rein darzustellen. Ganz abweichend vom Lied ist es hier Atli, der den Niflungen den Schatz und das Leben rauben will.

Wie im nördlichen Deutschland die Sage zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts gesungen und erzählt wurde, erfahren wir aus der Thidrikssaga, früher Vilkinasaga genannt. Man erkennt neben den Einflüssen des Liedes Reste einer ältern, einfachern Darstellung.

Die Spuren der Sage bei den Angelsachsen sind von Uhland in Pfeiffers Germania 2, 344 untersucht worden.

Dass der Untergang des burgundischen Gundicarius durch Attila im Jahr 437 der geschichtliche Kern des Nibelungenliedes sei, wird behauptet; aber es ist ziemlich sicher, dass die Nachricht, die erst bei Paulus Diaconus steht, durch ein Missverständniss entstanden ist. Weder kam Attila im Jahr 437 an den Rhein, noch zog Gundicar, um sich vernichten zu lassen, zu den Hunnen; sondern die Burgunden fanden ihren Untergang durch Aetius und die von Aetius nach Gallien geführten hunnischen Hülfstruppen.

Ueber die Gestalt der Sage in Deutschland in der älteren Zeit haben wir keine weiteren Zeugnisse als im Hildebrandslied und im Waltharius. Aus dem ersten erfahren wir, dass Dietrich und Hildebrand mit einem Heere aus dem Lande der Hunnen zurückkehren. Dietrich hat also seine Helden noch nicht im Kampfe mit den Nibelungen verloren; die Verbindung der Nibelungensage mit der Dietrichssage hat noch nicht stattgefunden. Aus dem zweiten lernen wir, dass die Nibelungen zwar bereits in Worms wohnten, aber noch keine Burgunden waren, sondern Franken, und dass die Gemahlin Attila's noch Ospirin hiess. Da wir nun im zwölften und dreizehnten Jahrhundert allgemein die Vereinigung der Nibelungen- und Dietrichssage vollzogen, ebenso allgemein die Nibelungen als Burgunden dargestellt, und die Gemahlin Etzels Helche genannt finden, so muss derjenige, der diese tiefgehende Umwandlung der Sage zuerst ausführte, zwar nach der Mitte des zehnten, aber lang vor dem zwölften Jahrhundert gelebt haben. Dieser aber ist kein anderer, als Konrad, der Schreiber Pilgrims; er war es, der zuerst nach der falschen Angabe des Paulus in dem Gunther der Sage den burgundischen erblickte, und daher wird im Gedicht und in der Klage die neue Entdeckung, dass die Helden Burgunden waren, so nachdrücklich hervorgehoben; er war es, der zuerst die vorhandene Sage von dem Aufenthalt Dietrichs bei Etzel dazu benützt, um den Untergang der Burgunden bei den Hunnen zu erklären, daher so nachdrücklich betont wird, dass ohne die Christen, ohne Dietrich die Burgunden nicht überwältigt worden wären. Er war es, der den Giselher aus der lex Burgundionum, die Helche, den Blödelin aus der Geschichte** in die Sage aufnahm. Er war es, der die Liebe und Treue der Grimhilde an die Stelle des auf dem Schatze ruhenden Fluches zur bindenden und leitenden Kraft des Gedichtes erhob. Er ohne Zweifel ist es auch, der die Gestalt des Volker, und den mit so vieler Liebe behandelten Rüdeger (wohl wegen einer noch dunkeln Beziehung von Piligrim zu der Burg von Bechelaren) zuerst in die Sage einführte.

* Siehe Müllenhoff in Haupts Zeitschrift 10.

** Die Form Bloedel scheint als nächste Quelle den Beda erkennen zu lassen, wo er Bledla heisst. h. e. 1, 13.

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