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REESE

EINLEITUNG.

Das Nibelungenlied ist oft im dreizehnten, vierzehnten und fünfzehnten, und noch einmal im sechszehnten Jahrhundert abgeschrieben worden. Den ausführlichsten Text gibt eine alte Handschrift auf Pergament (C, die Lassbergsche) und eine junge auf Papier (a, die Wallersteinsche), und von drei alten Handschriften je ein gerettetes Blatt. Alle andern Handschriften enthalten einen kürzeren Text, in welchem das Gedicht nicht mehr der Nibelunge liet, sondern der Nibelunge nôt genannt wird, wesshalb wir ihn kurz mit N bezeichnen. N ist am kürzesten und mit eigenthümlichen Lesarten in der Münchner Handschrift A enthalten; der gemeine Text ist die Noth, wie sie in allen übrigen Handschriften überliefert ist mehr oder weniger vollständig, unter sich aber wieder manchfach abweichend, geben ihn die Berliner I, die Wiener d, die zweite Münchner D, die St. Galler B. Zwei Handschriften, C und A, kommen aus Hohenems, eine dritte B, und vermuthlich auch a aus Werdenberg in der Nähe von Hohenems. Von einer niederländischen Uebersetzung des dreizehnten Jahrhunderts sind Bruchstücke gefunden.

Das Lied wurde nicht, wie die Gedichte des Heldenbuchs, in den ersten Zeiten der Buchdruckerkunst durch den Druck vervielfältigt; daher war es lange fast ganz vergessen. Nur der Wiener Arzt und Historiograph Lazius kannte es und liess in seiner Schrift de gentium aliquot migrationibus, 1555 einige Stellen daraus drucken. Erst vor ungefähr hundert Jahren wurde es wieder entdeckt in Hohenems, von dem Zürcher Bodmer, der 1757 den zweiten Theil unter dem Titel Chriemhilden Rache herausgab. Diese erste unvollständige Ausgabe wurde wenig beachtet, und ebenso ging es der ersten vollständigen, die C. H. Myller 1783 unter dem Titel der Nibelungen liet, ein Rittergedicht, Friedrich dem Grossen widmete, wofür er die bekannte ungnädige Antwort erhielt, das Gedicht sei nicht einen Schuss Pulver werth und er, der König, werde dergleichen elendes Zeug nicht in seiner Büchersammlung dulden. Eigentlich bekannt wurde das Gedicht erst durch Fr. H. von der Hagen, dessen erste Ausgabe 1810 erschien, und dessen dritte grosse Ausgabe von 1820 den Text von B und die Lesarten aller damals bekannten Handschriften sammt

Einleitung und Wörterbuch enthielt, eine sehr verdienstliche Arbeit, die aber nicht mehr die verdiente Anerkennung fand, da sich bald die Gunst der Ausgabe Lachmanns zuwandte. Diese erschien zuerst 1826, dann mit Auszeichnung des angeblich Echten und Zählung der sogenannten Volkslieder 1841 und 1851. Diese Ausgabe, die den Text von A mit einer sehr bequemen Vergleichung des gemeinen Textes enthält, blieb fast ausschliesslich im Gebrauch. Den ausführlichsten Text gab Lassberg nach seiner Handschrift im Liedersaal 1826 (im Buchhandel erst seit 1846) und von der Hagen in seiner vierten Ausgabe 1842. Zum erstenmal nach beiden Handschriften und mit Vergleichung des gemeinen und Lachmannschen Textes ist das Lied gedruckt in unsrer Ausgabe, Stuttgart 1857. Diese Ausgabe ist es, welche hier zum Schulgebrauch, mit Weglassung der Varianten, wiederholt wird. Alle andern Ausgaben haben für die Geschichte des Textes keine Bedeutung, und können hier mit Stillschweigen übergangen werden.

Von erklärenden Schriften ist ausser den unten anzuführenden Schriften nur zu erwähnen: Anmerkungen zu der Nibelungen Noth, von F. H. von der Hagen, Frankfurt 1824; es ist bis jetzt der einzige Commentar zum ganzen Gedicht, enthält aber sehr viel Unnöthiges.

Ueber die Entstehung des Gedichtes sind die Ansichten noch verschieden. Sehr grossen Beifall und eine Zeit lang fast ausschliessliche Geltung fand die Ansicht Lachmanns, die sich in folgende Sätze zusammenfassen lässt. Das Gedicht von den Nibelungen beruht auf der Sage; aber die Sage war als Ganzes weder in Prosa noch in Versen überliefert, sondern es gab nur kürzere Volkslieder über einzelne Theile derselben.* Es gab solche Lieder schon zwischen 1170 und 1190; eine verlorene Sammlung solcher älterer Lieder war das deutsche Buch, auf welches sich der Dichter der Klage beruft. Zwanzig jüngere, zwischen 1190 und 1210 entstandene, und schon im Munde des Volks durch Zusätze verlängerte Lieder wurden 1210 von einem Unbekannten aufgeschrieben und an einander gereiht. Alle Volksdichter hatten sich das Gesetz auferlegt, ihre Gedichte in eine Strophenzahl zu bringen, die mit sieben ohne Rest dividiert werden kann; auch die Fortsetzer erlaubten sich nur Zusätze nach der Siebenzahl zu machen, bald auf einmal, bald höchst kunstreich die Strophen einzeln an verschiedenen Stellen vertheilend. Erst der Sammler machte Zusätze, ohne die Heiligkeit der Siebenzahl zu beachten. Diese

*) Wie sich Lachmann und seine Schüler das Verhältniss der Volkslieder zur Sage denken, ist nirgends deutlich ausgesprochen. Eine allgemeine Kenntniss der Sage wird zugegeben, und der Volksdichter weist seinem Liede seine Stelle an in der bekannten Sage; aber dann soll wieder der Dichter eines Liedes von der Sage nicht viel mehr kennen als die einzelne That, die er besingt, und die Sage soll weder in Prosa erzählt, noch in umfassendem Gebiet gesungen worden sein. Eigentlich müsste die Kleinliedertheorie, wenn sie herzhaft wäre, behaupten, dass die Sage erst durch die Vereinigung der Lieder entstanden sei.

erste Aufzeichnung der 20 Lieder mit den Zusätzen und Aenderungen des Sammlers enthält die Handschrift A, die daher in Lachmanns Ausgabe zu Grund gelegt ist. Es war aber natürlich, dass die geringe Thätigkeit des Sammlers nicht genügte, um aus zwanzig selbstständigen Liedern verschiedener Volksdichter ein einziges Gedicht zu machen. Es war nöthig, die Widersprüche zu entfernen, die Uebergänge herzustellen, zu ebnen, zu glätten, auszufüllen. Der so veränderte und vermehrte Text ist der gemeine. Ein Kritiker, dem diese Arbeit noch nicht genügte, besserte und vermehrte noch einmal, und so entstand noch vor 1225 der Text C.

Entwickelt wurde diese Lehre von Lachmann zuerst in der kleinen Schrift: über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth, Berlin 1816 und ausführlicher in den Anmerkungen zu den Nibelungen, Berlin 1836. Dieses Buch enthält auch eine Abhandlung, Kritik der Sage von den Nibelungen, und die vollständigste und genaueste Variantensammlung. Es ist ferner zu vergleichen: Lachmanns Abhandlung über das Hildebrandslied in den Abhandlungen der Berliner Akademie vom Jahr 1833.

Es ist hier nicht meine Absicht, diese Lehre einer Kritik zu unterwerfen sie hat jetzt noch zahlreiche und gelehrte Anhänger.

Eine neue Ansicht wurde aufgestellt in meiner Schrift: Untersuchungen über das Nibelungenlied, Stuttgart 1854; ich dränge sie hier in folgende Sätze zusammen.

Piligrim, Bischof von Passau 971-991, gab seinem Schreiber, Meister Conrad, den Auftrag, die Geschichte der Ungarn in einem deutschen Gedichte zu erzählen. Conrad besang im ersten Theil seines Werkes die Geschichte des Attila nach den vorhandenen deutschen Heldenliedern. Er begann mit der frühern Geschichte Etzels bis zum Tod seiner ersten Gemahlin Helche; aus diesem Theile seines Gedichtes ist einiges in dem Gedicht von der Ravennaschlacht, freilich sehr getrübt und überarbeitet, erhalten. Sodann erzählte er die zweite Ehe Etzels mit Grimhilde, wobei die frühere Geschichte derselben und die Ermordung Siegfrieds eingeflochten werden musste. Dieser Abschnitt seines Gedichts ist die Grundlage unseres Nibelungenlieds. Es folgte sodann als Uebergang zur Geschichte der Ungarn eine ausführliche Schilderung der Trauer der Uebriggebliebenen, die Abreise Dietrichs, der Tod Etzels. Dieser Abschnitt des alten Werks ist uns in einer Bearbeitung des 13. Jahrhunderts, der Klage' gerettet.

Im zweiten, mehr historischen Theil besang Conrad die Geschichte der Ungarn, oder vielmehr der Deutschen, insbesondere der österreichischen Länder bis zu dem grossen Sieg auf dem Lechfeld. Von diesem ganzen zweiten Theil ist nichts erhalten als folgende vier verdorbene Verse bei Lazius:

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