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hand in das Gewissen eines erschrocknen Kerkermeisters gesäet, hier aus den Keimen, welche zerstreuete Flüchtlinge nach Antiochia brachten; so klein und unansehnlich der Saame des Wortes, so klein und zart war im Anfang die junge Saat. Das ist die Art und das Merkmal alles guten, göttlichen Werkes, daß es klein und in der Tiefe anhebt. Aber wie lange währt es, so kann der Apostel schreiben: „Von Jerusalem an und umher bis an Jlyrikum habe ich Alles mit dem Evangelio Christi erfüllet"; wie lange währt es, so breitet sich's aus über das weite römische Reich, so wird es zum Baum, der seine Aeste über das ganze Morgen- und Abendland erstreckt. Aus allen Völkern, aus allen Zungen, aus allen Sprachen sammeln sie sich unter seinen Zweigen: die Kirche Christi bauet ihr großes Haus in die Welt hinein, ihre Räume werden voll, und noch ist ihr Siegeszug nicht zu Ende: die Inseln am Meere und die Länder unter dem heißen Süden harren auf sie; der Herr gibt sein Wort mit großen Schaaren von Evangelisten; jedes Missionsfest, das wir feiern, bringt neue Kunde von neuen Siegen, bis an das Ende der Erde dringt die Stimme seiner Boten. Das Alles ist so bekannt, daß es keines weitern Beweises bedarf. Aber, meine Lieben, wer nun auch weiter nichts von dem Christenthum wüßte, als dieses sein weltgeschichtliches Wachsthum, und etwa dazu noch eine Kunde hätte von dem Blute des Märtyrerthums, das die Wurzel dieses Baumes tränkte, und von den gewaltigen Hindernissen, mit denen es den Kampf zu bestehen hatte: die ganze römische Weltmacht mit allen Waffen der Gewalt, mit Feuer und Schwert und die sinnbethörende, versuchliche Macht des Heidenthums, und wie es durch das Alles hindurchgebrochen und immer weiter und höher gewachsen ist: gewiß, er müßte mit Erstaunen da

vor stehen bleiben, er müßte anerkennen, daß wir es hier mit einer Erscheinung zu thun haben, die nicht ihres Gleichen in der Weltgeschichte hat, und die sich auch keineswegs aus dem Zusammenhang der natürlichen Ursachen und Wirkungen erklären läßt: eine große göttliche Pflanzung, vom Thau und Regen des Himmels getränkt und von den Kräften göttlicher Allmacht beschirmt, ein Wunder vor unsern Augen.

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II.

Doch damit stehen wir nur erst an der äußern Seite. Das zweite Gleichniß führt uns tiefer; denn, spricht der Herr weiter: Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, welchen ein Weib nahm und verbarg ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es gar durchsäuert war." Das bedeutet die welterneuernde Kraft des Christenthums. Die drei Scheffel Mehl sind die große Menge der Menschheit, das Völkermeer, das natürliche Völkerthum, das kein Leben und keine Lebenskraft mehr in sich hat, abgestanden, schaal, falzlos, eine todte Masse. In diese Masse senkt sich das Christenthum wie ein Sauertaig ein, um ihn von innen heraus zu durchdringen, zu beleben, zu durchsäuern. Merket wohl, Andächtige, nicht zerstören will es den natürlichen Boden der Menschheit, nicht ausreuten, was Gott durch die Schöpfung gepflanzt hat; aber einen neuen Geist will es hineinbringen: umbilden, heiligen, verklären: das ist die Absicht des Christenthums, und das ist der Sinn unsres Gleichnisses, wie abermal die Geschichte bezeugt. Als das Himmelreich auf die Erde kam, war die römische Welt wie ein faulender Sumpf, wie ein in Fäulniß übergehender Leib, an dessen Heilung die Kunst und Weisheit seiner Aerzte längst verzweifelt hatte: Verzweiflung an aller Hilfe, ein Verzwei

feln an aller Wahrheit, ein Sittenverderben, das sich kaum mit Worten beschreiben läßt; im Namen aller derer, die dieser alten Welt angehörten, spricht es der Apostel aus: Es ist genug, daß wir die vorige Zeit des Lebens zugebracht haben nach heidnischem Willen, da wir wandelten in Unzucht, Lüften, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei, gräulicher Abgötterei, und nun, nachdem der Sauerteig des Evangeliums in diese Fäulniß eingedrungen ist, nun kann St. Paulus mit Danksagung gegen Gott an die Philipper schreiben: „daß ihr seid ohne Tadel und lauter und Gottes Kinder, unsträflich mitten unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht, unter welchem ihr scheinet als Lichter in der Welt, damit, daß ihr haltet an dem Wort des Lebens, mir zum Ruhm an dem Tage Christi, als der ich nicht vergeblich gelaufen, noch vergeblich gearbeitet habe." Das ist die welterneuernde Kraft des Christenthums. Es hat eine neue Erkenntniß göttlicher und menschlicher Dinge, eine bessere Sitte, eine edlere Gesinnung geschaffen, es hat die ganze Gestalt des Lebens bei denen, in welchen es Eingang fand, umgewandelt. Insbesondere drei herrliche Tugenden sind es, welche von dieser Wandlung Zeugniß geben: eine Sittenreinheit, von der das Heidenthum gar keine Vorstellung hatte, eine Geduld und Standhaftigkeit im Leiden um des Herrn willen, welche selbst die Dränger und Peiniger der Christen in Verwunderung sezte, eine herzinnige, aufopfernde Bruderliebe, die den Heiden so wunderbar dünkte, daß sie einander zuriefen: „Sehet, wie sie sich unter einander lieben, und wie sie bereit sind, für einander zu sterben", und in hellen Haufen kamen, um nach dem Quell zu fragen, aus dem diese wunderbare Liebe quoll mitten in dieser kalten liebeleeren Welt. So war es in der alten Kirche; sie war das Salz der Welt. Und um nun noch

einen Blick auf unsern eignen heimischen Boden, auf die ro hen, aber jugendkräftigen Völker des Abendlandes zu werfen, so wisset ihr selbst, wie ihre ganze Bildung und Geschichte aus dem Christenthum hervorgewachsen ist, und wie insbesondere unser deutsches Volk Alles, was es Gutes, Edles und Schönes besigt, und was es an herrlichen Zügen und Großthaten in seiner Vergangenheit aufzuweisen hat, demselben verdankt. Unsere gesammte Cultur in Kunst und Wissenschaft ruht auf dem Christenthum, unsere Bildungsanstalten, unser Schulwesen, unsere berühmten Dichter und Denker, auf die wir so stolz sind, selbst diejenigen unter ihnen, die sich gegen das Christenthum gleichgiltig oder feindselig verhalten, sie sind doch nur unter den Einflüssen des Christenthums das geworden, was sie sind. Haben sie es verachtet, so ha ben sie ihre eigne Mutter verachtet. So hat sich das Christenthum recht eigentlich als der Sauertaig erwiesen, der die Masse durchdrang. Aber, meine Freunde, wir müssen noch tiefer hinabsteigen, wenn wir die Bedeutung unseres Gleichnisses verstehen wollen, von der äußern Erscheinung hinab in die verborgenen Stätten, wo die eigentliche Werkstatt des heiligen Geistes ist: in die Häuser, in die Herzen, in den stillen Lebensgang der Menschen, die von der Himmelskraft des Evangeliums sich ergreifen, erziehen, heiligen ließen, in die Lebens- und Leidensgeschichte aller wahren Christen, die zwar nicht in den Büchern der Menschen geschrieben steht, wohl aber in dem Buch des ewigen Gottes, — ,0 meine Brüder, wenn das einmal offenbar wird am jüngsten Tage, so wird sich's ausweisen, daß da der Anfang einer neuen Menschheit aus der alten herausgeboren worden ist: ein Volk Gottes, gereiniget durch das Blut Jesu Christi in Vergebung der Sünden, wiedergeboren zu Kindern Got

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tes durch den heiligen Geist, herangewachsen in der Schule des Glaubens und des Kreuzes, geläutert im Ofen der Trübsal, reich an guten Werken; eine Heilige Gemeinde, wie es der Apostel ausdrückt, aus Sünde und Tod zu einem neuen Leben erstanden, mitauferweckt mit Christo und sammt ihm in das himmlische Wesen versetzt. Da habt ihr den innersten Sinn und Kern unseres Gleichnisses: die welterneuernde Kraft des Christenthums. Gewiß es müßte Einer schon ganz blind geworden sein, wenn er kein Auge und kein Verständniß mehr dafür hätte; wer aber selbst etwas davon erfahren hat, der preiset die wunderbare Gnade Gottes, die durch das einfache, unansehnliche Wort des Evangeliums so Großes und Herrliches in diesem alten, stechenden, dem Verderben verfallenen Geschlechte gewirkt hat und noch immer wirkt. Vergeßt dabei auch das Weib nicht, das diese Hand voll Sauerteig in die drei Scheffel Mehl hineingemengt und hineingearbeitet hat, die treue Magd des Herrn, die Kirche meine ich, die Trägerin seines Worts, die Verwalterin seiner Sakramente; stoßt euch nicht an`ihrer staubbedeckten Hand und achtet sie nicht gering um ihres ärmlichen Gewandes willen, sondern danket ihr ihren treuen Dienst und ehret sie auch unter der Knechtsgestalt, die sie gegenwärtig trägt. Es kommt eine Zeit, wo sie mit köstlichem Schmucke angethan offenbar wird als die Braut des Herrn.

III.

Dies führt mich auf den letzten Punkt:,,Bis daß es gar durchsäuert war", heißt es im Gleichniß. Und das hat sich ja noch keineswegs erfüllt. Oder wer dürfte sagen, daß dieses ganze große Völkermeer der Menschheit bereits von der Gotteskraft des Christenthums durchsäuert, vom göttlichen

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