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Das heilige Kindesleben Jefu.

Gehalten am ersten Epiphaniassonntag 1865.

Thomasius, Predigten.

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Die Guade unseres Herrn Jesu Chrifti und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit Euch Allen. Amen.

Ev. Luc. 2, 41-52.

„Und seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest. Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Jerusalem, nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wußten es nicht. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise, und suchten ihn unter den Gefreundten und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Je rusalem, und suchten ihn. Und es begab sich nach dreien Tagen, fanden sie ihn im Tempel sißen mitten unter den Lehrern, daß er ihnen zuhörte, und sie fragte. Und Alle, die ihm zuhöreten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antwort. Und da sie ihn sahen, entseßten sie sich. Und seine Mutter. sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das gethan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Was ist es, daß ihr mich gesucht habt?

Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das er mit ihnen redete. Und er ging mit ihnen hinab, und kam gen Nazareth, und war ihnen unterthan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Guade bei Gott und den Menschen.

Gemeinde des Herrn! Das Wort des zwölfjährigen Jesus im Tempel: „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, was meines Vaters ist?" bildet den Mittelpunkt unseres heutigen Evangeliums. Um dieses Wortes willen hat die Kirche unser Evangelium an die Spiße der Epiphaniassonntage gestellt. Es ist ein bedeutsames Wort, welches in seiner wunderbaren Einfalt und Einfachheit doch das Geheimniß des Kindes Jesu, das Geheimniß seines gottmenschlichen Wesens und Lebens erschließt; es bezeichnet einen entscheidenden Moment in der Lebensentwicklung desselben. Es will aber betrachtet sein im Zusammenhange mit der lieblichen Geschichte, von der es umgeben ist, die für uns um so wichtiger sein muß, als sie der einzige Zug ist, den uns die Schrift aus dem Kindesleben Jesu berichtet: erst im Zusammenhange damit gewinnt jenes Wort sein rechtes Verständniß. So wollen wir denn dieses Wort: „Muß ich nicht sein in dem, was meines Vaters ist?" in die Mitte dieser Geschichte hinstellen und daraus

die heilige Lebensentwicklung des Kindes Jesu

zu begreifen suchen. Es sind vier Stufen, durch welche sie hindurchschreitet: die früheste Kindheit, die Lehrzeit, das Bekenntniß der Gottessohnschaft und der freie Sohnesgehorsam des Gottmenschen. Es ist auf jeder dieser Stufen für uns und unsre Kinder unendlich viel zu lernen und zu beherzigen;

aber ich muß euch heute die Anwendung davon selbst überlassen; der Text ist zu reich und die Zeit zu kurz. Gebe uns Gott seinen Geist und seinen Segen dazu!

I.

Beginnen wir mit der ersten Kindheit des Herrn. So wunderbar sein Eintritt in das menschliche Leben war, so einfach und fast unscheinbar der weitere Verlauf desselben. Er ist vom Himmel herab in diese Welt gekommen, der ewige Sohn des Vaters, empfangen vom heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau, von den Engeln als des Volkes Herr und Heiland begrüßt; aber ihm selbst blich das Geheimniß seiner himmlischen Abkunft verborgen. Maria hatte es in heiliger Scheu bewahrt, sie durfte nicht eigenmächtig der Stunde vorgreifen, welche der Vater seiner Weisheit vorbehalten hatte, um das große Geheimniß, das nur erst wie schlummernd in des Kindes Herzen lag, zu erwecken. So war und wuchs das Gottesfind in Nazareth auf als ein wahrhaftiges Menschenfind, nicht nur an Gestalt und Geberden, sondern auch dem Sinn, der Art und dem Bewußtsein nach als ein Mensch erfunden; sein Leben ein rechtes, volles, natürliches Kindesleben - nichts Außerordentliches, nichts Wunderbares in seinem Thun, wie denn auch die Schrift nichts derartiges von dem Kinde erzählt; nur daß es wie ein tiefer himmlischer Hintergrund aus seinen Augen wird hervorgeleuchtet haben, und daß ein heiliger Zug über sein ganzes Wesen ausgebreitet war, ein Etwas, das nicht von dieser Welt ist, wodurch es sich von andern Menschenfindern unterschied. Und so wahrhaft kindesartig und kindlich sein ganzes Kindesleben war, so still und verborgen war es auch verborgen vor den Augen der Welt, entzogen der unzarten Berührung menschlichen Lobes und menschlicher Thorheit, wie eine Rose im

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