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gemåstetes Kalb geschlachtet in der Freude, daß er ihn wieder hat." Darüber ward der Bruder zornig und wollte nicht hineingehen. Der Vater gieng zu ihm hinaus, und redete mit ihm. Der Sohn sprach : Siehe so viele Jahre diene ich dir, und habe dein Gebot noch nie übertreten, aber mir hast du noch nie ein Böcklein gegeben, daß ich mit meinen Freun= den fröhlich wäre. Jezt da dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit leichtfertigen Leuten verschlungen hat, hast du ihm ein Kalb geschlachtet." Dar= auf erwiederte ihm der Vater: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du sollst aber fröhlich und gutes Muthes seyn. Denn dieser dein Bruder war todt, und ist wieder lebendig worden. Er war verloren, und ist wieder gefunden."

Was fagt die Geschichte von dem verlornen Sohn?,,Leichtsinn führt zur Sünde, Sünde führt ins Unglück, Unglück weckt zur Erkenntniß und Reue. Die Reue rechter Art führt zu dem Vater. Kein Vater kann den Thrånen seines unglücklichen und reumüthigen Kindes sein Herz verschließen. Er nimmt es mit Erbarmen wieder an, und mit Freude, wenn es gebessert ist." Gott ist der erbarmende Vater aller Menschen, welche sich mit Vertrauen zu ihm wenden. Seine Barmherzigkeit ist größer

als der Menschen Barmherzigkeit.

29.

Von dem Pharisåer und dem Zöllner.

Es giengen zwei Menschen in den Tempel, bak

fie beteten, einer ein Pharifåer, der andere ein Zöllner. Der Pharifåer stand für sich abgesondert, und betete also:,,Ich danke dir Gott, daß ich nicht bin, wie andere Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, und gebe den Zehnten von allem, was ich habe.“ Der Zöllner aber stand von ferne und wollte nicht seine Augen aufheben gegen den Himmel, sondern er schlug an seine Brust und sprach: „Gott sey mir Sünder gnådig!“

Was lehrt der Heiland der Menschen in diesem Gleichniß?

Wer sich selbst für fromm hålt, und ist es nicht, wer sich nur vor groben Unthaten hütet, und nur äußerlich schöne Werke thut, und verachtet die andern, der ist noch ferne von der Gnade Gottes. Gott widerstehet den Hoffårtigen, aber den Demüthigen gibt er Gnade.

,,Wahrlich," sprach Jesus,,,der Zöllner gieng hinab, gerechtfertiget in sein Haus vor dem Pharifåer. Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt werden. Wer sich aber selbst erniedrigt, der wird erhöhet werden.“

30.

Von dem Unbarmherzigen.

Es hielt ein König Rechnung mit seinen Knechten

oder Dienern. Unter diesen kam ihm einer vor, der war ihm zehntausend Pfund zu bezahlen schuldig; dieß ist nach alter Geldrechnung eine sehr große Summe, die kaum ein Diener seinem Herrn erseßen kann, wenn er sie veruntreut hat. Da nun der Knecht nicht hatte, zu bezahlen, befahl der Herr, ihn, seine Angehörigen und alles, was er hatte, zu verkaufen. Dazumal verkaufte man noch Men= schen zu gezwungener Knechtschaft. Da fiel der Knecht nieder, und betete und sprach: „Herr, habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen." Es erbarmte sich der Herr über ihn, und ließ ihn frei, und schenkte ihm die ganze Schuld. Als dieser hinausgieng, begegnete ihm einer seiner Mitknechte, der ihm hundert Groschen schuldig war, diesen griff er an, und würgete ihn, und sprach ebenfalls : ,,Bezahle mir, was du mir schuldig bist." Da fiel fein Schuldner auch vor ihm nieder, und bat ihn : ,,Habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen." Aber er wollte sich nicht erbarmen, sondern ließ ihn gefangen sehen, bis er alles bezahlte. Als dieses die andern Diener des Königes sahen, wurden sie sehr betrübt, und hinterbrachten ihm alles, was geschehen war. Da forderte sein Herr ihn vor sich, und sprach:,,Du Bösewicht, deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. Solltest du dich denn nicht auch erbarmen über deinen Mit= knecht, wie ich mich über dich erbarmet habe ?"

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Darauf überantwortete er ihn in das Gefängniß, bis er alles bezahlte.

Also, spricht Jesus, wird euch mein himmlischer Vater auch thun, so ihr nicht vergebet von Herzen ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler.

Petrus fragte Jefum:,,Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder vergeben? Ists genug siebenmal?" Jesus sprach zu ihm:,,Ich sage dir nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal" das heißt, ungezählt so oft, als du glauben kannst, daß ihn sein Fehler gereue.

Auch der Gebesserte fehlt noch so oft, und Gott vergibt ihm tåglich. Warum soll der schwache Mensch nur siebenmal vergeben?

31.

Von dem barmherzigen Samariter.

Es fragte Jesum ein Schriftgelehrter': „Meister,

was soll ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe?" Die Frage wåre gut. Jesus sprach zu ihm:,,Wie steht im Gesek geschrieben? Wie liefest du?" Der Schriftgelehrte antwortete:,,Du sollst Gött, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüth; und deinen Nächsten als dich selbst." Die Antwort war auch gut. Jesus sprach zu ihm: Thue das, so wirst du leben." Der Schriftgelehrte wollte sich rechtfertigen. Er schämte sich, daß er eine Frage sollte gethan haben, die er und jedes Kind sich selbst

konnte beantworten. Er fragte daher weiter:,,Wer ist denn mein Nächster?" Jesus antwortete ihm : ,,Es gieng ein Mensch von Jerusalem nach Jericho und fiel unter die Mörder. Die Mörder zogen ihn

aus, und schlugen ihn und ließen ihn halb todt liegen. Es zog ein Priester dieselbe Straße hinab, fah ihn und gieng vorüber. Es kam ein Levite an die Stelle, fah ihn auch, und gieng vorüber. Es kam auch ein Samariter dahin, und als er den Verwundeten fah, jammerte ihn seiner. Er gieng zu ihm und verband ihm seine Wunden. Er nahm ihn auf sein Thier und führte ihn in eine Herberge und pflegte feiner. Den andern Tag, als er weiter reiste, bezahlte er den Wirth, und sprach zu ihm: Nimm dich seiner ferner an, und wenn es etwas mehr wird kosten, ich will es dir bezahlen, wenn ich wieder komme.“

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Was dünket dich," sprach Jesus zu dem Schriftgelehrten,,,welcher unter diesen Dreien ist der Nächste gewesen, dem, der unter die Mörder gefallen war?" Der Schriftgelehrte sprach:,,Der, welcher die Barmherzigkeit an ihm gethan hat." Die Antwort war wieder gut. Jesus sprach zu ihm: ,,So gehe hin, und thue desgleichen!"

Nämlich ich bin jedem sein Nächster, und jeder ist mein Nächster, den ich mit meiner Liebe erreichen kann, jeder, den Gott zu mir führt, oder zu dem mich Gott führet, daß ich ihn erfreuen oder trösten, daß ich ihm rathen oder helfen kann, auch wenn er nicht meines Volkes oder meines Glaubens wäre. Thue das, so wirst du leben.

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