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können, daß Lazarus nicht gestorben wåre Denn die menschliche Kurzsichtigkeit eilt mit ihren Urtheilen immer den weisen göttlichen Führungen voraus. Unterdeffen ließ sich Jesus zu dem Grab feines Freun des führen, und befahl, den Stein abzuheben. Es lag blos ein Stein darüber. Martha wollte Bedenklichkeiten dagegen machen, weil er doch schon vier Tage lang todt lag. Sie meinte, Jesus wollte den Verstorbenen nur noch einmal sehen, weil er ihm fo lieb gewesen war. Jesus erwiederte ihr, daß fie die Herrlichkeit Gottes sehen werde, ein herrliches Werk der göttlichen Allmacht. Als nun der Stein abgehoben, und die Gruft geöffnet war, in welcher der Todte lag, schaute Jesus zum Himmel auf und betete, und rief alsdann mit lauter Stimme in das Grab:,,Lazarus, komm heraus!" Da that sich das Auge des Erblaßten zu einem neuen Leben auf, da erhoben sich seine Gebeine zu einem neuen Leben. Er kam hervor, wie wenn er nur geschlafen håtte, und kehrte nachher mit den Seinigen in ihre Wohnung zurück. Das war das herrliche Werk, das Jesus durch Gottes Kraft verrichtete, daß er den Todten zum Leben erweckte. Der Tod ist nur der Weg zu einem neuen Leben.

Viele von den Begleitern der Maria glaubten nun an Jefum, als sie die Auferweckung des Lazarus. gesehen hatten. Einige aber von ihnen meldeten in Jerusalem den Pharifåern, was Jesus gethan hatte.. Damals beschlossen die Priester und Pharifåer, ihn zu todten. Jesus aber entfernte sich in eine andere Gegend, bis sich das Osterfest nahete.

39.

Die Salbung in Bethania.

Sechs Tage vor Ostern kehrte Jesus nach Bethania

zurück, daß er von da nach Jerusalem gienge zu dem Osterfest. Unterwegs bereitete er seine Jünger noch einmal auf sein Schicksal vor. Sein Herz war mit Todesgedanken erfüllt, denn er wußte alles, was ihm diesmal in Jerufalem wiederfahren würde. ,,Siehe," sprach er,,,wir ziehen hinauf gen Jeru= salem, und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurtheilen. Sie werden ihn den Heiden überantworten, daß er verspottet, gegeiffelt und gekreuzigt werde. Aber am dritten Tag wird er auferstehen." Solches wiederholte er feinen Freunden zur Vorbereitung und zum Trost. Aber sie verstanden es nicht. Ihr Herz konnte den traurigen und erfreulichen Sinn dieser Worte nicht faffen.

Aber welch ein lieber willkommener Gast war er, als er wieder nach Bethania zu seinen getrösteten Freunden kam. Sie wußten auch nicht, daß er nur auf dem Weg zu seinem Tod bei ihnen einkehrte. Ein Freund, Namens Simon, bat ihn zur Mahl= zeit. Lazarus, den er von dem Tod erweckt hatte, saß mit zu Tische. Die geschäftige Martha wartete auf. Die stille Maria aber trat während der Mahlzeit zu Jesu mit einem Gefäß voll köstlichen Nardendis. Denn im Morgenland' gehörte das zu den guten Gebrauchen, wenn man einem werthen Gast

eine besondere Ehre erzeugen wollte, daß man sein Haupt mit kostbaren wohlriechenden Salben oder Delen befeuchtete. Diese Ehre wollte das fromme jarte Gemüth der Maria dem Herrn anthun. Weil sich Jesus diesmal nicht in ihrem eigenen Hause bewirthen ließ, so wollte sie ihm ihre unaussprech); liche Liebe und Dankbarkeit in dem Hause des Simon an den Tag legen. Sie öffnete das Gefäß und beneşte mit dem köstlichen duftenden Balsam darin war, das Haupt, ja auch die Füße Jesu und trocknete sie demuthsvoll wieder mit ihren Haaren. Diese Ehrenbezeugung nahm Jesus mit freundlichem Wohlgefallen auf. Sie kam aus einem frommen Herzen, das ganz von Dank und Liebe und Demuth erfüllt und bewegt war.

der

Aber wie ungleich sind die Gemüther der Mens schen! Wie kann auch das edelste Gemüth mißkannt und getadelt werden! Einer von den Jüngern, Judas Ischarioth, ein finsterer Geselle, sprach: Håtte man diese Salbe nicht für dreihundert Groschen verkaufen, und das Geld unter die Armen vertheilen können ?" Es war ihm nicht um die Armen zu thun, sondern um sich denn er empfieng das Geld für die ge= meinschaftlichen Ausgaben und für die Almofen in seine Verwaltung, und war daran ein Dieb. Aber auch einige andere Jünger, die doch so gutmüthig waren, ließen sich durch seine Reden irre leiten, und fagten das Nämliche, was er.

Wie mögen der armen Maria diefe Reden so wehe gethan haben! Doch Jesus nahm sich ihrer an, und tröstete sie mit seinem Beifall. Den Redlichen, wenn die Menschen seine guten Absichten

nicht verstehen, tröstet der Himmlische mit seinem · Beifall.,,Laßt sie zufrieden,“ sprach Jesus, „was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk · an mir gethan. Urme habt ihr allezeit um euch, und so ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes thun. Mich aber habt ihr nicht allezeit.“ Ja er gab ihrer Handlung noch eine schöne rührende Bedeutung, daß Maria ihn durch diese Salbung bereits zu seiner Begräbniß eingeweiht habe, weil man in jener Zeit auch die Gestorbenen vor ihrer Begräbniß zu falben pflegte. ,,Wahrlich," sprach er,,,ich sage euch, wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtniß, das sie gethan hat."

Also steht es jest auch hier geschrieben, daß es gelesen werde zu ihrem Gedächtniß.

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Viele fromme Worte, Werke und Thrånen der Dankbarkeit und Liebe sind schon aus manchem be= wegten Herzen hervorgegangen, von denen Niemand mehr etwas weiß, wiewohl im Himmel sind sie nicht vergessen. Aber was die fromme Schwester des Lazarus in dem Haufe des Simon that, bleibt un= vergessen, auch auf der Erde, wie Jesus gesagt hat. Wo das Evangelium verkündet wird in aller Welt, da sagt man auch zu ihrem Gedächtniß, was sie gethan hat, und erfreut sich ihres frommen zarten Sinnes bis auf diese Stunde.

40.

Einzug in Jerusalem..

Des andern Morgens begab sich der Herr nach

Jerusalem er gieng von dieser Zeit an jeden Morgen nach Jerusalem, aber am Abend kehrte ers nach Bethania zu seinen Freunden zurück. Diesmal bestieg er unterwegs eine Eselin. Dieses Thier, das bei uns so armselig aussieht, kommt im Morgenland zu einem schönen und ansehnlichen Wuchs. Jeders mann, auch die Vornehmsten, bedienten sich dieser Thiere zum Reiten ohne Anstand. Als aber Jesus gegen die Stadt und in die Stadt kam, schien es, als ob sich ganz Jerusalem auf einmal zu ihm be= kehren wollte. Eine große Volksmenge kam ihm entgegen und begleitete ihn. Viele legten ihre langen und breiten Oberkleider über den Weg, auf welchem er ritt. Andere brachen Zweige von den Bäumen. und streuten sie auf den Weg. Alles Volk, das vorangieng und nachfolgte, rief mit lauter Stimme: ,,Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sey, der da kommt in dem Namen des Herrn!" Auch die Kinder riefen ein freudiges Hosianna darein. Wiewohl als Jesus von der Anhöhe herabkam und die Stadt vor fich sah, fieng er an zu weinen. Denn er sah im Geist das große Unglück voraus, welches die Eine wohner durch ihre Gottlosigkeit, durch ihre Schein. heiligkeit, durch ihre Verstocktheit sich zubereiteten. Der Mensch bereitet meistens sein Unglück sich selbsten zu, und erkennt es erst, wenn es zu spät ist.,,, wenn du es wüßtest," sprach Jesus,,,so würdest

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