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Jungfrau, die mit ihren Schafen daher zog, war Labans Tochter. Siehe da," sprachen die Hirten, ,,das ist Rahel, feine Tochter." Da durchzuckte eine wunderbare Freude das Herz Jakobs, als er die Jungfrau sah, die Tochter des Bruders seiner Mutter, und die schönen Schafheerden des Bruders seiner Mutter. Er hob eilig den Stein von der Deffnung des Brunnens es lag ein Stein auf der Oeffnung - und tränkte die Schafe Labans, als wenn sie seine eigenen wären, weil es die Schafe des Bruders seiner Mutter waren. Die Jungfrau mochte sich wohl darum befremden, daß so ein Unbekannter ihr von freien Stücken diesen Dienst erwiese, aber indem sie ihn darum ansah, sagte er ihr, daß er ihr Verwandter sey, und küßte sie mit brůderlicher Liebe und weinte in der Bewegung seines Herzens. Rahel eilte nach Hause, daß sie es ihrem Vater sagte. Laban kam heraus, und brachte ihn in die Stadt. Da war wieder eine große Freude, daß die Verwandten einander sahen, und Laban sah den Sohn seiner Schwester Rebecca, die vor vielen Jahren von ihm geschieden war, und er hatte auch schon erwachsene Töchter, und noch eine Tochter, welche älter war, als Rahel, mit Namen Lea.

Als Jakob schon eine Zeit lang bei seinen Gefreundten sich aufgehalten hatte, und dem Laban diente, sprach Laban zu ihm: „Wenn du schon mein Fleisch und mein Blut bist, so ist es doch nicht recht, daß du mir umsonst dienest." Jakob hatte eine Liebe zu Rahel gewonnen. Er diente dem Laban fieben Jahre, daß er ihm alsdann die Rahel zum Weibe gebe. Aber Laban war bei dem allen ein

ungewisser und willkührlicher Mann. Denn als die fieben Jahre herum waren, und Jakob seine Ver= lobte freyen wollte, sprach er zu ihm: „Es ist hier zu Land nicht gebräuchlich, daß man die jungere Tochter vor der åltern verheirathe," und gab ihm die Lea. Wollte er die Rahel haben, so mußte er dem Laban noch einmal sieben Jahre dienen. Es war dieses eine wohlverdiente Gerechtigkeit, daß er von dem an, als er schon glaubte ein Herr über feine Brüder zu seyn, selber vierzehn Jahre lang dienen mußte in dem Hause eines Fremden, wiez wohl es sein Schwiegervater war. Jakob blieb aber noch lange bei Laban, und erwarb sich in dieser Zeit großen Reichthum, bis endlich der Friede zwischen ihm und seinem Schwiegervater nicht länger bestehen konnte.

14.

Jakobs Heimkehr und Aussöhnung mit seinem Bruder.

Als der Friede nicht mehr bestehen konnte, 809

Jakob mit seinen Weibern und Kindern und zahle reichen Heerden nach Canaan zurück, und dachte wohl wieder daran, was er einst an seinem Bruder verschuldet hatte. Denn das Gewissen kennt keine Zeit. Esau wohnte damals in der Landschaft Seir, und war daselbst ein reicher und mächtiger Mann. Deßwegen schickte Jakob eine Botschaft an ihn, mit der Anmeldung, daß er jest auch wieder heim komme,

damit er erführe, wie sein Bruder gegen ihn ge= sinnet sey. Aber der gutherzige Bruder hatte allen Gram und Groll schon lange vergessen, ja vor lau= ter Freude wollte er feinem Bruder eine große Ehre anthun, und zog ihm mit einer Begleitung von vierhundert Mann entgegen. Jakob aber bekam darüber Gedanken, und fürchtete, fein Bruder werde ihn angreifen wollen. Denn diese Qual hat das verleßte Gewiffen, daß es kein Zutrauen zu den Menschen haben, und sich auf nichts freuen kann. Doch schickte er feinem Bruder viele Geschenke, Schafe, Rinder und Cameele entgegen, und theilte sein Gesinde und feine Heerde in zwei Theile, daß er noch mit einem entfliehen könnte, wenn Esau den andern angreifen follte. Auch betete er felbiges Tages: „Herr, Gott meiner Våter, ich bin zu gering aller Barmherzig= keit und Treue, die du an deinem Knechte gethan hast. Denn ich hatte nichts, als diesen Stab, da ich über den Jordan gieng, und kehre nun zurück mit zwei großen Heerden. Errette mich von der Hand meines Bruders." Es ist zu glauben, daß dieser Augenblick der Anfang zur Besserung seines Herzens war. Denn wer an Gottes Güte, und an feine eigene Unwürdigkeit und Hülflosigkeit denkt, und sein Herz wird bewegt, daß er beten muß, und nimmer anders kann, der hat den Weg zur Besse= rung gefunden. Auch gab ihm Gott einen neuen Namen und nannte ihn Israel, was gleichsam sagen will, daß er jegt ein anderer Mensch fey, als er vorher einer gewesen war.

Am folgenden Morgen hob er seine Augen auf, und sah seinen Bruder kommen mit vierhundert

Mann. Er gieng mit seinen Frauen und Kindern ihm entgegen, und bückte sich siebenmal vor ihm zur Erde, bis er zu ihm kam. Aber Esau faßte die Sache kürzer, der hochherzige Mensch. Er gieng auf feinen Bruder zu, herzte und küßte ihn, und beide weinten vor Wehmuth und Freude. Hernach grüßte er auch die Frauen und Kinder seines Bruders. Auch wollte er anfänglich die Geschenke gar nicht annehmen, denn er hatte genug, und war zufrieden, daß er nur seinen Bruder Jakob wieder hatte. Jakob nannte den Esau seinen Herrn, und sich seinen Knecht, womit er andeutete, daß er die Erstgeburt und die Herrschaft über seine Brüder nimmer verlangte. Aber Efau sagte einmal um das andere: „Mein Bruder,“ und verlangte nichts zurück, sondern hielt das Wort feines Vaters in Ehren. Also föhnten sich die Bruder aus, und Gott segnete den Jakob und bestätigte ihm die Verheißung seiner Våter.

„Herr, Herr Gott, barmherzig und gnådig und geduldig und von großer Güte und Treue, der du beweisest Gnade und Barmherzigkeit in tausend Glied und vergiebst Missethat und Sünde und Hebertretung, und vor welchem Niemand unschuldig ist.".

Esau wurde nachher noch ein mächtiger Fürst in dem Lande Seir und ist der Stammvater des Volkes der Edomiter. Jakob aber blieb in dem Lande Canaan. Aber die Nachkommen des Esau und die Nachkommen des Jakob lebten fortan gegen einan= der in Feindschaft. Denn manches, was Gott ver

zeiht, verzeihen die Menschen nicht, und hatten doch so viele Ursache zur Versöhnlichkeit und zum Frieden.

15.

Jakobs Söhne.

Jakob hatte zwölf Söhne, Ihre Namen find :

Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Isaschar, Dan, Gad, Uffer, Naphtali, Joseph, Benjamin. Aber den Joseph hatte Jakob lieber, als die andern Söhne, und gab ihm schönere Kleider. Darum nei= deten ihn die Brüder. Auch hatte Joseph gar felt= fame Träume. Einmal, zum Beispiel, träumte ihm, daß die Sonne, der Mond und eilf Sterne sich vor ihm neigten, also daß auch sein Vater zu ihm sagte:,,Was sind das für Träume? Soll dein Vater, deine Mutter und deine eilf Brüder kommen und vor dir niederfallen ?" Als wenn die Sonne den Vater, der Mond die Mutter und die eilf Sterne seine Brüder bedeuteten, daß sie noch vor ihm niederknieen, und ihn verehren würden. Es ist wohl möglich, daß so etwas geschieht. - Einmal schickte ihn Jakob hinaus, eines weiten Weges, wo seine Brüder weideten, daß er såhe, wie es um sie stůnde. Joseph gieng, aber er kam nicht mehr heim. Er wußte nicht, welchem Unglück und welcher Erhöhung er entgegen gieng. Des Menschen Gang steht nicht in seiner Gewalt. Denn als ihn seine Brüder von ferne sahen, sprachen sie:,,Seht, dort

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