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BOTSCHAFT AN DEN KAISER.

Von Gott wendet sich der Dichter zum Kaiser, seinem Vogt auf Erden, auch ihm empfiehlt er den doppelten Kampf gegen die Heiden und gegen die Kirche. Der Sänger braucht die Form, als sende er einen Boten ab. Die Sprüche mögen in einer Versammlung vorgetragen sein, in der eine Gesandtschaft an den Kaiser beschlossen oder abgeordnet wurde. Leb. S. 147.

Bot, sage dem keiser sînes armen mannes rât,

daz ich deheinen bezzern weiz als ez nû stât.

ob in guotes unde liute ieman erbeiten lât,

20 sô var er balde und kome uns schiere, lâze sich niht toeren; irre etelîchen ouch der got und in geirret hât;

die rehten pfaffen warne, daz si niht gehoren
den unrehten die daz rîche wænent storen;
scheides von in, oder scheides alle von den kæren.

AN DIE GEISTLICHKEIT.

In den beiden letzten Sprüchen wendet sich Walther zu den Geistlichen selbst; in dem ersten mit allgemeiner Betrachtung und Mahnung, die durch ihren Inhalt an ein unter Friedrichs Namen verbreitetes Schreiben erinnert (Leb. S. 145 f.), in dem andern mit einer echt ritterschaftlichen Drohung.

25 Solt ich den pfaffen râten an den triuwen mîn,

sô spræche ir hant den armen zuo 'sê daz ist dîn':
ir zunge sunge unde lieze manegem man daz sîn;

arman

=

17. armer man, auch armman, armer Mann, bezeichnet insbesondere den leibeignen, hörigen Bauern, den holden; aber auch die dienenden Ritter: Parz. 70, 7 ez wart dâ harte guot getân von manegem küenem armman. 205, 15 und manec wert armman, den man tôten truoc her dan. 785, 7 barûne und arme rîter gar. Jüngere Judith 133, 9 armen jouch die vursten, die wol vehten getorsten (Pirig S. 6).- Walther braucht es als Formel der Ergebenheit. 19. Bezieht sich auf das Schreiben, in welchem Friedrich II seine Säumnis entschuldigte, Leb. S. 142.

23. die unréhten (Einl. S. 45) sind die, welche dem Papst gehorsam den Bann verkündeten.

25. an den triuwen, aufrichtig. Nib. 1411, 3 ich rât iu an den triuwen, welt ir iuch bewarn, sô sult ir zuo den Hiunen vil werlichen varn. — 26. hant umschreibt nicht selten die Person, insofern durch die Hand die Handlung ausgeführt wird; besonders in der Rechtssprache wird hant in verschiedenen Formeln stellvertretend für die Person gebraucht, vgl. 11, 33. 17, 18 und die mhd. Wbb. Den Ausdruck gebende hant braucht Walther 19, 27. sih Imp. von sehen, vide; sé (g. sai) ecce, dazu der Plur. sêt 27. din, Wechsel im Numerus. 27. Der Hiatus sunge unde ist bedenklich; vielleicht war singen und lesen mit einander verbunden, wie in der livl. Reimchronik v. 231; andre

74,

gedæhten daz ouch si durch got ê wâren almuosnære: dô gap in êrste geltes teil der künic Constantîn. 30 het er gewest daz dâ von übel künftic wære,

sô het er wol underkomen des rîches swære;

wan daz si dô wâren kiusche und übermüete lære.

Mîn alter klôsenære, von dem ich sô sanc,

dô uns der êrre bâbest alsô sêre twanc,

35 der fürhtet aber der goteshûse, ir meister werden kranc. er seit, ob si die guoten bannen und den übeln singen, S. 11. man swenke in engegene den vil swinden widerswanc: an pfrüenden und an kirchen müge in misselingen: der sî vil die dar ûf iezuo haben gedingen

5 dazs ir guot verdienen umb daz rîche in lichten ringen.

4.

Mit diesem Tone begrüfst Walther den Kaiser Otto, als dieser geschmückt mit der höchsten Krone der Christenheit aber zugleich beladen mit dem Fluche des Bannes aus Italien zurückgekehrt war und im März 1212 in Frankfurt seinen ersten Reichstag abhielt. Eine feierliche gehobene Stimmung klingt durch diese Lieder. Sie zerfallen in zwei Gruppen; drei Sprüche wenden sich an den Kaiser, begrüfsen,

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Beispiele im mhd. Wb. 2, 2, 300a, 1-5.- 28. 'Sie würden ferner bedenken, dafs sie einst aus Liebe zu Gott von Almosen lebten'; ouch gehört streng genommen zu gedæhten; die enge Verbindung der Sätze gestattet aber, dafs die Konj. in den abhängigen Satz tritt. Von dem Streben nach Macht und Reichtum leitet auch jenes apokryphe Schreiben alles Unheil her. 29. gelt stm. n. Zahlung, die man leistet oder empfängt: Ersatz, Einkünfte. - Über die Constantinische Schenkung s. Leb. S. 245.

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Bann, den der Papst Gregor erlassen hatte; aber der êrre bâbest ist nicht Gregors unmittelbarer Vorgänger Honorius, sondern Innocenz III.

35. 'der ist wieder um die Kirchen

besorgt (fürhten c. gen.), dafs ihre
Vorsteher sich schwach erweisen',
d. h. dem Gebote des Papstes géhor-
chen. aber bezieht sich auf 9, 34 dô
stôrte man diu goteshûs, und unsere
Stelle zeigt, dafs man dort nicht
an eine Zerstörung der Gotteshäuser,
sondern an eine Störung des Gottes-
dienstes zu denken hat.
11, 2. Die-
selbe Wendung 32, 35. Der Hiatus
swenke in ist bedenklich. 3. Wal-
ther rät die Pfaffen an ihren Pfrün-
den und Pfarrstellen zu strafen; viele
hätten jetzt Hoffnung, um des Reiches
willen ihr Gut im Kampf zu ge-
winnen; vgl. Leb. S. 115. 145. 250.

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preisen und mahnen ihn; drei andere richten sich strafend gegen den Papst und das Verhalten der römischen Kurie. Mit jenen eröffnete der Dichter jedenfalls den Vortrag, jeden Spruch nachdrucksvoll mit den Worten her

keiser beginnend. Dann folgten die drei andern, zuerst 11,6 mit der entsprechenden Anrede her babest. Leb. S. 106. 111.

hêr

DER GEHORSAME SOHN.

Hêr bâbest, ich mac wol genesen:

wan ich wil iu gehorsam wesen.

wir hôrten iuch der kristenheit gebieten
Wes wir dem keiser solten pflegen,

10 dô ir im gâbent gotes segen,

daz wir in hiezen hêrre und vor im knieten.

Ouch sult ir niht vergezzen,

ir sprâchent 'swer dich segene, sî

gesegent: swer dir fluoche, sî verfluochet

15 mit fluoche volmezzen.'

durch got bedenkent iuch dâ bî

ob ir der pfaffen êre iht geruochet.

DER ZINSGROSCHEN.

Dô gotes sun hien erde gie,
do versuohten in die juden ie:

6. Mit schneidendem Hohne läfst Walther den Bannfluch auf seinen Urheber zurückfallen. Die Segensworte, die er v. 13 f. anführt, stammen aus der Bibel (1 Mos. 12, 1 f.): Dixit autem dominus ad Abram: benedicam benedicentibus tibi et maledicam maledicentibus tibi; atque in te benedicentur universae cognationes terrae (vgl. 27, 29. 4 Mos. 24, 9). Dafs der Spruch, wozu er sich trefflich eignete, bei der Einsegnung Ottos gebraucht war, vermag ich nicht nachzuweisen. hêr (her?) die apokopierte Form steht regelmässig in der Anrede vor Namen und Titeln: hêr keiser 11, 30. 12, 6. 18. künec 26, 32. wirt 31, 23. gast 31, 24. Otte 26, 30. Volenant (Wicman) 18, 1. Walther 18, 6. 11. Gerhart 104, 7. hêr Michahel, her Gabrîêl, hêr tiufels vient Raphahel 79, 9. junger man 73, 19.

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Stoc 34, 14. 22. Meie 46, 30. Auch im Genetiv hêrn Otten 26, 23. 33. Aber immer die unverkürzte Form vor got herre got, got herre, krist hêrre, hêrre vater. 9. was wir dem Kaiser entrichten sollten'. pflegen c. dat. und gen. ist technischer Ausdruck. diu pflege stf. schuldige Leistung, Zins, Abgabe. Es waltet hier schon dieselbe Anschauung, die im folgenden Spruche weiter ausge-. führt wird. 11. herre ist Nomi

nativ; s. zu 7, 19. 15. vólmèzzen, Senkung fehlt. Einl. S. 46 f. Wir müfsten sagen vollgemessen, denn das Nhd. hat nur noch vier untrennbare Composita mit voll: vollbringen, vollenden, vollführen, vollziehen.

11, 18. hien erde, hie in e. 'hier auf der Erde'. 19. do versuohten, doppelter Auftakt, Einl. S. 49.

20 sam tâtens eines tages mit dirre frâge. Si frâgeten obe ir friez leben

dem rîche iht zinses solte geben.

dô brach er in die huote und al ir lâge.
Er iesch ein münizîsen,

25 er sprach 'wes bilde ist hie ergraben?'
'des keisers,' sprâchen dô die merkære.
dô riet er den unwîsen

daz si den keiser liezen haben

sîn küneges reht, und got swaz gotes wære.

KAISER OTTOS BEGRÜSSUNG.

30 Hêr keiser, sît ir willekomen.

der küneges name ist iu benomen:

des schînet iuwer krône ob allen krônen.
Iur hant ist krefte und guotes vol:
ir wellet übel oder wol,

35 sô mac si beidiu rechen unde lônen.
Dar zuo sag ich iu mære:

21. Zeben dient wie name und orden oft nur dazu, eine Person oder Klasse von Personen zu umschreiben; vgl. 28, 11 er schale, in swelhem leben er sî. 123, 6 mîn armez leben in sorgen lît. Barl. 26, 2 des freute sich des küneges leben.

23. huote brechen,

wie 15, 38, das Bild des Gefangenen, der sich befreit. al vorm zweiten Gliede s. zu 62, 24. 24. iesch von eischen, nhd. heischen (das h seit dem 13 Jahrh. nachweisbar), ursprünglich wie im Nhd. swv. ahd. eiscôn; von dem Comp. vereischen braucht Walther 30, 34 das sw. part. vereischet.

Dafs mit münizîsen der Prägestempel gemeint sei, bezweifelt Bechstein S. 92 mit Unrecht (s. Lexer Mhd. Wb. 1, 2237), obwohl die Evangelisten (Math. 22, 19. Marc. 12, 15. Luc. 22, 24) nur von einer Münze sprechen. Vielleicht gaben die Worte im Matthäusevang.: ostendite mihi at illi obtulerunt ei denarium zu einer irrigen Auslegung

numisma census.

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11, 30. ir, beim Imper. s. zu 22, 25. 32. Dem Kaiser sind alle Kronen undertân s. Leb. S. 244. 33. Macht und Gut die Stützen der Herrschaft, vgl. 12, 25. - 35. rechen unde lônen, sc. malos coercendo et bonos remunerando. Gervas. Tilbur. S. 881. Noch nachdrücklicher, und seltsam für unser Gefühl, hebt Walther 12, 18 f. in diesem Begrüfsungsliede die Furchtbarkeit der Majestät hervor; s. Leb. S. 243. 36. Nachdrucksvolle Ankündigung, wie 11, 12,

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die fürsten sint iu undertân,

si habent mit zühten iuwer kunft erbeitet.

und ie der Mîssenære

derst iemer iuwer âne wân:

5 von gote wurde ein engel ê verleitet.

GOTTES BOTSCHAFT.

Hêr keiser, ich bin frônebote

und bring iu boteschaft von gote.

ir habt die erde, er hât daz himelrîche.
Er hiez iu klagen (ir sît sîn voget),

10 in sînes sunes lande broget

diu heidenschaft iu beiden lasterlîche.

Ir muget im gerne rihten :

sîn sun der ist geheizen Krist,

er hiez iu sagen wie erz verschulden welle:

15 nû lât in zuo iu pflihten.

er rihtet iu da er voget ist,

klagt ir joch über den tievel ûz der helle.

gleichfalls im ersten Verse des Ab-
gesanges. 12, 1. Diesem Lobe ent-
sprachen die Thatsachen nicht; Wal-
ther steht im Dienste der Fürsten,
die während Ottos Abwesenheit einen
Umsturz des Reiches geplant hatten;
im Gefolge des Markgrafen von Mei-
fsen war er vermutlich nach Frank-
furt gekommen. Leb. S. 109.
2. iuwer Gen. apokopiert aus iuwerre,
wie grôzer 86, 32. 5. vgl. Iwein
6500 si mohte nach betwingen mite
eines engels gedanc, daz er vil lîhte
einen wane durch si von himele tæte.
Dietrich trat schon im folgenden
Jahre zu Friedrich II über.

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12, 6. Trotz der mifslichen Lage des Reiches mahnt Walther doch zur Kreuzfahrt. Leb. S. 107. 443. - frônebote d. h. wörtlich der Engel des Herrn, ἄγγελος Κυρίου. In den von Jeitteles herausgegebenen St. Pauler Predigten wird 117, 2 der vrôn bot durch deu gotsstimme interpretiert; denn gewöhnlich ist der frônebote

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S. 12.

9. Als

der Gerichtsbote oder der herrschaft-
liche Bote, Kaiserch. 236, 16.
8. Über diese auffallende Teilung der
Herrschaft s. Leb. III, 604.
geistlicher Herr braucht Gott seinen
Vogt, der die weltlichen Angelegen-
heiten besorge und den Schutz des
Stiftes sich angelegen sein lasse.
Waitz VG. 7, 320 f. 349 f. 12. im
rihten, ihm zu seinem Rechte ver-
helfen, wie 40, 28. Die wieder-
holten Mahnungen und Verheifsungen
(v. 12. 14. 15) zeigen, dafs nach
Walthers Anschauungen die Vögte
nicht allzu beflissen waren, die Rechte
ihrer Schutzbefohlenen wahrzuneh-
16. er ist wie in v. 14 der
denn Christus richtet am jüng-
sten Tage 16, 8. Dafs das zweite
er, auf dem der logische Accent ruht,
in der Synaloephe mit dâ verschwin-
det, ist bedenklich. Gefälliger ist der
Vers, wenn man rihte schreibt, und
v. 15 als Parenthese ansieht (Bartsch).
17. joch, zusammengezogen aus
ja auh, steht auch 22, 14 im con-

men.

sun,

--

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B.

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