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1. ANHANG.

I. In dem Tone 14, 38.

Der Dichter sagt, er kenne von den unzähligen Wundern, die sich im gelobten Lande zugetragen, nur einen kleinen Teil, der sich auf das Christentum beziehe; wer mehr wissen wolle, möge zu den Juden gehen.

Mê danne tûsent hundert wunder,

die von disme lande sint,

Die kan ich ihte mêr besunder

gahten denne ein cleine kint,

5 Wan ein teil von unser ê.

swem des niht genuoge, der gê

zuo den jüden, die sagent im mê.

S. 138.

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unwahrscheinlich.

II.

Von den beiden folgenden Sprüchen ist der erste namenlos, der andere in der Hs. A unter Liutolt von Seven überliefert; doch bietet diese Hs. keine Gewähr für den Autor (s. Lachm. zu 85, 34). Wackernagel hat beide in seine Sammlung Sevenscher Lieder gesetzt (S. 260 f. vgl. Vorr. XXIII), Simrock setzt sie, aber nicht ohne Zweifel zu äufsern, unter Walthers Lieder (S. 116 f.); Lachmann urteilte, dass der erste von keinem andern verfasst sein könne als von unserem Dichter, und der zweite sei seiner würdig. Er sah in dem ersten Spruch eine offenbare Anspielung auf Walther 17, 11, und meinte, in beiden sei unter dem künic von Kriechen Philipp zu verstehen. Aber die Beziehung ist sehr unsicher, wenn nicht Wir haben keinen Anlass, zu glauben, dafs Walther dem Könige Philipp in so herber und unverdienter Weise den Mangel jeder männlichen Tugend vorgeworfen habe; in dem Spruch 17, 11 tadelt er nur, dafs er nicht zur rechten Zeit freigebig sei. Eher könnte man an Philipps Schwager, den jungen König Alexius denken, der der Gefangenschaft glücklich entronnen, in Italien und Deutschland Hülfe suchte, sein Reich wieder zu gewinnen (Leb. S. 99); doch suchen wir in den unbestimmten Angaben des Spruches vergebens nach einem sichern Halt. Von der Hagens Annahme (MS. 4, 242), dass mit dem griechischen Könige der schwächliche Robert von Courtenay († 1228) gemeint sei, ist schon darum nicht wahrscheinlich, weil man nicht sieht, wie ein deutscher Dichter dazu gekommen sein sollte, sich gegen diese unbedeutende Persönlichkeit zu ereifern. Übrigens scheint uns die Art der Rhetorik, die namentlich in dem zweiten Spruche herrscht, besser für diese Zeit zu passen als für den Anfang des Jahrhunderts. Unter Walthers Sprüchen, die mit einiger Sicherheit in diese Zeit gesetzt werden können, stehen sie jedenfalls fremd da; erst in dem Tone 26, 3 finden wir Sprüche, die ein ähnliches Gepräge zeigen. Klingende Reime wie jæric: geværic braucht Walther nicht. Swelch man diu jâr hât âne muot, diu doch manzîtic sint, den machet lîhte butzen griul

bî vier und zweinzic jâren kûme jærec:

So ist im der lîp wol mannes grôz, der muot klein als ein kint. 5 nû wer dich, man, vertrîp daz kint:

swie klein ez sî, ez ist dir doch geværec.

er

2. Den macht leicht der Poltergeister Schrecken, auch wenn schon vierundzwanzig Jahr zählt, zu einem einjährigen Kinde', d. h. furchtsam wie ein solches. butze vgl. 28, 37. Mit vierundzwanzig Jahren galt der Mann für völlig erwachsen; vgl. zu 57, 29. MSH. 3, 422a

die jungen überwunden eteswenne ir jugent der tumben tumpheit wil niht widerwinden. ein man bî vier und zweinzig jâren âne tugent, wie kan sich der beschenen mit den kinden.' junc man mit barte gürtet sich in tôren wat etc. - 4. muot und lip werden hier ähnlich verglichen, wie von

10

15

Ez enlât dir nimmer wâfen wol gezemen,

ez wil dir minne milte manheit gar benemen. bartelôser muot, nû birc daz kinne:

ez spottet dîn, sam tuos dû sîn:

dîn bloze ist sîner riuhe ein vil unwerder schîn.

hie bart: hêr künec von Kriechen, wâ nû sinne?

Mich wundert wie den liuten sî, die sich der êren schament, und schame hin ze rügge legent

dâ man nâch ganzen êren solde ringen.

Wê daz ir bein ir arme ir hant ir zungen niht erlament! ir herze müeze unsælic sîn,

die sich sô gar verschamen an guoten dingen.

Schame ist bezzer danne silber unde golt:

20 zwiu sol dem guot, dem niemen ist ze rehte holt?
swer schame hât, der mac wol friunt gewinnen.
sist aller tugende ein spiegel gar:

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bî schame nimpt man aller guoter dinge war. jâ solten si die rîchen gerne minnen.

III. In dem Tone 20, 16.

Nur die erste Strophe stimmt genau mit dem Tone Walthers überein; die fünf folgenden weichen im Abgesange ab. Da aber Walthers Ton, wie Lachmann S. 150 bemerkt, auch noch bei spätern Dichtern in Gebrauch bleibt, so ist auch für die Echtheit der ersten eben nicht einzustehen. Doch haben sie die Herausgeber, da sie gegen Walthers Art nicht verstöfst, unter seine Gedichte aufgenommen.

Walther 26, 33 milte und lip.

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6. swie kleine ez sî, diese witzige Wendung ist ganz in Walthers Art. 7. Vgl. 101, 26. 8. minne, milte, manheit (Allitteration), die drei Haupttugenden eines ordentlichen Mannes.

13. die sich der êren schament, kein Anstandsgefühl haben; ritterlicher Anstand verlangte aber vor allem einen angemessenen Aufwand (Leb. S. 225 f.); darauf zielt auch dieser Spruch (v. 19 f.). Sprüche über die schame verzeichnet Strauch zum

Wilmanns Walther v. d. Vogelweide.

Marner XV, 181 f. 14. ze rügge legen sich nicht darum kümmern, wie nach der äsopischen Fabel der Mensch das Ränzel eigener Sünden auf dem Rücken trägt; vgl. Pfeiffer, Myst. 262, 11 wir süllen sîne furhte (Gottesfurcht) niht ze rugge werfen und süllen uns schamen. 17. Solche Cumulation liebt Walther nicht; vgl. 28, 23-25. 18. sich verschamen, die Scham verlieren 26, 21. 23. bî, instrumental, wie 83, 37. 81, 21. Das Anstandsgefühl schärft den Sinn für alles Gute.

27

Ich hœre des die wîsen jehen,

daz ein gerihte sül geschehen,

daz nie deheinez mê wart also strenge.
Der rihter sprichet sâ zehant

5 'gilt âne borg und âne pfant.'

dâ wirt des mannes rât vil kurz und enge.
Daz hilf mir, frowe, hie besorgen,

sît daz dort nieman wil borgen,

dur die hohsten fröude dîn,

10 die dir der heilige engel ze ôren brâhte,

dô er dir ze tragenne kunde

dâ von sich dîn fröude erzunde

und unser werndez heil sol sîn.

der dir der fröude von alrêrste gedâhte, 15 des trôst sî an dem ende mîn.

L. 148.

Die folgenden fünf Strophen können nach der Weise Walthers gesungen sein, denn sie unterscheiden sich von seinen Sprüchen nur dadurch, dass sie in der vierten und achten Zeile des Abgesanges den Reim entbehren. Sie bilden ein zusammenhängendes Ganze, jedoch sollten nach der Absicht des Dichters vielleicht die zweite, dritte und vierte Strophe in umgekehrter Reihe auf einander folgen. Er unterscheidet drei Arten von Leuten die gehoveten, der höfischen Sitte gemäfs gebildeten und crzogenen; die ungehoveten d. h. die rohen, ungebildeten, bäurischen (die gehoveten im Gegensatz zu dem vilzgebûre j. Tit. 5344. Lexer 1, 1365), und die verhoveten, die durch das Hofleben verdorbenen. Dem Preise der ersten sind Str. 1 und 4 gewidmet, der Schlufs der vierten Strophe geht zu den ungehoveten über, welche in der dritten Strophe behandelt werden; sie und die verhoveten (Str. 2) werden in die Hölle verflucht. Schliesslich wird dann die Wahl zwischen den ungehoveten und verhoveten gestellt und zu Ungunsten der letzteren entschieden. Der Schreiber ordnete die Strophen gemäfs der Aufzählung im ersten Verse. Dafs Walther das Lied gedichtet habe, ist nicht glaublich; "höchstens die letzte Strophe', urteilte Lachmann, könne allenfalls waltherisch sein'; doch darf man sie wegen des Zusammenhanges mit den vorhergehenden von diesen nicht trennen.

1. Der Spruch erinnert einerseits | Bestimmung zu hilf. 10. ôren s. an das Gebet 24, 18, anderseits an zu 5, 24. 11. cum tibi ferendum 21, 25. die wisen s. 26, 13, immer nuntiaret, quo. künden mit dem Inf. mit Bezug auf religiöse Lehren. mit ze ist eine ungewöhnliche Kon4. 'bezahle ohne zu borgen und Pfand struktion. 14. Umschreibung für zu stellen'; vgl. 16, 21. 8. nie- Gott. gedenken mit Gen. Dat. einem mán. borgen, fristen. 9. nähere etwas zudenken, ihm bestimmen.

-

Merkwürdige Beziehung zu dem Liede zeigt ein Spruch Reinmars von Zweter (MSH. 2, 212). Man wird sich schwerlich der Annahme entziehen können, dafs der Dichter eben unsere Strophen im Auge gehabt habe, obwohl Lachmann dies glaubt bezweifeln zu dürfen. Möglich wäre es, dafs irgend ein verschollener 'Spiegel' die Grundlage beider Gedichte sei.

Gehovet, verhovet, und ungehovet,

diu zwei geswechet und verschrovet

sint gar, daz dritte mac wol êren walten.

Gehoveter man, dîn werdez leben

20 ist aller mâze schône gegeben:

des mac dîn zarter lîp in sælden alten.
Eren bist dû ingesinde:

trahte daz unfuoge swinde

vor den klâren ougen dîn.

25 und tuost alsô und volgest mîner lêre, sû bûwes dû ûf êren strâze.

30

14.

guot man, ganzer zuht niht lâze, halt daz reht ân argen pîn,

fliuch falschen rât, mîns herzen trûtgeselle:

sô wirt dîn lop der werlde schîn.

Verhofter schalc, waz sol dîn leben?

dir ist niht anders hie gegeben

wan spot: den trîbes dû zuo allen stunden.

L. 148.

L. 149.

17. diu zwei, zwei von ihnen, | vgl. 37, 31 (Hs. B) den bæsen ræten

schrove swm. ein zer

vgl. 8, 14.
klüfteter Fels. verschroven zerreifsen,
verderben. 18. êren walten, wie
21, 17 fröiden walten. 22. Dienst-
mann im Hause der Ehre; vgl. 24, 3.
13, 22. 60, 33. · 25. Das Pron. der
2 Pers. ausgelassen; wie S2, 17. 67,
volgest mîner lêre 22, 37.
27. Der Genitiv hängt ab von niht.
28. Zu den Erfordernissen des
gehoveten Mannes gehört vor allem
ein anständiger Aufwand; darauf
scheint diese Zeile zu gehen. reht
ist der Inbegriff aller Rechte und
Pflichten eines Menschen, oft gradezu

=

Stand. arc ist 'böse', und speziell 'geizig'. Also 'Bewahre die Standespflicht ohne geiziges Mühen'.

29.

solt dû gar unheimlich wesen.

33.

31. schale heifst eigentlich Knecht, und bezeichnet dann den Inbegriff alles dessen, was dem Wesen eines freien Mannes und Herren entgegen gesetzt ist. schalkhaft und ze êren blint (87, 36) sind synonym. vgl. den scharfen Spruch Reinmars von Zweter MSH. 2, 215a Spotter, dû solt hæren mich, ich wil dir sagen, wes got von himelriche zihet dich: er giht, daz schulde, meineide, untriuwe, sünde, haz und nîdes vol sî dîn herze etc. und einen andern MSH. 2, 206a: Der leckermunde zunge ist snel, swâ man si gerne hært, da sint si kündig und hel, zem bæsten niht zem besten, ûf argiu dinc ze schuzze vil bereit.

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