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im großen und ganzen unübertreffliches Kunstwerk autoritative Stellung gewonnen; in beiden Fällen hat die fortschreitende Einzelerkenntnis zahlreiche Versehen und Mißverständnisse aufgedeckt, und die sprachliche Entwicklung auch klar verständliche Ausdrücke und Wendungen der ursprünglichen Brauchbarkeit beraubt.

Die Beantwortung nun der Frage, ob eine revidierte d. h. in Einzelheiten berichtigte und verbesserte Ausgabe notwendig sei, hängt natürlich davon ab, welche Auffassung wir von der Aufgabe dieser Übersetzungen haben. Hier nun liegt in einer Hinsicht allerdings bei Shakespeare die Sache anders als bei der Bibel. Zu wissenschaftlichen Zwecken wird man sich der Übersetzung von Schlegel, Tieck, Baudissin sowieso nur mit Vorsicht bedienen dürfen; wo auf Ein Wort, auf Eine Wendung viel ankommt, kann von der Nachprüfung des englischen Originals auch der nicht entbunden werden, der die hebräische Urschrift als unzugänglich beiseite lassen dürfte. Hiermit ist gleich gesagt, daß eine revidierte Ausgabe für die Bibelübersetzung ungleich wichtiger sein muss, zunächst, weil die wissenschaftliche Ausnutzung noch viel ausgedehnter und folgenreicher ist, und dann, weil eben die Kenntnis des Englischen viel zugänglicher ist als die des Hebräischen -- auch die des Shakespearischen Englisch durch bequeme Ausgaben wie die Deliana.

Doch der Hauptgebrauch der Shakespeare-Übersetzung ist glücklicherweise kein gelehrter, sondern ein literarischer: Lektüre, Grundlage für Aufführungen. Wie stellen wir uns nun zu jener Frage unter diesem Gesichtspunkt?

Vor allem denke ich doch so, daß wir eben auch die Übersetzung literarisch würdigen, als Kunstwerk. Sicherlich ist sie das nicht in dem Grade, in dem es zu wünschen wäre: vollkommene Einheit des Stils besitzt sie schon deshalb nicht, weil A. W. Schlegel, Dorothea Tieck, Wolf Baudissin recht verschiedenartige Persönlichkeiten waren. Aber vollkommene Einheit würde vielleicht auch die Arbeit Eines Übersetzers nicht erreichen: er würde ermüden, würde seinen Sympathien und Antipathien Raum geben; man denke nur an J. H. Voß! Und eine große Geschlossenheit ist der alten Übersetzung denn doch eigen. Das macht: sie ging aus Einer Stimmung hervor: aus der Shakespeare begeisterung der Romantik, oder aus der Romantik der Shakespearebegeisterung. Die Gesamtauffassung des «göttlichen William>> war die gleiche für alle Mitarbeiter; und aus diesem Ton fällt ein moderner Bearbeiter, für den das Bild Shakespeares sich notwendig etwas verschoben hat, unvermeidlich heraus.

Und hier kommen wir zu der Kardinalfrage: Welcher Shakespeare soll eigentlich übersetzt werden? Welchen soll man dem deutschen Volk in die Hand geben?

Ich antworte unbedenklich: den Shakespeare Goethes und Schlegels. Es ist nicht der historische Shakespeare, oder doch nicht ganz; er ist unter einem ganz bestimmten Gesichtspunkt gesehen, wie Lessing ihn gezeigt. Herder ihn erblickt, Goethe ihn gedeutet hat, wie er für Tieck ein Evangelium und für Otto Ludwig ein Verhängnis wurde. Aber wie man treffend gesagt hat, nicht der von der Wissenschaft rekonstruierte, sondern der von der Anschauung der Gläubigen entwickelte Christus sei der

antes que la sal de sus pérfidas lágrimas hubiera cesado de enrojecer sus dolientes ojos, ella se desposó. ¡Qué aceleramiento más execrable! ¡Lanzarse con tal premura al tálamo incestuoso! Eso no es bueno, ni en bien puede redundar. Pero, desgárrate, corazón mío, ya que forzosamente debo la lengua refrenar.

Die bekannte Stelle. die bei Schlegel lautet: Wirtschaft! Horatio! Wirtschaft! übersetzt Roviralta Borrell:

Cuestión de economía, Itoracio, cuestión de economía. Los manjares calientes del banquete funerario surtieron, una vez fiambres, la mesa nupcial. Diese Proben werden genügen, den Wert der neuesten spanischen Übersetzung darzutun.

Cöln.

Johannes Fastenrath.

The Sonnets of Shakespeare, with an Introduction and Notes by H. C. Beeching, M. A., D. Lit. The Athenaeum Press, Series. Boston, Ginn and Co. 1904. LXVII, 145 p.

Beeching hat die ganze Sonettenfrage nochmals durchgearbeitet und kommt in manchen Punkten zu anderen Ergebnissen als Lee, der in den letzten Jahren die Ansichten beherrschte. In erster Linie setzt er die Sonette nicht um 1594 an, sondern beträchtlich später; denn vor 1598 seien sie literarisch nicht zu spüren, das einzige datierbare Sonett (107) falle ins Jahr 1603, und die meisten Parallelen seien mit «Heinrich IV.», «Verlorene Liebesmüh» (revidiert 1597) und Hamlet» zu erweisen, was des näheren ausgeführt wird (S. XXV ff.). Sind aber die Sonette so spät anzusetzen, so können sie sich nicht auf Southampton beziehen, der doch mit dreißig Jahren nicht mehr als «lovely boy» anzureden war. Nun werden alle Gründe für die Pembroke-Theorie wieder hervorgeholt und speziell von der Wendung << begetter of these ensuing sonnets» behauptet, ninety nine persons out of every hundred, even of those familiar with Elizabethan literature, would unhesitatingly understand to mean their inspirer, namentlich im Hinblick auf Andeutungen gleichen Inhalts in Son. 38, 76, 105. Wir werden auf ein Gedicht Davisons verwiesen, worin Pembroke «most lovely» genannt wird, usw. Unwillkürlich fragt man, ob diese viel umstrittenen Sonette nicht auf mehrere Personen und Gelegenheiten gemacht sein könnten, da sie ja zweierlei Arten von Liebe, private und politische Anspielungen, Realismus und Übersetzung, jugendlichen Komödienstil und Hamletischen Weltschmerz abwechselnd enthalten? Alles geht doch auch bei Beeching nicht eben auf; so ist der rival poet» noch immer unauffindbar. Mit Recht wendet sich daher Beeching zur Untersuchung stilistischer und metrischer Einzelschönheiten und läßt auf den Text der Sonette, die er in der üblichen Reihenfolge abdruckt, worterklärende Anmerkungen folgen. Noch immer wäre in dieser Art viel zu leisten; ich möchte nur auf die soul of the wide world im 107. Sonett aufmerksam machen, die prophetisch ist und von den Zukunftsdingen träumt, was an Plato, Neuplatoniker, Spenser u. a. erinnert. Wenn Beeching die Stelle mit Hamlets Ausruf «0 my prophetic soul» zusammenhält, so ist nur eine sprachliche, nicht eine inhaltliche Parallele geboten.

Berlin.

A. Brandl.

Eugen Kilian. Dramaturgische Blätter. Aufsätze und Studien aus dem Gebiete der praktischen Dramaturgie, der Regiekunst und der Theatergeschichte. München und Leipzig bei Georg Müller 1905.

Die Sammlung dieser Aufsätze und Studien, von denen einige bereits in früheren Jahrgängen des Shakespeare-Jahrbuches veröffentlicht worden sind, enthält außer wertvollen Beiträgen zur Darstellung Shakespeares auf der deutschen Bühne eine ganze Reihe von beachtenswerten Untersuchungen über deutsche Dramen von Goethe, von Kleist, von Grabbe u. a., sowie biographische und dramaturgische Abhandlungen über Eduard Devrient, Joseph Schreyvogel, Klingemann, über Regiesünden etc., auf die hier von vornherein nicht eingegangen werden kann. Sie alle, das wenigstens sei gesagt, erweisen den feinen Takt und das ehrliche, echt künstlerische und wissenschaftliche Interesse des praktischen Theatermannes, der heute in Deutschland nicht viele seinesgleichen findet. Zu seinen Shakespeare betreffenden Aufsätzen, die jeder Regisseur, dem es ernst ist um seine Kunst, lesen sollte, sei nur einiges bemerkt. In den beiden Studien «Die Münchner Shakespeare-Bühne und ihre Vorgeschichte und Shakespeare auf der modernen Bühne», in denen Kilian mit allem Rüstzeug des modernen Shakespeare-Philologen über die Fortschritte in der Darstellung des Dichters und über die Grenzen des Szenischen inbezug auf die Ausstattung spricht, vor Übertreibungen, wie sie gewisse Sensationsbühnen lieben, warnt und einer pietätvollen Bearbeitung der für eine andere Zeit, unter anderen bühnentechnischen Bedingungen geschaffenen äußeren Gestalt der Dramen das Wort redet, hat er trotz der Berücksichtigung aller Faktoren zur Wirkung unseres Erachtens einen nicht genügend in Betracht gezogen: das Publikum. Was nützen alle die feinen Vorschläge, die er macht, solange das Publikum weniger um des Dichters Shakespeare, als um seiner sogenannten Bildung willen, ins Theater geht. Die reine stilisierte Kunst der Darstellung und Ausstattung, die Kilian verlangt, wird nur von Erfolg sein einem bereits gebildeten, mit den Intentionen des Dichters vertrauten Publikum gegenüber. Das aber haben nicht viele Theaterstädte. Und darum muß es mit Freuden begrüßt werden, daß der Verfasser in einer anderen Studie der dramaturgischen Blätter, über den Theaterzettel, den am Dresdner Hoftheater bei Volksvorstellungen bereits geübten Brauch, Erklärungen und Erläuterungen auf die Rückseite des Textes zu drucken, so warm empfiehlt. Bei Shakespeare, namentlich bei den Historien, müßte damit angefangen werden. Das wäre ein wichtiger Schritt zur Reform des Publikums. In dem Aufsatze über den Shakespeare'schen Monolog und seine Spielweise spricht Kilian davon, daß es unkünstlerisch und dem Wesen des Monologes unangemessen sei, wenn er, wie in der Briefszene Malvolios in «Was ihr wollt», von andern belauscht werde. Es wirke dies unwahr! Man kann anderer Meinung sein und behaupten, weder nach der tragischen noch der komischen Seite hin liege ein solches Belauschtwerden außer dem Bereiche des Möglichen und Künstlerischen. Ein Selbstgespräch kann belauscht werden; das ist ohne weiteres möglich, soll ja in dem erwähnten Falle belauscht werden und würde anders ja gar nicht die unbändige Heiterkeit auslösen, die das Publikum gerade hier immer ergreift. Geht mit dieser Forderung der Ästhet in Kilian nicht einen Schritt zu weit? Alle Regisseure sollten beachten, was der Verfasser über die Auf18

Jahrbuch XLII.

führung des «Sommernachtstraumes», namentlich die Auffassung der Rüpelszenen, zu sagen hat. Der Vorschlag, den Puck einmal von einem jungen Schauspieler als derben Waldkobold in dunkler, erdfarbener Gewandung spielen zu lassen, verdiente durchgeführt zu werden. In der Bühneneinrichtung der Widerspenstigen von Karl Zeiß mißbilligt Kilian die Anfügung des nichtShakespeare'schen Nachspieles aus literarischen und dramaturgischen Gründen. Die literarischen Gründe, das dürre, farblose, skizzenhafte der älteren Dichtung, sind berechtigt, dürften aber doch vielleicht nicht allzu schwer ins Gewicht fallen, wenn man die Wirkung, die dieser Abschluß ohne Zweifel hat, ins Auge faßt. Ist der Zuschauer einmal auf das Verkleidungsspiel und den Zweck der ganzen Vorstellung aufmerksam gemacht worden, so darf der Schluß kaum fehlen. Manche Derbheiten im Stück, nicht etwa, wovor Kilian dringend und mit Recht warnt, in der Darstellung, scheinen geradezu auf das menschliche Niveau des Schlau berechnet zu sein. Jedenfalls hat man bei den Dresdner Aufführungen das Nachspiel als durchaus berechtigt empfunden. Alles in allem läßt sich von der vortrefflichen Sammlung, aus der noch besonders der Aufsatz Regiesünden zu erwähnen wäre, nur sagen, daß sie aus dem Bedürfnis nach echter, jenseits des Sensationellen wie des Schmierenhaften liegender Darstellungskunst entstanden ist und sichtlich zu den schätzenswerten Faktoren gehört, welche mitwirken an der erzieherischen «Aufgabe, die dem Theater trotz mancher bedenklichen Gestalten, die beifallumtost in unsern Tagen als Erzieher des Publikums wirken einigen starrsinnigen Optimisten auch heute noch zuerkannt wird». Christian Gaehde.

Dresden.

«

von

Clement Scott. Some Notable Hamlets. With a new chapter on Mr. H. B. Irving by W. L. Courtney. London, Greening & Co. Ltd. Popular edition. (1 s.)

Ob das Buch jenseits des Kanals ganz ernst genommen wird, weiß ich nicht; der Neudruck und der wohlfeile Preis deuten jedenfalls auf seine Beliebtheit. Und wirklich, es stimmt zu der Psyche des Londoner Publikums, wie wir sie uns aus Tatsachen und Notizen zurecht gelegt haben, und es gibt schon Anzeichen dafür, daß das Berliner Publikum davon angesteckt worden ist. Man geht dort nicht in die Hamlet-Vorstellung, um hundertfältig zu leben, zu leiden und sich zu erheben; Clement Scott rühmt der Sarah Bernhardt vor allem nach, daß man sie am selben Abend gern noch einmal als Hamlet gesehen und gehört hätte; so angenehm hatte sie den Zuhörern die Zeit vertrieben. Für die Geschmacklosigkeit der Französin, sich in das Gewand des herrlichen Dänenprinzen zu stecken, der wahrhaftig nichts Weibisches an sich hat, dafür fällt kein Wort ab; wohl aber bewundert er als «ausgezeichnete Gedanken, daß sie sich bekreuzt, ehe sie dem Geiste folgt, daß sie vorm Verscheiden der toten Gertrude Haar küßt und daß sie die Anrede an die Schauspieler von der Miniaturbühne herab hält. Ich würde als Regisseur alle diese «Gedanken» nicht ausführen lassen;

es sind kleine Mätzchen oder Lächerlichkeiten, die in das gewaltige Drama nicht gehören.

Scott spricht nur zwei Engländern das Vermögen zu, die Komödienelemente in der Tragödie ans Licht gezogen zu haben. Den einen davon, Forbes Robertson, kenne ich und fand ich ganz humorlos. Seine steife Würdigkeit war mir höchst langweilig. An dem Prinzen ist überall viel gesündigt worden, am meisten aber wohl von Franzosen und Engländern, die bei jeder Neueinstudierung nur auf Sensationen auszugehen scheinen. Beerbohm Tree trägt einen Vollbart, Robertson eigenes Haar, Wilson Barrett spielt die Schauspielszene im Garten, Henry Irving arrangiert in der 2. Szene des 1. Aktes einen pompösen Krönungszug, dessen Schlußglied Hamlet bildet und diese Äußerlichkeiten werden gepriesen, als sei Shakespeare dadurch vertieft worden.

Trotzdem ist das Buch ein nützlicher Beitrag zur Geschichte der Shakespeareaufführungen in England; es umfaßt nahezu die letzten 30 Jahre und 7 Inszenierungen des unerschöpflichsten Stückes. Und nimmt der Verfasser auch allzuviel Rücksicht auf die plumpe Bühnenwirkung, so erreicht er doch mehr Anschaulichkeit als geheimniskrämerische deutsche Kritiker. Ich habe die sechs Darsteller (der sechste ist Irvings Sohn) ganz gut unterscheiden gelernt, und manche Feinheit der Inszenierung könnte von uns aufgegriffen werden, da unsere Hamlet-Vorstellungen im argen liegen. Wir haben sicherlich einen Darsteller, der Shakespeare gerechter wird als die hier versammelten «großen» Engländer und Franzosen, aber London hat nach diesem Buche wenigstens 7 Aufführungen der Tragödie gesehen, die besser waren als unsere beste.

Wien.

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Ferdinand Gregori.

Eugen Kilian. Mein Austritt aus dem Verbande des Karlsruher Hoftheaters. Ein Wort der Aufklärung. München 1905, Georg Müller. Einer unserer Tüchtigsten, der Shakespeares Werke von widerwärtigen und lächerlichen Entstellungen reinigte, hat am 1. September 1905 Abschied von der Stätte seines 14jährigen Wirkens genommen. Er ging nicht gern, und noch die letzten Worte dieser Broschüre gelten seiner besonderen Liebe zur Karlsruher Bühne, an der er Eduard Devrients großes Erbe anzutreten versucht hatte. Wir kennen seine vortrefflichen Bearbeitungen der besten Lustspiele und einiger Tragödien Shakespeares, und wir erfahren nun, daß er sie auch auf die lebende Bühne gehoben hat. Ich halte seine «Dramaturgischen Blätter» für die fruchtbarste praktische Theaterarbeit der letzten Jahre und weiß nicht recht, ob ich nicht sogar mehrere Jahrzehnte zurückschauen muß, um auf ein gleichwertiges Werk zu stoßen. Und war der Name eines Bearbeiters, war der Ruhm einer Bearbeitung noch so unantastbar geworden, Kilian ging beherzt gegen beide an und setzte das Original in seine guten Rechte ein; Änderungen nahm er nur da vor, wo Shakespeare der primitiven Bühne seiner Zeit Konzessionen gemacht hatte, die sich auf unsrer Illusionsbühne erübrigten. Unter anderem übt Kilian hier ausführlich

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