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Theaterschau.

Münchener Shakespeare-Vorstellungen von 1905.

Den Umständen gemäß sind diesmal keine Shakespeare gewidmeten Neuunternehmungen unserer Hofbühne zu verzeichnen. Im ersten Halbjahre nahm die große Schillerfeier alle Schauspielkräfte in Beschlag und im zweiten haben einschneidende Veränderungen in der Leitung des Theaters zunächst größeren Plänen keine Muße vergönnt.

«Romeo und Julia» und «Hamlet», welche beiden Stücke von Shakespeares Trauerspielen seit einem Jahrzehnt bei uns am häufigsten gespielt werden, erschienen auch 1905 wiederholt. Mathieu Lützenkirchen, der an Stelle des ihm glücklich nacheifernden Herrn Salfner auch einmal wieder seinen selig von Schönheit und Liebe berauschten Montague uns bescherte, hat in diesen Vorstellungen ungemindert seine treffliche Kunst bewährt. Von den Hamlet-Aufführungen war es mindestens eine des Herbstes, in der sein Dänenprinz in Seelengröße, Schwermut, Geist, Witz und Feuer auf alter Höhe stand, während in einer im Frühjahr vorhergegangenen vielleicht infolge einer Unpäßlichkeit des Künstlers manches versagte.

Besonderen Stoff zu Betrachtungen gibt mir heute eine Vorstellung der Dreikönigsabendskomödie. Nachdem ich im vorigen Jahre einen Bericht aus anderer Feder über deren Neueinstudierung beibrachte, sah ich neulich in der Fastnacht «Was ihr wollt mit teilweise abermals veränderter Rollenverteilung über die Bretter gehen. Ich muß bekennen, daß vom Geist und Wesen des Stückes die Vorstellung im allgemeinen weit hinten blieb, trotz einzelnem höchlich Gelungenen. Der Liebreiz fehlte dieser Lustspielblüte zu sehr, von ihrem Dufte versprühte gar viel, der warmherzige, rasche, süße Ton hingebenden Liebesverlangens brach nicht durch, es fehlte überhaupt die geschwinde Zunge, welche allen diesen bunten Bildern schmelzender und girrender Liebe, diesen Eintagsirrungen, die dann doch am Ende zumeist für die Täuschung gültigen Ersatz finden, Frische und Farbe gibt. Die Shakespearebühne hat durch ihre Schnelligkeit der Szenenverwandlungen dem frischen Farbendufte des Stückes sicherlich den allerbesten Beistand geleistet. Um ihren Wert einzusehen, ist auch für den, welcher sich noch sträubt, ihre wahrlich genugsam bewährte Hilfe in Trägödien, wie «Lear» und «Romeo und Julia» anzuerkennen, nichts so unmittelbar schlagend wie der Dienst, welchen sie dem unaufhaltsam raschen Gange des Komödienspieles gewährt. Wenn hier die Handlungen immer wieder durch den Zwischenvorhang zerschnitten werden, so wird gleichsam von

den Kronen dieser Feenblüten Blatt um Blatt zerpflückt. Jetzt schwirrt ein Gerücht, daß man bald König Lear», der seit Wilhelm Schneiders Tod unserem Spielplane fehlte, nicht auf der Shakespearebühne, sondern in Possarts Theaterbearbeitung mit unserem neuen, mehrfach bewährten Heldenspieler Jacobi in der Hauptrolle aufführen werde. Dann ist wohl damit das Ende der Shakespearebühne am hiesigen Hoftheater, wie es seit langem geplant wird, beschlossen. Mit « Lear» wurde einst die neueingerichtete Bühne, an welche die Namen Perfall, Savits, Lautenschläger sich knüpfen, eingeweiht, und so will man, scheint es, den Quell in seinem Ursprung abgraben. Aber getrost! Falls überhaupt das deutsche Theater von dem verflachenden äußerlichen Treiben die Bahn zur strengen, keuschen Kunst findet, wird sie die unschätzbaren Mittel dieser Szene sich nicht entgehen lassen. In der ersten Zeit der Possart'schen Intendanz war schon einmal die Shakespearebühne verschwunden, aber im März 1895 war ich so glücklich, da zuerst <Was ihr wollt>> auf ihr erschien, in der «Deutschen Dramaturgie» (I, 217 f.) ihre Auferstehung zu begrüßen. Sie braucht nicht die lärmende Reklame, mit der die grandiose Technik der intimen», der «Dreh- und Illusionsbühnen» angepriesen wird. Schlicht wird sie in ihrer Schlichte wiederkommen zu ihrer Zeit.

Auch im Lustspiele bedeuten für Shakespeare in uneingeschränktem Sinne die Bretter wirklich die Welt. Des Lebens ganzer Sinn und Herzschlag durchschwingt jedes seiner Stücke, denen noch minder, als in der Tragik mancher Humor, im lustigsten Geschehen der Ernst gebricht, dieser Grund und Boden menschlichen Handelns. Mit der Anmut seiner Lustspiele ist auch der aus ihr wiederstrahlende Ernst geopfert und in vollem Maße gilt das von Was ihr wollt». Die wilde See, die der britische Dichter mit augenscheinlicher Vorliebe als Mitspielerin seiner Dramen aus den Quellen übernimmt, leitet hier mit Lebensgefahr und irriger Todesbetrübnis die Handlung ein. In der vielgliederigen Kette von Täuschungen und Wirrnissen wird uns doch überall Wahrheit geboten, die Wahrheit über Menschenart und Menschenherz, über die rasch zudringende Betörung in der Neigung der Geschlechter, wo mitten aus ihrer Trauer um einen toten Bruder heraus ein Mädchen aufwacht zu stürmischer Leidenschaft für ein anderes in Mannstracht verkleidetes, das indes ebenfalls nach eines Bruders vermeintlichem Tode von still zärtlicher Liebe zu dem Herrn erglüht, dem es Pagendienste verrichtet. Dieser ist seinerseits mit jedem Blutstropfen einer Liebesglut verfallen, die «voll von Phantasien und nur phantastisch ist, während von dem gefälschten Liebesbriefe seiner Gebieterin der aufgeblasene Hofmeister bis zur Verrücktheit genarrt wird, der geckische Junker siegesgewiß mit Maria und diese wiederum mit dem unechten Pagen liebäugelt. Die glückliche Entschädigung, die den übrigen Betörten zuteil wird, verspricht sich der in seiner Überhebung gedemütigte Malvolio im Ausblick auf eine kleinlich gemeine Rache. Dazwischen die ernsten Auftritte vom Wiederfinden der geretteten Geschwister, vom Zorne Antonios, der von Sebastian in Gestalt Violas um das geborgte Geld sich betrogen glaubt, und der spaßige Auftritt vom Zweikampf der beiden grimmen und vor dem gegenseitigen Grimme erzitternden Feinde, dem Mann-Mädchen und dem Mädchen-Manne, endlich die Trinkerszenen, deren ungeschminkt derbe Lust neben so vielem falschen Wahne der Phantasie hier die Wahrheit im gemeinsten Hauskleide zeigen. Ohne daß also Seelenadel oder Schlechtigkeit des Menschen in der weichen Linienführung mächtiger hervortritt, bleibt doch der Ernst des Lebens allenthalben erinnerungsvoll im Hintergrund und die Shakespare'sche weltbetrachtende Art, von der wir noch im Theaterberichte des

vorigen Jahres bei der Besprechung des «Pericles» die Proben gaben, verleugnet sich auch bei diesem Stücke nicht, das vom Grunde des Menschenherzens aus durchweg den Schein der Dinge zum Gegenstande hat, in allerhand Gegenüberstellungen der Außen- und Innenseiten. Da vernehmen wir, daß «Natur mit schöner Hülle Verruchtheit oft verdeckt», dann wird die unverkünstelte Natur eines schönen Antlitzes gepriesen, das «in Wetter und Wind dauert» und, wie es neckisch lautet, wert ist, auf eine Nachkommenschaft sich zu vererben. Von der Mummerei heißt es, «sie sei eine Falschheit, in welcher der arge Feind gar mächtig sei»: Wie leicht wird's Gleißnern, die nur schmuck, ihr Bild

Dem Wachs des Frauenherzens einzuprägen!

Dagegen legt Orsino vom Manne das Geständnis ab, daß, wie er auch sich selbst herausstreiche, seine Verliebtheit flatterhafter, inhaltloser, lüsterner, unsicherer, früher verbraucht und vertan sei, als die des Weibes» und so zeigt er sich denn selber hernach der Flüchtigkeit des Scheines unterworfen, da seine Liebe leicht von Olivia, nachdem er sich in Glut für sie verzehrte, zu Viola übergeht; ja, ihm selber unbewußt, muß im Augenblicke, da er jenes Bekenntnis vor dem vermeintlichen Knaben tut, diese neue Neigung ihm lächelnd bereits um die Lippen schweben, wogegen das Weib Olivia ihren Liebesträumen eigentlich nicht untreu wird, indem sie das getreue Ebenbild der zuvor von ihr begehrten Viola umarmen darf. Bis in welche Tiefe reicht Antonios Wort:

Nichts schändet die Natur als innere Art,

Niemand darf häßlich heißen als der Schlechte.
Tugend ist Schönheit; Laster doch, das hold,
Nur hohl Gerät, verziert mit Satans Gold.

Von den Darstellern soll zuerst Aloys Wohlmuth, der sich als Malvolio immer mehr vervollkommnete, mit Ehren genannt werden, wie denn bei dieser Gelegenheit auch sein Polonius, besonders doch sein Capulet gerühmt werden soll, da er diesen Familientyrannen allmählich zu wahrhafter Vollendung natürlicher Lebendigkeit herausarbeitete, wie sie in der gewöhnlich zurückstehenden Rolle vielleicht nie noch ihres Gleichen fand. Ganz unzureichend leider fiel Orsino aus, den uns sonst Herr Stury recht würdig dargestellt hatte, in Händen eines Anfängers, der neulich ohne Schiffbruch und nicht ohne schöne Wirkung die schwierige Gestalt des Max Piccolomini bewältigte, aber in den Geist dieser viel kleineren Rolle so wenig eindrang, daß er sie nicht einmal sprechen, geschweige mit Süße, Wärme und am rechten Orte mit Munterkeit ausdrücken konnte. Kalt und wie ein unbelebtes schönes Bild blieb Olivia. Weit gelungener und stellenweise von köstlicher Frische war die Viola von Margarethe Swoboda, deren Darstellung es an Zügen rechten Lebens nie gebricht, doch wird es ihr möglich sein, auch diese Rolle noch reicher und anmutiger auszugestalten, wenn sie bei ihren Mitspielern bessere Anregung findet. Frau Conrad-Ramlo ist eine seit Jahrzehnten uns geläufige Marie, deren Übermute indes ihre Stimme und Erscheinung heute bei weitem nicht mehr die einstige Geschmeidigkeit herleihen. Vom übrigen nenne ich dann noch die beiden im Tiefbaß und in der Fistel trefflich wiedergegebenen Junker der Herren König und Waldau, endlich, was zum Besten der Vorstellung gehörte, den Narren des Herrn Geiß, den ich als reich begabten Darsteller Richard Glosters bereits früher namhaft machte. Sein Narr war in einer bestimmten Art trefflich durchgeführt, doch war er um vieles kühler und im Witze verstandesmäßiger zugeschliffen, als

der seines Vorgängers, des Herrn Rohde, der gerade in dieser Gestalt eine unübertreffliche Laune und überquellende herzliche Lustigkeit ausgoß. Vorzüglich gelang Herrn Geis die angenommene Maske des Bußpredigers und der rasche Wechsel davon mit dem gewohnten Tone des Narren. Lauter sonnige Fröhlichkeit und Anmut muß hineindringen fast in jeden Satz dieses Stückes.

Auch jenes andere Lustspiel, welches in ganz besonderem Sinne die Macht der Einbildungskraft versinnlicht, der «Sommernachtstraum» kam wieder einmal, doch besaß die Vorstellung nicht die Macht, den grämlichen Winter, in dessen Reich sie fiel, hinwegzuzaubern. Sie war meist frostig, ohne Reiz und Zartheit; nur einiges in den Liebesszenen und der Puck des Fräulein Brünner, dem es weder an Übermut noch an Geist mangelte, wäre auszunehmen. Am meisten verfehlten ihre Aufgaben die schauspielernden Handwerker, die, Weber Zettel voran, anstatt des Drolligen einer linkischen Schönheitsbewerbung, die in unglaublichsten Zumutungen an die Phantasie immer eine gewisse plumpe Grazie zeigen muß, die gemeinste Tölpelhaftigkeit mit der Komik billig roher Effekte erblicken ließen. Für diese Handwerker gilt, wie für andere Teile des «Sommernachtstraum» das Wort Theseus' von der Mächtigkeit der Phantasie, die, wenn sie irgend Freude ahnt, auch den Spender der Freude mutmaßt und bei nächtlich eingebildetem Grauen einen Busch als Bären sich vorstellt».

Um die Stelle des Herrn Salfner, den wir unerfreulicher Weise nach Leipzig verlieren, bewarb sich Herr Onno vom Neuen Theater in Berlin mit einer Gastdarstellung als Romeo. Dieser Schauspieler ist nicht ohne Verständnis, doch gebricht es ihm empfindlich an Mitteln, zumal an Klangfülle des Organs, und außerdem ist er jener unglückseligen «Natürlichkeit» verfallen, die vor jedem höheren Dichterschwunge die Flügel in kränkelnder Unnatur sinken läßt und nicht selten ganze Sätze in überhasteten oder leise verhauchenden Tönen mehr den Kulissen als dem Publikum vorstammelt. Der frische Realismus mancher Stellen, der keinen hohen Aufflug verlangt, glückte ihm am besten. Für Shakespeare'sche Aufgaben scheint er vorderhand untauglich. Die Julia von Emma Berndt haben wir früher gewürdigt.

Lücke um Lücke wird in unser Schauspielpersonal gerissen. In einer neulichen Vorstellung des ersten Teiles von «Heinrich IV.» hat Richard Stury ungewollt gewissermaßen seine Abschiedsvorstellung gegeben. Ich freute mich an der geistigen Belebung, mit welcher der Künstler nach besten Kräften, obschon ihn die natürlichen Mittel mehr und mehr für solche Rollen im Stich lassen, seinen oft gespielten Percy Heißsporn, an diesem Abend ausstattete im Bunde mit Fräulein Dandler, welche wie immer die Lady in reizender Schalkheit vertrat. Wenige Tage darauf befiel Herrn Stury als Egmont mitten in der Vorstellung ein nervöses Übel, das ihn in den letzten Jahren mehrfach störte, und er entschied sich, seinen Abschied zu nehmen. Für genug Würdiges und Schönes seiner zahlreichen Darbietungen könnte nur Ungerechtigkeit den Dank vergessen. Percy, Edgar, Romeo, Brutus, Warwick, Posthumus (« Cymbeline»), Leonato («Wintermärchen »), auch sein ausgezeichnet munterer Petrucchio, in dem er an wundervoller Frische wohl sogar Heinrich Keppler in dieser Rolle übertraf, ferner sein durchaus würdiger Hamlet, als der er freilich mit Herrn Lützenkirchen nicht wetteifern konnte, waren seine Kunstgaben im Shakepeare'schen Reich. Wenig geeignet erwies er sich als Macbeth. Ihn zu ersetzen wird schwer sein.

Die Ehrenmitglieder Heinrich Richter, Marie Dahn-Hausmann, sodann Hermine Bland, Rosa Herzfeld-Link, Wilhelm Schneider, Klara Heese, Heinrich Keppler,

Emil Rohde, Richard Stury das sind die schmerzlichen Verluste, die im letzten Jahrzehnt teils durch Tod, teils durch Abgang das Schauspielpersonal der Hofbühne erlitt. Das Ehrenmitglied Klara Ziegler, die übrigens in Shakespearerollen seit langem nicht mehr wirkte, hat der Kunsttätigkeit mittlerweile auch entsagt. Endlich hat nun das Ehrenmitglied Ernst von Possart zugleich mit seinem Rücktritte von der Intendanz sein schauspielerisches Schaffen eingestellt. Da er als Bühnenleiter seine Sorge beinahe ausschließlich der Oper, Mozart und Wagner zuwandte, so sind seine Verdienste um das Schauspiel und insbesondere um Shakespeare in der Theaterleitung nicht beträchtlich. Desto Hervorragenderes hat er als Schauspieler seit Jahrzehnten für Shakespeare geleistet und die ungewöhnliche Macht auf das Publikum, welche er immer ausübte, erstreckte sich ganz ausnehmend auf zwei Gestalten des großen Engländers, auf Richard III und Shylock. Vor zwei Jahren hob ich hier hervor, welch eine elementar bezwingende Gewalt einstmals wie eine in Fleisch und Blut wandelnde Menschengestalt sein Richard ausübte, als er noch mit Hingabe das unheimliche Dunkel und die Rätsel dieses Dämons erhellte. Seinen Shylock hat er noch in letzten Zeiten mit Vorliebe, namentlich während des Fremdenzuflusses im Spätsommer, uud oft mit voller Kraft zur Darstellung gebracht. Vor etwa zehn Jahren nahm auch Possarts Shylock ein wenig jene Richtung ins Zahme und Menschliche, die man in gänzlichem Widerspruche gegen den Dichter diesem Wolf» als neue Theatermode jetzt so gern anschneidert. Seitdem aber hat der Künstler seinen Shylock, den ich oft sah, immer mit grauser Tierheit und ohne jegliche, den Sinn der Rolle zernichtende Schönfärberei gespielt, womit nicht etwa ausgeschlossen ist, daß uns im Geiste des Dichters die Vertierung des Juden auch nach äußeren Einflüssen menschlich begreiflich gemacht wird. Als Shylock erzielte Ernst von Possart stets seine mächtigsten, unmittelbaren Triumphe. Das ist nach Berichten, die ich wiederhole, da ich selbst von München entfernt war, in einziger Weise noch einmal der Fall gewesen, als in dieser Lieblingsrolle der Künstler im September 1905 das letzte Mal, ohne Aufhören gefeiert und umjubelt, vor dem Münchener Publikum erschien. Jeder weiß es, was in den Possart'schen Kunstgestaltungen seine außerordentliche Beherrschung äußerer Technik, der Sprache, Mimik, Bewegung, auch des Maskenzuschnittes bedeutete. Es lag darin, zumal in der Vortragsweise und ihrem eigentümlich singenden Tonfall, manches, was nicht immer angenehm berührte, und, würde es allgemein mustergültig, unerträglich wäre. Gleichwohl brachte Possarts schauspielerische Individualität, die sich vorwiegend für eine Reihe wetterleuchtender Gestalten eignete, welche das harmonisch menschliche Gleichmaß überschreiten, mit dem Moll und dem es dann durchbrechenden Dur seines drommetenartig erschallenden hellen Organes, das er mit großer Herrschaft meistert, und mit der Sicherheit, in der er seiner Mienen und Geberden Herr ist, echte Bühnengestaltungen hervor. Waren sie nicht unmittelbare Geschenke des Genies, so glichen sie mindestens solchen bisweilen ganz und gar. Die neuere Physiopsychologie weist nach, wie Bewegungen von Gliedmaßen des Körpers, die sonst vom Anstoß bestimmter Willenstriebe veranlaßt werden, umgekehrt, wenn zuvor ausgeübt, leicht diese Willensregungen erzeugen. So vermag die angewandte äußere Technik, vorausgesetzt, daß innerliches Gestaltungsvermögen überhaupt vorhanden, dem Gelingen des ganzen innerlichen Gebildes, sobald der eine oder andere einzelne Stimmungsaugenblick glücklich getroffen ward, Vorschub zu leisten. Obwohl die genial sichere Erfassung einer Dichtergestalt durch den Bühnenkünstler von der rasch und vielfach unbewußt aufgetauchten Eingebung des Ganzen zum vielen Einzelnen

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