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ihre Pflicht nicht bloß zu erinnern, sondern sich auch zur treuen Ausübung derselben, und zur Nachahmung grosser Muster zu begeistern. Ich weiß es, M. Br., ich weiß es, nicht Jeder bedarf solcher sinnliche Mittel, um das Gefühl der Pflicht ståts lebhaft in sich zu erhalten; auch ist bey dem Einen dieses, bey dem Andern Jenes von großrer Wirksamkeit. Aber kann es uns ein Ernst mit unsrer Beßerung seyn, wenn wir nicht alles ergreiffen, nicht alles benutzen, was derselben beförderlich seyn kann; wenn wir nicht auch sinnliche Erinnerungsmittel zu Hilfe nehmen, so bald wir uns einen Vortheil davon versprechen können?

Endlich, M. Br., lasset uns eine fleissige Richtung unsers Geistes auf Gott als ein Hauptmittel gebrauchen, das Gefühl der Pflicht ståts lebhaft in uns zu erhalten. Moses wollte diese Richtung durch alles befördern, was er in unserm Texte vorschreibt. Denn als Geseße Gottes soll man die Verordnungen betrachten, die er seinem Volke gegeben hatte, und fie als den Willen Gottes zu Herzen nehmen. Es giebt auch wirklich kein Mittel, wodurch das Gefühl der Pflicht so leicht und so mächtig an geregt werden könnte, als durch die Vorstellung von Gott, als durch die Richtung des Geistes auf ihn. Seyd ihr nehmlich gewohnt, nicht bloß

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dann

dann an Gott zu denken, wenn ihr ausdrücklich an ihn erinnert werdet, oder euer Gebet an ihn richtet; ist es euch vielmehr eigen geworden, euch bey jeder Veranlassung, euch mitten in Zerstreuungen und Geschäften, euch unter Umstånden, wo ihr äußerlich mit ganz andern Dingen zu thun habt, durch stille, kurze, augenblickliche Erhebungen auf Gott zu richten: so kann es nicht fehlen, das Gefühl eurer Pflicht wird zugleich erwachen; ihr werdet es zu stark empfinden, was euer Verhältniß gegen Gott mit sich bringt, als daß ihr eure Schuldigkeit verkennen und leichtfinnig handeln solltet. Wohl euch, wenn ihr so gesinnt seyd. Grossen Frieden haben die,`. sagt der Dichter, die dein Gesez lieben, und werden nicht straucheln. Möge Gott euch Alle mit diesem Frieden segnen, M. Br., und eure Schritte auf der Bahn der Tugend und Vollkommenheit immer sichrer, immer leichter, immer grösser und glücklicher werden lassen; Amen.

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VI.

Am Feste der Reinigung Mariă.

Text: Pf. CXXVII. . 3- 5.

G

nade, Barmherzigkeit und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesu Christo; Amen.

In Zeiten, welche die Aufmerksamkeit aller, selbst der gemeinsten Menschen, so gewaltig auf den Staat, dessen Bürger sie sind, und auf die Umstände desselben lenken, wie die unsrigen, muß nothwendig die Frage zur Sprache kommen, M. 3., welches sind die wichtigsten Gemeingüter einer bürgerlichen Gesellschaft, was soll ein Staat am höchsten achten, worüber soll er am sorgfältigsten wachen? Wie häuffig fie auch wirklich laut wird, diese Frage, und Gelegen= heit zu Untersuchungen giebt, sieht man aus den mannichfaltigen und abweichenden Antworten, wel

che

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che man darauf zu geben pflegt. Bald erklärt man die Geschenke der Natur, und die Vortheile, die einem Volke sein Wohnland gewährt, für das wichtigste Gemeingut desselben; bald findet man es in der bürgerlichen Freyheit, die eine Nation genießt; bald in den Reichthümern, die sie erworben; bald in der Ehre, die sie errungen; bald in der Macht und Herrschaft, die sie über andre Nationen erkämpft hat; auch der Grad von Bildung des Verstandes und Herzens, der von derfelben erreicht worden ist, wird zuweilen das Kleinod genannt, das sie am meisten zu schäßen habe. Es läßt sich auch nicht läugnen, etwas Wahres liegt in allen diesen Antworten; von grofser Wichtigkeit ist jedes der angegebenen Güter; keinen Begriff müßte man von der Wohlfahrt eines Volkes haben, wenn man dieß nicht einräumen wollte. Aber je zahlreicher die Güter sind, welche man hier nennt; je mehr sich für jedes derselben sagen läßt, um es zum Range des wichtigsten Gemeingutes zu erheben: desto weniger kommt es zu einer sichern Entscheidung; desto zweifelhafter bleibt es, welche von den streitenden Partheyen recht habe, und ob sich vielleicht keiner von allen beypflichten lasse.

Das Fest, welches wir heute feiern, steht mit der Frage, von der ich spreche, in einer Ver

bindung, M. 3., die man zwar gewöhnlich unbemerkt läßt, die aber der sorgfältigsten Beachtung werth ist. An die Verordnung des Mosaischen Geseßes erinnert uns dieser Tag, nach welcher jeder Erstgebohrne als das Eigenthum Gottes betrachtet, und daher bey einer feierlichen Darstellung im Tempel von der Verbindlichkeit, als ein Geweiheter Gottes im Tempel Dienste zu thun, durch ein Opfer befreyt werden mußte. Auch der Herr mußte auf diese Art Gotte dargebracht, und gleichsam losgekauft wer den; und dem Andenken dieser Begebenheit ist das heutige Fest geweiht. Welchen Einfluß diese Verordnung und Eitte auf den Geist und die Denkungsart des Israelitischen Volks haben mußte, läßt sich leicht begreiffen. Wichtiger konnten. dem Ifraeliten seine Kinder unmöglich gemacht werden, als durch diese Gewohnheit. Wo jeder Erstgebohrne ein Geweiheter Gottes war; wo jede Familie in ihrem åltesten månnlichen Mitgliede einen Priester Gottes und einen ehrwürdigen Vertreter bey Gott haben konnte; wo es so stark in die Augen fiel, wie wichtig und ehrenvoll die Bestimmung der Kinder seyn kann: mußte sich da die Aufmerksamkeit nicht von selbst auf diese kleinen Geschöpfe lenken; mußte der fromme Ifraelit sie nicht mit Erstaunen und Rührung bes trachten; mußte er sie nicht für das wichtigste Gut

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