freilich sehr leid; aber es ist nicht meine Schuld; eine langwierige, mein Leben selbst bedrohende Krankheit hat mich im vorigen Sommer länger als drey Monate lang un- fähig gemacht, öffentlich wirksam zu seyn. Meine Leser sind jedoch gewohnt, so nachsichts- voll und gütig gegen mich zu seyn, daß ich wohl auch dieser kleinen Gabe eine nicht un- günstige Aufnahme versprechen darf; möge fie nur nicht ohne Nußen für die Belehrung, Bes- ferung Reinhard. VII Ermunterungen zu einem muthigen Kampfe mit den Hindernissen der öffentlichen Wohlfahrt; am Feste Daß bey den Bestrebungen für das öffentliche Wohl die Sorge für wahre Tugend und Frömmigkeit die Hauptsache seyn und bleiben müsse; am ersten Erweckung zu einer demüthigen Anerkennung der uns verdienten Wohlthaten Gottes; am zweyten Sonne Ueber das Bestreben, das Gefühl der Pflicht stets lebs - Daß die Geschichte, als Zeugin der göttlichen Regies Ehrfurchtsvolles Nachdenken über den Rathschluß Got Nöthige Rügen gewisser Mißöräuche und Fehler, wels che in Absicht auf das Abendmahl des Herrn Die gemißhandelte und unterdrückte Tugend im Lichte I. Am neuen Jahr stage. Text: Pf. CII. v. 26—29. Gott, dem Seligen und allein Gewaltigen, dem König aller Könige und dem Herrn aller Herrn, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnet in einem Lichte, da Niemand zukommen kann, welchen kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann, dem sey Ehre und ewiges Reich; Amen. Der rasche Wechsel, das unablässige Anderswerden, die grosse unaufhaltsame Vergänglichkeit alles Irdischen und Sichtbaren, fällt uns fast nie mehr auf, M. 3., als beym Eintrit in ein neues Jahr. Wie die Zeit mit uns eilt; wie sich Tage, Monate, Jahre einander verdrången, ohne daß nur der mindeste Stillestand dabey Statt fände, darüber kann uns nichts nachdrücklicher belehren als ein Morgen, wie der heutige ist; er ist erschienen dieser Morgen, ohne daß wir im Stande waren, ihn auch nur einen einzizigen Augenblick aufzuhalten. Und betrachten wir beym Lichte desselben unsern Zustand, und den D. Reins, Pr. ißter Band, 17, Sammle 21 haben sich bestå L Zustand der Welt, wie ganz anders finden wir da alles, als es uns am ersten Morgen des ver flossenen Jahres erschien! Menschen, die damals noch vorhanden waren, find verschwunden; Vere bindungen, in welchen wir damals standen, haben sich aufgelöst; Begebenheiten, die wir damals erwarteten, sind vorbey; Wünsche, die wir damals hatten, sind erfüllt oder vereitelt; Hoffnun gen, die wir damals nåhrten, tigt, oder in Nichts aufgelöst; alle unsre Umgebungen sind nicht mehr ganz, was sie waren; überall entdecken wir Epuren der Vergänglichkeit; und wir selbst, mögen wir seit dem ersten Morgen des vorigen Jahres stårker oder schwäs cher, reicher oder årmer, weiser oder verkehrter, tugendhafter oder lasterhafter geworden seyn; was wir damals waren, sind wir ganz unlångbar nicht mehr, auch wir haben uns verändert und Hehen neuen Umwandlungen entgegen. Und welche Veränderlichkeit herrscht auf der ganzen Erde, die wir bewohnen! Ist es nicht überall auf derselben wie bey uns; wird nicht alles von selbst, oder durch das Thun und Treiben der Menschen anders; altern nicht selbst die höchsten Gebürge, und åndern ihre Gestalt? Blicken wir endlich aufwärts: auch die Himmel bleiben nicht, was sie sind; auch da stellen sich dem Auge des Beobachters Veränderungen dar; selbst Son |