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Verläugnung der theuersten Bande der menschlichen Natur um des Reiches Gottes willen als Bedingung seiner ächten Jüngerschaft seßen mußte. ) Erst aus den Gegensäßen sollte die von dem Christenthume erzielte höhere Einheit sich herausbilden. So lagen die Würkungen, welche das Christenthum im Leben der Völker und Familien hervorbrachte, schon enthüllt vor seinen Augen.

Als er von Pharisäern gefragt wurde, 2) wann das Messiasreich erscheinen werde, antwortete er ihnen: „Das Reich Gottes kommt nicht auf solche Weise, daß es äußers lich, sichtbar wahrgenommen werden kann. 3) Man wird auch nicht sagen können: hier oder dort ist der Messias zu finden, hier oder dort sein Reich als ein äußerliches auf eine sichtbare Weise erschienen, denn das Reich Gottes ist unter euch.") Dann wendet sich Christus zu seinen Jüngern

1) Matth. 10, 31 ff.

2) Luk. 17, 20.

3) Der Gegensaß: es offenbart sich auf eine unsichtbare Weise, so daß es nur mit dem Auge des Glaubens wahrgenommen werden kann.

4) Das Erròs vμ☎v kann zwar heißen: „in eurem Innern,“ wie es von Vielen verstanden worden, und es würde auch zu dem Gegensaße wohl passen, aber es paßt nicht im Verhältnisse zu den Personen, zu denen es gesprochen ist; denn diese waren ja von dem Gottesreiche noch Entfremdete, es mußte erst durch den Glauben der Grund des Reiches Gottes in ihnen gelegt werden. Nur zu den schon Gläubigen hätte Christus dies sagen können. Man müßte also die Worte nur so verstehen, daß sie sagen sollten: Das Reich Gottes soll ein inwendiges seyn, in eurem Innern sollt ihr den Grund für dasselbe legen. Aber dann würde Christus gewiß sich nicht auf eine Weise ausgedrückt haben, welche die Pharisäer zu einem solchen Mißverstande verleiten konnte, dem er vielmehr auf alle Weise ausweichen mußte. Ihnen mußte er ja vielmehr sagen: statt darnach zu forschen, wann das Messiasreich äußerlich erscheinen werde, sollten sie darnach streben, sich durch ihre Gesinnung für die Theilnahme an demselben empfänglich zu machen, in ihrem Innern, das von dem Reiche Gottes noch fern sey, den Grund desselben zu legen. Fassen wir hingegen diese Worte in dem bemerkten Sinne auf, so paßt Alles. Das Reich Gottes sey mitten unter ihnen, wenn sie es nur erkennen wollten. Sie sollten nur nicht in der Ferne suchen, was sie in der Nähe-hätten. Mit Christi Würksamkeit ist das Reich

und dem sich anschließend, was er über die Bedeutung seiner Erscheinung, als durch welche das Reich Gottes in die Menschheit eingetreten sey, gesagt hatte, verkündet er ihnen: einst würden sie sich nach den Lagen ihres persönlichen Umgangs mit ihm zurücksehnen, darnach verlangen, ihn selbst wieder einen Tag persönlich in ihrer Mitte zu haben und es werde ihnen nicht zu Theil werden. Diese Sehnsucht konnte sie verleiten, sich durch Vorspiegelungen über die persönliche Wiederkunft Christi täuschen zu lassen, wie ja nachher würklich die Jünger durch diese Sehnsucht verleitet wurden, die persönliche Wiederkunft Christi zu früh zu erwarten und ohne solche bestimmte Warnungen Christi sich in dieser Hinsicht weit mehr zu täuschen, leicht hätten verleitet werden können. Sie sollten sich nicht täus schen lassen durch falsche Verkündigungen von seiner Wieders kunft; denn diese werde nicht auf die Weise erfolgen, daß man von Andern erst darauf aufmerksam gemacht werden müsse, sondern als eine von selbst Allen wahrnehmbare, Allen in die Augen fallende Erscheinung, welche von Keinem verläugnet werden könne, gleichwie der Bliß leuchte schnell von einer Himmelsgegend zur andern hin, und dessen Licht von selbst in die Augen Aller leuchte. ') Ihren sinnlichen Erwartungen entgegen macht er sie darauf aufmerksam, daß er zuerst noch viel zu leiden habe und von diesem

Gottes erschienen und Diejenigen, welche an ihn glauben, gehören demselben an. Dies stimmt auch mit der ihm sonst gewöhnlichen Weise des Verfahrens gegen die Pharisäer wohl überein, da er sie immer auf die Bedeutung seiner Erscheinung verweiset. Vergl. besonders Matth. 12, 28. S. oben S. 413 ff.

1) Christus giebt hier zu verstehen, daß die Thatsache seiner Wiederkunft nicht nach Analogie der irdischen Erscheinungen erfolgen werde, und ein solcher Fingerzeig hätte auch die gläubigen Dogmatiker davon abhalten sollen, über diese Thatsachen zu viel bestimmen zu wollen und an dem Buchstaben der einzelnen Aeußerungen der Apostel, welche selbst noch keine adäquate Anschauung von dieser Thatsache haben konnten, auf eine zu kleinliche und ängstliche Weise zu haften.

Geschlechte werde verworfen werden. Er verkündet ihnen dann, daß der verherrlichte Menschensohn in seinem Strafs gerichte über die verderbte Welt, dem Sichtungsprozesse, welcher der Vollendung des Reiches Gottes vorangehen sollte, sich auf eine unerwartete Weise offenbaren, die ihren Lüsten hingegebenen Menschen überraschen werde. Ueber die verschiedenen Momente aber, in welchen diese Offenbarung des Menschensohnes sich darstellen sollte, gab er ihnen jeßt keinen Aufschluß, sondern er stellte Alles, in Einer Anschauung zusammengefaßt, ihrem Blicke dar. ') Dars auf kam es ihm an, vor einer voreiligen Erwartung, wie vor einem willkührlichen Berechnenwollen jener legten Entscheidung sie zu warnen und das, was immer bei ihnen vorhanden seyn sollte, die rechte Vorbereitung dafür in der Gesinnung und der ganzen Lebensrichtung ihnen an's Herz zu legen. Es ist dies die Gesinnung der Selbst- und Weltverläugnung, welche er immer als die nothwendige Bedins gung der Theilnahme am Reiche Gottes empfiehlt. Dars nach verkündet er die auf die Verschiedenheit der Gesinnung sich beziehende Sichtung, durch welche unter den in denfelben irdischen Verhältnissen sich befindenden Menschen ein großer Unterschied sich zeigen werde: der Eine werde ges rettet und in das Reich Gottes aufgenommen, der Andere zurückgelassen werden (nämlich dem göttlichen Strafgerichte überlassen, nicht demselben enthoben). Da dies Leßtere dunkler ausgedrückt war, obgleich es aus dem Zusammenhange wohl verstanden werden konnte, so fragten daher Einige der Jünger:,,Zurückgelassen, wie meinst du dies, wo Herr?" Und Christus antwortet darauf:,,Wo das Aas ist, 2) da sammeln sich die Raubvögel" (das Strafgericht wird Diejenigen treffen, welche es verschuldet haben).

1) S. darüber unten, wenn wir von den leßten Reben Christi handeln werden.

2) In einer der leßten längeren Reden Christi, Matth. 24, 28, in welcher offenbar manches Verwandte, auf diese leßte Krisis sich Bezie

So ermahnte auch einst Christus, als er von einem größeren Jüngerkreise umgeben war, die Gläubigen, stets wach und gerüstet zu seyn für jenen Zeitpunkt, wann er aus der himmlischen Herrlichkeit wieder zu seiner Gemeinde auf Erden zurückkehren werde ') und sie von der Verwal tung der ihnen in seinem Dienste anvertrauten Geschäfte ihm Rechenschaft abzulegen haben würden. Es erhellt, wie sehr er sie davor warnt, über jenen Zeitpunkt etwas bes stimmen zu wollen, wie ungewiß er denselben ihnen bleiben läßt, wenn er sagt, daß dies sich eben so wenig berechnen lasse, als die Zeit, wann in der Nacht der Dieb einbrechen werde, daß es sich hinziehen könnte, bis schon der größte Theil der Nacht verstrichen sey, bis in die dritte Nachtwache hinein. 2) Sehr natürlich schließt es sich nun an, daß Petrus in dem Bewußtseyn der ganz besonderen ihm und den übrigen Aposteln angewiesenen Stellung Christus mit der Frage unterbricht, ob das, was er in parabolischer Form gesagt hatte, sich auf diesen engeren Kreis seiner Jünger insbesondere, oder auf alle insgesammt beziehe. Die Antwort liegt in den von Christus Luf. 12, 47. 48 gesprochenen Worten, daß, je größer das verliehene Maaß der Erkenntniß, desto größer, wenn diese nicht recht angewandt werde, die Schuld sey, je mehr Einem zu vers walten anvertraut worden, desto mehr von ihm verlangt werde. Darnach konnten die Apostel sich selbst die Frage über ihr Verhältniß zu den Uebrigen beantworten.

Er ermuntert sie, im Kampfe mit der Sünde der Welt nicht zu verzagen, sondern auf die Gerechtigkeit des himmlischen Vaters, der zwischen ihnen und der sie verfolgenden Welt richten werde, zu vertrauen. 3) Im Gebete sollten

hende zusammengestellt worden, haben auch die Worte Christi, deren natürliche Veranlassung Lukas 17, 37 angiebt, einen Plaß erhalten. 1) Luk. 12, 36.

2) Wir werden nicht verkennen können, daß Paulus 1. Thessal. 5, 1 jene Worte des Herrn im Sinne hatte.

3) Luk. 18, 1 ff.

sie ihre Ermunterung suchen. Wenn ein Richter, dem nichts heilig ist, doch am Ende durch das immer wiederholte Geschrei der armen Wittwe ermüdet, um sich davon zu be freien, ihr endlich Recht widerfahren läßt, wie sollte Gott das immerwährende Gebet seiner Auserwählten, die seine Gerechtigkeit anrufen, unerhört lassen? Wenn auch Gottes Langmuth zu zögern scheint, die gerechte Entscheidung wird nicht ausbleiben, wird bald erfolgen. ') Die Entscheidung des göttlichen Gerichts zwischen dem entarteten theokratischen Volke und der ächten, neuen Gottesgemeinde sollte ja allerdings immer mehr sich anbahnen.

Das Verlangen nach einer weltgeschichtlichen Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit, die Anrufung Gottes, daß er richte zwischen dem Bösen und Guten, und das Gebet auch für das Heil der Feinde des Reiches Gottes, welches Christus durch Wort und Beispiel empfiehlt, schließen übrigens, wie leicht erhellt, einander keineswegs aus, sondern eben Beides mit einander verbunden ist das ächt Christliche.

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Nun wirft aber Christus nachher die Frage auf, denn auch würklich Alle in ihrem gläubigen Gottvertrauen unter allen Schwankungen und Zögerungen der göttlichen Gerichte bis an's Ende ausharren werden, ob der Menschensohn, wenn er sich seiner Kirche wieder offenbart, Glauben bei ihnen vorfinden wird, ob nicht Viele sich werden haben irre machen lassen. 2)

1) Wir meinen, daß die einleitenden Worte bei Lukas 18, 1 dem Nachfolgenden wohl nicht ganz entsprechen. Nicht eine Ermahnung zum immerwährenden Gebete, bei welcher etwas Andres als das eigent liche Ziel desselben und die Hauptsache würde hervorgehoben seyn, sondern vielmehr eine Ermahnung, im Vertrauen auf die Gerechtigkeit bei allem Unrechts nicht schwankend zu werden, enthalten diese Worte. Solche, die wie Kinder zum himmlischen Vater ihre Zuflucht nehmen, werden vorausgesezt; aber Solche werden ermuntert, nicht irre zu wer den, wenn die Erhörung ihres Gebets zögert.

2) So könnten die Worte Luk. 18, 8 wohl in diesen ZusammenReander, Leben Jesu. 4te Aufl. 36

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