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bitten sollen. Da schreien sie Alle: Hinweg mit diesem, und gieb uns Barrabam los!

Erstlich sehen wir hier, wer die größte Feindschaft hat wider Christum, die falsche Geistlichkeit des Antichrists, die verheßen und reizen alle Welt wider Christum und das heilige Evangelium, und können eher die allerärgsten verzweifeltsten Uebelthäter leiden und dulden, denn Christum mit seinem Wort.

Daran sollen wir uns nicht ärgern, sondern mit Geduld der Welt Feindschaft tragen, wenn wir gleich mit Christo verworfen und verdammet werden. Denn, welche die Welt verwirft, die nimmt Christus auf, und was schadet uns zeitliche Verachtung, wenn wir die himmlische, ewige Herrlichkeit behalten.

Wir sehen die große Undankbarkeit des Volks. Christus hatte ihnen viel Gutes gethan, Kranke gesund gemacht und Jedermann gedienet. Nun find alle diese Wohlthaten vergessen. Ach, wie unbeständig sind menschliche Herzen! Wir sollen uns den Undank der Welt nicht abschrecken lassen, Gutes zu thun, sondern wissen, daß wenn gleich kein Mensch unsere Arbeit erkennete, und dankbar wäre, doch unsere Arbeit, so sie im Herrn geschehen, Gott zu Ehren, nicht verloren ist, auch bei Gott nicht vergessen, wenn's gleich alle Menschen vergessen. Denn Gott bewahret die Wohlthaten wie einen Siegelring, sagt Sirach, und Alles, was wir hier Gutes thun, ist ein Same, daraus eine ewige Erndte wächset.

So ist bei diesem Punkte die geistliche Deutung in Acht zu nehmen. Der Mörder und Aufrührer kommt los und der unschuldige Christus muß sterben. Das ist unser Spiegel, wir sind die Aufrührer wider Gott und Mörder gegen unsere Nächsten und heißen alle Barrabas, das ist ein Vater-Sohn. Denn, wie unser Vater Adam gewesen, so sind wir auch unsers Vaters Kinder, ungehorsame Leute und Feinde Gottes von Natur. Auf daß wir nun los kommen mögen und nicht ewig verdammet werden, stirbt Christus der Unschuldige für uns und erlöset uns mit seinem Tode vom ewigen Tode.

Darum hat dies Zetergeschrei über Christum ergehen müssen, unsere Sünden haben so über ihn geschrieen und ihn todt haben wollen, auf daß die bösen Geister nicht einmal an jenem Tage, über uns schreien und zum ewigen Tode uns for dern und zur Hölle mit greulichem Geschrei, sondern daß wir dagegen die fröhliche Stimme unsers Herrn hören mögen: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters. Dagegen werden die Verdammten mit Heulen und Zähneklappen zur Hölle fahren.

Bedenke auch hier, wie oft du Barrabam in dir selbst los und den Herrn Jesum in dir freuzigen läsfest. Du weißt wohl, daß du nicht selbst Barrabam in dir los bittest, das ist, nicht deinem eignen verderbten Fleisch und Blut nachhängen sollst mit Unzucht, Ehebruch, Hurerei, Mord, Feindschaft, Haß, Neid, Verleumdung. Und weißt wohl, daß dieser Barrabas in dir gekreuziget werden soll, denn Alle, die Christum angehören, die kreuzigen ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden. So folgest du vielmehr dem Geschrei dieser Welt, und den Aergernissen der Welt und dem größten Haufen und hängest deinem Fleisch und Blut nach mit Hoffart und Wolluft und Feindschaft; Christum aber in dir kreuzigest du und tödtest du. Wo du nicht umkehrest, so wirst du Pilati Lohn empfahen.

Endlich ist auch dieses zu betrachten, wie der Herr Christus, ́ der Herr der Herrlichkeit, von dem jüdischen Volk verworfen wird. Dadurch ist erstlich die Schrift erfüllet' im 118. Psalm: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ift zum Eckstein worden. Und Jesaia am 28.: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewähreten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist. Wer glaubet, der flieht nicht. Und am 8.: Ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Aergernisses. Diesen haben nun die Juden verworfen durch ihren Unglauben, darum haben sie keinen Grund und kein Fundament ihrer Selig

keit. Denn es kann kein andrer Grund gelegt werden, denn der gelegt ist, welcher ist: Jesus Christus. Darum tröstet uns St. Petrus in der 1. Epistel am 2. und spricht: Ihr seid kommen zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber bei Gott ist er auserwählet und köftlich. Und auch ihr als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priesterthum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum.

Er ist verworfen, auf daß wir nicht ewig verworfen werden. Er ist verleugnet, auf daß er uns bekenne vor Gott und allen heiligen Engeln. Alles, was er gelitten hat, dienet zu unserm Heil, zur Bezahlung unsrer Sünde, zu unsrer Gerechtigkeit und Seligkeit; und sein Leiden ist unser rechter Heilbrunn wider alle unsre Sünde und ein rechter Baum des Lebens, wider alles Gift der Sünde und des Todes, ein schönes Licht unsers Lebens, daß wenn uns die Welt verwirft und verleugnet und nicht kennen will, so machet sich Gott defto näher zu uns und so werden wir im Himmel bekannt und angenehm.

Zweiundzwanzigste Predigt.

2. Mose am 3. lesen wir, daß Moses gesehen habe einen brennenden Busch in der Wüste, welcher gar helle gebrannt und ist doch der Busch nicht verzehret, oder verbrannt worden. Und Moses sprach: Ich will hin und sehen dies große Gesicht, warum der Busch brennet und doch nicht verbrennet; und als sich Moses herzumachet, rief ihm Gott aus dem Feuer und sprach: Ich habe angesehen das Elend meines Volks in Egypten.

Komm aber hierher, lieber Christ! Alhier siehest du Gott unter den Dornen oder mit Dornen gekrönet. Laßt uns dies wunderbarliche Feuer seiner Liebe besehen, wie es brennet und leuchtet unter den Dornen; und wie dort Gott der Herr aus dem Feuer redet mit Mose, also hörest du hier Gott reden am Kreuz, unter den Dornen, und zwar redet er auch von unsrer Erlösung, wie dort mit Mose, als wir aus den sieben Worten des Herrn hören werden.

Wir wollen auf diesmal wieder folgende Stücke abhandeln:

1. Von der Geißelung des Herrn.

2. Von der Dornenkrone Christi.

3. Vom Purpurmantel Chrifti.

4. Von der Vorstellung Christi vor dem Volk.

1. Von der Geißelung des Herrn.

Wie greulich und unbarmherzig der Herr Jesus gegeißelt sei, vernehmen wir erstlich daraus, daß nicht allein bei den Juden ein Gesetz war, daß man die, so zwar ein Verbrechen auf sich hatten, aber doch nicht des Todes schuldig, oder wenn's

ungehorsame Knechte waren, geißelte, aber man durfte ihnen nicht mehr geben, denn 40 Streiche, und stehet im Gesez Mosis die Ursach dabei, auf daß er nicht scheußlich aussehe. Aber hier wird der Herr auf römische, heidnische Weise gegeißelt. Denn bei den Römern war der Brauch, daß sie denen, so die Geißelung verdienet hatten, die Kleider abzogen und sie ganz entblößeten, und sie unbarmherzig mit Stricken über den ganzen Leib geißelten, daß der ganze Leib blutig und voller Striemen ward, denn bei den Römern war der Brauch, daß ein jeder Kriegsknecht unter der Rotte den Verbrecher geißelte. Auf solche römische Weise ist der Herr gegeißelt.

So ist zum Andern die Grausamkeit dieser Geißelung daraus wohl abzunehmen, daß die gottlose Rotte der Kriegsknechte solches gethan, weil sie höreten, daß Pilatus den Herrn los geben wollte. Darum haben sie ihn desto härter und unbarmherziger und greulicher gegeißelt, sonderlich, weil sie das Zetergeschrei des Volks höreten. Und dann auch, weil sie in rem Wahne standen, der Herr hätte sich für einen weltlichen König aufgeworfen, welches Alles die Geißelung härter und schwerer und greulicher gemacht hat. So ist auch die Grausamkeit der Geißelung daraus wohl abzunehmen, weil Pilatus sagt: Sehet, welch ein Mensch!

Hierbei haben wir nun vor allen Dingen die Ursach dieser Geißelung zu betrachten. Der heilige Prophet Jesaias seßet in dem denkwürdigen Spruche Jef. am 53. fünf gewaltige Ursachen. 1. Es sind unsre Krankheiten und unsre verdienten Schmerzen gewesen. 2. Es sind unsre Sünden und Missethaten gewesen: Er ist um unsrer Missethat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. 3. Es ist die Strafe unsrer Sünden, so wir verdienet: Die Strafe liegt auf ihm. 4. Seine Schläge sind unser Friede: Auf daß wir Friede hätten. 5. Seine Wunden sind unsre Heilung: Durch seine Wunden sind wir geheilet. Denn wenn ihm seine Wunden nicht geschlagen,

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