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fahe ihn mit den nothwendigsten Erfordernissen. Sie hatten den freundschaftlichsten Umgang. Freylich konnte es nicht fehlen, daß nicht beide, sehr bald, aber Erbsünde, Wiedergeburt und Genugthuung zu disputiren anfiengen, aber dieses machte in den menschenfreundlichen Gesinnungen des Predigers keine Aenderung, selbst alsdenn noch nicht, da Ser baldus zuweilen Argumente vorbrachte, bey denen der gute Prediger einige Minuten still schweigen, und sich erst auf Gegenargumente besinnen mußte.

Auf diese Art giengen einige Wochen vorbey, bis ein Kaufmann aus Rotterdam, der eine Parthen Güter auf dem gestrandeten Schiffe gehabt hatte, deshalb nach Egmont reisete, und sich bey dieser Ger legenheit einige Tage in Alkmar aufhielt, wo er den lutherischen Prediger, seinen alten Bekannten, bes fuchte. Er sahe daselbst den Sebaidus, und nach einiger nåhern Erkundigung, trug er demselben die Erziehung seines zweyten Sohnes unter vortheil haften Bedingungen an. Sebaldus beurlaubte sich also bey seinem Wohlthäter, und reisete mit dem Kaufmanne nach Rotterdam.

Dritter Theil.

Zwey.

Zweyter Abschnitt.

er Kaufmann hatte bereits in seinem Hause einen Hofmeister, der zu Erziehung seiner beis ben Söhne gar wohl hätte hinlänglich seyn können. Allein er hatte eine lutherische Frau, und in den Ehe pakten war versehen, daß das erste Kind reformire und das zweyte lutherisch erzogen werden sollte. Seine Frau, eine gutmüthige Matrone, mit der er in allen Dingen, auch selbst in Absicht der zwischert ihnen verschiedenen Konfession, in größter Eintracht lebte, würde mit dem Einen Hofmeister für ihre beiden Söhne, ob er gleich reformirt war, sehr wohl zufrieden gewesen seyn; wenn nicht Domine Tere Breidelen, ihr lutherischer Gewissensrath, ihr die Nichterfüllung dieses Theils der Ehepakten, so oft zu einer Gewissenssache gemacht, und über diese Bes einträchtigung der reinen Lehre, bey ihren Mitluthes rischen Vettern und Muhmen, so oft bittere Klagen geführt hatte; daß Frau Elsabe endlich anfangen mußte, ihrem Manne über diese Sache in den Ohs ren zu liegen. Dieser würde auch zu Bevestigung des Hausfriedens, so wie des Kirchenfriedens, schon långst ihrem Verlangen ein Genüge gethan haben. Bloß

der

der Mangel eines dazu fähigen lutherischen Kandiz daten, war bisher daran hinderlich gewesen.

Es ward also der zweyte Sohn des Kaufmanns, dem Sebaldus übergeben, zu nicht geringem Miss vergnügen des reformirten Hofmeisters, Meester Puistma, der den Knaben schon als sein Eigenthum betrachtet hatte, und es als ein Mistrauen gegen einen so gelehrten Mann, auslegte, daß man einen Knaben, dessen Erziehung er schon angefangen hatte, einem andern anvertrauen wollte. Wahr ist es, daß er zu Erziehung der Jugend, ganz besondere Talente hatte. Er war nicht umsonst fünf Jahre in Gröningen und in Utrecht gewesen, sondern hatte daselbst alle Worte der berühmtesten Hochlehrer nachgeschrieben und den reichsten Schak holländischer Schulgelehrsamkeit und holländischer Rechtgläubigkeit gesammlet. Er hatte alle Spitfindigkeiten der Voetischen und Coce cejanischen Theologie durchkrochen. Er wuste so genau, in wie mancherley Sinne alle mögliche Theos loganten in den sieben vereinigten Provinzen, die Haushaltungen des göttlichen Gnadenbundes geordnet und verstanden hatten, daß er noch eine neue Haushaltung hätte erdenken können. Er konnte auf ein Haar bestimmen, ob Christus im als ten Testamente nur ein Bürge und fidejuffor für das mensch

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menschliche Geschlecht gewesen, oder noch etwas anders. Dabey hatte Meester Puistma einen beson dern Fleiß auf die gesegnete Lehre von der Prådestis nation gewendet, und konnte, troß einem von Miltons philosophischen Teufeln, über Vorherbestim mung und freyen Willen disputiren *). Ja was noch mehr, da nach Miltons Berichte, selbst die Teufel, sich aus dem Dispute über diese Materien nicht herausfinden können, so schien dieser holländis sche Theologant, eine höhere Scharfsinnigkeit zu beshen, denn er wuste so genau zusammengekettete Schlußfolgen, um den partikularsten Partikularis: mus zu behaupten, daß er sich selbst der Verdammniß würde übergeben haben, wenn ihm håtte bewie: sen werden können, daß er nicht prådestinirt wäre.

Diese theologantische Weisheit, hatte Puistma denn auch unverzüglich bey seinen beiden Zöglingen an den Mann gebracht, und sie bereits ziemlich tief in die Haushaltungen hineingeführt. Zugleich, da er sich erinnerte, daß diese Knaben einst Bürger eines Freystaates werden sollten, war er bemüht,

*) Others apart fat on a hill retir'd

In thoughts more elevate and reason'd high
Of Providence, foreknowledge, will, and fate,
Fix'd fate, free will, foreknowledge abfolute,
And found no end, in wandring mazes loft.

ihnen

Milton's Paradise loft. B. II. VASST.

ihnen die nüßlichsten Stücke der vaterländischen Ge schichte zu erklären. Dahin gehörte besonders die Geschichte des Synods zu Dordrecht, mit seinen pos litischen und theologischen Veranlaßungen, und wie wohl man gethan, die Remonstranten lieber nicht zu hören, damit man sie desto gemächlicher verdammen konnte, deßgleichen die Vorfälle mit der soges naunten Loevesteinschen Parthie, nebst der löbli: chen Hinrichtung des unruhigen Oldenbarnes veld u. s. w. Da er aber einst wahrnahm, daß die Knaben, als er pathetischer Weise beklagte, daß das Schloß Loevestein nicht jeht noch zum Gefängnisse für die widerspenstigen Unrechtsinnigen gebraucht würde, indessen unter dem Tische mit Keulchen und papiernen Vögeln spielten; so ward er dadurch nicht wenig entrüstet, und erklärte sich, nach dem Beys spiele erfahrner Pädagogen, welche unartigen Knas ben die Leckerbissen versagen, ihnen das köstliche Fest dieser Erzählungen so lange zu entziehen, bis sie hungriger darnach würden.

Daher bestand zu der Zeit, als Sebaldus ins Haus kam, der Unterricht der beiden Knaben, hloß darinn, daß sie täglich aus dem Heidelbergischen Kaz techismus, ein Pensum der Abtheilung von des Menschen Elende, auswendig lernen und hersagen, B 3 dabey

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