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ein wildez herze er alsô zamt,
daz ez sich aller sünden schamt.

4. Nû sende uns, vater unde sun, daz er mit sîner süezen fiuhte

den rehten geist her abe, ein dürrez herze erlabe.

30 unkristenlîcher dinge ist al diu kristenheit sô vol.

swâ Kristentuom ze siechhûs lît,

5. In dürstet sêre

nâch der lêre

als er von Rôme was gewon:

35 der im die schance

und in dâ trancte

dâ tuot man im niht wol.

als ê, dâ wurd er varnde von. 6. Swaz im dâ leides ie gewar, daz kam von simonîe gar, 40 und ist er dâ sô friunde bar,

26. Hier giebt der Dichter das Bild, das er von v. 19 an festgehalten hatte, auf, um v. 29 ein neues an seine Stelle treten zu lassen.

28. Vater und Sohn senden dem Dogma gemäfs den heiligen Geist. Symb. Athanas. Spiritus sanctus a patre et filio non factus, nee creatus, nec genitus, sed procedens. Joh. 14, 26 Spiritus sanctus quem mittet pater in nomine meo. den rehten geist schliefst sich an einen in der Liturgie sehr häufig gebrauchten Psalmvers an (50, 12): Spiritum rectum innova in visceribus meis. Fasching; | vgl. auch 26, 9. 76, 23.

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29. Vorher wurde der heilige Geist als läuterndes Feuer aufgefafst, hier als belebendes Nafs. So heifst es in der zu v. 20 angeführten Sequenz: Dulce refrigerium (v. 9) und Riga quod est aridum (v. 20). Fasching. Dem Worte minnefiur steht minnevluz gegenüber. Pfeiffer, Mystiker 1, 397, 16 der heilige geist der si mit iu, der ein minnevluz dem vater hinze dem sune, unde dem sune hin ze dem vater ist. 30. Die ganze Christenheit ist voll unchristlicher Dinge, und überall wo das Christentum darnieder liegt, versagt man ihm die rechte Pflege.

Der

kristentuom, die christliche Lehre, wird als ein Kranker vorgestellt, der im Siechhause (siechhus, unflectierter Dativ Einl. S. 30) liegt und von Rom einen Labetrunk erwartet. Aber: Romae datur potio bursis constipatis (Carm. Bur. XIX Str. 16).

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35. der = wenn einer s. zu 103, 30. 37. varnde, zu Gange; Lachmann vergleicht Grieshabers Predigten S. 14 die siechin, alsô schiere so si an got geloubetin, sô wurdin si varinde. u. a. s. auch Haupt zu MF. 206, 15. In andrer Bedeutung braucht Walther 60, 35. 13, 23 das Wort. Walther klagt hier wie in den Sprüchen 33, 4. 27. 34, 30, dafs von Rom aus nicht die wahre christliche Lehre verbreitet werde. Die Habsucht bezeichnet er überall als Grund des Übels (Leb. 249 f.) Vgl. Fridane 149, 5. Sant Péter kam an eine stat, Dâ ein lamer almuosen bat. Nú merket, wie sant Pêter sprach, dô er den siechen ligen sach: silber und golt ist fremede mir, Daz ich hân, daz gibe ich dir.' Also gap er ime ze stunt; Er sprach stant ûf und bis gesunt.' Gabe noch ein bâbest sô, Des wær diu kristenheit al frô.

38. gewar, von werren. Über

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7, 2.

aus

S. 7.

ten und Prüfungen, die er der weltlichen Kreatur auferlegt.

9. ûf ein zu einander, wie auch after ein, in ein, über ein, under ein, zuo ein etc. gesagt wird; bes. md. Lexer 1,521. 11. Jacob. 2, 17 fides, si non habeat opera, mortua est semet ipsa.. tu credis quoniam unus est deus: bene facis: et daemones credunt et contremiscunt; s. Leb. III, 438. 14. Über den Auftakt s. Einl. S. 53.

in

den Auftakt s. Einl. S. 53. gerüegen, zur Klage und Anzeige bringen. 7, 3 f. Die Gewänder wurden oft aus zwei verschieden gefärbten Stoffen zusammengesetzt, so dafs dieselben mitten durchgeteilt erschienen (mi parti) Schultz, Höfisches Leben 1,226. Johannes Rothe, Ritterspiegel v. 1765 f. führt das Tragen von bunten Kleidern mancherlei Stoffen als Vorrecht der Ritterschaft an. Auf den Bildern in der Weingartner Hs. ist Fried- 17. Gott soll den Menschen richs von Hausen Rock rot und helfen, er hat die Pflicht dazu, da grau, des Truchsessen von Singen- sie alles was sie sind, durch ihn berg rot und grün, Heinrichs von sind. Fasching verweist auf Jerem. Veldeke rot und gelb. Den bild- 18, 6 ecce sicut lutum in manu figuli, lichen Gebrauch des Ausdrucks be- sic vos in manu mea. Jes. 29, 22 f. legt Lachmann durch Gottfrieds Non confundetur Jacob . . cum viderit Tristan v. 4568. Georg 4587. 6. filios suos, opera manuum mearum. liep unde leit, ein absoluter Accu- Derselbe vergleicht: Mariensequenz sativ. 'Gott, welcher Christentum aus Muri (MSD. XLII, 62) und daz und Christenheit für. Glück und er durch die namen drî sîner cristenen Unglück aneinander fügte;' liep hantgetât_gnædic_ in den sünden sî; bezieht sich auf die Segnungen des u. a.st. S. auch Kanzler MSH, 2,397 wahren Glaubens, leit auf die Pflich- | (XVI, 9): hilf, hêrre, dîner hant

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getât; dîn alt erbermde werde an uns erzeiget. sin ist nicht verkürzter Acc., sondern Nom., mit dem die Verba heifsen und nennen im Mhd. oft konstruiert werden. Gr. 4, 591 f. 23. rôse swm. und f. Den häufigen Ausdruck rôse sunder dorn bezieht Grimm S. XXXVII, 1 auf Cantic. 2, 2. Aber in der Vulgata beginnt das Kapitel: Ego sum flos campi et lilium convallium, sicut lilium inter spinas. Luther übersetzt: Ich bin eine Blume zu Saron und eine Rose im Thal. Wie eine Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin etc. Also von einer Rose ohne Dornen ist hier nirgend die Rede (Fasching). Den Ausdruck Lilie in Dornen für die Maria belegt Grimm XXXVII, 9. · frier rose sunder dorn, pleonastischer Ausdruck der Negation s. Wackernagel in Hoffmanns Fundgr. 1, 270. 24. du sunnevarwiu klare Grimm S. XXXVIII, 33; ist klare Subst. (statt klare)? wie span. pureza für

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| gewisse Darstellungen der Himmelskönigin gilt.

Wilmanns, Walther v. d. Vogelweide.

27. wurde, 'worden wäre, wo es je gesungen sein mag.' Arnsteiner Marienl. MSD. XXXVIII, 78. Hed ich dûsent munde, gesagen ich niene kunde envollen des wunderes daz von dir gescriven is. izne mogen alle zungen gesagen nog gesingen bit alle diner êren, nog dînes loves envollen. der himelische lof singet aller dînen lof. lovet dig Cherubin, êret dig Seraphin. allez daz herie der heiliger engele etc. Grimm S. XXXIX, 30. 29. in stimmen bezieht sich auf die Engel, zungen auf die Menschen; dieselbe Unterscheidung wie in v. 31 (Fasching). 30. ordenungen die Chöre der Engel und Seligen. MSH. 2, 342 b der ordenunge niune sint, die nie mîn lop volzalten. 32. ich, die einzige Stelle im Leich, wo die erste Person Sing. durchbricht; s. zu 76, 36. gotes werde, die Gottes würdig ist.

36. 'vor dem Urquell der Barmherzigkeit' d. i. Gott oder Christus. 8

sô hân wir des gedinge,

diu schulde werde ringe,

Dâ mite wir sêre sîn beladen.

40 hilf uns daz wir si abe gebaden

Mit state wernder riuwe

umb unser missetât,

die âne got und âne dich

nieman ze gebenne hât.

S. 8.

2.

In diesem Tone gab Walther, soviel wir wissen, das erste Beispiel politischer Dichtung in deutscher Zunge. Der zweite Spruch gehört in das Jahr 1198 (Leb. S. 87), vermutlich in das Frühjahr, der dritte in den Sommer des Jahres 1201 (Leb. S. 91), der erste enthält kein Merkmal einer bestimmten Zeit und ist möglicherweise erst gleichzeitig mit dem dritten gedichtet; die Klagen über die allgemeine Friedlosigkeit passen besser in dieses Jahr als in den Anfang des bürgerlichen Zwistes. Aber die augenfällige Übereinstimmung in der Anlage der drei auch durch ihr Thema verwandten Sprüche ist doch trotz der verschiedenen Zeit der Abfassung gewifs nicht zufällig und absichtslos; Walther wird den letzten gedichtet haben, um ihn im Anschlufs an die beiden vorhergehenden vorzutragen. Die Verbindung zwischen dem älteren zweiten Spruche und dem neuen dritten ist um so enger, als der Dichter ihn dadurch, dafs er sich als Seher des Verborgenen und Zukünftigen einführt, gewissermassen in die Vergangenheit rückt. Walther braucht in diesen ältesten Sprüchen den Vers des höfischen Epos, aber in regelmäfsiger Abwechslung klingender und stumpfer Reime; die Weise vor der letzten Reimzeile bezeichnet den Abschlufs; auch das hat in der epischen Dichtung sein Gegenbild. Aus dem Minnesang läfst sich Reinmars Lied 156, 10 vergleichen, das⚫

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aber doch der Liedform näher steht. Wenn Walthers Strophe dreiteilig gebaut ist, so wird vermutlich jeder Teil acht Verse umfassen.

GEFÄHRDETES GELEIT.

Ich saz ûf eime steine,

5 und dahte bein mit beine:

dar ûf sast ich den ellenbogen: ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange. dô dâbte ich mir vil ange, 10 wie man zer welte solte leben: deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der keines niht verdurbe.

4. 'In der Weingartner und Pariser Hs. ist Walther in der Stellung abgebildet, in welcher er sich über die Welt nachdenkend schildert. Es beruht diese Schilderung auf alt herkömmlichen epischen Bildern, wie es für einen Spruch, der sich in seiner Form so enge an die erzählenden Gedichte des 12 Jahrh. anschliefst, wohl passend ist. Auf Steinen sitzen die Sorgehaften, Nachdenkenden (Rother v. 447. Strickers Karl 12a (v.973). Grimm Sagen 1, 207):,, noch heute ist der Stein nafs" heifst es in der Kaiserchronik,,,worauf Karl, da er den Heiden kaum entronnen, heifs weinend safs und Gott seine Sünden klagte" (Sagen II, 139): sie sitzen da, Bein über Bein geschlagen (W. Gast v. 8711), das Haupt lehnt auf der Hand (Gerard de Viane 2411. vgl. die altspanischen Stellen in Bekkers Anm., Fierabras S. 164 a). All diese einzelnen charakteristischen Züge vereinigt Walther mit überraschender Anschaulichkeit zu einem Ganzen. W. Grimm Gött. gel. Anz. 1827 S. 2031 vergleicht damit einige ganz ähnliche Miniaturen in den Hss. des welschen Gastes und des Pfaffen Konrad." Anm. zu Simrocks Übers. 2, 124. Pfeiffer verweist noch auf RA. 763 und Karlmeinet 48, 59.

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Nach dem Muster Walthers reflektiert Frauenlob (MSH. 2, 351b) darüber, dafs ohne Geld keine Ehre zu haben ist: Ich saz úf einer grüene und gedâhte an maniger hande dinc, wie ich die werlt behielte und ouch gegen Gote iht wurde link etc. 5. dahte zu decken, dâhte (v. 9) zu denken. 6. saste eine alte, nicht erst aus sazte entstandene Form, die namentlich im alemannischen Dialekt besteht. Weinhold § 186. 8. ein min wange eine meiner Wangen, ein sîn nachgebûr (MF. 29, 23) einer seiner Nachbarn. Der Artikel vor dem Pron. poss. im Mhd. ganz gewöhnlich. Gr. 4, 418.

Vgl. Hartman, Gregor 287 er begunde sêre weinen, daz houbet underleinen so riuweclichen mit der hant, als dem ez ze sorgen ist gewant. Wigalois 155, 38 daz siht ouch noch ein ieslich man mit lîhter kunst dem andern an, daz sin herze swære treit, swenn er in sine hant leit daz houbet und ez geneiget hât. 9. Der reflexive Dativ bei denken häufig. 185,19 swenn ich mir so gedenke. 12. erwurbe; dafs Walther die nicht umgelautete Form gebraucht habe, läfst sich nicht erweisen. Für Hartmann hat Lachmann zum Iwein v. 1615 die Regel so fest gestellt, dafs im Conj. Prät. vor Konsonantverbindungen u vorzu

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