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beseligen und ewig beglücken können. So wird sie aber auch für den Unmündigen am Geiste eine liebevolle Mutter, deren Brust ihn mit einer milden lautern Milch der Wahrs heit nährt. So läutert, so veredelt sie alle Gefühle, alle Wünsche des menschlichen · Herzens. Ihr größter Segen aber ist der, daß sie die Wurzel enthält, deren Saft, den göttlichen Stoff hergiebt, welcher sich mit dem innern Sinn des geistigen Bewußtseyns des Menschen vereinigt, und so die Blüthe der höchsten, gottähnlichen moralischen Vollkoms menheit, freye, reine Moralität erzeugt. Diese Wurzel ist das Verstand und Herz gleich unwiderstehlich gewinnende Bild der höchsten, absoluten, moralischen Vollkommenheit Gottes, die allgemeine, gleiche Liebe Gottes, welches sie der Vernunft darstellt. Kein Zauber körperlicher Schönheit und Gutheit, wie sie nur je die Meisterhand der Natur, oder das gelungenste Ideal der Kunst schuf, wirkt so schnell und anziehend auf den äußern Sinn, als dieses treue, unver kennbar wahre Bild göttlicher Vollkommenheit auf den in nern Sinn des moralisch und geistig. Schönen und Guten. Hat dieses von der Vernunft aufgefaßte Bild nur einmal den innern Sinn des Menschen in seinem Bewußtseyn oder das Herz des Menschen gewonnen, so wird in ihm der schlafende Keim der aus ihm sich entwickelnden, freyen, rei nen Liebe zu allem moralisch Schönen und Guten lebendig. Die Pflicht selbst wird dann dem Menschen freyer Wille, und er handelt in reiner Moralität, ohne Furcht vor Strafe, ohne Rücksicht auf eigenen Gewinn oder Verlust, ohne Zwang das Gefeßes, allein aus Antrieb dieser freyen Liebe zum Guten und Schönen, wodurch er gleichsam dieses Bild

der Gottheit in sich selbst copirt und sich seiner Aehnlichkeit mit Gott bewußt wird.

Wir haben schon gesagt, daß dieser innere Sinn ein eben so wesentliches, ewiges, unverlierbares Attribut des geistigen Daseyns, als das Bewußtseyn ist, so ungleich und verschieden er auch, gleich den übrigen Kräften des Geistes, zur Erfüllung der immer weisen, heiligen und gleich liebe: vollen Plane des Schöpfers, durch die Anlage seiner coexis stentiellen Vereinigung mit diesem unserm Körper, modifis cirt und in seiner Wirkung zurückgehalten oder begünstigt wird, so daß es vielleicht, wie es scheint, Fälle giebt, aus welchen es einleuchtet, daß der innere Sinn eines Menschen mit dieser religiösen Stimmung gleichsam ausgestattet seyn tann.

So ist folglich Religion die Urquelle reiner Liebe zu allem moralisch und geistig Schönen und Guten, d. h. aller reinen Moralität, und auf dieser Seite tritt sie mit der Moral in Zusammenhang, ohne besondere Mischung mit Pflichtmoral, und das Bewußtseyn dieser Gefühle des ins nern Sinnes ist allein das wahre Anschauen, das Beselis gen, welches die Religion dem Menschen gewährt und ges währen kann.

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Welche Mißverständnisse des Sinnes aber auch hier Statt finden, wenn der logisch besonnene Verstand nicht auch hier am Steuer bleibt, nicht auch hier dem Fluge der Imagination und der, wie der Wiß den Verstand, sie beflügelnden Phantasie ihre sichere Region anweiset, zeigt der Hang vieler alles Schöne und Gute liebenswürdiger Uns fchuld und eines lautern Herzens, alle Schöpferkraft, genia, lischer Weihe sichtbar an sich tragender Gemüther, alle

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Religion, als wäre sie allein praktisch, und sehte nicht noth: wendig eine richtige theoretische Kenntniß von Gott voraus, um mit ihr in Eins vereinigt das zu seyn, was sie seyn foll, blos wie eine Sache des Gefühls zu nehmen und ihr hauptsächlich nur das. Gebiet der Phantasie anzuweisen. Zu dieser Zahl gehören jene Guyons und Bourignons, deren dichterische Harfe so reißend tonte, daß ihr selbst ein weiser Fenelon ein günstiges Ohr lich, unsere Schwedenborge,

u. m..

Wem muß es aber nicht klar einleuchten, daß Religion, fie, die den ganzen Menschen, Gott und alleg durch ihn Geschaffene, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in. ihrem Gesichtskreise vor sich hat, nicht aus Verstand und Vernunft, nicht aus Sinn und sinnlichen Gefühlen, sie md: gen Gefühle des äußern oder innern Sinnes seyn, nicht aus irgend einer einzelnen Kraft des Menschen allein, son: dern, wie schon oben gesagt, aus der gesammtschaftlich vereinigten Thätigkeit der Totalität der Kräfte des Menschen, die sich gegenseitig zugleich die Hand bieten, geboren wer den, und dann auch mit allen im ewigen Bunde bleiben muß?

Ebenso einleuchtend ist es nun aber auch, daß sie, ihrem theoretischen Antheil nach, ganz metaphysisch, wissenfchaftlich, und daher zu einem wissenschaftlichen System ganz geeignet ist, besonders auch mit deswegen, weil wahre Reli gion alle Geheimnisse und Wunder, die mit den untrůglichen Vernunftbegriffen von den wesentlichen Eigenschaften der Gottheit, nach welchen die Vernunft sich allein einen Gott als Gott denken kann, in unmittelbarem Widerspruch

stehen, als unfehlbare Kennzeichen einer falschen, oder vers fälschten Religion verwirft.

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Ganz ein anderes aber sind Geheimnisse des Unbegreife lichen, welches uns das Innere der Natur allenthalben vers schließt. Diese Geheimnisse sind der aufmunternde Sporn, die anziehenden Lockungen, unfern Verstand und unsere Vernunft im oft glücklichen Forschen nach Erkenntniß der Wahrheit immer thåtig zu erhalten, und im Menschen die Sehnsucht und den Vernunftglauben zu erzeugen, das durch das Medium eines vollkommnern sinnlichen Daseyns zu erlangen, dessen Erlangung ihm in diesem seinem Daseyn nur so selten und so wenig gelingt, ohnerachtet er sich einer Fülle von Kräften bewußt ist, denen das, was er durch sie hier ausrichten kann, nicht entspricht; jene Geheimnisse hingegen verbieten nicht nur den Gebrauch des Verstandes und der Vernunft, sondern tödten allen Verstand und alle Vernunft, welche doch die einzigen, Gott verherrlichenden und von ihm ausgegebenen Organe sind, durch welche der Mensch ihn als lein in seiner göttlichen Glorie erkennen kann.

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Ganz ein anderes sind die Wunder, die Gott ewig und in jedem Moment der Zeit vor den Augen des Menschen thut. Durch sie geht die Natur ihren ewig sichern, un wandelbaren, unzerstörbaren Gang, als das Werk eines alls wissenden, immer` wahrhaften, allgegenwärtigen Meisters, der sie aus sich selbst, ihm gleich, bildete, und sich selbst in ihr allenthalben und immer wieder finden muß, denn in ihr Herrscht unzerrüttliche ewige Ordnung, nie täuschende Wahrhaftigkeit, alle ihre Kräfte erhalten und ́erneuern`sich_in Felbstständiger Freyheit ewig und durch sich selbst, und vers kündigen laut den Wunderthäter, welcher sie sich gleich schuf;

jene strafen die Natur und ihren Schöpfer Lügen, tilgen, statt Wahrheit zu bestätigen, alle Kennzeichen der Wahrheit und machen sie völlig ungewiß, da sie nichts als blinden Glauben bewirken und in Anspruch nehmen können.

Was nun den zweyten Bestandtheil der Religion, oder ihren praktischen Halt und den öffentlichen religiösen Cultus betrifft, der sich hauptsächlich nicht auf die intellectuellen Vernunftkräfte, sondern auf die ästhetischen Kräfte des in nern geistigen Sinns, in seiner Vereinigung mit dem åu Bern körperlichen Sinne des Menschen, bezieht, so ist aller: dings die Religion, diesem ihrem Halte nach, ganz Sache des Gefühls. Laßt uns den Menschen nur immer ganz nehmen, so wie er uns in der Realität seiner Natur gege ben ist. Die Erfahrung lehrt uns, welcher Fond, und welche Cultur dieses Fonds der Kräfte des Geistes, zur religid: fen Theorie erfordert werden, und welche immerfort unterhaltene Anstrengung der Vernunft nöthig ist, ihre Wahr heiten nie aus dem Auge zu verlieren, welche so entfernt von der Sphäre des Sinnes sind, und von beständigen An: forderungen, dem immer gegenwärtigen Einfluß des Sinnes so geschwächt und gleichsam zurückgedrängt werden, daß es selbst ihren eifrigsten Buhlen oft ermüdet, sie seinem Bewußtseyn immer in der ganzen lebendigen Wirkung ihres Impulses bey allen seinen Handlungen, gleich dem Anschauen des Sinnes zu vergegenwärtigen; denn das santonische Hin brüten des Geistes über diesen Wahrheiten, mit dem Starr blick des Auges auf die Nasenspiße, ist kein lebendig thäti: ges, ins Leben übergehendes Bewußtseyn, dieses allein wahre, keiner Schwärmeren die Hand bietende, vom Ge fühl des innern Sinnes ausgehende, dem Anschauen des

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