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Hand. Also hat er Heva auch getan; sie hatte Gottes Wort; wäre sie dran hangen blieben, so wäre sie nicht gefallen. Da aber der Teufel sah, daß sie das Wort so lose hielt, da riß er ihr es aus dem Herzen, daß sie es ließ gehen; und also hatte er gewonnen. (2 Kor. 11, 3; 1 Mos. 3, 4. 13.) Also hat uns St. Peter genugsam unterweiset, wie wir mit dem Teufel streiten sollen. Es kostet nicht viel Hin- und Herlaufens noch irgendein Werk, das du tun kannst, sondern nicht mehr, denn daß du am Worte hangest durch den Glauben. Wenn er kommt und will dich in eine Schwermütigkeit treiben der Sünde halben, so ergreif nur das Gotteswort, das da verheißt Vergebung der Sünden, und erwäge dich darauf, so muß er bald ablassen.“ 5. Eine wichtige Kampfesregel ist, dem sich regenden bösen Akt des Fleisches sofort den entsprechenden guten Akt entgegenzusetzen, zum Beispiel dem Murren wider Gott das Lob Gottes, den eigenen und anderer Menschen Gedanken und Urteilen über Punkte der Lehre und des Lebens die Gedanken Gottes, wie sie in der Schrift geoffenbart vorliegen.52) Auch hier ist wieder daran zu erinnern, wie wichtig es sei, daß der Christ nicht nur unaufhörlich mit Gottes Wort umgehe, sondern auch möglichst viele Schriftstellen wörtlich seinem Gedächtnis einpräge, damit er den Angriffen des Fleisches, der Welt und des Teufels, wann und wo sie erfolgen, sofort das zur Sache gehörende Schriftwort entgegenstellen könne. Diese sieghafte Kampfesweise lehrt uns Christus durch sein eigenes Beispiel Matth. 4, 1—11.

52) Wie wahr dies ist, wird mit Sicherheit in der Erfahrung gelernt. Man warte nicht mit dem Lob Gottes, bis man Luft dazu im Herzen fühlt, sondern man singe mitten in die Verdroffenheit „Nun danket alle Gott" hinein, so werden Verdroffenheit und Murren weichen. Erscheint uns der Tod gar schrecklich, so korrigieren Schriftworte wie: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“ das schreckliche Bild. Meinen wir in einer bestimmten Trübsal genügenden Grund zu recht tiefer und anhaltender Traurigkeit zu haben, so helfen Worte wie: Freuet euch in dem HErrn allewege (rävrore)!“ Gefährlich ist auch der Gedanke, daß die Versuchung zu schwer sei und wir darin umkommen müßten. Diese irrige Auffassung wird gebannt z. B. durch 1 Kor. 10, 13: „Gott ist getreu, der euch nicht lässet versuchen über euer Vermögen." Was speziell die Lehre betrifft, so bekennt selbst Luther: „Ich habe oft des Teufels Argument nicht solvieren können." (IX, 1339.) Aber der Irrtum wurde machtlos und wich, wie der Nebel der Sonne weicht, sobald ihn der Heilige Geist an die Schriftworte erinnerte, die von den angefochtenen Lehren handeln. „Das Wort sie sollen lassen stahn." Vgl. Luthers gewaltige Ausführung über die Fähigkeit nicht bloß der Lehrer, sondern aller Christen, allen Irrtum abzuweisen, sobald sie sich auf Gottes Wort ohne Glosse stellen. (Zu 1 Petr. 3, 15. St. L. IX, 1235 ff.)

6. Die Mittel, durch welche die Heiligung gewirkt wird.

Mittel der Heiligung ist, genau geredet, nur das, wodurch der alte Mensch getötet und der neue Mensch gestärkt wird, also das Evangelium (die Gnadenmittel), nicht das Gesez. Es wurde bereits dargelegt, daß nur das Evangelium die Sünde entthront, während das Gesetz sie mehrt.53) Doch kommt das Gesetz auch bei der Heiligung zur Verwendung, insofern es dem Evangelium dient. Carpzov legt im Gegensatz zu ungenauen Reden einiger lutherischer Theologen dar, daß nur das Evangelium (solum evangelium) Mittel (organum) der Erneuerung und Heiligung sei. Das Gesetz werde nur zu einem gewissen Gebrauch von dem Evangelium hinzugenommen" (assumi).54) Fragen wir, in wel cher Beziehung das Gesetz zu Hilfsdiensten hinzugenommen" werde, so ist folgendes zu sagen: Weil der Christ noch das Fleisch an sich hat und nach dem Fleisch geneigt ist, die anklebende Sünde geringzuachten, so muß ihm durch das Gesetz noch immerfort seine Sünde und Verdammungswürdigkeit geoffenbart werden. Denn wo die Erkenntnis der Sünde aufhört, da hört auch der Glaube an die Vergebung oder der Glaube an das Evangelium auf.55) Damit wäre aber die Quelle der Heiligung und der guten Werke verstopft. Dem alten Menschen nach ist der Christ ferner geneigt, sich eigene Gedanken über ein heiliges, gottgefälliges Leben zu machen, ja Sünden für Tugenden und Tugenden für Sünden zu halten. Bei dieser vom Fleisch ausgehenden Trübung der Erkenntnis des heiligen Willens Gottes dient auch dem Christen

53) Röm. 6, 14; 7, 5. 6; Jer. 31, 31 ff.

54) Disputatt. isagog., p. 1146 sq.; bei Baier III, 308 sq. Auch Baier redet ungenau, wenn er sich so ausdrüct: Causa instrumentalis (renovationis) ex parte Dei sunt verbum legis et evangelium, also Gesetz und Evangelium koordiniert. Zweideutig ist auch der Ausdruck Baiers: Lex concupiscentias carnis in renatis reliquas supprimit. Das supprimere ist nur wahr in bezug auf gewisse äußere Ausbrüche des Fleisches (F. C. 645, 24), nicht in bezug auf die concupiscentiae carnis. Baier beruft sich für die Unterdrückung der Lüfte des Fleisches durch das Geseß auf Gal. 5, 15. 16. Aber an dieser Stelle wird die Unterdrückung der Lüste des Fleisches dem Geist, nicht dem Gesetz, zuge= schrieben. Das von Walther angeführte Zitat aus Carpzov ist als Korrektur Vaiers gemeint. Carpzov sagt: Lex quidem in renovatione dicitur,,inscribi in corda", Ier. 31, 33, sed non inscribere. Inscriptio fit per evangelium solum. Ex quo solo renascimur, ex eo etiam renovamur. Iam ex solo evangelio renascimur. Ergo ex solo evangelio etiam renovamur. Neque obest, quod lex aliquem usum in renovatione praestet.

55) Vgl. Luther gegen die Antinomer. St. L. XX, 1646.

das Gesetz als „Regel", das heißt, es zeigt ihm immerfort die rechte Gestalt eines gottgefälligen Lebens und die wahrhaft christlichen Werke.56) Aber die Kraft, die rechten Werke zu tun und die bösen zu unterlassen, kommt immer nur aus dem Evangelium. Paulus ermahnt die Christen, ihre Leiber Gott zum Opfer darzugeben (лapaστῆσαι), διὰ τῶν οἰκτιρμῶν τοῦ Θεοῦ, tom. 12, 1, und sur Siebe gegen Gott und untereinander fordert Johannes auf mit der Begründung, ou avròs лgāros ýyáлyoev ýμãs, 1 Joh. 4, 19. 11. Das Evangelium muß in jedem Fall das Gesez ins Herz schreiben.57) Luther erinnert daran, daß Prediger an dem Defizit in der Heiligung und in guten Werken dadurch schuld werden, daß sie die Heiligung und die guten Werke anstatt mit dem Evangelium durch das Gesetz bewirken wollen.58) Es ist die Frage behandelt worden, in welcher

Beziehung die besonderen Lebensführungen Armut und Reichtum, Krankheit und Gesundheit, Unglück und Glück zur Heiligung stehen. Es ist zu sagen: Diese äußeren Dinge wirken. nicht an sich zur Heiligung mit, sondern insofern sie in Gottes Hand 59) zu Gottes Wort führen und beim Wort erhalten. Dasselbe ist von dem Brauch des Gesetzes zu sagen, wonach das Gesetz auch das Fleisch der Christen durch Schrecken mit der Hölle und Plagen äußerlich im 3aum halten soll.60) Ein gewaltiges

56) Konkordienformel 644, 20: „So ist auch solche Lehre des Gesetzes den Gläubigen darum nötig, auf daß sie nicht auf eigene Heiligkeit und Andacht fallen und unter dem Schein des Geistes Gottes eigen erwählten Gottesdienst ohne Gottes Wort und Befehl anrichten." So auch 640, 3.

57) Konkordienformel 642, 11: „Das Gesetz sagt wohl, es sei Gottes Wille und Befehl, daß wir im neuen Leben wandeln sollen, es gibt aber die Kraft und Vermögen nicht, daß wir's anfangen und tun können, sondern der Heilige Geist, welcher nicht durch das Gesey, sondern durch die Predigt des Evangelii gegeben und empfangen wird, Gal. 3, erneuert das Herz."

entweder Murren und

58) zu Röm. 12, 1. St. L. XII, 318 f. Walther, Pastorale, S. 86 ff. 59) An sich wirken sie aus Schuld der odos Verzweiflung oder Hochmut und Selbstruhm.

60) Konkordienformel 645, 24: „Denn der alte Adam, als der unstellig', streitig' Esel (quasi asinus indomitus et contumax), ist auch noch ein Stück an ihnen, das nicht allein mit des Gesetzes Lehre, Vermahnung, Treiben und Drohen, sondern auch oftmals mit dem k nüttel der Strafen und Plagen in den Gehorsam Christi zu zwingen." Diese Formulierung entspricht Schriftausdrücken wie 1 Rot. 9, 27: ύπωπιάζω μου τὸ σῶμα καὶ δουλαγωγώ. Die fontorbien= formel weist in diesem Zusammenhange (643, 19) auch auf die Tatsache hin, daß die Christen ihrem Fleische nach nicht frömmer sind als die Gottlosen, und daß daher dem „alten Adam" der Christen gegenüber nur 3 wangsmaßregeln am Plaze sind.

Beispiel für diesen Gebrauch des Gesetzes haben wir Mark. 9, 42-48, wo Christus zur schonungslosesten Selbstzucht (Hand und Fuß abhauen, Auge ausreißen) ermahnt, indem er dreimal mit denselben Worten auf die Ewigkeit der Höllenstrafen hinweist.

7. Die Notwendigkeit (necessitas) der Heiligung und der guten Werke.

Die Notwendigkeit der Heiligung und der guten Werke hat viel Diskussion hervorgerufen. Zum Teil lagen Wortstreitig feiten vor, weil die Worte „notwendig“ und „frei" mehrdeutig sind. Darauf weist auch die Konkordienformel (625, 4) hin: „Solcher Streit hat sich anfangs über den Worten necessitas und libertas, das ist notwendig und frei, zugetragen, weil besonders das Wort necessitas, nötig, nicht allein die ewige, unwandelbare Ordnung, nach welcher alle Menschen Gott zu gehorsamen schuldig und pflichtig sein, sondern auch zuzeiten einen Zwang heißt, damit das Geset die Leute zu den guten Werken dringet." Aber es traten bei der Diskussion auch nicht selten Differenzen in der Sache hervor. Auch darauf macht die Konkordienformel (625, 5) aufmerksam: „Nachmals hat man nicht allein von den Worten disputiert, sondern [auch auf das heftigste die Lehre an ihr selbst angefochten und gestritten, daß der neue Gehorsam in den Wiedergebornen von wegen. obermeldter Ordnung nicht nötig sei." Den Irrtümern und unvorsichtigen Redeweisen, die in bezug auf diesen Punkt auch innerhalb der lutherischen Kirche laut geworden waren,) ist der vierte Artikel

61) Leipziger Interim (Melanchthon usw.): „Wie nun dieses wahrhaftige Erkennen“ (Gottes und Chrifti) „in uns leuchten müß, also ist gewißlich wahr, daß diese Tugenden: Glaube, Liebe und Hoffnung und andere, in uns sein müssen und zur Seligkeit nötig sein." (Gieseler III, 1, S. 364.) Georg Major: „Das bekenne ich aber, daß ich vormals gelehret und noch lehre und förder alle mein Lebtag also lehren will, daß gute Werk' zur Seligkeit nötig sind, und sage öffentlich und mit klaren und deutlichen Worten, daß niemands durch böse Werke selig werde, und daß auch niemands ohne gute Werk' selig werde, und sage mehr, daß, wer anders lehret, auch ein Engel vom Himmel, der sei verflucht." (Auf des Ehrw. Herrn Niklas v. Amsdorfs Schrift Antwort G. Majors. Wittenb. 1552, c. I. Bei Gieseler III, 2, S. 213 f.) Derselbe sagt ein Jahr später, 1553 (im Sermon von St. Pauli Bekehrung, Vorrede), die guten Werke seien nötig, nicht die Seligkeit zu erlangen, sondern sie zu behalten und nicht wiederum zu verlieren“. (Gieseler III, 2, S. 214.) Ebenso seit 1554 Justus Menius (Salig III, 46; Frank II, 223). Vgl. über die majoristischen Streitigkeiten Salig I, 628 ff. 637 ff.; Schlüsselburg, Catalogus, Bd. VII; Walch, Streitigk. innerhalb usw. I, 98 ff.; Arnold I, 939 ff.; Walch,

der Konkordienformel entgegengesetzt. Die Schriftlehre läßt sich so zusammenfassen:

Erstens: Die Heiligung und die guten Werke sind nicht nötig zur Seligkeit. Dies ist Schriftlehre, weil die Schrift dem Glauben vom ersten Augenblick seines Daseins an nicht nur die Vergebung der Sünden, sondern auch die Seligkeit zuspricht ohne des Gesezes Werke, also ganz abgesehen von der Heiligung und den guten Werken. Der Schriftbeweis der Konkordienformel ist völlig genügend. Sie verweist (531, 7) auf die Schriftstellen Röm. 4, 6; Eph. 2, 8: „Wir glauben, lehren und bekennen, daß die guten Werke gleichsowohl, wenn von der Seligkeit gefragt wird, als im Artikel der Rechtfertigung vor Gott gänzlich ausgeschlossen werden sollen, wie der Apostel mit klaren Worten bezeuget, da er also geschrieben: Nach welcher Weise auch David sagt, daß die Seligkeit sei allein des Menschen, welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke, da er spricht: Selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeit nicht zugerechnet wird', Röm. 4. Und abermal: Aus Gnaden seid ihr selig worden; Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme, Eph. 2." Schriftlehre ist, was Luther so ausdrückt: Wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit." Auch der verbesserte Majorismus, wonach gute Werke zwar nicht zur Erlangung, wohl aber zur Erhaltung der Seligkeit nötig seien,62) ist schriftwidrig. Er ist ebenfalls durch die Schriftaussagen widerlegt, in denen dem Glauben von allem Anfang an der Besitz auch der Seligkeit zugesprochen wird. Bei der Annahme, daß die Werke die Erhaltung der Seligkeit besorgen, ergäbe sich, wie die Konkordienformel erinnert, die wunderliche Situation, daß der Glaube allein im Anfang die Gerechtigkeit und Seligkeit ergreife und danach sein Amt den Werken übergebe, daß dieselbigen hinfürder den Glauben, die empfangene Gerechtigkeit und Seligkeit erhalten müßten". (631, 34.). Es ergäbe sich eine Abseßung des Glaubens als Mittels der Erlangung der Seligkeit. Demgegenüber weist die Konkordienformel darauf hin, daß nach der Schrift nicht bloß der Anfang, sondern auch der Bestand des

"

Bibliotheca Theol. II, 617 sqq.; Frank, Theol. der F. C. II, 216 ff.; Thoma= fius, Bekenntnis usw., S. 99 ff., fast wörtlich wieder abgedruckt in Thomasius, Dogmengesch. 2 II, 472 ff.; Seeberg, Dogmengesch. II, 352 ff.; K. Thieme sub. Gute Werke" in RE.3 XXI, 110 ff., besonders 120 ff.

62) Note 61.

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