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unter den berühmten Frauenspersonen. Der ge= lehrte Anatomiker Sivammerdam hatte mehrere Monate einen vertrauten Umgang mit ihr und gab mehrere Schriften von ihr heraus, bekannte auch, sie werde von dem Geiste Gottes gelehrt und regiert, er aber håtte gegen ihr weder Weisheit noch Tugend an sich. Der berühmte Philolog Gråvius führte sie als Beispiel an, daß auch wohl bei Kindern ein starker Zug zu göttlichen und ewigen Dingen sich finden könne. Selbst Solche, die gegen sie schrieben, bekannten, daß gegen ihr Leben Nichts zu sagen sey, daß man bei ihr von Nichts höre als von stillem, eingezogenem Leben, Meidung aller Ergöglichkeiten, daß sie von Natur zu einem stillen, eingezogenen, frommen und sittsa= men Leben und zur Einsamkeit geneigt gewesen sey. Auch der Verfasser der bezauberten Welt, Baltha= sar Becker, beklagt es, daß viele gelehrte und verständige Personen nicht sehr viel von ihr hielten. Diese Zeugnisse und ihre Lebensgeschichte zeigen, wie ungerecht Henke in seiner Kirchengeschichte gegen das Zeugniß aller Zeitgenossen sie beurtheilt hat, der Sie also nicht irren wird. Für Wesen solcher Art hatte der sonst so gelehrte Mann keinen Sinn. Wohl Ihnen, daß er Ihnen nicht versagt ist!

Drei und zwanzigster Brief.

An denselben.

„Selig ist, wer sich nicht an mir årgert," sagt Jesus von sich selbst, und es könnte die Ueberschrift mancher gewichtvollen geweihten christlichen Schrift seyn; besonders der Schrift,,,die deutsche Theologie" genannt, aus der ich Ihnen Auszüge geben will.

Der Verfasser ist unbekannt. Man weiß nur, daß er deutscher Herr, Priester und Custos in dem deutschen Herren - Haus in Frankfurt am Main gewesen ist und im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gelebt hat. Luther gab die Schrift heraus und sagt in seiner Vorrede: „Dieß edle Büchlein, so arm und ungeschmückt es ist in Worten menschlicher Weisheit, also und vielmehr köstlicher und reicher ist es in Kunst und göttlicher Weisheit. Und daß ich nach meinem alten Narrn

rühme, ist mir nächst der Bibel und St. Augustin nicht vorgekommen ein Buch, daraus ich mehr erlernt habe, was Gott, Christus, Mensch und alle Dinge seyen. Ich danke Gott, daß ich in deutscher Zunge meinen Gott also suche und finde, als ich ihn bisher nicht funden habe, weder in lateinischen, griechischen, noch ebräischen Zungen. Gott gebe, daß dieser Büchlein mehr an Lag kommen, so werden wir finden, daß die deutschen Theologen ohne Zweifel die besten Theologen seyen.“ Arndt sagt von ihm: „Wenn dieß Büchlein und seine Lehre in dein Leben wird verwandelt werden, wie eine Blume in ihre Frucht: so wirst du bekennen müssen, daß es das rechte, wahre und le= bendige Christenthum sey, und sey kein edler, köftlicher und lieblicher Leben, als eben dieß, das Leben Christi." Und Spener:,,Es möchte nüßlich seyn, daß dieß einfältige Büchlein, die deutsche Theologie, sodann Tauleri Schriften, aus welchen gleichwol, nebst der Schrift, unser theurer Lutherus worden, was er gewesen ist, in die Hånde der Studioforum mehr gebracht, und deren Gebrauch ihnen recommandirt würde."

Der neueste Herausgeber dieser Schrift, Prediger Grell in Berlin, sagt in seiner Vorrede: „So anspruchslos und geringfügig das Buch seinem außeren Umfange nach erscheint, so bedeutend

steht es vor uns als ein schönes Denkmal seiner Zeit. Die scholastische Behandlungsart der Theologie wollte damals Alles ohne Ausnahme in Begriffe erfassen und artete dadurch so oft in ein bloßes Formenwesen aus, welches an der Schale bildet und schnißt, ohne den innern Kern zu durchdringen. (Ist es etwa jezt anders? Lauter Begriffe, Schale, Formen! Nur sind die Formen anders.) In dieser Zeit war der beseligende Glaube an die Fortwåhrung des Göttlichen im Menschlichen, der in dem Weltheiland erfüllt war, und der, unter den Seinigen sich stets erneuernd, durch gläubiges Erfassen seines Geistes in jeder Aeußerung eines wahrhaft christlichen Lebens ein Abglanz des Wortes von der Versöhnung ward, in die Brust einiger Wenigen geflüchtet, welche in ernster Beschauung das Höchste erfaßten und be= wahrten." Einer von denen, zu welchen er sich geflüchtet hatte, war ohne Zweifel der Verfasser der deutschen Theologie. Ich will Sie selbst urtheilen lassen.

„Wenn das Vollkommene kommt," sagt er, ,,so wird die Creatur geschaffen; Ichheit, Selbstheit, Meinheit, Alles verschmåht und für Nichts ́gehalten." (Sonderbar und doch sehr natürlich! Wer gibt nicht alle Kupfermünze für einen Brillanten vom besten Wasser weg? „Das Himmel

reich ist gleich einem Kaufmann, der gute Perlen sucht." Matth. 13, V. 45. 46.)

,,Nun merke! Wenn sich die Creatur ane nimmt etwas Gutes, als Wesens, Lebens, Erkennens, Vermögens 2c., daß sie das sey, oder daß es ihr sey: so kehrt sie sich ab von dem unwandelbaren Gut. Und das ist die Sünde; der Teufel that nichts Anderes; auch Adam nicht. Nicht, weil er den Apfel aß, ist er gefallen, sondern weil er ihn annahm, wegen seinem Ich, Mein, Mir, Mich. Håtte er sieben Aepfel ge= geffen, ohne das Annehmen (sich Zueignen dessen, was nicht sein gehören sollte), er wäre nicht gefallen." (Sie sehen, die Mystiker weisen uns wieder auf den rechten Weg; nicht hauptsächlich auf das Aeußere, die Handlung, sondern auf das Innere, die Lust zum Guten oder Bösen, das, woraus eine Handlung quillt, woraus fie fließt, zu sehen.) „Wer ein Weib ansieht, ihr zu begehren",,Sie hat ein gut Werk an mir gethan" - der Mörder am Kreuz. Handlungen bekommen blos einen Werth oder Unwerth durch den Sinn, woraus fie fließen. Was in dem Menschen wächst und reift, macht ihn zu einem bösen oder guten Menschen; nicht, was er thut."

,,Die Seele Christi hatte zwei Augen; mit dem rechten blickte sie in die Ewigkeit und Gott

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