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wir auch keine Schilderung von ihm. Alle Messiasideale, die sich bei den alttestamentlichen Propheten finden, läßt Jesus Christus weit hinter sich zurück. Wollen wir nun annehmen, daß Menschen, denen es an aller schriftstellerischen Kunst und Fertigkeit völlig gebrach, die sich überall als Männer ohne eigentliche gelehrte und wissenschaftliche Bildung zeigen, eine Aufgabe gelöst, mit dem entschiedensten Glück gelöst haben, an welche sich der ausgezeichnetste Schriftsteller nicht würde gewagt haben? Hätte Christus nicht gelebt, wäre er nicht gerade so gewesen, wie er in den Evangelien erscheint, so hätte kein Evangelist eine Biographie liefern können, wie sie gegenwärtig vor uns liegt. Die Predigt von Christus, dem Christus, den die Evangelien darstellen, hat die Welt ungeschaffen, eine sittlich-religiöse Wiedergeburt der Menschheit gewirkt, die Wohlfahrt unseres Geschlechtes gefördert, wie nichts Anderes. Ist es nun denkbar, frage ich, daß Lüge, Betrug, Unwahrheit Heil und Segen bringen? Kann denn aus der Finsterniß das Licht, aus der Lüge die Wahrheit, aus der Sünde die Tugend hervorgehen? Ist es denkbar, daß eine Anstalt, die den Geist der Wahrheit und der Frömmigkeit unter tausendmal Tausenden verbreitete, auf Wahn und Trug gebaut ist? Schriftsteller, welche durch ihre Werke Irrthum und Unwahrheit einschwärzen wollen, verrathen sich fast immer selbst, sie verwickeln sich in leicht zu entdeckende Widersprüche; es ist nicht möglich, daß sie ihren Dichtungen überall das Gepräge der Wahrheit aufdrücken. Nichts von dem allem findet sich bei den Evangelisten, sie widersprechen sich nie in wesentlichen Punkten; eine Uebereinstimmung in den Hauptsachen ist bei ihnen unverkennbar. Markus und Lukas waren freilich keine Jünger Jesu; allein dieß thut ihrer Glaubwürdigkeit keinen Eintrag. Denn abgesehen davon, daß ihre Berichte mit denen des Matthäus und Johannes im Wesentlichen übereinstimmen, so war auch Markus ein Schüler und Begleiter des Apostels. Petrus, Luka hingegen versichert, daß er die Quellen der evangelischen Geschichte mit der größten Sorgfalt und Prüfung benut habe. Die Lehre Jesu, die in den Evangelien enthalten ist, hängt auf keinerlei Weise von der Glaubwürdigkeit der Verfasser ab, jedenfalls nur in so fern, als sie als Lehre Jesu gelten will. Ihr Inhalt bedarf keiner anderweitigen Bestätigung, er ist in sich wahr, er ist die deutlichste Darlegung der im menschlichen Geiste sich findenden göttlichen Offenbarung. Wenn es sich, was freilich nicht denkbar ist, späterhin ergeben sollte, daß die Lebensbeschrei=" bungen' Jesu, welche in unsern Händen sind, untergeschobene

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Schriften wären, so würde dadurch die Lehre Jesu keines wegs fallen, eben weil sie, als in sich wahr, keiner fremden Gewährleistung bedürftig ist.

Die drei ersten Evangelisten stimmen nicht bloß in den Thatsachen überein, die sie uns überliefern, sondern auch, und zwar auf eine sehr auffallende Weise, in den Worten, Redensarten, in dem ganzen Ton der Erzählung. Diese Uebereinstimmung ist so groß, daß man nicht wohl annehmen. kann, daß sie unabhängig von einander gearbeitet haben; vielmehr unterliegt es keinem Zweifel, daß der frühere den spätern benut habe, was ja auch schon an und für sich im höchsten. Grade wahrscheinlich ist. Indessen lassen sich auch noch andere Gründe dieser merkwürdigen Harmonie denken. Bei der hohen Achtung, in welcher Christus bei den Seinigen stand, ist es sehr wahrscheinlich, daß sich die Jünger mehrere seiner Lehrreden und Gleichnisse aufzeichneten, besonders folche, welche ihr Lehrer sehr oft wiederholte und für vorzugsweise wichtig und beherzigungswerth zu halten schien. Viele seiner kurzen und kräftigen Sentenzen wiederholte Christus gewiß oft und an verschiedenen Orten, so daß die Jünger sie sich bequem merken und aufzeichnen konnten. Die Hauptbegebenheiten aus Jesu Leben wurden damals ohne Zweifel oft erzählt und vorgetragen, und es konnte leicht geschehen, daß diese Erzählungen zuletzt eine feste, bestimmte Form erhielten, und daß sie allmählig immer mehr gleichförmig und mit denselben Worten vorgetragen wurden. Wenn man nun annimmt, daß die Evangelisten theils aus dieser mündlichen Tradition schöpften, theils ihre eigenen Notizen benußten, so erklärt sich schon daraus großen Theils ihre genaue Uebereinstimmung. Indessen darf hier nicht übersehen werden, daß sie weder hinsichtlich des Ausdrucks noch in Absicht auf den Stoff überall und völlig übereinstimmen. Der eine Evangelist ließ Manches weg, was sich bei seinem Vorgänger schon fand und was ihm minder wichtig erschien. Oft war dein später Erzählenden mancher besondere Umstand noch bekannt, welchen er dann einschaltete. So konnte z. B. namentlich Markus von Petrus manche Einzelnbeit erfahren, welche sonst gänzlich unbekannt war. Für uns aber ist's wichtig, daß sich keine totale Uebereinstimmung weder im Ausdruck noch im Stoff vorfindet. Denn wir sehen wenigstens aus den Differenzen, die unläugbar sich finden, daß die Be= richterstatter sich nicht abgeschrieben haben, und wir haben jest vier Quellen, anstatt daß wir sonst nur eine haben würden. Keineswegs braucht man anzunehmen, indem man eine Benutzung des frühern Geschichtschreibers von dem spätern

statuirt, daß die Schrift des Einen dem Andern bei der Ausarbeitung stets vorgelegen habe, bei welcher Annahme sich allerdings hin und wieder schwer zu beseitigende Schwierigkeiten finden würden; die Benuhung, die wir annehmen, war mehr eine freie, sich mehr auf eine genaue Bekanntschaft des Einen mit dem Andern gründende. Daß die Verfasser auch nicht einmal in den Begebenheiten genau übereinstimmen, darf uns nichts weniger als befremden, vielmehr müßte es auffallen, wenn sich die Sache anders verhielte. Wo findet man denn zwei Historiker, welche einen und denselben Gegenstand also behandeln und darstellen, daß sie sich auch nicht die leiseste Abweichung von einander zu Schulden kommen lassen? Widersprüche in wichtigen geschichtlichen Thatsachen finden sich bei den Evangelisten nicht.

Die Evangelien sind von Gott eingegeben, von Männern geschrieben, die den Geist Gottes in sich trugen. Ihre Verfasser waren Männer, welche den Geist Gottes, den Geist der Wahrheit und der Tugend, der Frömmigkeit und Gottesfurcht, der Gottes- und Menschenliebe besaßen; Männer, aus deren Reden und Thaten uns die wärmste Bes geisterung für alles Wahre, Gute, Göttliche entgegenleuchtet; Männer, die des vertrautesten, innigsten Umgangs mit dem Größesten unseres Geschlechtes gewürdigt und mit seinem Geiste getränkt worden waren; Männer, die von dem Heiligen Gottes selbst zu Predigern der Wahrheit, zu Lehrern der Menschheit erwählt, von ihm zu diesem wichtigen Berufe gehörig vorbereitet und als tüchtig zu demselben erfunden worden waren. Wir können mithin überzeugt seyn, daß wir in den Schriften dieser Männer, welche, wenn irgend Etwas, gewiß unter der speciellsten Leitung der Gottheit verfaßt worden sind, nicht nur die Lehre Jesu rein und unverfälscht, sondern auch eine geschichtlich treue Erzählung historischer Begebenheiten besitzen. Der Geist Gottes war das eigent liche Lebensprincip dieser Männer, die Seele ihres ganzen Lebens, ihres Handelns, Duldens, Redens; dieser Geist führte ihnen auch beim Schreiben die Feder. Sie waren es nicht, die da schrieben, sondern der Geist Gottes, der in ihnen war und sie leitete in alle Wahrheit. Wem wollen wir glauben, wenn wir solchen Männern den Glauben versagen wollen?

Unmöglich kann ich hier die große Verschiedenheit unberührt lassen, welche sich zwischen den Synoptikern und dem Johannes - Evangelium unläugbar findet. Die Sprache in den drei ersten Evangelien ist einfach, leicht verständlich, voll natürlicher Beredtsamkeit, voll klarer Sprüche und Parabeln,

die man nur zu lesen braucht, um sie zu verstehen; die Lehrart Jesu beim Johannes ist dagegen mystisch, voll dunkler Bilder, schwer faßlicher Ausdrücke, und scheint sich überhaupt auf einem ganz anderen Gebiete zu bewegen. Da ist die Rede von einem Essen des Fleisches und Trinken des Blutes, einem Einsseyn mit der Gottheit, einem Vonneuemgeborenwerden, und ähnlichen Gegenständen. Allein im Ganzen ist doch die Uebereinstimmung größer als die Verschiedenheit. Hier, wie dort, wird uns derselbe Christus vor die Augen gestellt; hier, wie dort, weht uns derselbe Geist entgegen; hier, wie dort, kennt man keine andere Gottesverehrung, als eine rein geistige, durch einen göttlichen Sinn und Wandel; hier, wie dort, erhalten wir im Ganzen ganz dieselben Belehrungen. Verstattete es der Raum, so würde ich jedem Lehrausspruch bein Johannes einen dem Sinne nach völlig gleichbedeutenden aus den drei ersten Evangelien gegenüber stellen. Die Form des Vortrags ist allerdings verschieden. Allein es unterliegt keinem Zweifel, daß ein so reicher Geist, als der unseres Herrn, auch unerschöpflich war an Formen der Darstellung, und das Göttliche bald unter dieser, bald unter jener Hülle, je nach der verschiedenen Beschaffenheit feiner Umgebungen, dem menschlichen Herzen nahe zu bringen suchte, wie er denn selber sagt, daß ein Lehrer des Reiches Gottes Altes und Neues, bald so, bald anders, vortragen müsse. Jeder der heiligen Schriftsteller merkte sich, nahm in sich auf, schrieb späterhin nieder solche Aussprüche und Lehrreden, die seiner Individualität besonders zusagten. Ruhte nicht Johannes an der Brust des Herrn? Gehörte er nicht in den engsten Kreis feiner Vertrauten? It's nicht wahrscheinlich, daß Christus in diesem engsten Kreise, zu dem namentlich Petrus, Jakobus und Johannes gehörten, Vieles vortrug, was er im größern Kreise nicht sagte? Nehmen wir nun noch hinzu, daß Johannes fein Evangelium am spätesten schrieb und mithin die drei ersten Evangelien schon vorausfehte mit ihren Gnomen und Parabeln, so hat die oben her vorgehobene Differenz nicht das Geringste mehr, das uns befremden dürfte. Vergl. Lücke's Johannes Bd. I. S. 97. ff. 2. Ausgabe.

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Der Name, den das neue Testament überhaupt und die ersten Schriften desselben insbesondere an der Stirne tragen, hat keine Schwierigkeit. Aiasnan, n', Bund. Im alten Testament wird das Verhältniß der Menschen zur Gottheit oft unter dem sehr passenden Bilde eines Bundes dargestellt; Gott verlangt von dem Menschen die Befolgung

feines Willens und verheißt ihm dafür seine Gnade und ewige Seligkeit. Evangelium heißt freudige Botschaft; die Evangelien enthalten aber die freudige Botschaft, daß Jesus Christus, der Weltheiland, geboren sey. Kann es eine freu denreichere Botschaft geben, als diese?

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