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DER

PARTHENON

HERAUSGEGEBEN

ΤΟΝ

ADOLF MICHAELIS

TEXT

MIT EINER HILFSTAFEL

LEIPZIG

DRUCK UND VERLAG VON BREITKOPF UND HÄRTEL

1871

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AN

ALEXANDER CONZE.

Es war um Ostern 1865, mein lieber Freund, als ich in deinem traulichen Häuschen 'Klein aber Mein' zu Giebichenstein dir und dem theuren Manne, dessen Andenken dies Werk gewidmet ist, den Plan desselben vorlegte. Dass es an der Zeit sei, endlich einmal die Reste des Parthenon zu sammeln, dafür war ich von vornherein eurer Zustimmung gewis. Nachdem die Aufräumungen auf der Akropolis so weit gefördert sind, dass auf neue Funde verschütteter Reste kaum noch zu hoffen ist, und nachdem die Sammlungen Europas so cifrig durchforscht worden sind, dass auch hier sich kaum noch eine erhebliche weitere Ausbeute erwarten lässt, gibt es keine Entschuldigung mehr eine Arbeit zu verschieben, welche uns den eigentlichen Mittel- und Glanzpunkt der griechischen Kunstgeschichte in seiner Gesammtheit erst kennen lehren soll. Ein Nichtarchäologe wird es kaum fassen können, dass von Phidias einzigem erhaltenen Meisterwerk keine vollständige Publication existiert, ja dass viele Fragmente noch gar nicht abgebildet, sondern nur durch mehr oder weniger mangelhafte und einander widersprechende Beschreibungen bekannt sind. Das Bedürfnis ist ja auch von archäologischer Seite so wenig verkannt worden wer hätte es bei Vorlesungen oder kunsthistorischen Forschungen nicht empfunden? wie man über die Methode das Werk anzugreifen im Zweifel sein konnte. Bald nach dem Wiederauftauchen der lange verschollenen carreyschen Zeichnungen in der Pariser Bibliothek entwarf der praktische MILLIN einen Plan, über den er in den Monumens antiques II, 44 folgendermassen berichtet: J'ai le projet de rétablir, autant qu'il sera possible, tous les bas-reliefs du Parthenon, en rassemblant les fragmens épars dans les différens cabinets, les plâtres qui sont au Musée des arts, et en m'aidant de l'ouvrage de Stuart; les dessins de la Bibliothèque serviront à indiquer la place qu'occupoient les fragmens qui existent dans les cabinets, et à restituer quelques attributs. Cet ouvrage sera intitulé le Parthenon. Les dessins seront exécutés par M. Dubois, jeune artiste qui a beaucoup de goût, de talent, et de connoissance de l'antique. Weshalb dieser Plan nicht zur Ausführung kam, ist mir nicht bekannt; vielleicht weil die Ueberführung der meisten Reste durch Lord Elgin nach London die Aussicht eröffnete das Werk ganz auf neuen sichreren Grundlagen aufzubauen.

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öffentliche Ausstellung der Elgin Marbles konnte jedenfalls ein solches Unternehmen nur um so nothwendiger erscheinen lassen. K. O. MÜLLER hat das wiederholt betont (ann. I, 221. Kl. Schr. II, 721), und durch seine Zusätze zum deutschen Stuart (II, 658 ff. kl. Schr. II, 547 ff.) wie durch seine Reconstruction des Ostfrieses in den 'Denkmälern der alten Kunst' den Weg genauer bezeichnet; ungefähr zu gleicher Zeit wo BRÖNDSTED in seinen 'Reisen und Untersuchungen' die südlichen Metopen einer fast zu eingehenden Behandlung unterwarf. Allein Bröndsteds Buch blieb unvollendet, und das musterhafte englische Museums werk beschränkte sich auf die damals in London vorhandenen Originale und Abgüsse. In grossem Sinne unternahm dann der Graf LÉON DE LABORDE sein auf 110 Tafeln grössten Formates angelegtes Werk Le Parthenon, documents pour servir à une restauration. Leider sind nur drei Lieferungen erschienen (Paris 1848), und mit dem Tode des Verfassers scheint nunmehr die Hoffnung auf eine Beendigung des Werkes vollends geschwunden. Selbst dieser Torso ist schwer erreichbar, da die kaiserliche Regierung die ganze Auflage gekauft hatte und zu Prämien benutzte; die Tafeln entbehren einer fortlaufenden Bezifferung, die man sich erst aus dem Prospectus ergänzen muss; ja die einzelnen Exemplare stimmen nicht mit einander überein, indem in den meisten von den Facsimiles nach Carrey zwei Metopen- und zwei Friestafeln fehlen, statt deren andere Exemplare einiger Architekturblätter entbehren. Dennoch hat das Werk durch jene Facsimiles und durch die Mittheilung der athenischen Fragmente unsere Kenntnis des Parthenon sehr erheblich gefördert, wie andrerseits die Geschichte des Gebäudes durch desselben Laborde Werk über Athen bedeutend aufgehellt ist. Für den Fries allein glaubte EMIL BRAUN in der letzten Periode seines Wirkens durch eine kleine photographische Copie der von HENNINGS willkürlich angeordneten und stark interpolierten Reliefnachbildungen Nutzen zu stiften (mon., ann. e bull. 1854, Taf. 2); ähnliches war schon früher im trésor de glyptique versucht worden. Neuerdings hat G. AROZA die Phototypie zur Wiedergabe des Frieses angewandt (les frises du Parthénon); wie es scheint ich selbst kenne das Werk nicht hat aber auch dieser Versuch es nicht darauf abgesehen, das ganze Bildwerk kritisch zu reconstruieren. Weit verdienstvoller sind jedenfalls die Bemühungen WILL. WATKISS LLOYDS und C. T. NEWTONS, die Sammlung von Abgüssen der Fragmente im britischen Museum möglichst zu vervollständigen letzterer, welcher seit langer Zeit seine Aufmerksamkeit hierauf gerichtet hält (Transactions R. Soc. Litt., N. S., V, 2 ff.), ist eben jetzt mit der beneidenswerthen Arbeit beschäftigt, in den erweiterten Räumen des britischen Museums die Trümmer der alten Herlichkeit so gut es gehen will wieder zusammenzusetzen.

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Die Schwierigkeit der Aufgabe besteht grade, wie ich dir nicht erst weitläuftig darzulegen brauche, im Zusammenbringen der weit zerstreuten Bruchstücke, von denen es nicht einmal in der Litteratur eine vollständige Aufzählung gibt! Während unseres gemeinsamen Aufenthaltes in Athen im Jahre 1860 hatte ich alles untersucht und beschrieben, was Pittákis nicht in seinen unzugänglichen Schlupfwinkeln verborgen und dadurch wissenschaftlicher Benutzung entzogen hatte. Ebenso hatte ich im folgenden Sommer 1861 die Schätze des britischen Museums und des Louvre, auch die Sammlung in Kopenhagen, durch

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forscht, aber freilich mehr mit der Absicht allgemeiner Belehrung als im Gedanken an eine Herausgabe der Parthenonfragmente. Indessen genügte doch die so gewonnene Kenntnis um einigermassen orientiert zu sein, als ich im Jahre 1865, zunächst durch eine Untersuchung über die Göttergruppe des Ostfrieses (mem. dell' inst. II, 183 ff.) veranlasst, an das Werk selbst Hand anlegte. Da sich die meistens sehr guten und getreuen Holzschnitte in Ellis Elgin Marbles als Grundlage empfahlen, so wurden diese zunächst von L. PAUL durch Zeichnungen alles dessen ergänzt was im neuen Museum zu Berlin an weiteren Abgüssen vorhanden ist. Die Aufsicht führte mein ehemaliger Zuhörer HEINR. HEYDEMANN, ein Freund von so aufopfernder Treue und Anhänglichkeit, wie ich ihn jedem Lehrer wünschen möchte. Eine schliessliche Collation der ellisschen Holzschnitte wie der paulschen Zeichnungen habe ich selbst angestellt. Der gütigen Vermittelung der Herren NEWTON und MURRAY verdanke ich einige Zeichnungen nach Abgüssen des britischen Museums, meinem Onkel ADOLPH JAHN in Kopenhagen und meinem ehemaligen Schüler JOH. STEINHÄUSER in Rom ein paar kleine Skizzen (Südmet. IV. Nordfr. XXVII B). Die grösste Hilfe gewährte mir aber für diesen Theil meiner Arbeit die unschätzbare Freundlichkeit, mit welcher unser einstiger Begleiter im Campo Santo von Pisa, Dr. ULRICH KÖHLER in Athen, es übernahm und trotz aller Plackereien von meiner Seite mit immer gleicher Geduld und Liebe zur Sache auch durchführte, die nur dort erreichbaren Skulpturen neu zeichnen zu lassen. Die nach Pittákis Tode durch seinen trefflichen Nachfolger, Herrn EVSTRATIÁDIS, wieder erschlossenen und fremden wie einheimischen Gelehrten mit gleicher Liberalität geöffneten Thesauren der Akropolis haben eine unerwartet reiche Ausbeute von Fragmenten zu Tage gefördert, welche Köhler durch ROBERT hat zeichnen lassen. Mag auch dies oder jenes Stück noch übersehen sein du wirst alles derartige, soweit es zu meiner Kunde gekommen ist, im Buche selbst verzeichnet finden sind doch bei Köhlers Sorgfalt grössere Lücken nicht mehr zu befürchten. Leider liessen sich für die noch am Platze befindlichen Metopen mit den verfügbaren Mitteln keine Gerüste beschaffen, so dass für diese die Veröffentlichung der labordeschen, aus der Nähe genommenen Zeichnungen sehr zu wünschen bleibt. Doch hat auch das vorhandene Material gestattet den Inhalt der Metopenreihen wenigstens im allgemeinen festzustellen und damit eine höchst empfindliche Lücke in unserer Kenntnis von Phidias Composition auszufüllen.

SO

Die zweite Art der Quellen sind die alten Zeichnungen. Die wichtigsten unter ihnen, Carreys Blätter, liegen bei Laborde vor; die Benutzung eines in dieser Hinsicht vollständigen Exemplars vermittelte auf Jahns Fürsprache, nachdem eine Anfrage beim Herausgeber selbst keinen Erfolg gehabt hatte, mit zuvorkommender Güte Herr Dr. W. FRÖHNER. Demselben Gelehrten, dessen Entfernung von seiner Stellung am Louvre der tolle Chauvinismus des vorigen Sommers als ersten (und letzten) Sieg über Preussen verkündigte so zu lesen in der revue de l'instruction publique vom 21 Juli 1870 verdanke ich die Copien nicht nur der zehn bereits von Bröndsted erwähnten Metopenzeichnungen, sondern auch einer bisher ganz unbekannt gebliebenen Aufnahme des Westgiebels (Taf. VII, 3). Ueber die im britischen Museum aufbewahrten Zeichnungen machte mir Dr. JUL. LESSING, der mit grosser Bereitwilligkeit einen kurz be

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