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Ueber das Alter des Lieds Lydia bella puella. Von B. G.
Niebuhr. Mit zwey ungedruckten lateinischen Liedern
aus der spätesten römischen Zeit.
von Herrn Professor Näke

Nebst einem Nachtrag

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Kritische Miscellen, von Herrn Professor Döderlein. I-IX.
Sandon und Sardanapal. Von Herrn Professor K. O. Müller
Ueber den Ajas des Sophokles. Von Herrn Professor und Ober-
bibliothekar Welder

Nachtrag zur Untersuchung über das Schicksal der Aristotelischen
Schriften Bd. I. H. 3 u. 4. Von Herrn Professor Kopp

Bemerkungen über die Reihenfolge der Jonischen Physiologen
und über einzelne ihrer Lehren. Von Ch. A. Brandis

Valerii Catonis Poemata ed. C. Putschius. Anzeige von
Herrn Professor Näke

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das Alter des Lieds Lydia bella puella.

An Herrn Prof. Nåte.

Von

B. G. Niebuhr.

Mit zwey ungedruckten lateinischen Liedern aus der spätesten römischen Zeit.

Sie wissen, liebster Freund, wie Alles was Sie schreibert

mir zusagt: und die Liebhaberey welche Sie manchmal vers anlaßt Gegenden der Philologie zu besuchen die von sehr wenigen betreten werden, weil sie weit ab von den Landstraßen und Herbergen, freylich auch von den erhabenen und reizenden Gegenden und Aussichten, liegen, ist eben auch die meinige. Könnte es sich also treffen daß Sie bey einer solchen Untersuchung wenig Zuhörer hätten, des einen sind Sie immer sicher: und, obwohl gewißlich Viele durch die Unters suchung erfreut und belehrt sind mit der Sie ein thōrichterweise gepriesenes Lied aus der Region des klassischen Alters thums verwiesen haben, feiner wird Ihnen dabey ein so großes Vergnügen verdanken als ich. Das hat aber freylich diesesmal noch einen besondern Grund: darin, daß ich seit Långst das bewußte carmen delicatum mit zwey ändern vers glichen habe, die sich bey dem vergeblichen Suchen nach einer Handschrift der ciceronischen Philippică welche die herrliche Recension der Handschrift im Archiv hätte, und vollständig wåre, mir dargeboten haben. Diese Ihnen mitzutheilen, und Rhein. Muf. f. Vhilologie. III.

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fie Ihnen zu widmen, mußte mein erster Gedanke seyn: sie begleiten dies Briefchen: lesen Sie nun che Sie hier weiter fortfahren: an sich wird sich Ihnen das eine durch Würde, Pracht und Schönheit empfehlen; das andere durch seltsame Eigenthümlichkeit wenigstens bemerklich machen. Ist das nicht genau dieselbe Versart welche Sie in der Lydia gezeigt haben? Vier Latte, mit dem Abschnitt nach dem zweyten; nur darin von jenem Lied unterschieden daß alle vier immer dreysylbig sind: dieselbe Gleichgültigkeit über die Art der Füße und über die Elision. Nun sind aber diese Lieder mit der gezwungenen Schrift welche man zu Rom beneventanisch nennt, wie die Cluentiana und der Varro zu Florenz um das X. Jahrhundert geschrieben. Es ist die Hand des Schreibers von Ciceros Philippiken, Vat. 3227, welcher damit einen Theil von drey leer gebliebenen Seiten ausfüllte. Daß aber nur niemand von dem Coder für die Reden etwas hoffe! Mag er vielleicht der Stamm jener zahlreichen Familie seyn welche aus der V. und VI. Rede eine einzige macht, indem sie von V. 12 (31) von den Worten legatorum mentionem, auf VI. 7 (18) — unquam vidi tantum, übergeht, und alles Mittlere ausläßt: die Ehre will ich ihm weder behaupten noch absprechen; aber, auch abgesehen von der Lücke, der Text dieser ganzen Familie ist schlecht.

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Ich vindicire meinen Liedern ein noch, weit höheres Alter als diese Schrift schon beweißt. Ueber dem geistlichen Hymnus steht die Melodie in antiken Noten: und von der erklårt der påbstliche Kapellmeister Baini, ein höchst befugter Richter und wahrhaftiger Zeuge, daß er keine Kirchenmelodie kenne worin die altgriechische Musik so rein sey: welches sie über das VII. Jahrhundert hinauf zu sezen scheint. Die Melodie könnte, angepaßt aber es mußte doch als sie gedichtet ward die Versart gebräuchlich seyn. Ja ich glaube nicht daß der Hymnus nach dem Untergang des westlichen Reichs ges dichtet seyn kann: wer sollte nachher, in einem zum öffentlichen

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Gesang bestimmten Liede, die Stadt domina orbis, und mit der Heiterkeit im Feyerlichen begrüßt haben? Der Reim ist durchaus keine Einwendung gegen ein so hohes Alter: er ist, wie ein Blick in die Sammlung von G. Fabricius zeigt, so gar Regel im Kirchengesang in den Hymnen von Ambrosius, Hilarius, Gregorius : auch die Einerleyheit des Reims durch die ganze Strophe.

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Was das Wesen der Versart betrifft die halte ich nichts weniger als für eine Erfindung der damaligen Zeit, sondern für alt und volksmäßig, nur von den klassischen Poes ten, und ihren Nachfolgern, den schulgerechten, versåumt; wie der trochaische quadratus, worin der römische Soldat wohl schon bey Camillus Triumph, wie hinter Casars und Aurelians goldnen Wågen, gesungen hatte, in Büchern seit den Dramatikern nicht vorkommt, und eben an diesem spåten Abend der römischen Zeit im Pervigilium dessen Sprache so entschieden rustikes hat und in den verwandten Versen im Coder von Dijon wieder erscheint. Es ist auch wohl sehr begreiflich wie damals, als das eigentliche Latein und die Formen der Litteratur nur mühselig durch die Schulen erhalten wurden, manches volksmäßige sich frey machte, wies der empor kam, und einen Plaz unter dem einnahm was die verblödete Schule seit Jahrhunderten geweiht hatte. Der neugriechische politische Vers, welcher dem Laft des Lanzes entspricht, ist ja der nåmliche wonach König Philippus siegstrunken tanzte:

Δημοςθένης Δημοςθένους Παιανιεὺς τάδ ̓ εἶπε —

nur daß Accent, nicht Sylbenmaaß, dabey beachtet wird.

Wie dem auch sey - unsere Versart hat eine so auffals lende Aehnlichkeit mit den coplas de art mayor der åltesten kastilianischen Poesie, daß ein gemeinschaftlicher Ursprung mir unverkennbar scheint: wenn auch in diesen der Lakt des Amphibrachys vorherrscht, — wie in meinen lateinischen Liedern,

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