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gegangen sey. Auf was Art solches zugegangen, wußte man nicht; so viel vernahms man, daß der Kerl arretiret, und daß das Pferd im Busche wieder gefunden sen, von dem Kanzen aber, in welchem die Briefe und an 800 Ducaten in Golde gewesen, hat man noch zur Zeit nicht die geringste Nachricht erhalten. Am selbigen Tage fam der Hofrath Hobel wieder von Cronslot zurück, und berichtete, daß, da er Ihro tonigl. Hoheit zu Cronslot nicht vorgefunden, so hätte er sich noch denselben Abend nach der Flotte begeben, auf welcher er Ihro Hoheit rencontriret, und zwar auf einer prächtigen Jagd, die Prinzeßin Anna genannt. Er beklagte sich, daß er nicht am vorigen Abend nach der Flotte gekommen, indem am Tage vor seiner Ankunft eine prächtige Seebataille gehalten worden. Am sten wåren sie von der Flotte wieder nach Eronflot gegangen, worauf sie den 6ten nach Oranienbaum, er aber hieher gesegelt sen. Sonst versicherte er noch, daß Ihro Hoheit beklaget hätten, daß sie uns nachgelassen, und nicht mit sich genommen hätten. Am felbigen Tage ward nicht bey Hofe geprediget, weil Ihro Hoheit nicht zu Hause waren.

Den 7ten flieg eine grosse Compagnie, die von uns zu Hause nachgeblieben war, auf den Thurm von der Festung, um die Mittagsstunde, theils um das Glockenspiel anzusehen, weil um diese Stunde auf den Glocken gespielet werden muß, theils um die Etendue von St. Petersburg zu sehen, indem dieses der höchste Thurm in der Stadt ist. Es war ein wahres Plaisir den Glockenspieler spielen zu sehen, insonderheit für denjenigen, der so was noch nicht gesehen hatte. Inzwischen follte es doch eins von den lehten Metiérs seyn, welches ich lernen wollte, denn es ist eine Arbeit bey welcher sich ein Mensch gewaltig bewegen muß. Kaum hat er ein Stück ausgespielet, so schwißt er dermassen, daß ihm das Wasser tropfenweise vom Gesichte läuft. Der Mann ließ auch ein Paar rußische Lehrjungen spielen, die nur einige wenige Monate gelernet hatten, und doch schon erträglich spielten. Das grosse Uhrwerk spielt alle Viertel- und halbe Stunden von selbst. Als wir ganz oben auf den Thurm zu den Glocken kamen, gab uns der Glockenspieler ein grosses Perspectiv, mit welchem wir Peterhof, Cronslot und Oranienbaum sehen konnten. St. Petersburg an sich selbst ist oval, und von einer ungemeinen grossen Etendue, jedennoch an vielen Stellen nur weitläuftig gebauet, wenn aber der Zar nech eine Zeitlang lebet, wird es vollkommen ausgefüllt werden. Die Festung St. Petersburg an sicht selbst, in welcher diese Kirche sich befindet, lieger hart an dem Newastrom, und hat einige dicke und hohe steinerne Bastionen, die mit einer groffen Anzahl Canonen besetzet sind. Sie soll ben ihrer Erbauung eine unbeschreibliche Menge Bolts gekostet haben, weil sie in groffer Eile gemachet worden, und die armen Leute aus Hunger und Kummer, bey damaliger grosser Theurung und schlechter Kleidung, wie die Fliegen gestorben, und daselbst eingescharret worden sind Festung ist nach der Landseite ben weitem so schön und feste nicht, wie nach der Wassers feite, sondern nur mit Wallen versehen, und mit Graben umgeben. Dennoch kann Büschings Magazin XIX, Theil.

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sie sich wohl eine Zeitlang vertheidigen. Sie ist zu gleicher Zeit eine Urt von parififcher Bastille, indem alle Staatsgefangene in derselben verwahret werden, es wird auch zum öftern die heimliche Torturknute daselbst ausgetheilet. Viele schwedische gefangene Officiers haben während ihrer Gefangenschaft in den unter den Wällen befindlichen Cafernen gefangen gesessen. Es hat der vorige Zarewiß, der in seines Herrn Vaters Ungnade verfallen, und gerichtlich zum Tode verdammet worben, auch zuleht in dieser Festung gesessen, ist auch in derselben gestorben. Diese Festung hat ihren eigenen Commendanten, und wird dahin täglich eine grosse Wache von den hiesigen Regiementern gegeben. Wafili Ostrow, worauf des Fürsten Mentschilofs Haus und schon viele andere ansehnliche Gebäude stehen, soll die rechte Stadt, und, wie einige meynen, sogar mit der Zeit befestiget werden. Es ist eine Infel von einer greffen Erendue, aber nur lånast dem Strande bewohnet, und der Newastrom, welcher sich vor der Festung theilet, schließt es mit seinen beyden Armen ein. Die ganze Seite längst dem Strom, wo die Festung gebauer ist, hånget an einander, so daß man zu lande von der einen Ecke der Stadt, bis zur andern fommen kann. Die Stadt, die aber auf der rechten Seite des Stroms stehet, und worauf die Admiralitåt ist, ißt durch viele Kanåle von einander abgeschnitten, über welche aber Brücken sind, ausgenommen über denjenigen nicht, welcher bey des Zaren Sommerhause vorben fliesset, so, daß wenn man von des Zaren Sommerhause, ober von dem Posthause, ben welchem Ihro königl. Hoheit Haus ist, oder von des Zaren Winterhause, welches am dritten Kanel lieget, nach der anderen Seite zu will, wo der verwitweten Zarin, des Generalfelbzeugmeister Bruce, und vieler anderer vornehmer Herren Häuser stehen, so muß man nach der Udmiralitåt hinunter durch das lange Perspectiv, welches von den schwedischen Gefangen gepflastert, und auf beyden Seiten mit Bầumen besehet ist, und so noch weit umfahren, ehe man dahin kommt; wesfalls man sich, um dahin zu kommen, gemeiniglich der Barken und Werrecken bedienet, weil es zu Wasser nicht weit ist. Sonsten hat man auch von dem Thurm noch eine überaus schöne Aussicht in eine schnurcerade Allee. In der Festung wird alle Mittag eine Musik von Hautboisten gemachet, und in der Admiralität lassen sich vom Thurm gleichfals täglich die darzu gefeßten Trom= peter hören. Von der Festung gingen wir nun nach dem ordinairen Richtplak, (wo unter andern der Kopf des Bruders der vorigen in Ungnade gefallenen Zarin, gebornen Lapuchin, unter 4 andern Köpfen steckt), um bort den kurz vor des Zaren, Abreise nach Riga gehenkten Fürsten Gagarin zu besehen. Er ist zuerst an dem Senatshause aufgehangen worden, dahin fich ausser dem ganzen Senat alle seine Verwandte zum Anblick der Execution hinbegeben, und nach derselben mit dem Zaren lustig herum trinken müssen. Da wir nun diesen traurigen Anblick eine Weile gehabt hatten, so machten wir uns wieder auf den Weg, und fuhren nach Hause.

Den

Den Sten fam ich den ganzen Tag nicht aus dem Hause.

- Den 9ten lam ich wieder nicht aus, und brachte fast den ganzen Tag mit schreiben zu.

Den 1oren famen endlich Ihro Hoheit Pferde aus Deutschland an, welche von Lübeck nach Riga zu Wasser, und von Riga zu lande hieher geführet worden. Auf weldjen lehten Wege sie 16 Tage zugebracht, und 11 Tage zur See gewesen. Es waren 9 Pferde, nemlich das schöne grosse Gespann von 8 Stücken, welches Ihro königl. Hoheit vor einigen Jahren von dem Baron Görz geschenket worden, und welches noch den König Carl den zwölften von Schweden, zum letztenmal, nemlich zu Grabe gezogen, und ein kleines Reitpferd, worauf Ihro Hoheit die Campagne in Norwegen gethan, und welches sie von König Carl XII, der es auch lange geritten, geschenkt bekommen haben.

Den 11ten kamen Ihro lönigl. Hoheit zu lande im Wagen, der Zar und die Zarin aber mit der ganze Flottille zu Wasser zurück. Denn Ihro Hoheit waren von Strelnamůfa mit dem Marschall des Zaren, nach einem Gut desselben gegan= gen, wo sie mit ihrem Gefolge hatten scharf trinken müssen; und von da sie mit der Kaiserin Wagen und Pferden zu Hause gebracht wurden.

Den 12ten famen Ihro Hoheit den Tag nicht aus, weil sie noch in etwas vor der gethanen Luftreise ermüdet waren.

Den 13ten machte mir einer meiner guten Freunde, nemlich der Brigadier Ranzau, welcher mit nach Eronslot gewesen, von der Luftreise folgende kleine Beschreibung.

Als sie am 30sten Julius um 11 Uhr Vormittags von St. Petersburg wegs gesegelt, sind sie des Abends gegen 6 oder 7 Uhr erst nach Cronslot gelommen, weil der Wind nicht stark gewesen, und als sie dahin gekommen, sind sie gleich in des Großadmirals Appraxin Haus einquartiret worden.

Am 31sten Julius hat der Zar Ihro Hoheit und Dero Suite erst die drey grosse mit Bollwerken rund umher beschlossene Hafen, in welchen die Schiffe liegen, gezeiget; hernach die groffe Batterie von Cronslot, welche nach der See hinzu lieger. Von da ift er mir einigen Schaluppen nach der eigentlichen Festung Cronslot über gerudert. welche rund umher von Waffer eingeschloffen ist, und da er Ihro Hoheit darauf alles gezeiget, ist er nach den beyden der Nähe gelegenen Bombardiergallioten gerudert. Als sie auf die erste gelommen, hat der Kaiser Jhro Hoheit wieder alles gezeiget, und selbst erflåret. Da er mun gemeynet, daß sie diejenige Galliote feyn, worauf er alle Anstalten zu einem Divertiffement für Ihre Hoheit machen lassen, aber hers nach erfahren, daß diese die andern seyn, so hat er sich in aller Eile nach_selbiger hinbegeben, allwo dann auch in Gegenwart Jhro Hoheit unterschiedene Bomben geworfen worden. Wie nun dieses alles vorben war, sind sie wieder nach Cronslot retourniret, von wannen dann der Kaiser, nach dem er sich dorten eine Weile aufgehalten, nach Petershof mit einem kleinen Gefolge gefegelt. In Abwesenheit des

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3aren

Zaren hat der Fürst Mentschifof Ihro Hoheit und Dero Suite an felbigem Tage tractiret. Da nun der Marschall des Zaren Olsufieff zu dem geheimen Rath von Bassewitz des Abends gesaget, da er sehe, daß Ihro Hoheit ihre eigene Köche mitgebracht, so båte er, der geheime Rath möge ihnen nur befehlen, daß sie forderten, was sie vonnöthen hätten, indem alles zu ihren Diensten parat wåre: so haben Ihro Hoheit den folgenden Tag, als

den isten August, alle rußische Minister traktiret, woben gewaltig getrunken worden. Der Fürst Mentschikof ist deffelbigen Morgens auch gar zeitig nach seinem Guth Oranienbaum gesegelt, aber noch vor der Mahlzeit wieder gekommen, und hat', dem Festin mit bengewohnt. Ihro Majestät der Zar sind am selbigen Abend von Peterhof wieder nach Cronslot zurück gekommen, und am folgenden Tage, als

am 2ten August, des Morgens um 7 Uhr, haben sie den Grafen Puskin zu Ihro Hoheit gesandt, und sie ersuchen lassen, zu ihnen zu kommen, worzu dann auch ein Paar Fahrzeuge gegeben worden, indem der Zar sich schon auf einer Jagd befunden, und hat Herr von Puskin Ihro Hoheit gebeten, nur ihr Bettzeug mit sich zu nehmen, die übrigen Sachen aber dorten zu lassen, denn sie würden eine eigene Jagd für sich bekommen, worinnen vollkommene Commoditåt seyn würde, sowohl für sie als für 6 bis 7 Cavaliers, für die übrigen aber und für die andern Bedienten, würden gleichfals noch ein Paar Schiffe fertig gehalten; denn er glaubte, Ihro Majestät würden auf einige Tage nach der Flotte gehen. Sonst hat er auch Ordre gehabt Ihro Hoheit zu ersuchen, mit Dero Suite ihre Degen vorher abzulegen, weil er selbst sich nur eines Pleinen Hirschfängers bediente; welches Ihro Hoheit dann alsobald gethan, worinn ihnen auch die sämmtliche Suite gefolget. Worauf sich denn nun Jhro Hoheit mit Dero Suite auf den Weg nach dem Transport, das ist, nach der schönen Jagd, welche sonsten Prinzeßin Anna genannt wird, begaben, wo sie durch des Zaren Marschall und durch dem Capitain von der Jagd empfangen wurden, der sogleich den Anker aufminden lassen, und sich nach der Flotte begeben, welche eben 30 Werste von Cronflot in der See gelegen. Während der Schiffahrt haben Ihro Hoheit auf der Jagd mit den fämmtlichen rußischen Groffen gespeiset, dazu der Zar auch gekom= men; und da sie des Abends gegen 6 Uhr ohngefehr bey der Flotte angelanget find, und Anker geworfen haben, so sind Ihro Majeståt der Zar mit Jhro Hoheit in einer Schaluppe um die ganze Flotte herum gerudert, welche aus 18 Orlogs - Schiffen und aus 3 Fregatten bestanden, welche in dieser Figur gelegen;

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zu verstehen, die Spiegel oder Hintertheile der Schiffe auswendig, und das Vors dertheil von dem Schiffe nach inwendig ju. Es soll der Zar beym Vorbeyrudern bey einem jeden Schiff, der Capitains, die hinten auf dem Schiffe gestanden, Gesundheit getrunken haben. Nachdem sie nun die Tour gemachet, und wieder nach der Transportjagd gekommen, hat der Zar Abschied von Ihro Hoheit genommen, und ist nach seinen Schiffen gerudert, so daß Ihro Hoheit den Abend auf ihrer Jagd mit Dero Suite allein geblieben, welches ihnen denn auch wegen der gestrigen Debauche, wohl zu paß gekommen. Ich habe vergessen zu melden, daß nach ihrer Ankunft in der Flatte ein Zeichen durch einen Canonenschuß gegeben worden, worauf in einem Aus 7genblick alle Schiffe mit einer unzähligen Menge kleiner und groffer Flaggen und Wime peln, von allerhand Farben gezieret gewesen, welches denn einen unvergleichlichen Unblick verschaffet haben soll, um so vielmehr, da sie auf einen abermaligen Canonenschuß in einem Augenblick alle wieder herunter gewesen sind. Um folgenden Tage, als

am zten August, sind Ihro Hoheit des Morgen durch dem jungen Trubehkey nach des Zaren Schiff, welches Ingermanland heisset, invitiret worden. Ge bald sie auf demselben angekommen, ist ein Zeichen erfolget, worauf alle Anker aufgezogen worden, und es hat der Zar damals zu Ihro Hoheit gesaget, er wollte ihnen zum Plaisir die Schiffe ihre Manoeuvres machen lassen, sie müßten aber erst ein wenig weiter in die See gehen, um etwas mehr Plaz zu haben. Sie sind also noch einige Werste weiter in die See gegangen; haben aber bis dahin keine gute Ordnung gehalten. Als sie aber nach dem Ort gekommen, wo die Schlacht vor sich gehen sollte, haben sie sich rangiret, nemlich 9 Schiffe auf jeder Seite, von welchen der Zar die 9 Schiffe auf dem rechten Flügel, und der Fürst Mentschikof die 9 Schiffe des linken Flügels commandiret hat. Der Zar ist als Commandeur auf dem mittelsten Schiffe, nemlich auf dem sten von seiner Linie gewesen, und hat gerade dem andern gegen über gelegen und gefegelt. Alle Zeichen, die gegeben wurden, haben die beyden gedachten Commandeurs schiffe gegeben, und haben entweder aus, Wimpeln oder Flaggen bestanden, wovon ein jeder seine gewisse Bedeutung gehabt, und alsobald von den daran nächst liegenden Schiffen sind wiederholet worden, und so immer weiter. Es soll ein jedes Signal von den Flaggen seine eigene Schublade gehabt haben, in welcher es gelegen, und vor welcher es im Kleinen abgemalet gewesen, um es ge= schwind finden zu können, wenn es gebrauchet worden. Es hat auch ben solchen Signalen eine Tafel gehangen, auf welcher alle Signale im Kleinen abgemaler, und dabey eines jeden Bedeutung, in rußischer und holländischer Sprache geschrieben gewesen, daher denn unsere Leute, ben der Aufziehung eines jeden Signals auf ber Tafel sehen können, was des Zaren Wille sen! und was er den anderen Schiffen befehle? Da nun diese Flotte in zwey Linien mehr als eine Stunde neben einander gesegelt, und bald mit Flinten Polotonweise, bald mit den Eanonen in

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