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seiner Frau Mutter versöhnet sehen, indem sie (wie man mir gesaget) sollte über die Massen übel mit ihm zufrieden seyn; und um sie bald wieder zufrieden zu stellen, so wåre mein unmaßgeblicher Rath, an sie mit dem ehesten auf eine submisse Artzu schreiben, weil solches, wie mir deuchte, das einzige Mittel wäre, um mit ihr auszukommen. Er versicherte mir darauf, daß er solches schon längstens ge=" than, welches aber alles noch zur Zeit nichts verschlagen wollen. Er gab mir einen Brief mit an den Herrn Oberkammerherrn und Hofmarschall Röpsdorf, und sagte, er hätte erst neulich an Seine Excellenz den Herrn geheimen Rath von Basse wiß geschrieben, welcher ihm bey seiner Durchreise durch Danzig noch mit 20 Ducaten bengestanden, und ihm sonsten noch viele andere Gutthaten erwiesen. Mit feinen beyden Brüdern aber, als mit dem Etatsrath und mit dem Kammerjunker, war er sehr übel zufrieden, insonderheit da der leßte durch Danzig mit der ExtraPost gereiset war, ohne sich einmal nach ihm erkundiget zu haben. Er beschwerte sich gleichfalls über die gar unanståndige Untworten, welche er von ihm auf seine Bries fe erhalten. Nach vielen andern weitläuftigen Discursen sehten wir uns an den Tisch, und verzehrten die kleine Mahlzeit, welche ich währender Zeit hatte anrichten lassen. Inzwischen erzählte mir die Rostgarten das Uebel, so hr neulich dorten begegnet wäre mit einem Juden, der für sie etwas håtte verkaufen sollen, und darmit weggelaufen sey. Als die Glocke drey war, kam der Postillion, und fün digte mir an, daß schon alles zur Abreise fertig wäre. Bey dem Abschied von der Rostgarten machte ich ihr ein Geschenk von 12 Ducaten, und håtte ihr gerne mehr gegeben, wenn mein Beutel es verstatter hätte. Hecklau that mir die Ehre, und gab mir das Geleite bis an den Postwagen, und fuhr ich also

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den 20sten wieder mit der Post aus Danzig..

Den 21sten des Morgens frühe kam ich zu Pillau an, welches lieget sieben Meilen von Königsberg. Ich traf daselbst noch den Steuermann und einige Botss leute an, welche mit mir 1717 den 20ften December das Unglück hatten, daß wir, als wir von Stockholm zu Wasser abgingen, in den dortigen Hafen, ohngefehr einen Canonenschuß vom lande, mit dem Schiffe strandeten, und von des Abends um 4 Uhr bis des andern Morgens um 8 Uhr in der allergrößten Lebensgefahr siken mußten, indem die Leute aus der Stadt uns nicht eher zu Hülfe kommen konnten, theils wegen der Dunkelheit, theils wegen des über die Massen groffen Sturms und Ungewitters. Wir kamen nur bloß davon wie wir gingen und stunden; allein den andern Tag wurde noch etwas von den Sachen gerettet, weil das Wetter sich legte, das meiste aber ging verloren. Nachdem ich nun bey dem Mann wieder eingetreten war, welcher mich damals halb todt bey sich aufnahm, und mich acht Tage langbestmöglichst bewirthete, so begehrte ich von ihm etwas zu effen, und nachgehends fragte ich ihn, ob er mich wieder kenne? allein ich war ihm schon ganz aus den Gedanken gekommen; so bald er aber nur von meinem vorigen Schiffbruch wieder

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hörete, erinnerte er sich meiner wieder gänzlich, und sagte, mein Herr! war nicht der Herr geheime Rath von Bassewiß euer Verwandter, welcher 1714 das Malheur hatte mit dem Schelm, dem Secretair, der ihm seine Briefschaften stahl, und erst nun wieder neulich hiedurch pasirte? worauf ich antwortete, ja er ist derselbe, von welchem ich euch das vorigemal, wie ich ben euch gewesen, erzählet habe. Worauf er denn anfing ihn zu loben, und sagte, en das ist ein vortreflicher Mann, welcher mir noch ber, seiner lehten Durchreise sehr viele Dienste gethan, der Allerhöchste wolle ihn dafür mit hunderttausend Segen wieder beschütten. Nachdem ich nun gespeiset hatte, seßte ich mich wieder auf den Postwagen, und kam noch benfelbigen Tag, nämlich den 21sten, in Königsberg an, allwo, so bald ich nur abgestiegen war, bent geheimen Rath Negelein mein Compliment machen ließ, und vernehmen, ob es ihm gelegen sey, daß ich ihm meine Aufwartung mache? welcher mir zur Antwort sagen ließ, ich würde ihm allezeit lieb und angenehm seyn. Und da mir die Leute auf der Post nicht verstatten wollten, das Geringste aus mei= nen Kuffern zu nehmen, wo ich nicht wollte, daß alle meine Sachen visitiret wùrben, so begab mich zu ihm, wie ich ging und stund; er nahm mich auch sehr Höflich auf, indem fein Bruder in Berlin schon mit voriger Post meinentwegen an ihn geschrieben hatte. Er hatte mir auch noch einen Brief an ihn mitge= geben, welchen ich denn auch persönlich überreichte. Weil mir nun sehr daran gelegen war, bald wieder weg zu reisen, so fragte ich ihn, wie und auf was Art ich am besten und geschwindesten nach) Riga kommen könnte? worauf er erwiederte, daß fein ander Mittel wåre, als mit Fuhrleuten zu gehen, und einen eigenen Wagen zu miethen, indem dahin keine ordentliche Post gehe, und wollte er mir denselbigen Mann geben, der neulich den Herrn Oberjägermeister von Ahlefeld dahin geführet habe, mit welchem er denn auch für mich also accordirte, daß wenn er mich linner= halb 6 Tagen nach Riga schaffte, (welches von Königsberg für 64 Meilen gerechs net wird,) so sollte er für einen Wagen mit 6 Pferden 75 Thaler courant haben, welches auch der Fuhrmann redlich noch innerhalb der bestimmten Zeit that. Es wollte der geheime Rath mich mit Gewalt perfuadiren, maine Reise auf ein Paar Tage aufzuschieben, oder zum wenigsten die Nacht, die ich da zu bleiben hätte, ben ihm einzukehren, und mit ihm vorlieb zu nehmen. Da ich aber wußte, daß seine Frau Gemalin sehr krank war, so konnte ich keinesweges in sein Begehren einwillis gen; wiewohl ich gnugsam spårete, daß solches Unerbieten von guten Herzen und ohne einige Complimente geschahe. Da ich nun feinesweges confentiren wollte, bet ihm ins Haus zu ziehen, sondern mich bestens zu entschuldigen suchte, so ließ er eine Bouteille unvergleichlichen ungarschen Wein holen, (wovon er, wie man mir ge= faget, allezeit einen sehr grossen Vorrath haben soll,) und mußte selbige mit ihm austrinken. Währender Zeit erzählte er mir, auf was Art Ihro königl. Hoheit dorten mit dem Herrn Oberkammerherrn incognito paßiret, und wie sich Ihro tonigt.

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Hoheiten für einen Diener des Oberkammerherrn ausgegeben. Sonsten beklagte er sehr, daß er nicht so glücklich gewesen, Seine Excellen; den Herrn geheimen Rath von Bassewitz bey sich zu sehen, wie er Jhro königl. Hoheit nachgefolget, indem er, wie er sagte, nicht auf Königsberg zugekommen wäre, wovon er aber, wie mir deuchte, wohl besser informiret war; imgleichen vernahm ich von ihm, daß der Herr Oberjägermeister von Ahlefeld und der Herr Brigadier Ranzau erst neulich durchpaßiret wåren, und sich gleichfalls seines mir recommendirten Fuhrmanns bedienet, hätten. So gern ich nun auch die Familie des Herrn geheimen Raths gesehen hatte, weil ich wußte, daß er sehr schöne und wohl erzos gene und gewachsene Töchter habe, so war doch solches für diesesmal wegen der Unpäßlichkeit der Mutter nicht thunlich, und mußte mir also die Lust vergehen lassen. Nachdem nun die Bouteille ausgelceret war, und ich von ihm Abschied nahm: so schickte er einen von seinen Dienern mit mir, um auf der Post zu sagen, daß sie sich keinesweges unterstehen sollten, meine Sachen zu visitiren, sondern follten selbige augenblicklich abfolgen lassen, welches sonst vielleicht nicht geschehen wåre; also ließ ich meine Bagage in ein Haus nahe beym Posthause tragen, weil sie mir sagten, daß selbiges ein Wirthshaus sen, welche Leute mich denn auch sehr höflich aufnahmen, und mich fragten, was ich zu essen beföhle? da ich mich aber nachgehends nach dem Bette erkundigte, gaben sie mir zur Antwort, der Wirth wäre noch ein neuer Anfänger, und hätte sich noch keine Betten angeschafft, speise also bloß die Fremden; welches mich denn sehr verdroß, und segte, der Laquais vom geheimen Rath Negelein hätte mich zu ihnen als nach einem guten Wirthshaus hingewiesen, und warum sie mir solches nicht eher gesaget, indem sie wüßten, daß ichdorten die Nacht hätte bleiben können: es wäre mir auch überdem mehr um ein Bette, als ums Essen zu thun. Endlich kam der Wirth herauf in die Kammer, und sagte, er wollte für mich schon Rath schaffen, indem er mir auf die wenige Stun den, welche ich nur dort zu bleiben hätte, fein eigen Bette überlassen wollte; die beyden Leute aber wollte er nahe ben in ein Haus bringen, wo sie die Nacht über bleiben könnten. Worinn ich dann confentiren mußte, weil es so spät war, daß ich kein ander Quartier mehr hätte kriegen können, wie gern auch gewollt. So bald nun der Tag anbrach, stand ich auf, (indem ich die Nacht über aus Müdigkeit nicht gar gut geschlafen hätte,) und erwartete den Fuhrmann mit dem Wagen, welcher auch endlich ankam, allein mit einem andern Wagen, als ich mit ihm accordiret hatte. Worauf ich ihn fragte, wie er sich unterstünde, mir einen Frachtwagen zu bringen, indem er mir eine zugemachte Kalesche versprochen? Worauf er antwortete, es wäre der Wagen wider seinen Vermuthen nicht zu Hause, welchen er mir zugedacht, ich würde selbigen aber zu Memel, 17 Meilen von dorten, antreffen, allwo ich ihn nehmen könnte, wenn ich mit diesem nicht zufrieden seyn sollte. Er fonnte mir aber auf sein Gewissen versichern, daß dieser viel wärmer, besser und

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commoder jen, als eine Kalesche, indem in der leßten an dem Strande vor Kälte nicht zu dauren wäre, welches ich aber anfangs nicht glauben wollte, sondern fagte, ich merkte gar wohl was er vor Ursach hätte, mir einen Packs oder Frachtwas gen zu geben, indem er mennete, er würde wohl von Riga zurücke wieder Fracht bes kommen, und könnte also darauf mehr als auf einen andern Wagen packen lassen; worauf er schwur, ich würde den verlangten Wagen ohnfehlbar zu Memel finden, - oder es sollte der Schaffer (also wird der Kerl genannt, der mit einem Frachtwagen geht, um alle Fourage auf der Reise anzuschaffen, und auf die Sachea Uchtung zu geben,) mir dorten einen andern für sein Geld, oder zu leihen schaffen. Worauf ich ihm erwiederte, er sollte sich in Acht nehmen, mich nicht zu betrügen, indem ich ihn sonsten wohl zu finden wüßte; schwur ihm auch überdem in Gegenwart seiner Knechte zu, daß, wo er mich über die bestimmte Zeit aufhielte, und mir dorten nicht einen solchen Wagen schaffte, als er mir versprochen, so würde nicht eher von dannen gehen, bis einen bekäme, und zog ich ihm auf meine Ehre für einen jeden Tag 10 Rthlr. ab, welches ihm in Gegenwart seiner Leute vorhersagte, und es ihm auch wahrhaftig halten würde: worinn er dann auch confentirte, und mir versicherte, ich sollte mit ihm zufrieden seyn; er wüßte aber gewiß, daß ich wegen der Wärme und Commodité mit diesem so wohl würde zufrieden seyn, daß dorten keinen andern begehren würde. Ich erwiederte, solches würde sich ausweisen, wenn dorthin kåme, und wo er mir nicht gefiele, so wußte er, was ich ihm ́ geschworen hätte. Nachdem nun den Leuten, die mich fahren sollten, ein Glas Wein geben lassen, begehrte von dem Wirth die Rechnung von dem, was verzehret hätte, welche er denn auch gleich holte, und so unbillig theuer alles anrechnete, daß in der That seines gleichen mein Tage nicht an Unverschämtheit gesehen. Nachdem nun alles bezahlet war, begab mich auf den Weg, und reisete alse, nach, dem neuen Stil,

den 22sten von Königsberg nach Memel, allwo den 23sten des Abends an= kam, nachdem einen über die Massen verdrießlichen und ermüdenden Weg bis dahin überstanden hatte, indem alle 17 Meilen fast continuirlich am Seestran= de fahren, und den letzten Tag gar daran futtern mußte, weil wir kein einzie ges Haus antraffen, in welchem wir einmal absteigen konnten; und da wegen des ungestümen Wetters, ohne ben grossen verdeckten Bagen hätte halb zu Tode frie ren müssen, auch keinen andern Wagen zu Memel vorfand, so ließ mich leicht durch das inständige und flehentliche Bitten des Fuhrmanns bewegen, denselbigen Wagen weiter mit zu nehmen, und fuhr den andern Tag, als

den 24ften, von Memel, und traff unterweges über die Massen viel Wasser an, so daß ich mit einem kleinen Wagen viele Mühe würde gehabt haben, trocken durchzukommen.

Den 27ften des Morgens mit dem Tage traff ich in dem Wirthshause, in weld chem die Nacht gewesen, 17 Meilen von Riga, den Herrn Oberkammerherrn und Hofmarschall von Röpsdorf ganz allein mit seinem Kammerdiener und Läufer an, welcher den 26sten erst aus Riga gegangen war, und nach Hamburg wollte, und da den vorigen Abend einen von Ihro Hoheit Leuten, nemlich dem fürstl. La= quaien Classen, schon begegnet war, welchen er mit seinen Sachen vorausgeschicket, und von ihm erfahren hatte, daß der Herr Oberkammerherr bald folgen würde, so lief aufpassen, wann er vorbey reisen würde, daß ihm meine Hochachtung bezeigen, und ihm seine Briefe überliefern könnte, welche Briefe dann auch so bald, wie in das Quartier kam, aus den Kuffern hervorsuchte. Es saß der Herr Oberkams merherr im Wagen, und schlief, als selbigen still halten ließ; so bald mich der Kammerbiener erblickete, weckete er seinen Herrn auf. Ausser vielen andern Uns terredungen fragte er, ob ich nicht wüßte, ob die Frau geheime Räthin Bassewi. ben schon ihre Reise angetreten habe ? Worauf ich antwortete, daß bey meiner Abreise von Hamburg nicht das geringste davon gehöret, wüßte auch nicht, wohin ihs re Reise gehen sollte? En, sagte er, wie ist das möglich, indem der Herr geheis me Rath ihr ja schon långst Ordre gegeben, ihm zu folgen, auch sie schon würtlich erwartet. Worauf ich ihm nochmals versicherte, daß mir solches ganz unbewußt sen, und müßte sie solches bis dato sehr geheim gehalten haben, weil nichts von einer Reise vernommen. Da der Kammerdiener des geheimen Raths Bassewik, der mit mir reisete, einige wilde Enten unterweges geschoffen hatte, und mir durch meinen ei« genen Schaden gar zu wohl bekannt war, wie schwer auf dem Wege durch Cura land nach Königsberg etwas an guten Speisewaaren zu bekommen sen, so stellte ihm solches vor, und praefentirte ihm ein Paar schöne fette junge Enten, und baf ihn, felbige nicht zu verschmähen, welche er aber nicht annehmen wollte, sondern sagte, daß er, indem ihm der Weg auch schon bekannt sen, sich zu Riga mit einer guten talten Küche versehen habe; båre, ich môgte sie also selbst behalten. Machdem ließ er ein Paar Bouteillen schönen ungarschen Wein holen, und machte mir mit denselben ein Geschenk, welche anzunehmen ich refusirte, und sagte, selbi= ge würden ihm auf seiner weiten Reise selbsten wohl zu paß kommen, und wollte ich ihn derselben gar nicht berauben, indem ich ohnebem auch schon mein Uebel überstanden, und nicht weit mehr nach Riga hätte. En en, sagte er, machen sie teine façon, ich habe davon mehr als zu viel, also trinken sie darinn nur hübsch mei= ne Gesundheit, und glauben, daß es ihnen noch wohl wird zu paß kommen. Da nun der Wagen geschmieret, und alles fertig war, fo empfahl mich nochmals in seine Gewegenheit, und wünschte ihm eine glückliche Reise, worauf er mir seine Es war sein Fuhrmann Freundschaft nochmals versicherte, und fuhr davon. glücklich, indem er ihm für 40 Meilen, als von Mietau nach Memel, 100 Rthlr. gab, mit dem Beding, daß er ihm von Mietau innerhalb `• Tagen nach

Memel

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