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abhängt, nachdem selbiger wenig oder stark der Gesellschaft, und insonderheit dem Bräutigam, (der doch ohnedem schon alle Gläser voller, als die übrigen be kommt,) sutrinken will. So bald aber selbiger das parra ftavat, oder Aufstehen, ankündiget, wird die Mahlzeit aufgehoven, vorher aber darf niemand aufstehen. Nachdem nun die Tische aus den Zimmern` genommen worden, ging der Tank an, und zwar mit folgenden Ceremonieltänzen. Zuerst tanjete der Marschall • mit der Braut, und die zwey åltesten Schaffer mit Braut Mutter und Schwe= ster, polnisch, nachdem sie vorher einige Touren mit langsamen Schritten ges macht, und die Gesellschaft im Vorbeytanzen oder vielmehr Gehen, ihre Reverenzen gemachet. Darauf tanzete der Marschall zum andernmal mit der Braut, immer seinen Marschallsstab in der linken Hand haltend, und zweŋ an= dere Schaffer mit des Bräutigams Mutter und Schwester. Alsdenn tanzete

der Brautigam mit der Braut, auch Braut Vater mit Bräutigams Mutter, und Braut Bruder mit Bräutigams Schwefter. Nach diesem tanzete der Brautigam zum zweytenmal mit der Braut, und Bräutigams Vater mit Braut Mutter, nebst Bräutigams Bruder mit der Braut Schwester; worauf denn der › Vorschneider mit einer jeden Brautjungfer einmal tanzete, und zwey Schaffer mit zwen Fräulein; der Marschall aber mußte ben diesen Tanzen allemal mit dem Stab allein voran tanzen. Hiermit hatten die Ceremonieltänze ihr Ende, und nun hatte einjeder Freyheit zu tanzen, da denn Ihro Hoheit zuerst anfin= gen mit der Braut eine Menuet zu tanzen. Gegen 11 Uhr geschahe der lette Ceremonieltanz, als wobey der Marschall wieder voran tanzete, nachdem Braut und Bräutigam, und so alle Verwandten, und verschiedene andere verheyrathete Leute mehr, welche, nachdem sie einige Touren gemachet, mit der Musik, und sämmtlichen Schaffern, auch mit brennenden kleinen Wachsfackeln, voran nach der Brautkammer tanzeten, woselbst sie mit Confituren tractiret wur den. Gemeiniglich bekommt der Brautigam daselbst am Tische seine letzte Ladung. Von unverheyratheten Leuten folget niemand dahin, daher sich Ihro königl. Hoheit auch nach Hause begaben, indem es schon spåt war, und sie sich ermüdet hatten.

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Den 30ften begaben sich Ihre königl. Hoheit nach der Mahlzeit wieder zum Grafen Puslin, woselbst man den andern Hochzeitstag feyerte, und sie auf selbige Art, wie gestern, empfing. Da nun beyderseits Maj ståten sich heute excufiren lieffen, begaben sich die Gäste gleich nach Dero Ankunft zur Tafel, und famen alle Verwandte, welche gestern zur rechten geseffen hatten, heute zur linken Hand zu sizen, um die nunmehrige Herrschaft des jungen Mannes das durch anzuzeigen, es kam auch der junge Mann heute an der Damen Tafel, und seiner junge Frau zur rechten Hand zu sißen. Woben die Ceremonien eben dieselbigen, wie gestern, waren, auffer daß der junge Mann ordentlich von den

Brauts

Brautjungfern, jedoch auf dieselbige Art, eingeholet wurde, welcher benn, nachdem alle Anwesende am Tische saffen, bey des Borschneiders Stuhl auf den Tisch steigen, und die Krone, die über der jungen Frau hing, abreiffen, darauf sich auf seine Stelle feßen, ihr die Krone auf den Kopf halten, und dieselbige nachgehends, nachdem er sie gefüsset, an einen Schaffer abgeben mußte. Die übrigen Ceremonien, sowohl ben Tische als auch beym Tanzen, geschahen auf selbige Art, wie gestern, ausser daß der lehte Tanz nach der Brautkammer nachblieb. Diesem Feft wohneten Ihro Hoheit nun bis zuleßt, nämlich bis gegen 12 Uhr, mit ben, und fuhren darauf, nachdem sie sich wohl belustiget, und viel getanzet hatten, nach Hause.

October.

Den Isten affen Ihro königl. Hoheit des Abends mit verschiebenen von uns bey dem Envoyé Stamken.

Den 2ten speiseten des Mittags- unsere beyden geheimen Räthe bey dem Grafen Kinsky, und wir affen des Abends beym geheimen Rath Hespen.

Den zten hatten Ihro königl. Hoheit des Nachmittags das Glück, der Zarin die Visite zu machen, und befanden sie sich auf anderthalb Stunde ben ihr. Sie trafen aber Ihro Majestät im Bette an; daher, als Ihro Hoheit um Ercüse baten, daß sie Ihro Majestät im Bette besuchten, wies sie auf die Prinzeßinnen, und sagte, daß sie Ihro Hoheit hielten und ansahen als jene, auch desfalls fein Bedenken trügen, sie im Bette zu empfangen, und sind Ihro Hoheit diesesmal insonderheit sehr gratieusement behandelt worden. Es ist gewiß, daß die Zarin ungemein viele Liebe für unsern Herrn hat. Ben unserer Ankunft sowohl als Abfahrt wurden wir von der Zarin Cavalieren bey der Barke empfangen, werauf wir denn noch einige Touren bey dem schönen Wetter auf dem Wasser machten, und so nach Hause ruderten.

Den 4ten begaben sich Ihro Majestät der Zar, mit einem ziemlich grossen Theil der Masken, nach Cronflot zu Wasser. Es waren zwar die Masken verpflichtet, mit dahin zu fahren, ben Strafe von 100 Rubel, allein die fremden Minister, die Damen und Ihro königl. Hoheit waren von diesem Zwang ausgenommen, zumal da die Zarin und die Prinzeßinnen nicht mit von der Partey waren; ber kaiserliche Minister, Graf Kinsky, aber folgete dem Zaren, um Cronslot und die Flotte zu besehen. Von unserm Hofe folgeten auch einige, unter welchen ich um so viel lieber war, weil ich Cronslot noch nicht gesehen hatte. Da uns der Wind entgegen war, so mußten wir, obgleich wir in aller Frühe des Morgens nach dem gegebenen Signal von St. Petersburg gesegelt

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waren,

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waren, bey dem Galeerenhafen die Nacht vor Anker liegen bleiben, wobey wie denn auf unserer Tornscheute alle Bequemlichkeit hatten, indem sie mit Betten genugsam versehen war, es uns auch an Essen und Trinken nicht fehlete; der Zar aber war auf einige Stunden wieder nach der Zarin gefahren, und stellete sich wieder ben unserer Flottille ein.

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Den sten. Nachdem gegen Morgen der Wind sich etwas gebessert hatte, begaben wir uns, nach dem gegebenen Signal vom Boyeradmiral, wieder unter Segel, mußten aber die ganze Zeit laviren, und kamen also nicht vor 2 Uhr Nachs mittags nach Cronslot. ( jeht Cronstadt. ) Wir wurden in dasselbige Haus einquartiret, in welchem Ihro Hoheit bey Dero Daseyn logiret gewesen, mußten uns aber unserer Betten von der Tornscheute bedienen, weil wir nicht einmal Bettstellen, geschweige Betten daselbst vorfanden. Dieses Haus war eines von den Collegienhäusern, welche rund um den Markt ins Viereck gebauet sind, durch welche der grosse neu angefangene gemauerte Canal gehet, durch den die Schiffe zur Reparirung in die Decken follen gebracht werden. Alle diese erwehnte Håuser sind nicht nur auswendig ganz gleich, und von einerley Grösse, sondern ste hen auch alle nahe an einander, und es gehet vor denselben unten an der Erdé eine Gallerie herum, unter welcher man trocken von einem Hause zum andern kommen fann. In der untersten Etage sind lauter Buden. Es haben viele von den Groffen ihre Häuser mit in selbiger Reihe, und es sind lauter schöne ge= mauerte Pallåste. Da nun diefer Ort sehr regelmäßig gebauer wird, auch aus lauter gemauerten Häusern bestehen soll, ausser die Vorstädte, woselbst die Barraquen und Officierhäuser sich befinden, und alle Grosse des Landes ihre eigene Häuser daselbst haben sollen: so wird er gewiß, mit der Zeit, ein überaus schōher Ort werden. Er soll auch nicht nur befestiget werden, sondern er ist auch von der Wasserseite bereits mit guten Bollwerken versehen. Es sind schon einige Hafen angeleget, auch mit einer groffen Menge Kanonen versehen, so daß man den Ort, seiner Beschaffenheit wegen, von der Wasserseite für uneroberlich hält, weil nicht mehr als ein Schiff auf einmal die Enge paßiren fann, als welches von beyden Seiten, sowohl von der Seite der Hafen, als auch von der andern Seite, durch eine in dem Wasser aufgeführte kleine Festung, welche eigentlich Cronslot heißt, beschossen werden kann, und sie ohnedem auf einige Werste noch eine andere Schanze vorher, nahe unter derselben Kanonen, paßiren müssen, ehe sie zum Hafen kommen können. Mit Besehung der Hafen brachten wir heute den Nachmittag zu.

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Den 6ften versammleten sich bes Nachmittags alle Masten bey des Zaren Pallast, welcher im Viereck gebauet, und ein schönes Gebäude ist, das ganz allein am Wasser stehet, und von welchem der Zar alle Hafen übersehen, und noch weit in die See hinein schauen kann. Sie machten in Proceßion einige Büschings Magazin XIX, Theil.

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Touren in der Stadt, und rund um den Kriegesschiffhafen herum, woselbst die Kriegesschiffe in größter Ordnung rangiret lagen, und einen überaus schönen Anblick gaben. Hierauf wurden alle Masken von dem Zar tractiret, wobey stark getrunken wurde, so daß wenige ohne einen ziemlichen Räusch nach Hause Famen.

Den 7ten. Der Zar war mit seinen beyden Ministern, weiche auf dem Friedenscongreß zu Neustadt gewesen, nemlich mit Bruce und Ostermann, die er in Cronstadt vorgefunden, nach Peterhof gegangen, und wollte erst am 9ten nachkommen. Wir aber machten uns Mittags ben einem guten! Wind wieder auf den Weg, und wurden, so wie bey unserer Ankunft, nach gethaner Salution, von unserer kleinen Flotte, sowohl von der kleinen Festung Cronslot, als von den Batterien der Hafen, mit vielen Kanonen wieder begrüsset. પ્રક wir nun noch zu guter Zeit in St. Petersburg anfamen, und ich vernahm, daß bey Surland eine kleine Gesellschaft sich befinde, so begab ich mich gleich bas hin, allwo ich denn unter andern die Kammerfrau, Madame Johanna, von der Zarin, (beren grosse Favoritin sie ist,) nebst einer kleinen Zwergin der Prinzeßin, (welche ein überaus artiges, angenehmes und lustiges Mädchen ist,) auch die fran= zösische zarische Küchenmeisterin, und andere gute Freunde von unserem Hofe, fand. Der gute geheime Rath Hespen aber erhielte ben seiner Zurückkunft die betrübte Nachricht, daß den Tag nach unserer Abreise desselben Chatoulle aus dessen Secretairs Swingen Zimmer, dem er sie in Verwahrung gegeben, gestohlen worden sen. Dieser Schade war nicht gering, indem er allein über 800 Ducaten in Golde in derselben gehabt, ausser was sonsten darin fich befunden Man hat bisher, aller angewandter Mühe ungeachtet, nicht die geringste Spur von dem Diebe erhalten fönnen. Es ist also leicht zu erachten, daß dem geheimen Rath Hespen, einem bekannten guten Haushalter, der Verlust sehr empfindlich seyn müsse. *)

Den 8ten speiseten des Mittags verschiedene schwedische gefangene Oficiers ben uns am Hofe, nachdem sie vorher der Predigt mit bengewohnet hatten. Ihro Hoheit fuhren heute nicht aus, und assen des Abends in ihrem Zimmer. Ich erfundigte mich an diesem Abend, ob Ihro königl. Hoheit in unserer Abwesenheit ben der Zarin gewesen, weil Ihro königl. Hoheit ben Dero lehten Visite sich aus gebeten hatten, die Zarin währender Abwesenheit des Zaren einmal allein zu sprechen, und sie ihnen auch solches auf den 5ten zugestanden; ich vernahm aber, daß sols ches nicht geschehen, und daß fie niemanden geschickt, der versprochenermassen die Zeit angefeßt hätte, auch solches, allem Ansehen nach, nicht wird haben thun dürfen. Indessen haben Ihro Hoheit in diesen Tagen der Zarin ein Präsent von einigen kostbaren gestickten wienerschen Tüchern gemachet.

*) Von jeher ist nicht leicht ein Ausländer in Rußland unbestohlen geblieben. B.

Den

Den 9ten affen Ihro Hoheit des Abenbs mit verschiedenen von uns beum Generalmajor Stenflicht.

Den 1oten affen abermals einige schwedische Officiers am Hofe, unb ward des Abends bey Ahlefeld gegessen. An felbigem Tage reifete der Zar zu Wasser mit verschiedenen Generalen nach Schlüsselburg, um daselbst am folgenden Tage die Eroberung von Schlüsselburg zu celebriren. Der Zar begiebet sich alle Jahre un die Zeit dahin, indem er selbst bey der Eroberung dieses Orts zugegen gewesen, und an dem Tage wird gemeiniglich sehr stark getrunken.

Den 11ten hatten Ihro Hoheit den Grafen Sapiha, und verschiedene andere Frembe, des Mittags ben sich zum Essen, worauf fie des Nachmittages wieder eine Bifite der Barin gaben, und daselbst das Vergnügen hatten, die beyden Prinzeßinnen zu sehen und zu sprechen, mit welchen sie nach gerade anfingen etwas bekannter und freyer zu werden. Nachdem wir nun ein Paar Stunden daselbsten gewesen, und einige Deckelgläser mit schönen ungarischen Wein ausgetrunken hatten, Ihro Hoheit auch von der Kaiserin selbst auf den morgenden Geburtstag des Großfürsten eingelaben worden; so waren sie mit dieser Audiens ben der Zarin ziemlich zufrieden, und hatten vermuthlich dasjenige angebracht, warum sie sich bereits eine Audienz ausgebeten, welches die Zarin wohl wird ad referendum genommen haben; und höref man auch heute unter der Hand, daß Ihro lönigl. Hoheit mit nach Moscau folgen würden, woran man unserer Seits bis dato sehr gezweifelt hatte, sogar, daß schon soll deliberiret worden seyn, nach welchem Orte in Deutschland man eigentlich wieder gehen sollte. Hernach machten Ihro Hoheit noch einige Touren auf dem Wasser, und fuhren darauf zu Jagusinskr.

Den 12ten, als am Geburtstage, des Großfürsten, begaben sich Ihro Hoheit mit Dero Hofstaat, nebst den vornehmsten rußischen Herren, gegen s Uhr nach der Gallerie, die vor dem Garten und in der Allee sich befindet, woselbst das heutige Fest sollte celebriret werden. Nachdem nun Jhro Majeftät und die Prinzeßinnen, wie auch die übrige zarische Familie, sich daselbst in grösfester Gala eingefunden, warb alldorten gespeiset, nemlich die Zarin speisete mit ben Damen, und Ihro Hoheit mit den Herren, allein, und es ging sehr or= bentlich zu, indem die Zarin tractirte, und Jagufinsky dem Amt eines Obermars schalls vorstand, wobey denn auch lange nicht so scarf, wie sonsten ben dergleis chen Festen, getrunken ward, sondern fast ein jeder alle Freyheit hatte. Eben als wir vom Tische aufgestanden, und die Tische zum Tanzen weggeräumet waren, Lamen Ihro Majestät der Zar von Schlüsselburg zurück, worauf dann bis nach II Uhr in dem grossen Saal getanzet, und dieses Fest recht vergnügt beschlossen wurde, Bu Schlüsselburg soll es im Trinken sehr scharf hergegangen, und sogar auf allen Bastionen getrunken worden seyn, so daß Ihro Hoheit froh waren, diese Reise mit guter Monier decliniret zu haben.

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