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Den 13ten affen Ihro Hoheit des Abends bey Stamken.

Den 14ten war der geheime Rath des Morgens in Conferenz beym Reichs= Vicekanzler Schaffirof. Des Mittags assen einige von uns bey dem Kammerrath Fick, welcher vormals als Commissair, und hernachmals als Regimentsquartier meister in holsteinischen Diensten gestanden, und dem Zaren als ein heimlicher halber Spion in Schweden die Kriegeszeit über erhebliche Dienste gethan, indem er nach dem schwedischen Fuß fast alle Collegia eingerichter, auch dafür schöne Güter in Liefland geschenkt bekommen hat. Selbiger tractirte uns nun sehr gut. Er hat eine meist erwachsene Tochter, unter andern vielen hübschen Kindern, welche fast von ihrer ersten Jugend an stockblind ist, und dennoch nicht allein in größter Perfection auf dem Clavier spielet, sondern auch im ganzen Hause allein, wie ein sehender Mensch, herumgehet, und alle Winkel zu finden weiß, Diesen Mittag speiseten verschiebene Liefländer ben Ihro tönigl. Hoheit; und da es der alten Zarin Namenstag war, fo fuhren Ihro Hoheit nach der Mahlzeit zu selbiger hin, um ihr zu gratuliren. Ihro Hoheit hielten sich bey ihr ein Paar Stunden auf, und fanden viele Russen daselbst vor. Sonsten kam heute die Nachricht, daß der französische Minister Camperdon, welcher schon viele Jahre, und bereits ben meiner Anwesenheit, in Stockholm als Minister gewesen, mit einer schwedischen Fregatte zu Cronslor angekommen sey, worauf sich denn Jhro Majestät der Zar heute noch dahin begaben, indem sie nicht allein neugierig waren, den von Camperbon zu sprechen, sondern auch die Fregatte zu besehen, und soll selbiger auch einige schwedische Commißionen haben.

Den Isten fand sich der Kammerherr Nariskin bey uns in der Predigt ein; Ihro fönigl. Hoheit aber kamen den ganzen Tag nicht aus ihrem Zimmer, und hatten ihre Kopfschmerzen,

Den 16ten tractirte der geheime Rath von Bassewiß verschiedene schwedische Gefangene, und unter andern auch die dren Tochter des füwedischen General Horns, welche viele Jahre hier im Lande gefangen gesessen, auch zuleßt eine ges raume Zeit in der hiesigen Festung sehr hart verwahret und gehalten worden, von welchen die eine unsers Generalmajors Stahl Frau ist, der sie in der Ges fangenschaft gehenrathet, und sie bey seiner Auswechselung nicht mit sich nach Schweden bekommen können. Auch assen bey dem geheimen Rath Jhro königl Hoheit und der geheime Rath Ostermann, welcher gestern vom Congreß zurückgekommen, und von dem Zar, der ihn heute nach seiner Zurückkunft vorgefun den, ungemein gnåbig soll empfangen seyn.

Den 17ten speiseten verschiedene Schweben ben Ihro königl. Hoheit, und unter andern auch der Capitain Wagener von der schwedischen Fregatte, welche Camperdon überbracht hatte, und hatte selbiger bereits vorher mit dem Zaren gegessen, welcher ordentlicher Weise um 11 Uhr zu speisen pfleget. Dieser Capitain

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Wagener, welcher ein Liefländer, und sehr lustiger und artiger Mann ist, fonnte nicht genugsam die Gnade des Zaren rühmen, die er ihm sowohl in Cronstadt, als auch heute hier erwiesen, und erzählete, daß der Zar den 14ten zu ihm auf sein Schiff gekommen sey, und sich, aus Curieusität selbiges zu befehen, nicht einmal die Zeit gelassen habe, den von Camperdon am Lande zu sprechen, sondern ihn ersuchen lassen, ihm nach der Fregatte zu folgen; worauf denn der Capitain dem Zaren ben seiner Ankunft mit seiner ganzen Lage von Kanonen falutiret, so daß durch die Erschütterung fast alle Fenster in der Cajute zersprungen wären. Worauf er denn dem Zaren, auf sein Begehren, eine Schiffsmahlzeit gegeben, woben der Zar dem Capitain des Königs von Schweden Gesundheit zugebracht, und selbiger des Zaren Gesundheit sogleich wieder angefangen habe. Eine Weife nachher sen durch den Zaren wieder die Gesundheit vom glücklichen Frieden angefangen, und da der Capitain hierauf eine andere Gesundheit einseßen wollen, habe ihn der Bar gefragt, was selbige für eine seyn sollte? Als er darauf erwiebert, weil er den gegenwärtigen französischen Minister überbracht, so sen es auch wohl in der Ordnung, desselben Königes Gefundheit anzufangen, welches der Zar denn willig und gern genehmiget; und sen nachher vom Zaren der Königin von Schweden, und von ihm wieder der Zarin Gesundheit getrunken worden. Bey einer jeben Gesundheit wären 16 Kanonen losgefeuert worden. Da aber der Zar die Gesundheit aller braven Seeleute angefangen, habe er zur Distinction nur 8 Schüsse thun, lassen. Kurz, der Zar habe sich bey 5 Stunden ben ihm aufgehalten, und alle Winkel des Schiffes, bis auf die Pulverkammer fogar, besehen, und genau in Augenschein genommen, und daben sich sehr vers gnügt bezeiget. Ben desselben Abfahrt habe er gleichfalls mit der ganzen Lage dem Zaren wieder falutiret; worauf ihn denn der Zar am folgenden Tage zu fich holen lassen, ihn auf allen seinen Schiffen herumgeführet, und ihm alles genau gewiesen, und scheinet selbiger Capitain mit den hiesigen Schiffen auch recht zufrieden zu seyn, indem er deren Bauart sehr rühmete, und versicherte, Daß sie nicht zu verbessern wäre. Auch soll der Zar eine Liste von der ganzen Besatzung begehret haben, indem er selbige ein Geschenk zugedacht habe. Diese schwedische Fregatte, welche der Capitain commandiret, und womit er den 6ften von Stockholm abgefegelt, und den 12ten damit zu Cronslot angelanget, wird der schwarze Adler genannt, hat 34 Kanonen, und 212 Mann Besaßung. Diesen Mittag wurde nun ein gut Glas Wein getrunken; Abends affen Ihro Hoheit bey Stenflicht.

Den 18ten tamen Ihro Hoheit des Mittags nicht heraus zum Essen, und Waffen des Abends bey Stampen Sonsten waren auch heute unsere geheime Räthe wieder in Conferenz mit Schaffirof.

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Den 19ten ließ der Envoyé Camperdon seine Ankunft Ihro königl. Hoheit wiffen durch einen schwedischen Obristlieutenant, mit Namen Eiquier, der mit ihm über gekommen, und ein Franzose von Geburt, und derselbe ist, von dem vors mals das falsche Gerücht gegangen, daß er dem König Carl XII erschossen habe. Nach der Mahlzeit machten der vormals in schwedischen Diensten gestandene Ge nerallieutenant Wangersheim und der Kammerherr Ball ihre Cour ben Ihro Hoheit, und sie führen hernach zum Grafen Kinsly, mit dem General Jagusinsky, und gaben felbigem die Visite.

Den zoften wurde ich zu dem Envoyé Camperdon gesande um bemselben im Namen Ihro Hoheit zu seiner Ankunft zu gratuliren, und affen Ihro königl. Hoheit an diesem Abend beym Envoyé Stamken. Die benden Herren, Bruce und Ostermann, machten heute zum erstenmal ihre Reverence ben Ihro königl. Hoheit, nachdem sie von Nustabt gekommen waren.

Den 21ften speisete der Generallieutenant Münnich und Le Fort des Mittags ben Ihro tonigl. Hoheit. Nach der Mahlzeit gab der Graf Kinsky eine Visite unserm Herrn, und Ihro Hoheit affen des Abends bey Stamfen.

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Den 22sten. Weil heute das Friedensfest mit grösfesten Solennitäten follte celebritet werden, als wozu bereits eine geraume Zeit hier sehr grosse Veranstal= tungen gemachet worden, so verfügte ich mich ben Zeiten nach der anderen Seite, in die Solennitàten mit anzusehen, welche während des Gottesdienstes und nach demselben sollten geschehen, und befanden sich sowohl Ihro Majestát, als auch alle übrige rußische vornehme Herren bereits daselbst, in der heiligen Dreys faltigkeitskirche. Alle denn nach gehaltener Messe und abgelesenen Ratification bes ewigen geschlossenen Friedens mit Schweden, eine wohlgefekte Predigt vom Erzbischof von Pleskau gehalten ward, deren Text soll gewesen seyn der ganze erste Psalm, und worinn selbiger Ihro Majestät Thaten und glorieufe Verrichtungen, nebst den Wohlthaten, die sie während ihrer Regierung, und insonderheit während des Krieges Dero Unterthanen erwiesen, mit angeführet, und daben vorgestellet werden, daß sie den Namen Patris Patriae, Imperatoris magni, meritirten, worauf denn der ganje Senat zu Jhro Majestät getreten, und der Reichskanzler Galoffin im Namen aller Reichsstände Ihro Majestát, nach einer gehaltenen langen Rebe, ersucht hat, den Titel Petri magni, Patris Patriae, Imperatoris totius Ruffiae, als ein Zeichen ihrer unterthänigen Dankbarkeit von ihnen anzunehmen, welcher Titel benn von dem gesammten Senat wiederholet, und ausgerufen worden. Ihro Majeståť hatten einige Tage vorher dem Senat anbefohlen, sofort in dem ganzen Reiche publiciren zu laffen, es sey Dero gnädigster Wille, daß nicht allein ein GeneralPardon allen Gefangenen und Maleficanten im ganzen Reich, auffer denjenigen, welche wegen begangener Mordthaten, oder wegen mehr als Straffenraubs, faffen, ertheilet, und sie auf freye Süsse sollten gesetzet werden, so daß sogar die

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jenigen mit darunter begriffen seyn sollten, welche gegen Dero Person machiniret, und zeitlebens auf die Galeeren condemniret worden; imgleichen daß alle Restantien und rückständige Contributionen, vom Anfang des Krieges bis 1718, (die sich auf viele Millionen belaufen sollen, ), gnåbigst erlassen und geschenket werden sollten, weil es Ders Pflicht sen, dem grossen Gort für die bey dem Frieden und vorher erzeigte Gnade und Barmherzigkeit zu danken, welches sie auf keine beffere Art zu thun wüßte, als den Bedrückten auf einige Weise wieder zu helfen, und Gnade zu erweisen. Diese Ordre ist auch sogleich vom Senat durch das ganze Reich bekannt gemacht worden; woben dann der Senat zum Zeichen seiner Dankbarkeit' beschlossen, dem Zaren den bereits angeführten Titel benzulegen, daher er eine Deputation zum Zaren gesandt, um ihn in Unterthänigkeit zu bitten, solchen gnädigst anzunehmen. Anfänglich haben sie sich aus angeborner Modestie nicht dazu refolviren fönnen, sondern den folgenden Tag einige vom Senat und die beyden vornehmsten Erzbischöfe zu sich forbern lassen, um solches von sich abzulehnen, welche doch endlich durch viele Persuasiones und angeführte Motiven es dahin gebracht, daß er gnädigst acceptiret worden. Nachdem nun angeführtermassen die Rede des Großkanzlers geschlossen war, wurde bey einem Jubelgeschren, sowohl in als auffer der Kirche, unter Trompeten und Pauckenschall, alle Kanonen um der Festung und Admiralität, wie auch von 150 Galeeren, welche in der vorigen Nacht angekommen, und ordentlich gegen dem Senat über auf dem Strom ge= lagert waren, gelöset, auch von 27 Regimentern, die aus Finland gekommen waren, und 27000 Mann ausgemachet hatten, ein Lauffeuer gemacht. Worauf Ihro Majestát in kurzen aber nachdenklichen Worten, dem Senat folgende Antwort gaben. Ich wünsche, daß unsere ganze Llation recht erkennen möge, was Gott der Herr durch den vergangenen Rrieg und jegt geschlossenen Frieden an uns gethan. Es gebühret uns, mit aller Inbrünstigkeit Gort dafür zu danken, aber nicht im Vertrauen auf den Frieden in dem Kriegswesen nachläßig zu werden, damit es uns nicht also ergehen möge, wie es der griechischen Monarchie ergans gen; wir müssen Sorge tragen für das Interesse und den Generals nugen, welchen Gort uns sowohl in als auffer dem Reiche vor Augen leger, dadurch die Nation wird können soulagiret werden. Worauf sich denn der ganze Senat auf das demüthigste bedankte, und während des gesungenen Te Deum laudamus und vorgelesenen Evangeliums geschahe zum zweytenmal auf selbige Art, wie bereits erwehnet worden, eine Salve, wobey auch die gesammte Musik und Tambours von allen Regimentern, die vor bent Senat rangiret standen, sich bestens hören liessen. Nachdem nun ein Danksagungsgeber von dem Metropoliten zu Refan vorgelesen, und solches von der ganzen Gemeine kniend nachgebeter worden, geschahe die dritte und lehte Salve;

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welchem allem ber französische Gesandte von Camperbon mit beywohnete, der mehrere Freude, als wir helfteiner, daben empfand, indem derselbe ein gewaltiger Client, vom König von Schweden seyn soll, und das Seinige darzu mit bengetragen hat. Als nun der ganze Gottesdienst vollendet war, begaben sich Ihro Majestät in den Senat, woselbst das heutige Fest sollte celebriret werden. Da nun Jhro fönigl. Hoheit sich bey der ersten Salve auf der anderen Seite eingefunden, und daselbst so lange im Vorhaufe der Kirche gewartet, bis alles vorben war, so legten selbige ben Ihro Majestät dem Kaiser, beym Ausgang aus der Kirche, ihre Gratulation ab, und folgten ihm nach dem Senat, wo fie ein gleiches bey der Kaiserin und den Prinzeßinnen durch einen Handfuß verrichteten. Es war daselbst heute die allergrössefte Pracht, insonderheit erschien Die Kaiserin hatte unschäßbare Jus die kaiserliche hohe Familie sehr prächtig. welen auf dem Kopf, und war in roth mit Silber gekleidet. Die beyden Prinzeßinnen hatten weisse Kleider mit Gold und Silber borbiret, und auf ben Kopfen auch viele kostbare Steine. Die älteste war noch von ihrer Unpåßs lichkeit blaß und matt. Die verwitwete Zarin ging, ihrer Gewohnheit nach, schwarz, ihre Prinzeßin aber, wie auch alle übrige Damen, waren gleichfalls in groffester Pracht, und mit vielen Juwelen versehen. Die Damen hier zu Lanbe wenden ungemein viel an Juwelen, und eine sucht es der andern darin zuvor zu Der Großfürst und dessen Schwester wohneten diesem Fest nicht mit thun. ben, weil sie etwas unpåßlich seyn sollen. Nachdem nun Ihro königl. Hoheit gefagtermassen Dero Gratulation abgeleget, und der geheime Rath von Basses wiß durch Naristin gen inket worden, gleichfalls hinzu zu treten, und die Gra= tulation durch einen Handluß abzulegen, fo folgeten sowohl unsere vonehmste Ca valiers, als auch alle frembe Minister sogleich desselben Erempel, wie auch viele von den anwesenden vornehmsten Ruffen. Da nun die Kaiserin auf eine Weile ans Fenster ging, gaben sie Ihro Hoheit Gelegenheit, mit der ältesten Prin= jeßin ju reben, als welche sie eine Weile entretenirten, und sich darauf wieder ins Nebenzimmer begaben, als woselbst sie den Kaiser, welcher auf einige Augenblick weggegangen war, erwarteten. Während dieser Zeit wurden vom Fürst Meniscilof bie Avancemens bey der Armee, und vom Großadmiral die von der Flotte angekuns biget, worauf denn auch noch durch den Obersecretair des Senats einige Gratificationen und Avancemens angefündiget wurden, nemlich für die Minister, welche den Frieden geschlossen, und für andere meritirte Personen mehr. Endlich ward ein Pars don für einige schuldige Personen bekannt gemacht. Ehe nun Jhro Majestät sich wieder einfanden, fam der von Camperdon zu Ihro Hoheit, und stellete sich sehr erfreuet, sie wieder zu sehen, indem er sie bereits vormals in Schweden gekannt. Ben Ihro Majestät des Kaisers Ankunft fanden sich nun noch so viele ein, welche vorhero noch nicht gratulirer hatten, wegen derselben und des bestån=

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