صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني
[ocr errors]

digen Hanblüffens nicht zu Tische kommen fonnten, obgleich fie groffen Appetit zu
haben schienen. Das grosse Audienzgemach, worin die Minister gemeiniglich
Aubiens zu haben pflegen, roar auf der einen Seite mit einer wohl aufgeführten
Schenke, und auf den andern drey Seiten mit langen schmalen Tischen bes
feber, nebst allen Nebenzimmern, so daß fast für 1000 Personen angerichtet war,
indem alle Collegienzimmer darzu eingenommen waren, und 48 Tafeln sollen
gewesen seyn, an welchen auf einmal gespeiset worden, und welche alle wohl be-
seket waren. Nachdem sich nun Jhro Majestät von den Felicitationen endlich
debaraffiret hatten, so begaben sie sich in den erwehnten grossen Eß, oder Au-
dienzsaal zur Tafel, und kamen Ihro Hoheit Ihro Majestät zur rechten, und
der Fürst Mentschifos zur linken Hand zu sißen, neben welchem der Abmiral
Creuß, und bey Ihro Hoheit Graf Kinsky sich placirten, und so die übrigen
vornehmsten Russen, nebst fremden Ministern, und unsern vornehmsten Cavalie-
ren sich sehten, wie sie bazu kamen. Eine Weile darauf, nachdem sie sich zur
Tafel gefeßet, fand sich der Fürst Gallißin, welcher General, Obrister vom seme-
nofstischen Regiment, und Ritter des Andreasordens ist, daselbst auch ein,
worauf Ihro Majestät selbigen Ihro Hoheit selbst präsentirten, und zu ihm sag=
ten, daß er der General Gallikin, und derjenige sen, welcher in Finland com-
mandiret habe; worauf selbiger Ihro Hoheit die Hand, und sie ihm wieder den
Mund füffeten, und nachdem er der Kaiserin und den übrigen Herrschaften die
Da sich eine
Reverenz gemachet, sette er sich auch an die kaiserliche Tafel.
Weile nachher der gefangen gewesene schwedische Viceadmiral Ehrenschild, auf
Ordre des Kaisers, auch einstelleté, so mußte selbiger sich neben dem Admiral
Creuk sehen, von dem der Kaiser ungemein viel Werks machet, und der
berjenige ist, welcher die 4 Fregatten, so den Schweden genommen worden,
commandiret, und sich sehr wohl daben gehalten hat. In dem nächsten Zimmer
am grossen Saal speiseten Ihro Majeståt die Kaiserin an einer groffen ovalen
Tafel, und hatten zu ihrer rechten die verwitwete Zarin, und zu ihrer linken Hand
die älteste kaiserliche Prinzeßin fißen; bey der alten Zarin an saß wieder ihre
Tochter, und die Prinzeßin Elisabeth bey ihrer Schwester, welche wieder die
Fürstin Mentschikoffen zu ihrer Seite hatte, und die übrigen vornehmsten Da-
men faffen nach ihrem Rang. Die Kaiserin hatte zwey Kammerjunker zu ihrer
Die alte
Bedienung, und der dritte stand vor der Tafel, und schnitte vor.
Zarin wurde durch ihren Bruder, den Grafen Soltikof, bedienet, welcher nicht
in Diensten stehet, sondern als Cavalier sich bey ihr aufhält, und den polnischen
Orden hat.
Die benden faiserlichen Prinzeßinnen hatten ihre Gouvernantinnen
nur hinter sich stehen. Die erste Gesundheit, welche heute unter Trompeten- und
Pauckenschall getrunken ward, war auf den glücklichen Frieden, und wurden
sonsten nur wenige Gesundheiten getrunken, welches aber des Abends nachgeholet
Büschings Magazin XIX. Theil.

ward.

[ocr errors]

ward. Währender Mahlzeit sprachen Ihro Majestät einigemal Ihro königl. Hoheit ins Ohr, wie auch mit dem geheimen Rath Bassewiß, und bezeigten sich sehr gnådig gegen unsern Herrn, welcher denn auch verschiedentlich dem Kaiser die Hände küssete, dafür selbiger ihn zärtlich wieder küssete, und ihn an sich brückete. Ich hatte mich anfänglich nicht um einen Plaß am Tische umgesehen, weil ich herumging, und die Tafeln betrachtete; ich fand endlich ein Paar ledige Stellen in dem nächsten Zimmer, in welche ich mich mit dem Capitain Schulz fehte. In dem Zimmer war noch eine andere Tafel, an welcher die Damen saffen, die an der Kaiserin Tische keinen Platz gehabt hatten, nebst Nariskin, Bonde und Lorch. An unserer Tafel afsen unter andern Jagusinsty, Romanzof, und der Oberpoliceymeister, nebst verschiedenen Officiers mehr. In diesem Zimmer waren auch ein Paucker und 6 Trompeter, welche ben den Gesundheiten das Signal für die unten auf der Gaffen stehenden gaben. Der Kaiser, welcher allein aufgestanden war, lief durch unser Zimmer, denn man fann sein Gehen nicht anders nennen, weil die, so ihm folgen, beständig ben ihm antraben müssen, und begab sich nach seiner Jagd, welche nahe an der Brücke vor dem Senat lag, um daselbst seine gewöhnliche Nachmittagsruhe zu halten. Da nun der Kaiser befehlen lassen, daß die ganze Gesellschaft so lange ben Tische fißen bleiben sollte, bis er ihr aufzustehen sagen liesse, so mußte felbige sehr lange siken bleiben, welches für die mehresten keine geringe Plage war. Es schliefen die wenige Cardinåle, die noch zugegen waren, meist alle bey Tafel ein, weil sie ungenöthiget sich bereits einen guten Schlaftrunk genommen; der Knes Pabst aber wohnete diesem Fest, wegen einer ihm zugestoffenen Unpåßlich= feit, nicht mit bey.

Der Graf Kinsky und geheime Rath Bassewik beklagten unter sich, daß sie leine Karten håtten, um damit ihre Zeit zu paßiren, weil sie bereits vom Sprechen müde waren, und nichts anzufangen wußten, wobey denn insonderheit ersterem solches lange Sihen nicht wenig ungewohnt vorkam. Ihro tönigl. Hoheit hielten solches eine geraume Zeit aus, jedoch nicht ohne Ungeduld, indem man es ihnen zuleht wohl anmerken konnte; allein endlich, da bereits vers schiedene aufgestanden waren, machten sie sich auch auf, und gingen zur Kaiserin hinein, allwo denn auch schon die Tafel aufgehoben war, und Ihro Majestät die Kaiserin, die verwitwete Zarin, ihre Tochter, wie auch die Prins zeßinnen und Fürstin Mentschikoffen, alleine fassen, und die übrigen Damen ben ihnen herumstanden, und sich sowohl wie die Herren draussen herzlich ennuirten. So bald nun Jhro königl. Hoheit ins Zimmer traten, standen die Prinzeßinnen auf, die Kaiserin aber blieb sißen, und Ihro Hoheit gingen zu ihr, und entretenirten sie erst eine Weile, worauf sie zum Sißen geröthiger wurden, und Ihro Hoheit sich bey der ältesten Prinzeßin niederliessen, und mit felbiger fleißig discurirten, so daß sie noch niemals so breiste mit ihnen im

Spre

Eine

Sprechen gewesen, indem sowohl Ihro Hoheit als auch die Prinzeßinnen bisher ziemlich blode gegen einander gewesen. Da nun in der Thür des groffen Saals in der Kaiserin Gemach ein glåsernes Kuckfenster sich befand, so stand der kleine Camperdon eine geraume Weile vor selbigem, und fahe mit mehr als Falkenaugen was darinnen zwischen Ihro Hoheit und den Prinzeßinnen paßirte, · weil felbiger, wie bereits erwehnet, sehr gut königlich, und gar nicht fürstlich feyn soll, obgleich er sich sehr wohl gegen unsern Herrn stellete. Während dies ser Zeit ging ich auf eine Weile nach dem hier nahe ben sich befindlichen Caffeehaufe, die 4 Fregatten genannt, um ein wenig frische Luft zu schöpfen, weil oben, durch die groffe Menge von Leuten, ein unbeschreibliches Gedränge, und eine unerträgliche Hike war. Da ich nun eine Weile hernach mich wieder hinauf begeben wollte, so fonnte ich vor allen Tischen und Bånken, die herunter geschleppet wurden, nicht vorbey kommen; und da ich zum zweytenmale wieder fam, wollte mich die Wache nicht hinauf lassen, indem sie vorgab, die Ordre erhalten zu haben, niemand hinauf zu lassen, und es ging dem General Münnich nicht besser; so daß wir so bald nicht hineingekommen wären, wenn Jagusinsky sich nicht über uns erbarmet, und uns hineingeholfen hätte. Weile nach meiner Zurückkunft begaben sich Ihro Majestät die Kaiserin, nebst der kaiserlichen Familie und alle Damen, aus Dero Zimmer nach dem grossen Audienzsaal, woselbst der Kaiser gegessen hatte, und nachdem sie sich daselbst unter dem ordinairen dort befindlichen Himmel (als worunter der Kaiser die folennen Audienzen zu geben pfleget,) gesetzet hatten, nebst der übrigen kaiserlichen Fainilie, und die anwesende Damen und Herren sich rangiret, und einen grossen Kreis formiret hatten, so wurde ju tanzen angefangen, und machte die Kaiserin mit Ihro Hoheit, Fürst Mentschifof mit der ältesten, und Jagusinsky mit der jüngsten kaiserlichen Prinzeßin durch einen polnischen Tanz den Anfang; worauf denn Ihro Hoheit hernach die älteste Prinzeßin zur Menuet aufnahmen, und da selbige der Fürst Mentschilof zum Polnischen wieder aufforderte, so nahmen Ihro Hoheit die Prinzeßin Elisabeth dazu gleichfalls auf, und wollte ben dieser Gelegenheit der junge Graf Sapiha mit der Fürstin von der Wallachen tans zen, welche sich selbiges aber verbat, indem sie in den erstern Ceremonieltanzen mit der Herrschaft nicht tanzen mogte, weil sie folches gegen den Respect zu seyn hielt. Es tanzten also die erwehnten beyden Paare für diesesmal allein; nachher aber tanzten die übrigen wie sie dazu kamen, und währete solches bis 9 Uhr, da das grosse Feuerwerk angehen sollte. Die Prinzeßin Proscewa aber tanzte gar nicht, indem selbige nicht anders tanzet, als wenn es die hediste Noth erfordert, und sie vom Kaiser dazu beordert wird; sonbern sie ging gleich beym Anfang des Tanzes hinauf zu ihrer Mutter, welche in einem Neberzimmer vor dem Fenster faß, und sahe, wie die Anstalten zum Feuerwerk gemachet wurden. Nachdem nun

Z 2

der

[ocr errors]

der Kaiser ab und zuging, und zuweilen vom Feuerwerk herauf kam, und das Tanzen eine kurze Zeit mit ansahe, weil er die mehreste Zeit unten zubrachte, weil ber Directeur davon sich etwas berauschet haben soll, und der Kaiser also das mehreste selbst ordiniren müssen, woben er es sich denn auch sehr sauer werden lassen. Nachdem alles fertig war, und es anfing dunkel zu werden, ward aufgehöret zu tanzen, und rangirten sich beyderseits Majestäten, nebst Ihro Hoheit und der gee faminten kaiserl. Familie, wie auch alle übrige Anwesende, an die Fenster, wel= che meist alle dazu ausgenommen wurden. Es nahm nach 9 Uhr seinen Anfang, und zuerst zeigte sich ein grosses Gebäude, welches den Janustempel vorstellete. In der Mitten, da der Tempel offen stund, pråsentirte sich der alte Janus in einem schönen blauen Feuer, in der rechten Hand mit einem Lorbeerkranz, und in der linken mit einem Delzweig. Nach einer Weile tamen von beyden Seiten zwen Feuerstatuen, als zwey geharnischte und gekrönte Ritter angezogen, die ebenfalls vom blauen Feuer vorgeftellet wurden; der zur rechten pråfentirte auf seinem Schilde den doppelten Adler, und der zur linken 3 Kronen. Wie diese nun, an die Pfor= te des Janustempels kamen, und die Hånde auf die offenstehende Flügel zu legen Schienen, gingen solche beyde Flügel der Pforte allmählich zu, und die benden Ritter rückten an einander, und schienen einander die Hände zu geben. Während der Zeit nun, daß die Illumination vom Janustempel und die Statue des Janus brannte, die auf cinen erhabenen Piedestal stund, und mit allerhand Armaturen umgeben war, so wurde der gebratene Ochse, welcher vor dem Tempel in einer gez wiffen Distanz auf dem von 6 Stufen erhabenen Gerüst sich befand, auf welchem man rund um selbigen herum gehen konnte, nachdem Ihro Majestår selbst das erste Stück davon abgeschnitten, und etwas davon gegessen hatten, den herums Stehenden Leuten preis gegeben, und von den Soldaten sogleich in hundert Stücken zerrissen und zerfeßet, und erhielte derjenige, der die vergüldeten Hörner überbrachte, ein gewisses Prâsent. Woben denn auch zugleich die auf dessen bey= ben Seiten aufgeführte Fontainen eröfnet wurden, und rothen und weissen Wein springen lieffen, der auch aus einer in der Mitte befindlichen Röhre ziemlich hoch sprang, und in ein Becken fiel, aus welchem er wieder in ein anderes sich ergoß, woraus ein jeder so viel füllete, wie er haben wollte. Ob es nun zwar wegen der dazu bestelleren Leute ziemlich ordentlich zuging, so konnte es doch nicht fehlen, Daß es nicht einige blutige Köpfe daben seßte, indem ein jeder der erste seyn wollte. Als der Tempel ganz zu war, welches den geschlossenen Frieden bedeutete, und welches erst nach Preisgebung des Ochsens und des Weines geschahe, hörete man erst den Schall von einer Menge Trompeten, Paucken und Tambours von der ge= fammten finländischen Armee, und anderen Regimentern, und fodann, nach einer aufgestiegenen Raquete, ein Knall von vielen hundert Kanonen und der ganzen Mousqueterie auf einmal durch einander, unter Lautung aller Glocken. Das

Feuer,

Fruer, welches von den Wällen der Festung und Admiralität, und auf dem Newafluß von den Galeèren gemacht wurde, war so groß, daß alles in vollem Feuer und Flammen zu stehen schlen, und es aussahe, als wenn Himmel und Erde vergehen wollte. Darauf brannte der zur red ten des Tempels stehende grosse und hoch erhabene Schild, worauf die Gerecht afeit auf gewöhnliche Weise, und so, daß sie auf zwey Furien trat, vorgeftellet wurde. Diese Furien sollten die Friedensstöhrer und Mißgünstige von Rußland bedeuten, mit der Inscription in rußischer Sprache: Sie wird allezeit überwinden. Nach diesem zündete man den andern zur linken stehenden Schild an, welcher ein durch die See segelndes und in den Hafen einlaufendes Schiff, mit der Beyschrift, finis coronavit opus, vorstellete. An beyden Seiten wurden noch zwey Pyramiden anges stecker, welche mit solchem schönen weissen Feuer ausstaffiret waren, daß es das Ansehn hatte, als wären es lauter Brillianten. Auf einer jeden Pyramide war oben ein Stern von eben solchem Feuer. Darauf wurden noch zwen Pys ramiden mit Schwärmern und Sternfeuer angestecket, und inzwischen viele Luftfugeln, eine ungemeine Menge sehr grosser und hochsteigender Raqueten, nebst vielen Feuerrådern, Fontainen, Mordschlägen, und anderen Sorten von Feuerwer ken angezündet, die ein solches Feuer machten, daß die Luft davon über zweŋ Stunden lang ganz erfüllet wurde. Nächstdem wurden noch auf dem Wasser einige Figuren von schönem blauen und weissen Feuer vorgestellet, und darbey viele Wasserfuzeln, Dücker und Wasserschwärmer, nebst anderen ders gleichen im Wasser brennenden Feuerwerken, angezündet. Als nun alles dieses verben war, welches fast bis 12 Uhr in die Nacht dauerte, so kamen. Ihro Majestät der Kaifer, als welche fast die ganze Zeit über dem Feuerwerk, wel ches sie selbst angegeben haben sollen, bengewohnet, und solches dirigiret hatten, wieder zurück in dem Senatsaal, und wurden alsdenn die Glückwünschungen, unter Herumgehung vieler grossen Pokåle von köstlichen ungarischen und andern dilicaten Weinen, wiederholet, als welches bis um 3 Uhr des Morgens dauerte, und woben diejenigen, die sich nicht sehr in Acht zu nehmen wußten, einen starfen Rausch bekamen, und fuhr darauf ein jeder vergnügt nach Hause. Die Kaiserin und übrigen Damen abfentirten sich eine Weile nach dem gehaltenen Feuerwerke, Ihro fönigl. Hoheit und übrige Anwesende aber blieben, bis Jhro Majestät wegfuhren, und nahm der Kaiser sehr gnädig Abschieb von Ihro Hoheit, welche denn auch sehr vergnügt von dem heurigen Tag, und insonderheit von dem guten Acceuil der beyderseits Majestäten und Prinzeßinnen,

waren.

[ocr errors]

Den 23ften war allgemeiner Rafttag. Es speifete des Mittags ben Ihro Hoheit der Obriste During, unser Nariskin, und Obristkeutenant Siquier, wie auch der schwedische Viceadmiral Ehrenschild, (welcher heute zum erstenmal feine 23

Rive:

« السابقةمتابعة »