صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Lann gespaßiret heiffen, indem sie keinen Tact halten, sondern an alle Herumstehende nur blosse Reverenzen machen. Die andern beyden Paare folgen dem ersten gleich, und machen ihm alles nach. Wenn nun alle diese Touren gemachet haben, so wird polnisch gespielet, wornach sie denn auch ordentlich tanzen, und es damit endigen. Wie nun diese sechs cerimoniellen Tänze vorben waren, klopfte der Marschall einigemal mit seinem Stock, und rief, jeßt hätte ein jeder die Freyheit zu tanzen; worauf eine Weile hernach Ihro Hoheit zu der Kaiserin gingen, und sie zum Tanz aufnahmen, welche sich denn als bald sehr willig dazu zeigte, und mit ihnen anfing polnisch zu tanzen, nebst dem Fürsten Mentschifof, welcher selbigesmal Madame Balken aufgenommen hatte. Nachdem tanzte der Kammerjunker Ball eine Menuet mit der ältesten Fräulein Gelloffin, welche darauf Ihro Hoheit aufnahm, und Ihro Hoheit wieder die Braut, die nur fehr steif tanzet, allein es schien als wenn sie bange wäre, etwas von ihrem Schmuck zu verlieren, daher sie sich so gerade hielt. Sie hatte eine Art von Krone auf dem Kopf, und noch viele Steine in den Haaren stecken, welches denn eine sehr gute Wirkung bey Licht machte, insonderheit weil sie eine Brus nette, und ziemlich weiß vom Gesicht war. Ihro Majestät die Kaiserin 'war über die Maffen prächtig, insonderheit aber auf dem Kopf, auf welchem sie. einen vollkommenen kaiserlichen Schmuck hatte. Die Prinzeßin war in das Nebenzimmer gegangen, daher bat die Kaiserin Ihro Hoheit, sich auf derselben Stelle zu sehen, und sprach sehr viel mit Ihro Hoheit. Der Herzog wurde unterschiedene male zum Tanz aufgenommen, so bald selbiger aber zum Ende war, winkte die Kaiserin ihm schon wieder, und er mußte sich gleich ben ihr niedersehen. Der Kaiser saß die ganze Zeit nahe an der Stubenthur, doch so, daß er das Tanzen mit ansehen konnte. Er hatte alle Grosse bey sich herumfißen, sprach aber die meiste Zeit mit dem Generalfeldzeugmeister Bruce, wel cher auf seiner linken Seite saß. Währender Zeit, daß Ihro Hoheit ein Paar englische Tänze nach einander tanzten, kam die Tochter der verwitweten Zarin, und setzte sich wieder auf ihre vorige Stelle, neben der Kaiserin an, welche Ihro Hoheit in ihrer Abwesenheit bekleidet hatten; so bald aber der englische Tanz vorben war, rief die Kaiserin schon wieder den Herzog zu sich, und mußte die Braut, die mitten unter dem Himmel der Kaiserin zur rechten Hand saß, aufstehen, Ihro Hoheit ihren Platz abtreten, und fich sonsten wohin sehen, welches denn ein ziemliches Aufsehen ben den Ruffer machte, indem sie selbst die geringsten Kleinigkeiten beobachten, welche zwischen der Kaiserin, Ihro Hoheit und dem Kaiser vorfallen. Nachdem forderte der Kammerjunker Ball die Prinzeßin auf zum Tanz, und tanzte polnisch mit ihr; die Damen standen gleich auf, wie sie anfing, und da fie gegen der Kaiserin über kam, und einen Reverenz machte, stunden Ihro Hoheit gleichfalls auf, und blieben

ห.

stehen,

stehen, bis der Tanz zum Ende war. Um 8 Uhr ging die Kaiferin zum Kaiser, welchen sie sehr carreßirte, und nachdem sie ihm einigemal den Vorkopf gelüffer hatte, stand er auf, und es ward hiermit der gewöhnliche Abschiedstang getanzet, welcher folgendermassen gehalten wurde. Nemlich, sie stunden eben so, wie in den vorher erwehnten Tänzen gestellet, nur dieses war der Unterscheid: erstlich, daß sie anstatt der drey? Paaren, jeßt aus fünf Paaren bestunden; zweytens, daß der Marschall mit seinem Stab vorantanzte, welchem die andern alle folgen mußten; und drittens, daß sie gleich polnisch zu tanzen anfingen. Die sämmtlichen Schaffer haben während des Tanzes Wachskerzen in einer Hand, und pflegen damit diese tanzenden Personen nach dem Schlafzimmer der Braut zu begleiten; da aber der Bräutigam nicht im Hochzeitshause, sondern bey seis nem Vater im Hause wohnete, so brachten sie beyde nach dem Wagen, und sie wurden durch ihre Hochzeitsfamilie nach Hause begleitet. Ihro Hoheit nahmen während des leßten Tanzes Madame Lapuchin gleichfalls zu diesem Sprung mit auf, und wollten mit ihr der andern Gesellschaft nach des Bräutigams Haus. folgen, deffen sie sich aber weigerte; da resolvirten sich Ihro Hoheit, auf Vorstellung des Kammerherrn Nariskin, sich nach Hause zu begeben. Es wäre zwar der Kaiserin als Mutter zugekommen, den Bräutigam und die Braut nach. Hause zu begleiten, sie machte sich aber davon los, weil es fast eine halbe Meile zu fahren war zwischen ihrem und des Bräutigams Hause. Der Kaiser fuhr, wie mir deucht, mit dieser Gesellschaft, und es wird wohl, nach allem Vermuthen, noch ein Gläschen bey dem Bräutigam gefehet haben, denn selbiger muß, wie schon vorher erwehnet worden, voll zu Bette gebracht werden. Draussen vor der Thür des Hochzeitshauses nahmen Ihro Hoheit Abschied von der Kaiserin, und begaben sich gerade nach Hause. Sonsten ist am heutigen Tage noch etwas sonderbares geschehen, nemlich es hat der Kaiser alle und jede Masken, die am verwichenen Sonntag ausgeblieben waren, oder sich nicht auf. dem Senat eingefunden hatten, dahin fordern lassen, um wieder einzuholen, was sie versäumet hatten, nemlich einen vollkommenen Rausch, auch zu dem Ende zwen Marichålle bestellet, nemlich den Oberpoliceymeister und den Dents schil Tatischof, welche denn dahin sehen mußten, daß kein Mensch, er mögte auch seyn wer er wollte, ohnberauschet nach Hause lomme, wofür denn auch diese beyden Herren wohl gesorget haben sollen. Es sollen da einige drenßig von ben allervornehmsten Damen gewesen seyn, welche auf keinen Fuß mehr haben stehen können, und so sind sie wieder nach Hause geschicket worden. Vielen hat biefer Rausch voraus bittre Thränen, und nachgehends Kopfschmerzen und andre Ungelegenheiten gekostet. Der Befehl des Kaisers ist so ernsthaft und nachdrücklich gewesen, daß sich keine einzige Dame hat unterstehen dürfen, zu Hause zu bleiben; benn ob sich gleich viele mit Unpåßlichkeit entschuldigen wollen, auch

In der That unpåßlich gewesen, sowohl am heutigen Tage als am Sonntage, so hat es doch nichts helfen wollen, sondern sie haben erscheinen müssen. Das schlimmste hierbey ist gewesen, daß den armen Damen vorher angekündiget wor= den, sie sollten nur bloß und allein sich dorten einfinden, um sich zu betrinfen, um das wieder nachzuholen, was sie am verwichenen Sonntag versäumet håtten. Sie wußten voraus, daß sie schlechte Weine zu erwarten hätten, welche noch wohl gar, nach hiesiger Gewohnheit, mit dem abscheulichen Kornbrandtewein vermischet wären, um desto eher sich zu berauschen; der groffen Portionen von puren gemeinen Brandtewein nicht zu gedenken, von welchen fie voraus versichert. waren, daß sie dieselben gewiß austrinken müßten. Die gute Marschallin Olsu= fief, die eine Deutsche von Geburt, und eine recht artige fromme Frau ist, hate te sich dieses dermassen zu Herzen genommen, daß sie davon diesen Morgen eine fauffe Couche bekommen. Denn da ihr solches gestern angekündiget worden, ist sie gleich nach Hofe gefahren, und hat die Kaiserin unterthänigst gebeten, sie Doch davon zu difpenfiren, welche ihr aber gefaget, es stünde nicht bey ihr, ine dem der Kaiser sichs einmal vorgenommen habe, und nicht davon abzubringe= sen. Nachdem die Marschallin aber der Kaiserin mit bittern Thrånen vorgesten let, daß sie nicht muthwilliger Weise am verwichenen Sonntag zu Hause gebliel= ben, weil Ihro Majestät ja bekannt sen, daß sie schon über 8 Tage vorhernicht habe ausgehen können, auch überdem hoch schwanger, und es also höchst schädlich für sie sen, sich dem Trinken und allerhand daraus entstehenden übeln Folgen zu unterwerfen, ist die Kaiserin zum Kaiser gegangen, und hat ihn_herz= lich gebeten, der Marschallin doch für diesesmal zu erlauben, nicht nach demi Senat zu kommen; worauf er erwiedert hat, er wollte ihr solches gern zu Gefallen thun, allein er könnte es unmöglich, wegen den andern vornehmen rußischen Damen, weil ja ohnedem schon ben ihnen die Deutschen so verhaßt wären, und dieses könnte die Eifersucht gegen die Ausländer verstärken. Da nun die Kaiserin der Marschallin diese Antwort gebracht, so hat sich die arme Frau solches die Nacht über die Massen zu Herzen genommen, daß sie den andern Morgen gleich eine fauffe Couche davon bekommen, und sie soll die Geburt im Spiritus nach Hofe gesandt haben. Dieses ist nun eine Wirkung des herrlichen Schmauses, die mir bekannt geworden, wer weiß, wie viele dergleichen mehr paßiret sind? Die hiesigen Damen bereiten sich schon wieder zu einer neuen Maskerade, welche in Moscau soll gehalten werden, und sind desfalls diesen Morgen schon mit Anbruch des Tages in dem Caffehaufe auf der andern Seite beysammen gewesen, in ihren neuen Kleidern, um zu sehen, ob auch noch was daran fehle? Einer von un fern Leuten ist der Obriftin Campenhausen in ihrem Staat begegnet, und nach feiner Beschreibung muß sie sehr lächerlich ausgesehen haben, denn sie hat Stiefeln mit Spornen an gehabt, und ein grosses altväterisches Achselgehäng ge

11 3

tra:

tragen. Da sie nun sehr klein, und fast so dick als lang ist, so hat es nicht fehlen können, daß sie nicht in dieser Kleidung eine der lächerlichsten Figuren von der Welt gewesen. Sie ist eine auch von denen, die heute Abend auf dem Senat gewesen, und soll gleichfalls sehr betrunken nach Hause gekommen seyn. Ob wir nach Moscau gehen, und dorten die Herrlichkeiten mit ansehen werden, wird die Zeit lehren, denn bis jeßt sind Ihro Hoheit noch nicht darzu eingelas den worden; daher bey uns noch gar keine Anstalten zur Reise gemachet worden, ba doch die andern ihre Weine und andere Sachen schon lange nach Moscau ge= schickt haben.

Den 2ten. Des Morgens frühe ging der Kaiser nach Cronstadt. Da der Envoyé Camperdon gestern zum geheimen Rach von Bassewitz, bey dem Baron Mardefeld (bey welchen sie gespeiset,) gesaget, er wollte heute seine Aufwar= tung ben Ihro Hoheit machen, so ließ der geheime Rath İhro Hoheit_davon benachrichtigen, und es wurde allen Cavalieren angesaget, um halb zwölfe bey Hofe zu erscheinen. Gegen zwölf kam der Envoyé, und hatte seine Audienz im Audienzgemach. Er machte seine Cour à la françoife gar furz, und fuhr mit dem geheimen Rath von Bassewitz weg, denn da er den geheimen Rath schon gestern zu sich zum Essen auf heute eingeladen hatte, so nahm er ihn gleich mit fich in seinem Wagen nach seinem Hause. Des Mittags speisete ben Hofe der General Wangersheim, der erst neulich mit Camperdon aus Schweden gekommen war, wie auch der Viceadmiral Wilfter, und der Obrist Döring; des Abends Speiseten Ihro Hoheit bey Stamken.

Den zten kam der Kaiser wieder von Cronstadt, bahin er nur gewesen um die neue Fregatte zu besehen, die erst aus Holland gekommen war, und die er dorten nach seinem hieselbst verfertigten Riß machen lassen. Er soll aber gar nicht zufrieden wieder nach Hause gelommen seyn, denn er foll gesagt ha= ben, eben so gut håtte er sie hier auch können machen lassen, und noch besser. Ihro Hoheit fuhren an felbigem Tage gar nicht aus, sondern hatten ihre ordent liche Gesellschaft bey sich oben in den lebigen Zimmern des geheimen Rach von Clauffenheim.

Den 4ten. Vor der Mahlzeit wurden Ihre königl. Hoheit durch den Rath des Grafen Kinsky auf den morgenden Tag jur Mahlzeit eingeladen. Er hatte schon heute tractiren wollen, weil des römischen Kaisers, seines Herrn, Namenstag war: allein da er den Kaiser dazu invitiret hat, so soll selbiger es sich morgen ausgebeten haben. Die Kaiserin aber hat sich entschuldiget, weil morgen die Hochzeit des Fürsten Trubetsfon wäre, und sie auf derselben zu seyn versprochen hätte, sie wollte sich aber die Ehre vorbehalten, ihn an einem andern Tag mit ihrer Suite zu besuchen. Nach der Mahlzeit wurden Ihro ́Hoheit burch zwey Capitains von der Garde zur Hochzeit (auf Morgen Nachmittag)

bon

[ocr errors]

von dem Fürsten Trubetsloy eingeladen, worauf sie zur Antwort gaben, sie wåe ren schon von dem kaiserlichen Minister, dem Grafen Kinsky, zur Mahlzeit ges nöthiger worden, dahin Ihro Majestät der Kaiser auch kommen würden; so bald aber Ihro Majestät der Kaifer würden davon weggehen, so wollten sie ihm nach der Hochzeit folgen. Des Abends affen Ihro Hoheit ben Stenflicht, allwo nur bloß die geheime Gesellschaft war. Am felbigen Tage geschahe eine Verände rung bey Hofe, nemlich es wurde befohlen, daß in der Küche nur für des Herrn Tafel sollte angerichtet werden, die gemeiniglich aus 16. Schüsseln bestehet, und wenn Ihro Hoheit des Abends vorher wissen liessen, daß sie den anderen Mittag nicht auffer dem Hause speisen würden, so sollten nur 7 Schüsseln für die Cavaliere zurechte gemachet werden. Daher bekamen die Pagen, welche vorher ben Hofe gespeiset worden, ein jeder monatlich 12 Rubel Kostgeld, die Mädchen, die-Kammerlaquaien, die beyden Waldhornisten, und die Laquaien, die die Woche gespeiser wurden, bekamen eine gewisse Zulage zu ihrem Koftgelde, womit sie denn allerseits sehr wohl zufrieden waren; der Herr aber ersparte das ben etwas Beträchtliches; denn es ist nicht zu beschreiben, was vorher unter dem Pråtert, daß so viele gespeiset, und aus dem Hause an die kranken Cavaliere Speisen gesandt würden, aufgegangen. Man kann fast nicht begreifen, wie es möglich sen, daß in drey Monaten bloß und allein auf des Herrn Tafel, die nur einmal des Tages, und zwar mit 16 Gerichten, beseßet worden, und an dem Tisch der dreyen Pagen, zwey Kammerlaquaien, der beyben Waldhornisten, die zus fammen afsen, und der Paar Mädchens, (denn die drey Laquaien von der Wache, und die übrigen, bekamen von dem, was von des Herrn Tafel übrig bliebe,) follen verzehret worden seyn, 75 Kalkuten, 97 Gånse, 1569 Hüner, 372 Enten, 84 Birthüner, 435 Haselhüner, ohne das andere Fleisch, Fische und Gartengewächs. Es bekam Duwal monatlich 800 Rubel, er konnte aber, wie er sagte, mit dieser Summe nicht auskommen, sondern wollte inskünstige 1000 Rubel haben, da doch das Pfund Fleisch nur zwey Copecken kosten soll. Also ist die erwehnte Ordnung gemacher worden: da aber der Hofmeister Duwal mit berselben gar nicht zufrieden war, so begehrte er seinen Abschied, woben es aber noch bis jetzt geblieben ist. Des Abends affen Ihro königl. Hoheit mit ihrer ors dinairen Gesellschaft ben Stamken. Diese Gesellschaft bestehet aus Ihro Hoheit, aus dem Conferenzrath, aus Stenflicht, aus Stamten und Bonde. Sie ist kurz nach der Zurückkunft von der cronstädtischen Reise angefangen worden, ins dem das Toftcollegium damalen an den Nagel gehangen wurde, woben ich denn nicht wenig verlohr, indem nach der Zeit nur wenig für mich zu foupiren vorges fallen. Die Gesellschaft wird entweder ben dem Envoyé Stamfen, oder bey dem General Stenflicht gehalten. Sie versammlet sich auch wohl zuweilen in des Herrn Hause, in den ledigen Zimmern, die vordem Herr von Claussenheim

3

[ocr errors]
« السابقةمتابعة »