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bewohnet hat; weil aber in denselben keine Oefen sind, so geschiehet es nur selten. Bey Ahlfeld und Bonde ist keine Gelegenheit dazu, denn der erste logiret in eis nem Weinhause, und der Graf Bonde hat nur ein kleines Zimmer in des Generals Stenflicht Quartier. Diese Gesellschaft wird allemal um den andern Tag gehalten, (wenn sonsten lein Fest oder etwas anders es hindert,) nemlich ́an dem Tage, wenn der Obrist Bonde die Wache hat, und muß alsdenn der Kammerjunker und ich zu Hause bleiben, damit sie so viel lustiger und freyer unter sich seyn, und ihren rechten Spas mit dem Knes Duc (welcher der von Ahls feld ist,) haben können. Ob ich nun gleich dadurch gute Tage habe, indem ich fast gemeiniglich, wenn ich die Wache habe, um 6 Uhr freŋ bin, und die andern, als Saldern und Ehler, bis spät in die Nacht aushalten müssen, so muß ich doch fren gestehen, daß solches gern den andern überlassen wollte, wenn ich nur fleißiger um und bey dem Herrn feyn könnte. Allein da folches nicht seyn soll, ich auch versichert bin, daß mein gnädigster Herr nichts gegen mich hat, indem, so oft ich nur die Wache für Ehlern mit dem Obrist lorch und Saldern gethan, allerwärts hin Ihro Hoheit gefolget, und nicht eher wie die andern des Nachts abgedanket worden bin: so bringe ich des Abends meine Zeit entweder in Gesellschaft zu, oder ich lefe und schreibe zu Hause.

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Den sten. Da ich des Vormittags gegen 11 Uhr nach Hofe ging, um die Predigt anzuhören, war selbige schon meist vorbey, indem Ihro Hoheit gleich nach 11 Uhe zu Kinsky fahren wollten, denn sonst pfleget der Gottesdienst selten vor II oder halb zwölf anzugehen. Als die Predigt vorben war, fam jemand in ben Saal, und sagte, das Wasser stiege sehr. Ich ging hinaus, und da ich vor die Thür kam, verwunderte ich mich sehr, daß es bereits auf der eis nen Seite über den Canal lief, der gleich vor unserm Hause ist, und die Wiese jenseits des Canals immer mehr und mehr überschwemmete. Dieses erweckte

gleich eine Furcht ben denjenigen, welche schon in Wassersgefahr gewesen waren, insonderheit ben dem Generalmajor Stenflicht, und bey dem Obristen Bonde, weil sie so niedrig wohnen, daß wenn das Wasser nur ein wenig steiget, sie gleich ihren Hof überschwemmet sehen. Ihr nächster Nachbar, der Envoyé Stamke, ist der Ueberschwemmung auch unterworfen, wie er denn schon in diesem Sommer oft auf seinem Hofe hat in einem Bote fahren können, hat auch alsbenn allezeit aus seinem Hinterhause, in welchem die Küche ist, das Essen mit einem Kahn abholen lassen müssen. Da nun diese beyden Herren gern wissen wollten, wie es bey ihnen ausfähe; so folgete ich ihnen nach: allein wir fonnten vor dem Wasser nicht mehr zu der Brücke fommen, über welche se gehen sollten; kehrten also bald wieder um, und ich begab mich zu dein Herrn Kammerrath Negelein, um ihm das hohe Wasser anzufündigen, weil ich ihn nicht in der Predigt gesehen hatte, welcher denn ohne mich vielleicht wäre gezwun

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gen worden, den ganzen Tag (wie Herr von Ahlfeld es hat thun müssen,) auf dem Boden zu fißen. Denn anfänglich war er nicht gesonnen auszugehen, und nachgehends hätte er nicht auskommen fönnen, weil das Wasser nachdem auf einmal mit groffer Gewalt auf die Gassen und in die Häuser drang. Von ihm ging ich ein wenig nach den nächsten Canålen, um das Wasser steigen zu sehen; und ich fand auf einem kleinen Canal, der zwischen dem Posthause und des Herrn Hause ist, und auf welchem kleine Fahrzeuge, bis daß sie gebrauchet werden, zu liegen pflegen, schon eine schöne Barke, die ganz mit Wasser überschwemmet war, denn sie hatte nicht können, durch Steigung des Wassers, in die Höhe gehoben werden, weil sie zu kurz angebunden war. Man war eben beschäftiget, in diesem Canal einen Bedienten des Majors Remarzof aufzufischen, welcher ersoffen war, als er seines Herrn Fahrzeug, das auch kurz angebunden gewesen, retten wollen, aber unversehens ins Wasser gefallen war. Dieses war nun das erste traurige Schauspiel, welches ich von dieser unglücklichen Wasser= fluth erblickte. Da ich aber ein wenig weiter ging, sahe ich, wie gefährlich es jenseits des Stroms aussahe, denn da war das Wasser schon bis an die Fenster bes Caffehauses, welches nahe an dem Ufer lieget, gestiegen, und ich wurde mit Bestürzung allerhand Fahrzeuge gewahr, welche durch den grausamen Sturm losgerissen waren, und mit den braufenden Wellen fortgingen; allein ich hatte nicht lange Zeit mich aufzuhalten, denn das Wasser verfolgete mich auf allen Seiten, so bald es einmal durch die Candle gestiegen war, und zwang mich also, die Straffe zu verlassen, daher ich mich auch wieder nach des Herrn Hause be= gab, um zu sehen, was da vorging. Es war aber mein Glück, daß ich eben an dem Morgen Stiefeln angezogen hatte, (welches ich sonst nicht oft zu thun pflege,) denn ich wäre gewiß nicht mit trockenen Füssen dort angekommen. Als ich in dem Hof des Herrn trat, fand ich schon alle Leute bey der Arbeit, aus den Kellern zu retten, was sie fonnten, benn das Wasser lief schon mit aller Macht hinein; allein es währete nicht lange, da stieg das Wasser so hoch, daß teiner, aus Furcht zu ertrinken, sich mehr in die Keller hinein begeben durfte, denn die Diehlen in den Kammern, die unter der Erde sind, fingen bald an fich zu heben. Da nun sowohl alle Laquaien, als der Küchenschreiber, Mundfchenk, und andere mehr, ihre Zimmer unter der Erde hatten, so hörte man auf allen Seiten lauter Wehllagen, indem die meisten alles das Ihrige hatten im Stiche lassen müssen. Demohngeachtet liessen Ihro tônial. Hoheit boch ans spannen, weil sie wegen des starken Sturms zu Waffer nicht fortkommen fonn ten, um zu dem Graf Kinsky, ihrem Versprchen nach, zu fahren, und ob man ihnen gleich vorstellte, es sen ohnmöglich dahin zu kommen, indem bey gutem Wetter nach demselbigen schon der schlechte te Weg war, wie vielmehr nicht jeßt, ba das Wasser so hoch stund? und wenn sie auch hinkåmen, so hätten sie doch Büschings Magazin XIX, Theil. Bu

zu befürchten, daß sie nicht wieder zurückkommen könnten, wo sonst das Waffer nicht bald aufhörte zu steigen und würden sie vielleicht alsdenn gar gezwungen seyn, ben Kinsto zu bleiben, und mit einen schlechtem Nachtlager verlieb zu nehmen. Sie wären auch ja überdem geni gsam entschuldiget, wenn sie sich nicht den Kinsky einfånden. Allein da war nichts zu then, sondern der Herr fagte, wenn ich nicht hinkommen kann, so khre ich wieder um, und fuhr also mit dem ges heimen Rath von Hespen, mit dem Obrist Lorch, und mit dem Obristlieutenant von Saldern in seinem grossen Wagen mit 6 Pferden bespannet davon. Der ge= heime Rath von Bassewiß war zu Hause, indem er Ihro Hoheit vor dem hos hen Wasser fagen laffen, er wollte aufpassen, wenn sie vorben führen, und ihnen alsdenn folgen, welches er auch gethan; allein Ihro Hoheit wurden bald ge= wungen wieder umzukehren, da in dem Perspectiv schon die kleinen Knuppels brücken abgetrieben waren; und da Jhro Hoheit nun nicht wieder zu Hause kommen fonnten, wegen des hohen Waffers, so sind sie so lange mit dem holländischen Residenten von Wilde, welchen fie unterweges angetroffen, nach des geheimen Rach von Bassewis Haus gefahren, in Erwartung, daß das Wasser etwas wieder fallen würde. Während der Zeit daß Ihro Hoheit sich ben dem geheimen Rath aufgehalten, hat sich etwas sonderbares mit des holländischen Residenten Frau zugetragen. Nemlich, da ihr Mann weggefahren war zu Kinsky, und sie vor dem Fenster gestanden, um zu sehen, wie das Wasser stieg, so ist eine Scheidemauer ihres Hauses umgefallen. Da nun diese gute Frau solches ge=, fehen, hat sie geglaubt, ihr würde, ehe sie sichs versähe, das ganze Haus auf den Kopf fallen, und hat angefangen ihren Kutscher zu rufen, welcher ihr eines ihrer Wagenpferde holen müssen, auf welches sie aus dem Fenster heraus gestieger. Da nun ihr Haus ganz nahe an dem unsrigen ist, und der geheime Rath von Bassewiß diefen Aufzug von weitem sahe, aber noch nicht recht erkennen fonnte, wer es sey; so lief der Brigadier Ranzau, welcher sie am ersten ers fannt, ihr entgegen, hob sie von dem Pferde herunter, und brachte sie vor Furcht und Kälte halb todt nach des geheimen Raths Haufe, dahin sie sich nach= gehends rein Leinenzeug bringen ließ, und sich umzog. Es war luftig, diese Frau in ihrer holländischen Sprache erzählen zu hören, auf was Art sie sich entschlossen sich aus dem Hause zu begeben, wie sie aufs Pferd gekommen, und wie tief ste im Wasser gewesen. Sie hatte erst vor ein Paar Tagen das Unglück gehabt, ihren sinzigen Sohn, der noch an der Brust war, zu verlieren; und da sie ihn felbft gefäuget, auch noch Milch hatte, so war zu befürchten, daß ihr dieses talte Bab übel bekommen mögte; bis jetzt aber ließ sie sich nichts anfechten, sondern war luftig und guter Dings. Sie ist ein junges luftiges Weibchen, und siehet auch nicht übel aus. Um wieder auf das hohe Wasser zu kommen, so mnß mit wenigen noch melden, was sich an felbigem Tage hauptsächlich zugetragen. Als

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Ihro Hoheit Vormittags um halb zwölf Uhr weggefahren waren, stieg das Wasser immer höher, daher wir nicht wenig um Ihro Hoheir bekümmert waren, bis daß wir endlich Nachricht erhielten, sie wären bey dem geheimen Rath von Bassewiß. Da nun das Wasser in die Pferdeställe kam, und man noch immer befürchten mußte, es würde höher steigen, (welches auch geschahe,) so war man bange, die beyden übrigen grossen Kutschpferde und Ihro Hcheit drey Reitpferde mogten im Stalle erfaufen; wir liessen sie also, wiewohl nicht ohre Mühe, nach des Herrn Hause hinauf leiten, und machten aus zwen Zimmern Pferdeställe. Da wir nun aus des Herrn Hause alles, was in der Gegend auf dem Strom vorging, sehen konnten, so kann ich nicht beschreiben, wie gefährlich es aussahe, alle die losgeriffenen Fahrzeuge, theils ledig, theils mit Leuten, durch den heftis gen Sturm forttreiben zu sehen, weil man sich leicht vorstellen konnte, daß die meisten würden zu Schaden kommer. Es kam von allen Ecken und Orten fo viel Holz angeflossen, daß, wenn man sich rechte Mühe darum hätte geben wollen, man für den ganzen Winter genug an diesem einzigen Tage håtte auffischen können; welches denn auch ohnfehlbar von vielen wird geschehen seyn, indem die Russen, wo ich sie sonst recht kenne, um etwas zu gewinnen, sich Mühe genug zu geben pflegen. In des Herzogs Hof ging das Wasser, als es am meisten im Steigen war, den Pferden bis unter den Bauch, auf den Strassen aber fonnte man fast allenthalben mit Böten fahren. Der Wind war so stark, daß es Steine von den Dächern warf, wodurch denn auch bald der Mundschenk Key Givers håtte um sein Leben kommen können, denn da er bey dem Kammerrath Negelein eine Weile vor der Thür stand, fiel ihm ein Dachstein gerade auf den Kopf, und wenn er nicht eine grosse rauhe Müße auf demselben gehabt hätte, wåre er auf der Stelle todt geschlagen worden. Er befam doch ein grosses Loch oben auf dem Kopf, davon er zur Erden fant. Gegen halb 2 Uhr fing das Wasser endlich wieder an zu fallen, und um halb 3 Uhr kamen Ihro königl. Hoheit wieder glücklich nach Hause, mußten aber durch einen neu eingerichteten Pferdestall gehen, um in ihr Zimmer zu kommen. Der geheime Rath von Hespen, der Obristl. von Saldern, der Obrist lorch, der Affeffor Surland und der Lieutenant Bassewik kamen mit dem Herrn zu Hause, der Assessor aber fuhr gleich wieder zurück zu dem geheimen Rath; welches denn wohl bloß nur wegen der jungen Frau Residentin, (als welche ben dem Herrn geheimen Rath zum Essen blieb,) geschahe, und sie follen, wie ich nachgehends vernommen, ihr Essen aus drey Häusern haben zusams men holen lassen, nemlich vom Hofe, aus der Residentin Hause, und aus des Herrn geheimen Raths Hause, und sollen doch nichts übrig gehabt haben. Der Kam merrath Negelein lam ̄`auch mit des geheimen Raths von Hespen Wagen endlich angefahren, welchen er beym Vorbenfahren vor seinem Hause angehalten. Er war nur nach Hause geritten, um zu sehen, ob sein Mardefeld (denn so

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heißt sein Schreiber,) auch alles wohl vor dem Wasser verwahret habe. Er be richtete, daß das Wasser alle Bretter von dem Fußboden feines Zimmers in die Höhe getrieben habe. Um 3 Uhr ohngefehr seßten sich Ihro Hoheit zu Tische, bey welchem sie ungewöhnlich lange saffen, und uns arme Schelme, die wir den ganzen Tag über fast nichts genossen, bis 6 Uhr mit Schmerzen warten liessen. Nach der Mahlzeit, gegen 7 Uhr, begab ich mich mit dem geheimen Rath von Hespen, mit dem Kammerrath Negelein, und mit dem Lieutenant Bassewitz, vom Hofe weg, und kam mit den beyden ersten fast trockres Fuffes nach Hause. Wir fanden bey dem geheimen Rath den holländischen Residenten mit seiner Frau, den Brigadier Ranjau und den Conferenzrath Ahlfeld, welcher den ganzen Tag auf seinen Boden gesessen, und Hunger und Durst gelitten hatte. Ich ward kurz nach meiner Ankunft von den beyden geheimen Räthe, im Namen Ihro Hoheit, nach des Kaisers Hause gesandt, um mich zu erkundigen, ob der Kaiser schon wieder gekommen sey, oder ob man wenigstens Nachricht von ihm hätte? denn er war des Morgens vor dem grossen Wasser zu Kinsky gefahren, und die Kaiserin hatte den ganzen Tag über keine Nachricht von ihm erhalten, ob sie gleich dren Couriers nach ihm ausgesandt, wovon, wie man mir vor gewiß vere fichert, der eine in der langen Allee soll erfoffen seyn, allwo eine Knuppelbrücke weggetrieben war, und da er solches nicht gewahr worden, so soll er daselbst um= gekommen seyn. Ich hatte viel zu thun, ehe und bevor ich einen deutschen Menschen in des Kaisers Hause zu fassen kriegte, und wie ich endlich einen an= traf, bekam ich zur Antwort, Ihro Majestät der Kaiser wären schon vor einer Stunde von Kinsky zu Hause gekommen, und lågen auch schon im Bette. Mit welcher Antwort ich mich denn frölig nach Hause begab, worüber unsere beyden geheimen Räthe auch nicht wenig erfreuet waren. Gegen 9 Uhr brachte ich die Resibentin nach Hause, und begab mich ben guter Zeit zu Bette. Für den geheimen Rath von Hespen ward in einem von des geheimen Raths Zimmern ein Bette zurecht gemacht, weil er nicht nach Hause kommen konnte. Der Envoyé Stamte, der Ges neral Stenflicht und Graf Bonde blieben die Nacht über bey Hofe in des geheis men Raths von Clauffenheim ledigen Zimmern, weil sie auch vor Wasser nicht nach Hause fommen fonnten. Ihro Hoheit sind noch des Abends zu ihnen hinauf gegangen, und bey ihnen ziemlich spåt geblieben.

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Den often war des geheimen Raths von Bassewitz Geburtstag, welchen er aber so geheim hielt, daß ich, da ich doch bey ihm in Hause war, baid den ganzen Tag über nichts davon zu wissen bekam, sondern es erst erfuhr, da Ihro Hoheit anspannen liessen, um zu dem geheimen Rath zu fahren. The Jhro Hoheit wegfuhren, wurden sie abermals ersucht, am folgenden Tage sich um I Uhr auf des Fürsten und Generalmajors Trubetskon Hochzeit (welche am vorigen Sonntag nicht geschehen war,) einzufinden, und zwar mit Dero ganzen Hofstaat,

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