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Da nun der Kaiser ansing recht guter humeur zu werden, und ein gewisser Graf (welcher sehr viel Bewegung mit den Armen und mit dem ganzen Leib zu machen pfleget,) tanzte, so machte ihm der Kaiser solches erstlich im Sißen nach, worüber denn die Kaiserin herzlich lachte, darauf, wie er zum zweyteninal tanzte, stand der Kaiser auf, ging zu Ihro Hoheit, machte alle die Geberden, und wies mit den Fingern auf die Person, worüber denn Ihro Hoheit herzlich lachen mußten. Da ich unter andern von dem jüngsten Fräulein Schaffirof zum Tanz aufgefordert ward, und nachgehends wieder aufnahm des neu verheyratheten Fürsten Kindeskind, (eine Tochter von der Tschirkaßin, von ohngefehr.zwölf Jahren, die ich schon kennen gelernet wie wir zum erstenmal bey dem Fürsten von der Wallachen waren,) so gefiel solches der Kaiferin, wie ich merken konne te, recht wohl, denn sie fing herzlich darüber an zu lachen, und sprach lange mit Ihro königl. Hoheit; und da ich wegen des kleinen Plaßes der Kaiserin oft nahe vorben tanzen mußte, so hörte ich wohl, daß fie mit Ihro Hoheit von mir sprachen, denn Ihro Hoheit nannten einigemal meinen Namen, und muß mich also die Kaiserin vermuthlich nicht recht beym Namen gekannt haben. Alle Menschen bewunderten meine schöne kleine Tänzerin, die zwar schon in den ersten Cerimonieltänzen polnisch, aber an dem Abend noch keine Menuet getanzet hatte. Sie verdiente auch in der That, daß man sie lobkte, und bewunderte, denn sie tanzete nach ihrem Alter sehr gut; hatte schwarze Haare, (gicid) wie die Mutter,) ein schönes regelmäßiges Gesicht, eine recht hübsche Taille, und recht gute Lebensart. Da nun das Tanzen einige Stunden gewähret hatte, fing der Kaiser mit allen Alten einen Tanz an, dessen Namen ich nicht nennen kann. Es waren 8 oder 9 Paare, nemlich der Kaiser mit der Kaiserin, der Großadmiral, der Bräutigam, der Vicereichskanzler, der Fürst von der Wallachen, der Fürst Galligin, welcher General ist, der Fürft, sein Bruder, welcher Marschall war. Die andern 7 Alten hatten lauter junge Damen. Der alte Generalmajor Butterlin tanzte mit der Generalmajorin Balken, welche das neunte Paar ausmachten. Der Kaiser, welcher sehr luftig war, machte eine Capriole mit benden Füssen zugleich nach den andern. Da nun die Alten sich anfänglich unterschiedenemale confundirten, und sie also den Tanz wieder von neuem anfangen mußten, so sagte der Kaiser, er wollte sie denselben in der größten Geschwindigkeit lehren, tanzte ihnen also denselben erstlich vor, und drohete darauf, daß derjenige, der einen falschen Tritt thun würde, ein grosses Strafglas austrinken sollte. Nun ging alles recht gut, und da dieser Tanz vorben war, und die armen Alten, welche sich nicht allein halb aus dem Othen getanzet hatten, sondern auch schon so müde waren, daß sie kaum auf den Füssen mehr stehen konnten, sich eben niedersehen wollten, so fing der Kaiser wieder einen polnischen Tanz an, wos durch er denn endlich die alten Herren, welche noch nicht einmal zum Siken

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gekommen waren, und doch wieder zum zweytenmal mit tanzen mußten, dermassen ermüdete, daß sie gewiß den folgenden Tag davon werden zu sagen gewußt haben. Hierauf wollte der Kaiser anfangen eine Menuet mit der Kaiserin zu tanzen, allein da sie es abschlug, indem sie vielleicht besorgte, daß solches dem Zar schaden mögte, auch überdem selbst vermuthlich schon müde war, so nahm der Kaiser sie unter dem Urm, und sagte gute Nacht, und fuhr so in größter Eil weg, worauf sich Ihro Hoheit auch wegbegaben, nachdem sie von den jungen Leuten und den Kindern vom Hause Abschied genommen hatten. Es war ohngefehr halb 10 Uhr als Ihro Hoheit nach Hause kamen. Nachdem der geheime Rath von Bassewiß gegen 11 Uhr von Kinsky kam, (bey welchem an selbigem Tage die neugestiftete Gesellschaft zum erstenmal gewesen war,) und sich eben ausgezogen hatte, kam Jagusinsky mit dem Major Romanzof, und mit Tatischof zu ihm, und hielten sich bis des andern Morgens um 3 Uhr auf. Sie brachten ihre Zeit mit Spiel und Wein zu; bey welchem Spiel denn der geheime Rach endlich ein Ducaten gewann, indem sie nur ein klein Spiel hatten. Ich muß gestehen, daß mir, wie sie anfingen zu spielen, sehr bange war, indem ich ein hohes Spiel befürchtete, insonderheit da sie ihn selbst zum Spielen nöthigten, auch fleißig unter einander rußisch redeten.

Den 9ten waren Ihro Hoheit des Abends bey dem Envoyé Stamke zum Effer. Des Mittags speisete der geheime Rath von Bassewiß bey dem Envoyé Camperdon, bey welchem zum erstenmal die Gesellschaft war, und soll man bey selbigem recht gut speisen.

Den 10. Obgleich des Nachmittags schon das Wasser anfing zu steigen und gegen 6 Uhr von dem Envoyé Stamke (ben welchem Ihro Hoheit zu Abend essen wollten,) die Nachricht kam, daß der Canal vor seinem Hause schon meist ganz voll wåre, auch die ganze Stadt wegen der Prophezenung einiger Bauren, daß das Wasser in kurzer Zeit noch 3 Ellen höher steigen würde, wie am vergangenen Sonntag, alle mögliche Vorsicht vor dem hohen Wasser gebrauchte: so liessen sich Ihro königl. Hoheit doch dadurch nicht anfechten, sondern begaben sich in ihrer Kutsche gegen halb 7 Uhr nach Stamken, nahmen auch den Graf Bonde und mich mit, weil der Kammerjunker nicht recht wohl war. Als wir zum Envoyé kamen, war schon etwas Wasser im Hofe, welches auch dermassen anwuchs, daß Ihro Hoheit gezwungen wurden, Wagen und Pferde (welche sie gesonnen was ren ben sich zu behalten,) nach Hause zu senden, und Dero Barke holen zu fassen. Der Envoyé Stamke fing auf allerhand Art und Weise an, den Herrn zu perfuadiren, je ehr je lieber wieder nach Hause zu fahren, indem das Wasser über gewöhnlich steige, es auch in seinem Hause, wenn es noch höher anwachse, für den Herrn nicht recht sicher wäre, indem, so bald der Keller von Wasser voll sen, Y 2

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die Dielen in die Höhe getrieben würden, und alsbenn niemand in den Zimmern bleiben könne. Der Envoyé hatte dieses am vorigen Sonntag erfahren, da an 2 Fuß hoch Wasser in allen Zimmern gewesen, und einer von seines Nachbaren, des Generalmajor Stenflicht Dienern in seines Herrn Zimmer kald ersoffen wåre. Denn als er aus dem Schlafzimmer etwas retten wollte, wåre er im Zurück gehen bald in den Keller gefallen, weil das Wasser die Dielen in die Höhe ge= trieben hatte, so daß er nicht wegkommen konnte, bis seine Kammeraden oben auf dem Boden, der über dem Zimmer war, einige Bretter aufnahmen, und ihn mit Stricke da hinaufzogen. Der Envoyé gebrauchte alle erdenkliche Vorstellungen; bald sagte er, er würde an diesem Abend nicht die Gnade haben können, Ihro Hoheit etwas vorzusehen, indem er keine Communication mit_seis ner Küche hätte, welche jenseits des Hofs liege, und worinnen schon über Knie hoch Wasser wäre; bald sagte er, daß das eine Zimmer, welches er noch oben im Hause hätte, und dahin man sich zur Noth begeben könnte, nicht zu heißen sen; bald stellte er vor, mit wie vieler Mühe er am vorigen Sonntage mit der Werrecke unter der Brücke, wegen der Höhe des Wassers, durchgefahren wåre. Allein Jhro Hoheit gaben immer zur Antwort, es fehlte noch viel daran, daß das heutige Wasser dem vom verwichenen Sonntag gleich käme, und ehe es so hoch stiege, könnten sie noch oft nach Hause fahren. Also mußte der Envoyé Stamke zusehen, daß er das Essen aus der Küche bekam. Die Leute mußten es hoch tragen, und bis über die Knie durch das Wasser gehen. Wir setzten uns in guter Ruhe an die Tafel; allein der Envoyé fragte alle Augens blick, ob das Wasser noch steige? Als wir aber eine Weile am Tische gesessen hatten, vernahmen wir die erfreuliche Antwort, daß es anfange zu fallen, daher wir auch wohl eine Stunde oder anderthalb länger am Tische sizen blieben, als wir sonsten vermuthlich würden gethan haben. Da ich den Herrn über der Mahlzeit versicherte, daß der Kammerherr Nariskin (der die Aufwartung bey Ihro Hoheit von des Kaisers wegen allezeit hat,) am heutigen Tage Hochzeit mache, so wollten Ihro Hoheit solches nicht glauben, weil dieser Kammerherr ihnen nicht ein Wort davon gefaget, sondern allezeit, wenn sie ihn gefraget wenn seine Hochzeit seyn würde? zur Antwort gegeben hatte, sie würde wohl so bald noch nicht geschehen, und könnte vielleicht gar bis nach Moscau ausgeseket werden. Worauf ich erwiederte, die Braut mögte wohl ein altes Gesicht seyn, und daß er deswegen feine weitläuftige Hochzeit mache, worinn mir Ihro Ho heit dann auch Beyfall gaben, wie sie denn auch ein folgenden Lage also befanden. Unterdessen verdroß es Ihro Hoheir, daß er ihnen nicht ein Ehrenwort gefaget, oder doch wenigstens eine Entschuldigung gemachet hatte. Allein der ehrliche Mann war in diesem Stück, gleich wie in allen andern Sachen, ein Sonderling. Gegen 11 Uhr in der Nacht nahmen Ihro Hoheit von dem En

voyé, welcher einen ziemlichen Taumel hatte, Abschied, und fuhren mit der Barte nach ihrem Hause.

Den 11ten. Da in der vorigen Nacht um 2 Uhr der Wind sehr stark wehete, auch das Wasser gar stark zu steigen anfing, und daher dem vor wenigen Tagen ausgetrommelten kaiserlichen Befehl gemäß sich gar viele Leute mit ihrem Vieh nach dem Busch reterirten, und sogar alle Pferde aus des Kaisers Stall dahin ges führet wurden, so wurden auch Ihro Hoheit und des geheimen Raths von Bassewik Pferde nach selbigem Ort gebracht; von wannen sie aber heute Morgen um 9 Uhr wieder nach Hause kamen, nachdem das Wasser wieder gefallen, und nichts mehr zu befürchten war. Es ist nun leicht zu erachten, welche Bestürzung dieses hohe Wasser abermals bey den Einwohnern verursachet habe, insonderheit da mitten in der Nacht auch die Sturmglocke sich hören ließ, weil nicht weit vom Grafen Kinsky Feuer ausgekommen war, und die meisten bey dem hohen Wass ser das Zeichen so annahmen, daß jeder sein Vieh vors erste bestmöglichst zu retten suchen sollte. Ihro Hoheit speiseten des Mittags wieder in ihrem Zimmer, und des Abends war die gewöhnliche Gesellschaft in des geheimen Raths Clauffenheim Zimmer bis spåt in die Nacht beysammen. Un selbigem Tage sind Ihro Ho= heit durch zwen Officiere von der Garde auf morgen zur Hochzeit des Majors Matuskin von der Garde eingeladen worden; es zog auch der Graf Bonde in des Herrn Haus, und nahm des geheimen Raths Claussenheim Zimmer ein.

Den 12ten. In voriger Nacht war das Wasser abermals über gewöhnlich hoch gestiegen, aber bald wieder gefallen, nachdem der angefangene starke Sturm sich bald wieder geleget hatte. Des Mittags assen Ihro Hoheit in ihrem Zimmer, und fuhren Nachmittags um 4 Uhr nach der Hochzeit, welche auf dem Posthause gehalten wurde; wir kamen daselbst noch vor der kaiserlichen Herrschaft an, welches denn Ihro Hoheit so viel angenehmer war. Sie nun der Kaiser und die Kaiserin angekommen waren, setzten sie sich zu Tische, und es kamen Ihro Hoheit und die fremden Minister abermal Sr. Majestät dem Kaiser ge= gen über zu fißen, welcher sich insonderheit selbigesmal gegen Ihro Hoheit sehr gnådig bezeigte. Die Hochzeitsleute waren folgende. Der Bräutigam, wie schon bereits erwehnet, der Major Matuskin von der Garde, und seine Braut, eine Majorin Witwe von der Garde, Namens Jacobsowna, welche eine überaus artige Frau war, und gut deutsch redete. Bräutigamsvater war der Kaifer, und der Bruder der Generalin Gallikin, welcher Obrister vom femanofskischen Regiment ist, war der Bruder; der Brautvater, der Grokadmiral Apprarin, und der Bruder der alte Generallieutenant Butterlin, welcher Obristlieutenant von der Garde ist. Die Brautmutter war die Kaiserin, und die Schwester die Generalin Balken; die Bräutigamsmutter, wo mir recht, die Großkanzlerin Gallofkin, die Braus tigamsschwester aber kannte ich nicht. Die Brautjungfern waren die Prin=

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jeßin

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seßin Romabanofsky, des Vicezaren einzige Tochter, und die älteste Fräulein Galloffin. Der Vorschneider war der Kammerjunker Balk, der Fürst Gailihin Marschall, welcher Generalmajor and Obristlieutenant von seines Bruders Regiment ist, und die Schaffer lauter Officiere von der Garde. Nach aufgehobener Tas fel, ben welcher nichts als die gewöhnlichen Gesundheiten getrunken wurden, ging der Tanz ar, und nachdem die Cerimonieltänze vorben waren, fingen Ihro Hoheit den ersten Tanz mit der Kaiserin an, welcher polnisch war, welchen der Kammerjunker Balk it tanzte, und die älteste Fräulein Gallofkin aufnahm; worauf Ihro Hoheit nach gendigtem Tanz der verwitweten Zarin Prinzeßin Tochter, die auf dieser Hochzeit mit war, wieder aufnahm, und mit ihr gleichfalls einen polnischen Tanz tanzten. Da nun selbiger vorbey war, und Ihro Hoheit sich auf vielfältiges Begehren neben der Kaiserin niedergesetzet hatten, fing der Kammerjunker Balk wieder mit der ältesten Fräulein Gallofkin, eine Menuet an, welche darauf den Herrn wieder aufnahm, und jener die Braut; die Braut hernach den Graf Kinsky, der Graf Kinsky der verwitweten Zarin Prinzeßin Tochter wieder, und diese hernach Ihro königl. Hoheit; worauf Ihro Hoheit wieder des Vicezaren Tochter aufnahmen, diese nachdem den jungen Balk, u. f. w. Da nun der Kaiser, welcher in einem andern Zimmer war, erfuhr, daß dieses leßt erwehnte Paar mit einander tanzte, und er gern dem jungen Balk einen Rausch zubringen wollte, so lief er eiligst in den Tanzsaal, und befahl, daß ihm das größte Deckelglas mit ungarischen Wein nachgebracht werden solle, worauf er denn selbiges nahm, und es nach geendigtem Tanz dem jungen Balk überreichte. Wie nun dieser nicht begreifen konnte, warum er felbiges austrinken sollte, so sagte ihn der Kaiser: dar is davor, dat jy nit de Prinzeß eren Respect gegaffen hefft, und se na geendigren Dans de hand geküsset; worauf die Kaiserin und die ganze Gesellschaft von Herzen anfing zu lachen, indem sie den Einfall des Kaisers approbirter, und wohl merkten, daß es nur darauf angesehen sey, um ihn voll zu machen. Wie nun der gedachte Kammerjunker das Glas ausgetrunken hatte, so wurde er über die Massen lustig, indem er schon so stark getrunken hatte, daß er kaum auf den Füssen mehr stehen konnte, denn er hatte schon für dieselbige Brautjungfer ein großses Strafglas bekommen, weil er diese, wie gebräuchlich, auf den Mund géküsset, da fie ihm bey der Tafel das Zeichen um den Arm gebunden; denn der Kaifer sagte aus Raillerie zu ihm, er hätte ihr, als des Vicezaren Tochter, aus Respect nicht den Mund, sondern die Hände küssen sollen. Da nun anfänglich nur zwen Stühle besonders für die Herrschaft waren hingesezet worden, und die Kaiserin sich auf den zur rechten, und die Tochter der verwitweten Zarin sich auf den zur linken Hand gefehet hatten, so ließ die Kaiserin noch einen Stuhl bey sich zur rechten hinstellen, auf welchen sich Ihro Hoheit ben ihr sehen mußten. Nun sprach sie fast beständig mit Ihro Hoheit, und war über die Massen leutselig gegen sie; weil ich nun eben die

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