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Aufwartung hatte, und also beständig hinter Ihro Hoheit Stuhl stand, so hörte ich wohl, daß die Kaiserin mit Ihro Hoheit von mir sprach, und unter andern auch fragte, ob ich des Generallieutenants Bergholz, welcher in hiesigen Diensten gestan= den, Sohn sen? Als Jhro Hoheit darauf ja geantwortet, sagte sie, en so habe ich ihn schon vordent hier gesehen. Ben diesen Worten kam der General Jagusinsky ins Zimmer, mit welchem die Kaiserin einen englischen Tanz anfing, welcher aus 8 oder 9 Paaren bestand, und sehr lang war. Die Kaiferin und die Prinzeßin setzten sich nieder, wenn die Reihe nicht an ihnen war zu tanzen, um ein wenig wies der auszuruhen. Unter dem Tanz kam der Kaiser, und da er sehr aufgeräumet war, so fing er einen Tanz an, welcher ohngefähr wie in Deutschland der Kettentanz ist, und befahl allen alten Herren, die zugegen waren, selbigen mit zu machen. Sie fonnten es nicht abschlagen, und nahmen lauter junge Damen darzu auf. Der Kaiser tanzte selbst mit der Kaiserin, die übrigen aber, welche diesen Tanz mit tanzten, waren der Großadmira, der Großkanzler, der Vicereichskanzler, Tolstoy, Butterlin, der General Gallißin, der alte Dolgorucky, und noch ein Paar andere Alte mehr. Als dieser Tanz zu Ende war, fing der Kaiser gleich darauf einen pols nischen Tanz an, welchen die vorerwehnten Herren auch mit machen mußten, und wie dieser geendet war, der Kaiserin aber deuchte, daß die Alten noch nicht müde genug wåren, so nahm sie den General Jagußinsky abermals auf, und fing wieder an zu tanzen, mit dem Befehl, die andern, welche getanzet hätten, sollten wieder mit tanzen, welches denn auch geschahe. Allein wie sie mitten im Tanz begriffen waren, und der Kaiser solches merkte, sprang er zu, nahm die Kaiserin heym Urm, und ta zte mir ihr so lange, bis die alten Herren so müde waren, daß sie kaum ihre Füsse mehr nachschleppen konnten. Kurz darauf ward der auf Hochzeiten allhier gewöhnliche Abschiedstanz getanzet, und ging darauf die Gesellschaft aus einang der. Wie ich nun zu Hause kam, hörete ich von weitem Trompeter blasen, und da ich deswegen vor die Thüre ging, fahe ich, daß Braut und Bräutigam nach Hause gebracht wurden, und zwar in folgender Ordnung. Voran ritten dren blas fende Trompeter; darauf folgeten die zwölf Schaffer zu Pferde, und so kam der Marschall mit seinem Marschallstab in einer offenen vierräderigten Cariole, nach welchem Braut und Bräutigam in einem Wagen mit 6 Pferden bespannet folgeten, und nach ihnen viele mit 6 und 2 Pferden bespannete Wagen, in welchen die Hochzeitsleute führen, um die jungen Leute nach Hause zu bringen.

Den 13ten affen Ihro Hoheit des Mittags in ihrem Zimmer, des Abends aber bey Stamfen.

Den 14ten speisete der Generallieutenant Bonne des Mittags bey Ihro Hoheit; und blieb bis um 5 Uhr ben Hofe. Des Ubends offen Ihro Hoheit mit Stamke, Stenflicht, und wir bey dem Grafen Bonde, allwo wir aber erst um 11 Uhr zu Tische gingen, und bis 2 Uhr beysammen blieben.

Den

Den 15ten aß Mittags der General Allard bey Hofe, und Abends affen Ihro Hoheit beym Envoyé Stamken. Selbigen Tag war des Assessor Surlands Geburtstag, und da er dazu die meisten von unserm Hofe, als Negelein, Heckfau, Lieutenant von Bassewiß, Schulz, den Hofprediger, nebst Duwall und mich eingeladen hatte, sich auch sonst noch einige gute Freunde dazu einfanden, so machten wir uns um desto lustiger, da der geheime Rath von Bassewik, unser Hausherr, nicht zu Hause war. Der kaiserliche Legationssekretår kam auch von ohn= gefehr in unsere Gesellschaft, und betrunk sich so, daß er sich im Nebenzimmer in mein Bett warf. Ich sahe kein Mittel ihn daraus zu schaffen, und mußte mich also nach einem anderen Nachtlager umsehen, welches ich endlich bey dem Lieutenant von Bassewiß fand. Mit diesem meinem alten guten Freund schlief ich nun zum drittenmal in einem Bette zusammen, denn bey dem verstorbenen Herzog von Mecklenburg waren wir zusammen Pagen; bey seinem Bruder, dem jezigen Herzog, Officiers, und jezt zum drittenmal hier ben Ihro königlicje Hoheit.

Den 16ten affen Ihro Hoheit Mittags in ihrem Zimmer, und Abends beym General Stenflicht, allwo ausser ihnen niemand war, als Ahlfeld, Stamke, Bonde, der Wirth und ich, wir blieben auch ziemlich spåt bey einander. Anstatt der Debauches, die man sonst pfleget im Wein zu machen, machten wir heute welche in Bier, Wasser und Brandtewein; woben fich denn einige gar übel befan= den, indem Ihro Hoheir alle Gesundheiten in Wasser anfingen, und man mußte ihnen darinn Bescheid thun, weil nichts anders gegeben ward, ausser daß der Graf Bonde anstatt des Waffers Vier bekam. Da sich nun einige über das schwache Getränk heftig beschwerten, und ein Schälchen Brandtewein begehrten, so triegten wir solches auch, allein mehr als uns lieb war, jedoch bekamen wir nicht alle gleich viel, sondern nachdem ein jeder es vertragen konnte. An felbigem Abend wurden wir ein grosses Feuer gewahr, und da wir jemand ausgesandt, um zu vernehmen wo es wäre? so erhielten wir zur Antwort, es sen ein Schiff auf dem Strom nicht weit von der Festung durch Unvorsichtigkeit in den Brand gerathen.

Den 17ten speisete zum erstenmal der Graf Duglas bey Ihro Hoheit, welcher fo lange wegen Duel in Arrest gesessen, und von welchem schon vordem Erwehnung. gethan habe, und des Abends affen Ihro Hoheit beym geheimen Rath von Hespen, wo sie ungemein lustig waren. Un felbigem Tage speisete der junge Bestuschef (der ehestens von hier als Envoyé nach Schweden gehen soll, und welcher derselbige ist, den ich in Mecklenburg als Kammerjunker gekannt,) ben dem geheimen Rath von Bassewik, und bende find schon alte gute Freunde. In voriger Nacht fror es schrecklich, und scheinet es wohl, daß der Winter bald seinen Anfang recht neh

men wird.

Den

Den 18ten speisete ben Ihro Hoheit der Baron Mardefeld, der sächsische Minister, ́der Kammerherr Lefort, der Generalmajor lefort, welcher in hiesigen Diensten stehet, und der Generallieutenant Lascy, welcher noch nicht bey Ihro Hoheit gewesen, weil er erst neulich hier aus Finland angekommen, und derselbige ist, welcher in Schweden so grausam gebrannt hat. Da sich nun unter ihnen einige Weinliebhaber fanden, insonderheit der Baron Mardefeld, welcher ein überaus lustiger Mann ist, so ward auch viel getrunken, jedoch so, daß es zu ertragen war. Als sich nun die Gäste wegbegeben hatten, verfügten sich Ihro Hoheit nach ihrem Zimmer, und kamen den Abend nicht mehr aus. Un selbigem Tage war eine heftige Kälte, in welche man sich noch nicht recht zu schicken wußte.

Den 19ten. Die Kälte hatte in der Nacht dermassen angehalten, daß auch schon die kleinen Candle, die sich hin und wieder in der Stadt befinden, von Eis bebecket waren. Des Morgens wurde mir vom Herrn geheimen Rath anvertrauet, ich würde wohl mit den Pferden, die Ihro Hoheit nach Moscau senden würden, gehen müssen. Da nun des geheimen Raths von Bassewitz Tag war, die Herren Minister zu tractiren, und der Baron Mardefelb, wie auch der Kammerherr Lefort und der General Münnich Lust hatten, unfern Hofprediger zu hören, so tamen fie ́mit ihm nach Hofe, und da der Gottesdienst vorben war, fuhren fie wieder mit dem geheimen Rath weg, ben, welchem sich aber nach der Mahlzeit immer mehr Gäste einfanden, so daß die Gesellschaft gar stark warb. Da sich nun dort ver schiedene einfanden, welche schon ziemlich bezechet waren, unter andern der General Jagufinsky, der Major Romanzof von der Garde, der bekannte Lachlieutenant, und andre mehr: so wurde stark getrunken, indem solchen Gästen nichts abzuschlagen ist. Auf solche Weise wurden die Gefeße des neu eingerichteten Collegii wohl etwas überschritten, welches aber nicht zu ändern war, und fanden sich an selbigem Tage fast alle Fremde und Deutsche aus ganz St. Petersburg bey dem Herrn gehefmen Rath ein. Obgleich Ihro Hoheit des Morgens nicht öffentlich in der Kirche gewesen, noch des Mittags ausserhalb gespeiset hatten, weil es Dero Fasttag war, So fuhren sie doch gegen Abend zu dem Envoyé Stamken, von welchem zurück sie zum erstenmal im Schlitten in diesem Jahr gefahren sind. Deffelbigen Abends legte sich der Strom zu, wesfalls denn sofort heute noch der sogenannte Wttaschy oder geheime Knutmeister, des Abends ganz spåt mit einer Trommel fuhr, und einige Mannschaft längst den Straffen am Strom ging, mit klingendem Spiel, zum Zeichen, daß sich der Strom zugeleger habe, und noch niemand über denselben gehen sollte. Es ist hier der Gebrauch, daß er mit seinen Leuten, und der Kaiser selbst, die ersten seyn müssen, welche über das Eis gehen, wovon wohl dieses die hauptsächliche Ursache seyn muß, daß der Kaiser sich nicht eher über den Strom was gen wird, als bis er versichert ist, daß das Eis schon stark genug sey. Dahingegen wenn keine Wache an den Strom gesteller, und dieses Verbot nicht geschehen wäre, Büschings Magazin XIX. Theil. 3

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so würde mancher Wagehals sein leben darauf zusehen, welches boch nicht untek» bleiber.

Den '20ften. Des Morgens frühe marschirte der Witaschy wieder ben unserm Hause folgendermassen vorben. Er hatte eine Art von leinen Kittel an, auf wel chem in allen nur erdenklichen Sprachen der Name Witaschy mit schwarzen Buchs staben geschrieben stand, und einen Hut mit vier gewaltigen Hörnern auf, nebst einer Maschine in der Hand, welche in Form einer Wurst gemachet 'war. Warum nun selbiger den Namen von Witaschy hat, und woher er solchen bekommen? ist gar zu schmußig zu beschreiben, und überdem bekannt genug. Hinter ihm ging einer von den Kerlen, welche teine Haare weder auf dem Kopf, noch irgendwo an bers haben, und von dem Kaiser nur aus Rarität unterhalten werden. Selbiger trug eine grosse Fahne von Leinwand. Hinter ihm gingen zwen Tambours, und so famen vierzehn Kerle mit Schaufeln, Stricken und Boshacken, welche sich gegen dem Posthause über rangirten, und von welchen einer ordentlich mit seinem Boshacken borten die Wache hielt, bis daß das Eis anfing ein wenig stärker zu werden, und fie anfangen fonnten den Hauptweg über das Eis auszuhauen, und zu bahnen, indem solches ihr Amt ist, und sie dafür bezahlet werden. An selbigem Tage hatten Ihro Hoheit Kopfschmerzen gehabt, und gingen gegen Abend zum Grafen Bonde hinauf, bey welchem sie Thee trunken, und hernach ein Paar Stunden mit uns Karte spielten.

Den 21sten des Abends fing es wider alles Vermuthen heftig an zu thauen.

Den 22ften. Nachdem es die ganze vorige Nacht start gethauet hatte, wat schon viel Wasser auf dem Eise zu sehen, daher auch das Feuerwerk, welches auf bem Eise, gegen dem Posthause über, an der Kaiserin Geburtstage angerichtet wer ben sollte, auf der Wiese, gleich vor unsers Herrn Hause, aufgerichtet wurde. An selbigem Tage kam von Ihro Hoheit der Befehl aus, wer mit nach Moscau gehen, und wer hier bleiben sollte, unter welchen letzten der Generalmajor Stenlicht, der Brigadier Ranzau, der Envoyé Stamke, der Kammerjunker Hecklau, Duwal und ich waren. Ob nun gleich solche Zeitung uns allen gar nicht angenehm war, so mußten wir uns doch zufrieden geben, und des Herrn Willen gehorchen. Den Envoyé Stamken schmerzte es am meisten, weil alle fremde Minister am hiefigen Hofe, unter welche er sich noch zur Zeit mit rechnen mußte, mit nach Moscau folgeten, und er also von ihnen nicht gern der einzige seyn wollte, welcher hier nachbliebe. Des Mittags speiseten Ihro Hoheit mit den beyden Obristen und uns, indem keiner von den übrigen mehr bey Hofe zur Mahlzeit war nachgeblieben. Nach dem Essen kam ein Adjutant vom Fürsten Mentschifof zu Ihro Hoheit, um sie auf morgen Nachmittag einzuladen, indem es des Fürsten Geburtstag war. Derfelbige Adjutant hatte auch Ordre, sowohl unsere geheimen Räthe, als auch die freme

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ben Minister zu diesem Fest mit einzuladen. Kurz nachher, als ber Adjutant weg gegangen war, fam der junge polnische Graf Sapiha zu Ihro Hoheit, um seinë Aufwartung zu machen, welcher einen alten französischen Capitain mit sich brachte, Der ein sehr angenehmer Mann, und vermuthlich sein Gouverneur war. Selbiger versicherte, daß der Fürst Mentschikof bey dem ersten hohen Wasser über 20000 Rubel Schaden gehabt hätte, welches ich auch schon von anders gehöret, und ist also leicht zu erachten, was das hohe Wasser in allem für einen unbeschreiblichen Scharen muß angerichtet haben, da der Fürst für seine Person allein so viel dabey gelitten. Des Abends assen Ihro Hoheit bey dem Grafen Bonde, (nach welchem allezeit das Effen aus Ihro Hoheit Küche gebracht wird,) woselbst Ahlfeld, Stenflicht, Lorch, und wir von der Wache, mit waren. Da aber der Herr, wider seine Gewohnheit, den Nachmittag ein wenig geschlafen hatte, und sich darnach gar nicht wohl befand, so blieben wir vor diesesmal nicht länger als bis 10 Uhr bege fammen.

Den 23ften. Da es die ganze Nacht und den vorigen Tag gethauet hatte, so war es dermassen glatt, daß man kaum gehen konnte, doch ging man noch über den Strom auf dem Eise, welches aber ganz mit Wasser überschwemmet war. Vormittags um 11 Uhr wurde die erste Probe von der Musik in des geheimen Raths Zimmer gemacht, welche Ihro Hoheit morgen der Kaiserin in aller frühe auf ihren Namenstag bringen wollten. Mittags speisete der Graf Kinsky bey Jhro Hoheit. Es wurde mir zwar vor der Mahlzeit von dem Obristen lorch angedeutet, Ihro Hoheit hätten sich anders bedacht, und ich sollte mit nach Moscau; allein diese Freude währete nicht lange, indem mir der geheime Rach von Bassewitz des Abends ankündigte, daß sich Ihro Hoheit abermals anders bedacht hätten, und ich follte jekt schlechterdings hier bleiben. Nachmittags begaben sich Ihro Hoheit zu dem Fürsten Mentschikof, auf die andere Seite des Stroms, mußten aber ju Fuß über den Strom gehen, weil man noch nicht über das Eis fahren konnte. Sie haben das Alexanderf-ft, als des Fürsten Namenstag, luftig zugebracht, es ist auch des Abends ben guter Zeit ein Feuerwerk angezündet worden, welches aber nicht weit her gewefen. Ich hatte mehr Vergnügen an der zweyten Wiederholung der erwehnten Mußit, welche heute Nachmittag geschahe, weil man hier zu lande felten dergleichen vollständige Musik zu hd en bekommt. Sie fing um 5 Uhr-an, und es wohnten derselben der hiesige junge Bestuschef, der Kammerherr Lefort, der Baron Lewold, der Baron Rönn, und verschiedene von unserm Hofe ben; es war auch der Hofprediger Remarius daben gegenwärtig, weil er ein grosser Liebhaber von der Musik ist, und selbst auf dem Clavier einen schönen Generalbaß schläget. Da nun diese Wiederholung fehr gut von statten ging, und die Musil mørgen ganz frühe vor sich gehen follte, die Musikanten von Graf Kinsky aber gar weit von uns abwohneten, und wir also befürchteten, fie mögten zu spåt kommen, so behielten

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