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wir sie bes Nachts in unserm Hause. Weil der geheime Rath von Bassewik der Abends mit dem Brigadier Ranjau frühe wieder zu Hause gekommen, so fand sich der General Jagusinsky mit dem Baron Lewold und mit dem Baron Rönn ben dem geheimen Rath Bassewiß ein, und sie blieben in Gesellschaft des geheimen Raths Hespen ziemlich lange ben einander. Es war der General Jagußinsky überaus aufgeräumt, und doch ganz nüchtern, da er sonsten ein Erzschwärmergeist ist, und die mehreste Zeit des Abends betrunken zu seyn pfleget.

Den 24sten des Morgens gegen 6 Uhr war unsere Musik schon ganz fertig, indem Ihro Hoheit gesonnen waren, gegen halb 7 Uhr zu der Kaiserin mit derselben zu gehen, weil der General Jagufinsky diese Zeit bestimmet hatte. Allein wie wir eben dahin gehen wollten, schickte Jagusinsko einen Boten zum geheimen Rach Bassewiß, und ließ ihm wissen, daß der Kaiser und die Kaiserin noch nicht ben der Hand wåren, und mögten Ihro Hoheit von der Gute seyn, und noch ein wenig warten; welche Zeitung eben nicht angenehm war, indem wir befürchteten, der Tag mögte bald anbrechen, Ihro Hoheit aber wollten die Musik noch im Dunfeln, mit Fackeln bringen, allein es tam bald ein zweyter Bote mit der fröligen Beitung, man konnte jest kommen. Also machten wir uns bald auf den Weg, und marschirten in folgender Ordnung nach dem laiserlichen Winterhaus. Ganz voran ging der Fourier, dem zwölf Soldaten folgeten, welche die Tische, Stühle und Leuchter für die Musik trugen; nach ihnen kan ich, um die Fackelträger auf dem Hofe in der Eile in Ordnung zu stellen, und so folgeten 20 Kerle mit Fackeln, welthe 2 und 2 zusammen gingen, und zwischen welchen Ihro Hoheit mit ihrem Gefolge gingen, und nach welchem die ganze Musik kam. Da wir nun auf den Hof kamen, stellete der Fourier in größter Eil die Tische gegen den Fenstern der Kaiserin über, und ich ordnete zur selbigen Zeit die Fackelträger, von welchen 15 in Ihro Hoheit Staatsmondur in einer Reihe vor der Musik stunden, und das Gesicht nach der Kaiserin Fenstern wandten, welche alle grosse Wachsfackeln in den Händen hatten, und die 5 Cavalierdiener ohne Mondur stellete ich hinter die Musik. Da nun schon die Noten auf den Tischen festgeheftet lagen, und ein jeder Musikant, seine Stelle wußte, auch alle Instrumente schon vor dem Thor gestimmet waren, so fing auf einmal die Musik an, und war um so viel angenehmer, weil eben überaus stilles und Heiteres Werter war. Die Musik nun währete fast eine Stunde lang, und bestand aus 17 oder 18 Personen, welche alle auserlesene Leute, und unter welchens vor Ihro Hoheit Bedienten, 10 aber aus des Grafen Kinsky Hause waren. Wäh= render Musil standen die beyden kaiserlichen Prinzeßinnen vor ihren Fenstern, und höreten mit groffer Aufmerksamkeit in ihrem Nachthabit zu, zumal da sie fast näher ben ihrem, als der Kaiserin Fenstern war. Die älteste Prinzeßin ließ bey dieser Ge= legenheit genug spüren, daß sie eine grosse Liebhaberin von der Musik sen, denn sie Hielt fast beständig den Tact sowohl ́mit der Hand als mit dem Kopf. Ihro Hoheit,

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der

'ber Herzog, 'warfen zum öftern ihre Augen nach der Prinzeßin Fenster hinauf, welches denn auch nicht ohne heimliche Seufzer geschahe, indem der Herr eine grosse Hochachtung und unbeschreibliche Liebe für sie bey allen Gelegenheiten spüren läßt, und dieses sowohl in ihrer Gegenwart, als wenn er unter uns von ihr redet. Ehe wir es uns versahen, kam der Kaiser aus dem Hause, ging zu Ihro Hoheit, und umarmte sie herzlich, worauf er nach der Musik hinging, und das eine Ohr nach dem Tisch recht hinwandte; als er aber eine Weile hatte zugehöret, ging er mit starken Schritten vom Hofe weg. Währender Musik kam der General Jagusinsky aus der Kaiserin Hause, und redete mit Ihro königl. Hoheit sachte, man konnte aber wohl abnehmen, daß er von der Kaiserin an Ihro Hoheit wegen der Musik eine Danksagung brachte. Als die Musik zum Ende war, machten sich Ihro Hoheit wieder auf den Weg, und gingen mit ihrem ganzen Gefolge voraus, nach dem geheimen Rath von Bassewiß, und die Musik folgete mit den Fackelträgern nach. Der geheime Rath von Bassewiß ließ nun, mit Genehmhaltung Ihro Hoheit, an die sämmtlichen Musikanten, durch den Assessor Surland, (welcher die Capellmeisterstelle für diesesmal vertreten hatte,) ein Trinkgeld austheilen, welches sich auf 80 bis 90 Rubel belief. Nachdem Jhro Hoheit bey dem geheimen Rath Thee getrunken hatten, begaben sie sich wieder in ihrem Schlitten nach Hause. Der ge= heime Rath aber befahl, in Ihro Hoheit Namen, allen Cavalieren, sich gegen halb 10 Ühr in Gala in Ihro Hoheit Hause einzufinden, um welche Zeit wir denn auch insgesammt erschienen. Zwischen 10 und 11 Uhr fuhren Ihro Hoheit fin grössester Gala, in Begleitung von ihren sämmtlichen Cavalieren, nach der Kaiserin Winterhaufe, um Ihro Majestät der Kaiserin zu ihrem Namenstage zu gratuliren. Es mußten der Obristlieutenant von Saldern und der Major Eder in Strümpfen und Schuhen, nach der Wiener Mode, ben Ihro Hoheit Wagen anreiten, womit sie aber nicht recht zufrieden waren, indem es ziemlich kalt, auch für die Galakleider nicht vortheilhaft war. Da wir nun nach der Kaiserin Winterhause gekommen waren, empfing uns daselbst der General Jagusinsky, und führte uns nach der Kaiserin Vorgemach, wo wir eine grosse Gesellschaft vorfanden, und eine Weile warten mußten, bis die Kaiserin kam, und Ihro Hoheit ihre Gratulation ablegen konnten. Weil die Kaiserin nach der Kirche gehen sollte, so hatte sie nicht lange Zeit, sondern beurlaubte sich bald von Ihro Hoheit, welche ihr gewöhnlichermassen die Hand fuffeten, worauf alle unsere Cavaliere und verschiedene andre Anwesende eben dasselbige thaten. Nach der Mohlzeit stelleten sich Ihro königl. Hoheit, um 5 Uhr ohngefähr, auf dem Posthause ein, wo das Fest sollte gehalten werden, und fo bald als die Herrschaft gekommen war, sette sie sich auch gleich zu Tische, und trunken ziemlich stark, woran Ihro königl. Hoheit ziemlich viel Antheil nahnken, Die Gesundheit der Kaiserin ward aus einem gar grossen und vollen Deckelglase getrunken, und von dieser Gefundheit machten sich Ihro Hoþeit selbst zum Mars

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Schall.

seball. Denn so bald Jhro Majestät der Kaiser felbiges Glas angefangen, und es Ihro Hoheit zugebracht hatten, nahmen sie es, und schenkten es mit eigener Hand fast ganz voll, und wenn Ihro Majestät der Kaiser, welcher nicht haben wollte, baß fie so viel trinken sollten, fie in ihrem Vorhaben nicht gestöret hätten, würden sie solches, aus Hochachtung für die Kaiserin, gewiß ganz voll eingeschenket haben. Als sie es ausgetrunken hatten, nahm der Kaiser das Glas, ging damit zur Kaiferin hinein, und wies, wie Ihro Hoheit solches für sie ausgetrunken, schickte es barauf gleich wieder zurück, mit der Ordre, es sollte von der ganzen Gesellschaft. voll ausgetrunken werden. Daher nahmen Ihro Hoheit das Glas, und gingen mit demselben selbst herum, lieffen es in ihrer Hand voll einschenken, und einen jeden von der ganzen Gesellschaft rein austrinken. Wie nun die Gesundheit herum, und dem Kaiser, welcher sich bey der Kaiserin befand, berichtet war, daß Ihre Hoheit solches auf die gedachte Art an dem Cavaliertisch befördert hårten, liessen Ihro Majestät der Kaiser es alsobald zu sich hineinbringen, und mußten alle Das men es auch in gewisser Masse austrinken, daher denn auch einige meist ihren Rest davon befamen. Die Tische waren diesesmal so gut und ansehnlich beseßet, als es ben unserer Zeit noch niemals geschehen, ja die Cavaliertische waren gar mit Confis turen befeßet, welches ich noch auf keinem Fest allhier gesehen, und die Weine waren auch alle sehr gut. Nach aufgehobener Tafel wurde getanzet, und des Abends auf der grossen Wiese, gegen dem Posthause über, ein artiges Feuerwerk abgebrennet. Alfo ward dieses Fest, in Gegenwart der ganzen Herrschaft, bis um halb 2 Uhr in der Nacht gefevert, welches denn mit um so viel mehrerm Vergnůgen geschahe, da die ganze hohe Herrschaft an selbigem Tage überaus wohl aufge

räumet war.

Den 25sten affen Ihro Hoheit in ihrem Zimmer, und des Abends beym Gra fen Bonde.

Den 26ften ließ mich der Graf Bonbe bes Morgens zu sich fordern, und da ich zu ihm lam, fand ich einen Bandoschik ( also werden die Cosakschen Jungen und Kerle genannt, welche aus der Ukraine kommen, und auf einer Bandur spielen, und dazu singen,) von der Fürstin Tschirkaßin, welchen der Graf hatte zu sich kommen lassen, um von ihm einige lustige rußische Lieder zu lernen. Weil aber seine Stimme nicht die beste war, der Graf auch nicht leicht eine Melodie fasen kann, so bat er mich, so lange mit dem Jungen zu fingen, bis daß ich die Melodie eines Liedes, welches er sich ausgesuchet, gefasser hatte. Der Graf schrieb mir auch den rußischen Text mit lateinischen Buchstaben; worauf wir alle dren, nemlich der Graf, der Bandoschil und ich, lustig anfingen, folches mit einander zu fingen, es auch so lange fortseßten, bis daß wir die Melodie vollkommen gefaffet hatten. Da nun Jhro fonigl. Hoheit (welche unter dem Grafen Bonde wohnen,) solches unten gehöret, und das Wort Luilli, welches gar oft in diesem Liede wiederholet wird, genau bemers

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Let hatten, so sandten fie einen Kammerlaquaien herauf mit einem Billet, auf wels chem geschrieben stand, bonjour Meffieurs les (Luillis, und daß nur darum, damit der Kammerlaquai sehen sollte, wer oben wäre, und sänge. An selbigem Tage warb des Major Romanzof Kind getaufet, welcher Handlung derf Kaiser und die Kaiserin mit beywohneten. Es nahmen auch die hier gewöhnlichen Winterver sammlungen bey ihm den Anfang. Da aber Ihro Hoheit aus Versehen des Polizeymeisters solches nicht war angefaget worden, so fanden ilsie sich auch das felbst nicht ein, sondern paßirten ihren Abend bis spåt in die Nacht bey dem En voyé Stampen.

Den 27sten ließ der Obristlieutenant von Saldern mich 'ersuchen, die Wache für ihn zu thun, weil er nicht wohl, und der Major Eder auch in einigen Tagen nicht ausgekommen war. Der zweyte war mit dem Pferde gestürzet, und hatte das von eine dicke Nase bekommen. Ich verfügte mich also zu rechter Zeit nach Hofe, allein der Kammerjunker fand sich nicht wenig beleidiget, daß der Obristlieutenant folches von ihm nicht begehret hatte, und daß ich mit ihm sollte gleiche Dienste thun; woran ich mich aber gar nicht kehrete, und der Obristlieutenant noch viel weniger. Des Mittags aß der Kammerjunker Bestuschef, der mit dem ehesten nach Schweden gehen wird, und der Graf Pohlus (welcher Lieutenant von der schwedischen Garde ist, und viele Jahre hier gefangen gesessen hat,) ben Ihro Hoheit. Da nun beyde gekommen waren, um Abschied zu nehmen, so wurde mehr als gewöhnlich getruns fen. Es befam ber Graf Pohlus beym Abschied einen schönen silbernen Degen von Ihro Hoheit zum Andenken. Des Abends affen Ihro Hoheit beym General Stenflicht, (wohin ich auch folgen mußte,) wo sie sich denn gar wohl befanden, und unter andern auch die Zeit mit Mariage spielen zubrachten, welches sie noch niemals gespielet hatten, und ich sie lehren mußte.

Den 28sten war Versammlung bey dem Großadmiral Apprarin, dahin fich auch Ihro königl. Hoheit um 5 Uhr verfügten, und den Kaiser in gar grosser Gesellschaft vorfanden; von Damen aber war niemand da, weil der Großadmiral nicht verheyrathet ist; wenn aber die Gesellschaft ben einem verheyratheten Mann gehalten wird, und seine Gemalin zugegen ist, so stellet sich fast alles hiesige Frauenzim mer ein, und wird alsdenn auch getanzet. Ich für meine Person fand diese Ge sellschaft ohne Damen unangenehm, indem die Mannspersonen nur sprechen, Schach fpielen, Taback rauchen, und trinken; ich merkte auch wohl, daß Ihro Hoheit auch einigermassen die Zeit lange währete. Jedoch liessen sie sich nichts merken, und blies ben da, bis der Kaiser weg war, welcher an felbigem Tage gar sehr in Gedanken war, und beständig mit einigen von den alten Herren ernsthaft sprach; er empfing aber Ihro Hoheit bey ihrer Ankunft gar gnådig, füsfete sie, und bat sie, sich ber ihm niederzuseßen, allwo sie denn auch so lange sitzen blieben, bis daß der Großaðmiral kam, und Ihro Hoheit ersuchte, in ein Nebenzimmer zu kommen, um ein

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wenig zu essen, dahin sie sich denn auch mit dem Fürsten von der Wallachen und
verschiedenen andern verfügten, allwo sie denn eine wohl servirte, aber dabey nach
hiesiger Landesart gar zu stark mit Speisen, insonderheit auf einander liegenden
Braten, besetzte Tafel vorfanden, an welche sie sich sekten, und insgesammt zeigten,
daß es ihnen an Appetit nicht fehle. Als der Kaiser benachrichtiget wurde, daß es
schon 11 Uhr sen, (denn die Gesellschaften dürfen nicht länger nach den Gesetzen
währen,) so stand er auf, und nachdem er erst eine Weile mit einem alten Narren,
welcher bey dem Großadmiral ist, gescherzet, und von demselben hundert Poffen
angehöret, (denn dergleichen höret er noch jest gern an, um sich von strengen Ge-
schäften zu erholen,) so nahm er endlich Abschied, und fuhr davon, worauf Ihro
Hoheit und die übrigen von der Gesellschaft auch bald seinem Erempel folgten. Ihro
Hoheit fuhren von der Gesellschaft nur auf einen Augenblick nach Hause, um ihren
Schlitten anspannen zu lassen, und so bald er fertig war, seßten sie sich mit dem
Grafen Bonde in denselben, und befahlen mir, hinten aufzusteigen, und so fuhren sie
zu dem General Stenflicht, welchen sie schon im Bette antrafen. Er mußte aber
aufstehen, und mit uns zum Envoyé Stamken gehen, welchen wir auf gleiche
Weise aufzuwecken im Sinne hatten, indem es Ihro Hoheit noch zu zeitig war, zu
Bette zu gehen. Weil aber der Etatsrath Stamke von unserer Wisite Wind befom-
men, so hatte er alle seine Leute mit grossen Stangen vor die Thür des Hauses gez
stellet, und er selbst lag im Berte mit Hosen und Strümpfen, hatte in einer jeden
Hand eine Pistole, und wollte, als wir in das Zimmer traten, zum Bette heraus
springen, welches wir aber verhinderten. Ihro Hoheit fragten ihn, was solches
alles bedeuten sollte? Er gab zur Antwort, er hätte einen ungewöhnlichen Lärm in
seiner Nachbarschaft gehöret, (denn der General Stenslicht wohnete gleich neben
ihm an,) und befürchtet, es würden daselbst Rosboniken eingefallen fenn, welche
ihm auch zusprechen mögten, wider welchen Anfall er denn diese nöthigen Sichers
heitsanstalten gemacht habe; jest aber, da ihm die unverhofte Gnade wiederführe,
Ihro Hoheit so spåt bey sich zu sehen, wäre er nicht wenig erfreuet, und wollte
also die Furcht, in welcher er geschwebet, fahren lassen. Worauf Ihro Hoheit
antworteten, sie hätten auch einen Lårm gehöret, und da sie gemeynet, daß solcher
bey ihm sen, so wåren sie gekommen, um ihm benzustehen, hätten aber niemand
fremdes vorgefunden. Inzwischen befahlen Ihro Hoheit uns sachte, alles wegzu=
nehmen, was wir fänden, um das, was er sich anstellete vermuthet zu haben,
in der That zu erfüllen. Nachdem wir nun ein ziemliches in größter Eile erbeutet
hatten, begaben wir uns auf den Weg, und gingen wieder zum General, wo
wir noch eine Weile fassen, und Thee trunken.
Ehe wir es uns aber versahen,
kam Stamke, und klagte, die Rosboniken wären doch heimlich eingeschlichen, und
hätten ihn bestohlen; worauf wir erwiederten, wir hätten welche auf der Straffe
angetroffen, und ihnen ihre Beute weggenommen, wofern sie ihm zukomme, sollte

er

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