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heit auf, und banden sich eine Serviette längst der Achsel herunter, (zum Zeichen, daß sle jeke Marschall dieser Gesellschaft seyn wollten,) fingen verschiedene Deckelgläser an, und überreichten sie anfänglich mit eigener Hand einein jeden, nochher aber nahs men sie den Major Eder zum Schaffer, und da dieser das Ummt nicht allein bestreis ten fonnte, weil lustig herum getrunken wurde, so mußte ich aufstehen, und auch die Schafferstelle vertreten, mir auch alsobald eine Serviette um den Arm binden, zum Zeichen, daß ich Schaffer sen. Als schon viel getrunken war, lieffen Ihro tos nigl. Hoheit das größte Deckelglas holen, welches sie im ganzen Hause hatten, schenkten solches ganz voll, und brachten es dem Envoyé Stamken felbft zu, auf die Ge sundheit von hinten und vorn gleich, worunter die Gesundheit der åltesten kaiser= fichen Prinzeßin Anna verstanden wird, weil die Buchstaben ihres Namens hinten und vorn gleich find. Ihro Hoheit hatten aber vorher ein Paar Bouteillen Wein stark mit Wasser vermischen lassen, von welchem Wein ich ihnen selbst, dem Obristen Lorch und dem Grafen Bonde unvermerkt einschenken mußte, denn Ihro Hoheit icho= nen bey allen Trinkgelegenheiten diefer beyden Herren, weil Graf Bonde Bluf penet, so bald er ein wenig viel trinket, und weil dem Obristen Lorch der Wein zuwider ift, noch vielmehr aber ein grosses Glas, aus welchem wider seinen Willen zu trinken ihn kein Mensch bewegen kann. Die andern von der Gesellschaft mußten allerseits, ja sogar wir Schaffers mit, diese Gesundheit mit puren Wein und ganz vollem Glase trinken; und obgleich der Herr von Ahlfeld den ganzen Abend die Erlaubniß gehabt, Tifane zu trinken, weil er sich nicht wohl befand, und eine Zeitlang her ziemlich starke Debauchen, wiewohl zuweilen wider seinen Willen, ges macht hatte, so mußte er doch diesesmal, gleich uns andern, in dem starken Burs gunderwein die gedachte Gesundheit mit trinken; Ihro Hoheit gingen selbst herum, und überreichten ihn einem jeden, schmeckten ihn aber vorher allemal, ob er auch. unvermischt sen. Damit nun die Gesundheit desto geschwinder herum gehen mögte, so lieffen Ihro Hoheit den Fuß von dem grossen Glase abschlagen, daß man es nicht niedersehen konnte, fondern es so lange, bis es ausgetrunken war, in der Hand halten mußte. Hierauf wurde von dem Herrn von Ahlfeld Jhro Hoheit eine Ges sundheit zugebracht, welche, wie ich vernahm, des Herrn von R. seine war, benn ob er gleich solche Ihro Hoheit auf eine geheime Weise zubringen wollte, so hörete ich es doch wider sein Bermuthen; worauf aber Ihro Hoheit anfingen mit dem Kopf zu schütteln, und ihm laut zu sagen, diese besondere Gesundheit ge= höre nicht hieher; Herr von A. erwiederte, man hätte ja feine und seiner Familie Gesundheit getrunken; allein Ihro Hoheit antworteten darauf, das wäre eine ganz andere Sache. Endlich wurde die Gesundheit doch getrunken, und genannt die Gefundheit in Gedanken, daher benn wenige waren, welche merken konnten, was unter felbiger verstanden werbe. Nach der Mahlzeit wurden unsere benden rußischen Lieder (als Stopotski poftolisku und Pobora godilla) lustig herum gesungen, wobey wir

Denn

denn auch nicht verfäumeten, viel herum zu springen, und auf dem Tisch stehend, ein Gläschen oder ein Paar auszuleeren. Auf welche Weise wir denn unsere Zeit bis halb 2 Uhr hinbrachten, und uns recht wohl belustigten. Da nun Jhro königl. Hoheit sich wegbegaben, ich aber einen Weg mit dem Herrn Conferenzrath zu gehen hatte, weil wir nicht weit von einander wohneten: so fing er unterweges an, mich zu überreden, auf einen Augenblick mit ihm zu dem Envoyé Stamken zu gehen, wozu ich mich denn auch bereden ließ. Als wir des geheimen Raths Tolston Haus vor= ben gingen, wurden wir gewahr, daß der Kaiser mit den sämmtlichen Rittern ben felbigem war, und sich daselbst recht belustigte; welches denn uns beyde' um so viel mehr zu unserm Vorhaben ermunterte. Da wir nun zum Envoyé tamen, so war selbiger noch nicht einmal zu Hause, indem er den General Stenflicht erst nach Hause gebracht hatte. Ben seiner Ankunft machte er grosse Augen, als er uns vorfand. Da nun Herr von Uhlfeld, wenn er zu trinken angefangen hat, weder wieder aufhören kann, bis er seinen Rest hat, noch nach Hause zu bringen ist; so sandre er einen seiner Leute zum Generalmajor Stenflicht, und ließ selbigen aus dem Bette im Schlafrock nach dem Envoyé, seinem nächsten Nachbar, holen, denn er fand, daß der Envoyé schon so viel getrunken hatte, daß er ihm nicht mehr, so wie er wohl wollte, Bescheid thun konnte. Da es nun den Generalmajor verdroß, daß er ihn im Schlaf gestöret hatte, aber auch wußte, daß wenn er nicht zum Envoyé Stamten hinginge, er doch keine Ruhe in der Nacht vor dem von Ahlfeld haben würde, so fam er, und brachte sein grosses ungeheures Glas mit sich, welches er von dem Herrn Baron Mardefeld geschenkt bekommen, in welches, über anderthalb Bouteillen Wein gingen, und welches er die Cause nennete, Er wußte wohl, daß er mit demselben den von Ahlfeld am geschwindesten voll machen, und sich vom Halse schaffen würde; ließ es also ben seiner Ankunft meist voll schenken, und brachte es zum Willkommen dem Herrn von Ahlfeld zu. Der Generalmajor, welcher in Riga auf Ueberrebung des Kaisers erst wieder angefangen hat Wein zu trinken, nachdem er 16 Jahre lang keinen geschmecket hat, kann nun so grausam trinken, daß er sich fast bey allen und jeden dadurch furchtbar gemachet hat. Er trunk nun bas Glas in größter Eile aus. Weil aber der Envoyé sich heimlich aus dem Staus be gemacht hatte, und zu Bette gegangen war, so brang er in desselben Schlafe fammer hinein, und ließ währender Zeit, da getrunken ward, seine Leute lustig auf ihren Giffchörnern (welche sie beständig ben sich haben müssen, wenn er voll ist,) blasen, welches denn in einem so kleinem Zimmer einen grausamen Lårm machte. Der Conferenzrath Ahlfeld trunk das groffe Glas aus, brachte aber eine geraume Zeit damit zu, denn er trinkt sehr langsam, wenn er schon meist voll ist. Ich lam noch ziemlich gut davon, weil ich vorher mit den Leuten verabredet hatte, daß sie mir halb Wein und halb Wasser einschenken sollten, Ich schlich mich auch nach

Mitternacht, etwa um 3 Uhr, weg, Stenflicht und Uhlfeld aber blieben bey dem Envoyé, ju deffelben Uebung in der Geduld, bis 6 Uhr.

December.

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Am isten. Als Ihro Hoheit von der Säuferen in der verwichenen Nacht gehöret hatten, lieffen sie durch Bonde dem Ahlfeld und den andern beyden Herren barüber einen Verweis geben. An felbigem Tage speiseten Ihro Hoheit in ihrem Zimmer, und kamen nicht aus, des Mittags aber hatte der geheime Rath von Bassewiß den holländischen Residenten (jeßt seinen nächsten Nachbar) mit deffen Frau, und den geheimen Rath von Hespen, bey sich zur Mahlzeit, mit welchem er nach dem Essen zu dem Obristen Hennings fuhr, um demselben und feiner Frau die Visite zu geben. Dieser Obrister ist ein Deurscher, und hat die Aufsicht über die Gewehrfabrik zu Olonek, woselbst auch ein Gesundbrunn ist. Der Kaiser pfleget oft dahin zu reisen. Währender Zeit daß der geheime Rath ausgefahren war, fam der Conferenzrath, der Envoyé, der Generalmajor und der Brigadier Ranzau, welche sich eine Weile bey Surland und mir aufhielten, um den geheimen Rath zu erwarten; da er aber zu lange weg blieb, und Ihro Hoheit an dem Abend in ihrem Zimmer allein bleiben wollten, so begaben sie sich nach dem Envoyé Stamken, um dorten den Abend mit einander zuzubringen, weil sie sonsten nirgends hin zu gehen, nech etwas anzufangen wußten. Der geheime Rath tam des Abends sehr zeitig wieder nach Hause, und als er hörete, daß die ganze Gesellschaft ben Stamken sen, so befahl er Surland und mir, daß wir uns wieder ankleiden, und ihm nach welches auch sogleich geschahe. Der Envoyé von Etamfen folgen sollten, Stamke und die ganze Gesellschaft, welche noch durch Negelein war verstärket worden, freueten sich nicht wenig, den geheimen Rath von Baffewih einmal so allein in ihrer Mitte zu sehen, denn es hatte sich solches in langer Zeit nicht zugetra= gen, theils weil Ihro Hoheit eine Zeitlang her fast alle Abend in ihrer geschlossenen Gesellschaft gewesen, welche aus ihnen selbst, Ahlfeld, Stenflicht, Stamfen und Bonde bestehet, der aber der geheime Rath aus erheblichen Ursachen gar keine Luft gehabt mit beyzuwohnen, theils weil ihn die Verbindung mit den fremden Ministern, welche viermal in der Woche, nämlich des Sonntags, Dienstags, Mittewochs und Donnerstags, zusammen kommen, davon abgehalten, theils weil an andern Tagen gemeiniglich etwas zu thun vorgefallen war. Der geheime Rath fing an, von bem groffen Deckelglase zu sprechen, welches gestern so lustig berum gegangen war; und da der Generalmajor es holen ließ, und dem geheimen Nach zeigte, wie weit voll wir selbiges ausgetrunken håtten: so sagte der geheime Rath, en so lassen sie es uns auch einmal mit einander versuchen. Da wir nun allerseits damit zufrieben waren, so begehrte der geheime Math Wein, und schenkte selbiges Glas meist

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zum dritten Theil voll ein, brachte es einen von der Gesellschaft, und frank es in gröffester Geschwindigkeit aus, denn der Ansatz ist bey ihm gut, und er fann den Wein gut vertragen. Weil ich aber befürchtete, daß es bey diesem Glase nicht bleiben mögte, ich mich auch von gestern noch nicht erholet hatte, so begab ich mich heimlich weg, ehe das Glas an mich kam; wóran ich denn auch nicht übel that, weil doch ein kleiner Rausch, und daraus zuleßt zwischen Uhlfeld und Stenflicht ein ziemlich starker Zant entstanden.

Den 2ten wurde die verlangte Liste von den für Ihro Hoheit Gefolge nöthigen Pferden zur Reise nach Moscau vom geheimen Rath von Baffewiß dem KammerHerrn Nariskin überreichet, indem selbiger sie dem Kaiser zeigen, und zu den Pferden Anstalt machen wollte. Des Mittags affen Ihro Hoheit in ihrem Zimmer, und des Nachmittags legten der geheime Rath_von Bassewiß, der Envoyé Stamke und der Kammerrach Negelein den Zwist gänzlich ben, welcher gestern zwischen dem von Ahlfeld und dem Generalmajor Stenflicht entstanden war, so daß sich dies felben wieder mit einander vertrugen, und Ihro Hoheit nichts davon zu wissen bePamen. Ihro Hoheit hatten ihre gewöhnliche Abendgesellschaft wieder nach Stenflicht hin beschieden. Da sie nun sehr aufgeräumet waren, und wir nach der Mahlzeit unsere rußischen Lieder sangen, so sagte der Envoyé Stamte, welcher ohnlångst die Erlaubniß bekommen hatte, mit nach Moscau zu gehen, es wäre doch Schade, daß sie ihren Kapellmeister nicht mit nach Moscau bekåmen; (worunter er mich verstand, weil ich diese rußischen Lieder am besten weiß, und anfangen muß;) worauf Ihro Hoheit antworteten, es wäre ihnen auch leid, daß ich nicht mit låme, fie könnten es aber nicht åndern, es mögte nur niemand weiter davon reden. fuhren gegen 12 Uhr nach Hause.

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Den zten. Da Ipro Hoheit die vorige Nacht nicht wohl geruhet, und desfalls lange geschlafen, auch diesen Morgen etwas zu thun hatten, so ging die Pres digt nicht eher als gegen 2 Uhr an, weswegen es denn auch bis gegen 4 Uhr sich verzog, ehe wir zu essen bekamen. An felbigem Tage tractirte der Herr Envoyé Scamle die fremden Minister, und verschiedene von unserm Hofe. Des Abends fuhren Ihro Hoheit nach der Versammlung bey dem Fürsten Mentschifof, aus welcher aber schon sowohl der Kaiser als die Kaiferin wieder weggefahren waren, ehe Ihro Hoheit hinkamen. Ben ihrer Ankunft ist man eben in Begriff gewesen,' die goldene Toilette und das filberne Service zu besehen, welche für die Prinzeßin Anna aus England verschrieben, und erst neulich hier angekommen waren. Beyde follen sehr schön und kostbar seyn.

Den 4ten machte sich die Bagage, welche mit dem Capitain Schulz voran gehen soll, fertig, um den Abend, nach empfangenen Pferden weggehen zu föɑnen. Vor der Betstunde kam der französische Envoyé Camperdon zu Ihro Hoheit, und abergab ihnen einen Brief vom Regenten aus Frankreich. Als er weg war, tam Bushings Magazin XIX, Theil.

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Der

der Graf Vohlus, um noch einmal von Ihro Hoheit Abschied zu nehmen, weil er wiber Vermuthen sich hier so lange noch aufhalten müssen. An diesem Tage vers trauete mir der Kammerlaquais Middelburg, daß er glaube, ich würde noch mit mach Moscau kommen, denn er habe etwas davon gemerket.

Den sten kam der Kammerherr Nariskin des Morgens zu dem geheimen Rath, und sagte, jes könnten jekt, so lange die Herrschaft noch hier fen, keine Pferde gegeben werden, es wäre auch unmöglich, bey dieser Reise des ganzen Hofes und aller Minister, Ihro Hoheit so viel Pferde zu verschaffen, (als fie be= gehrten, sondern man würde höchstens 75 bis 80 Stücke aufbringen können. Es wurden also die Wagen wieder abgepacket, und man meynete, daß noch wohl viele Beorderte würden zurück bleiben, und eine andere Liste gemachet werden müssen, daß auch diejenigen, welche mit gingen, ihre Bagage würden mindern müssen, weil man weit weniger Pferde bekommen würde, als worauf man Staat, und die Eintheilung für einen jeden gemachet habe. Da nun Jhro Hoheit vom Herrn ge= heimen Rath gefraget wurden, ob denn wohl erlaubet wåre, wenn jemand von Ihro Hoheit Leuten Lust hätte, auf eigene Kosten aus Neugierde nach Moscau zu folgen, folche Reise zu unternehmen? und Ihro Hoheit darauf ja antworteten, so fagte der geheime Rath von Bassewiß an selbigem Tage zu mir, ich sollte mich nur zufrieden geben, und mich einigermassen unter der Hand zur Reise anfchicken, inbem Ihro Hoheit vergonneten, auf seine eigenen Kosten nach Moscau zu reisen, welche Kosten eben so groß nicht wåren; sie wollten auch schon die Unstalt machen, daß ich Pferde gemiethet bekäme, und ihnen bald folgen könnte. Unterdessen follte ich mich gegen niemand etwas davon merken lassen, weil sich sonst viele finden mögten, die auf diese Art zu reisen Erlaubniß verlangten, welche aber Ihro Hoheit nicht gerne geben würden, und also leicht erfolgen könnte, daß niemand solche Ers laubniß erhielte. Ueber diese Nachricht freuete ich mich nicht wenig, weil ich ungemein begierig war, Moscau zu sehen. Un selbigem Tage waren Ihro Hoheit des Abends in der Gesellschaft, welche ben dem Großkanzler Golloffin gehalten wurde, wohin ich aber wieder nicht mit lam, weil ich nicht die Wache hatte.

Den 6ften war der Namenstag des Conferenzraths von Ahlfeld, an welchem fich Ihro Hoheit nicht wenig belustigten.

Den 7ten waren Ihro königl. Hoheit bey dem kaiserlichen Minister, Grafen Kinsky, zur Mahlzeit, allwo eine Gesellschaft von mehr als 20 Personen gewesen, und wo sie sich sollen gar wohl divertiret haben.

Den 8ten ward Jhro königl. Hoheit des Morgens durch der Kaiferin Stallmeis fter von der Kaiserin ein überaus schöner, groffer und wohl gemachter Schlafschlitten für zwey Personen zum Geschenk gebracht, welcher sehr bequem zur Reise, und wie eine Kutsche mit Fenstern auf beyben Seiten versehen war, so daß man auch gar einen guten Morrach von Speisen und Getränk darinn mit sich führen fonnte. Es

waren

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