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nun auch in selbiger Kate schlafen wollte, weil mehr als 50 von den armen Bauren daselbst eine geraume Zeit mit ihren Vorspannpferden gewesen waren, und diesen Ort mit kleinen lebendigen Thierlein wohl versehen hatten, so mußte mich boch bequemen, daselbst mein Lager aufzuschlagen, indem es sehr regnete, ich auch fönsten nirgendswo unterkommen fonnte. Ich ließ mir gleich ben den Pferden an eine Streu machen, und befahl, das wenige Gras, welches wir noch zu allem Glück auf dem Wagen mitgebracht, den Pferden zu geben. Des andern Morgens befant endlich für Geld und gute Worte so viel Gras, als nothdürftig ge= brauchte, ich aber mußte mich mit Milch und einigen Erern behelfen, weil sonst nichts zu essen zu bekommen war. Ich wurde anfänglich zwar vertröstet, daß in der nicht weit davon liegenden Glashütte, welche der Kaiserin zugehörete, etwas zu bes Tommen wäre, es war aber vergebens, indem dorten eben so wenig als auf der Postirung zu erlangen war. Es wurde auf selbiger Glashütte alle An= stalt gemacht, um noch denselbigen Abend vor Ihro Majestår der Kaiserin, wels che eben erwartet ward, arbeiten zu können. Es wird daselbsten jährlich eine grosse Menge von Bouteillen, wie auch von grossen Fensterscheiben, und von allerhand anderen kleinen Gläsern, verfertiget, und soll der Kaiserin solches ein Confiderables einbringen. Als ich wieder zurück nach meinem Quartier fam, fand ich in einer nahe daben stehenden Scheune einen alten rußischen Edelmann, welcher da gleichfalls die Zarin erwartete. Als er mich erblickte, und schon von einem von den bey mir habenden Knechten erfahren hatte, wer ich sey, so nothigte er mich zu sich, und präsentirte mir ein Schälchen Brandtewein, welches ich aber durch vieles Kopfschütteln refufirte, weil ich nicht anders mit ihm reben konnte, auch ohnebem wohl wußte, daß es nur ein gemeiner Kornbrandtewein sey. Als wir nun eine Zeitlang uns angesehen, wie die Kuhe das neue Thor, denn sein Rußisches und mein Deutsches lam gar nicht überein, so fragte er mich in seiner Sprache, ob ich ein wenig mit ihm in Karten spielen wollte? wel ches für mich lauter Hebräisch war, indem ich eher nicht verstand, was er haben wollte, als bis daß er die Karten hervorkriegte, und mir selbige zeigte, und sagte, Iswollifch, welches ich dann nach gerade anfing zu begreifen, weil mir das Wort Iswollisch (welches so viel sagen will als, belieben sie) nicht mehr unbekannt war. Nachdem ich nun curieux war zu sehen, was daraus werden würde, so sagte ich ja, welches er denn auch eben sowohl verstand, als ich sein Tswollisch, worauf wir uns dann beyderseits bey einem alten Stück vom Tisch niedersekten. Ich muß gestehen, daß Zeit meines Lebens nicht ungeduldiger gewesen, das Ende von etwas zu sehen, als ich den Augenblick war, wie er anfing zu geben, um zu erfahren was doch endlich vor ein Spiel daraus werden sollte; und ich hätte gern den Stallknecht, der etwas Rußisches verstehen konnte, hereinkommen lassen, um mir etwas zu verdolmetschen, wann ich nicht gewußt hätte, daß er nach der Glashütte gegangen wäre. Allein

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so bald er mir und sich nur 6 Karten gegeben, und eine ausgewählet hatte, so merkte ich gleich, daß solches Mariage seyn sollte, insonderheit da er gleich nach seinem ersten Stich die ächte Mariage aufiies. Dieses Spiel ging nun für uns beyde um so viel besser, da ich zu allem Glücke noch, seitdem ich aus St. Petersburg mit dem Herrn geheimen Rath_von Bassewiß gereiset, nicht vergessen hatte auf Rußisch zu zählen. Als er nun sagte, daß ich das Spiel eben so meisterlich wie er spielte, auch die Karten nach seiner Sprache wohl zu zählen wußte, so war er in der That auf das Spiel so begierig, daß er wohl bis an den andern Tag in eines weg gespielet hätte, wenn ich mir solches nur hätte wollen gefallen lassen. So bald wir nur ef= liche Spiele gethan hatten, kriegte er seinen Beutel hervor, und nahm zwey Cope= cken heraus, und gab mir zu verstehen, daß er, wenn ich wollte, darum spielen wollte, um zu sehen, wer was von einander gewonne? Es kam aber der Stallknecht und sagte, daß den Pferden schon ihr lehtes Futter gegeben wåre, und fragte, ob ich befohle, daß sie auch nun sollten anfangen zu satteln? da legte ich die Karten hin, und wollte weggehen, da er aber sein Geld nachzählete, und sahe, daß wir von einander nichts gewonnen hätten, so kriegte er mich bey dem Arm, und ließ mir durch den Stallknecht sagen, wir hätten von einander nichts gewonnen, ich mögte doch so gut seyn, und noch einmal spielen; welches ich ihm denn nicht abschlagen mogre. Als ihm nun das Glück dermassen favorifirte, daß er zwey ganze baare Copecken gewann, so nahm er selbige mit Freuden an, und wickelte sie in ein besonders Papierchen; und da ich ihn fragen ließ, warum er das thate? so antwortete er, die bey den Copecken sollten sein Lebelang nicht von ihm kommen, weil er solche mit Rechs von einem Fremden durch Karten gewonnen, der nicht einmal mit ihm hätte sprechen können. Nachdem nun zur Reise alles fertig war, begab ich mich wieder den Abend, als

den 20sten, von Schabina auf den Weg nach Kypenska, allwo ich noch ben guter Zeit ankam, indem selbige Postirung nur 22 Werste von der vorhergehenden entfernet war; auch sind die Werste zwischen Narwa und St. Petersburg viel kleis ner, als die jenseits Narwa nach Reval hin. Dieselbige Nacht kamen Ihro Majeståt die Kaiserin gleichfalls nach Kypenska hin, mit ihrer ganzen Suite, und blies ben da bis gegen den andern Mittag. Ich hatte dorten zum erstenmal wieder die Gnade, Ihro Majestät die Kaiserin zu sehen, seitdem ich das leßtemal die Gnade ge= habt, ihr vor meiner Abreise von St. Petersburg die Hand zu küssen, indem ich sie weder in Riga noch in Reval zu sehen bekommen. Als sie vorben fuhr, machte ich eine tiefe Reverence, worauf sie mir auf eine sehr gracieufe Art wieder mit dem Kopf dankte. Nachdem ich nun mit dem Bereiter des Fürsten Mentschifof Be= kanntschaft gemacht, (welcher da mit einigen Gespann Pferden lag, um Ihro Majeftat Kutsche bis ganz nach St. Petersburg auf allen Poftirungen mit neuen. frischen Pferden zu versehen, indem alles land von da bis auf 30 Werste von St.

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Petersburg dem Fürsten zukommen soll,) so bekam ich von ihr so viel Fourage, als ich nur immer nöthig hatte, denn er war ein Deutscher, und ein über die Massen gefäls liger Mann. Des folgenden Morgen, als

den 21sten, ritte ich um Glocke 8 von Kypensla, weil ich noch den Tag 2 Pestirungen machen wollte, um je eher je lieber von der verdrießlichen Reise abzutommen. Gleich hernach, als ich auf die erste Postirung gekommen, allme ich des Mittags füttern wollte, arrivirten Ihro Majestát, und stiegen mit Dero Damen in dem Stationshause ab, allwo sie sich nicht länger aufhielten, als bis daß sie ein wenig gegessen hatten, und die Pferde umgespannet waren. Gleich nachdem die Barin weggefahren war, kam der vorher erwehnte Bereiter zu mir, und sagte, er hatte augenblicklich von Ihro Durchlaucht dem Fürsten Mentschifof Ordre erhalten, alle Pferde auf den Postirungen so lange stehen zu lassen, bis daß Ihro königl. Hoheit der Herzog von Holstein kamen, und er sollte ihn eben auf dieselbe Weife durchführen, wie jeßt die Zarin; er würde sich also, so bald wie er nur die Zarin bis nach der letten Station begleitet habe, gleich wieder nach der ersten Postirung begeben, allwo wir die vorige Nacht gewesen wären. Er sagte mir auch, daß er von der Zarin mündliche Ordre erhalten, auf allen Postirungen Unstalt zu machen, daß ich alles gleich ohne Entgeld bekäme, was ich nur verlangte, auch mir zu sagen, daß ich nicht übel nehmen mögte, wenn ich nicht unterweges allerwärts so aufgenom= men wäre, als es wohl hätte seyn sollen; man håtte mich aber nicht gekannt, und auch nicht gewußt von wem ich wäre? Worauf er Abschied nahm, und der Zarin spornftreidis nachfolgete. Des Nachmittags ohngefähr um 5 Uhr begab ich mich wieder auf den Weg, und kam noch ben guter Zeit ins Quartier; allwo Gras und Hafer für die Pferde schon fertig lag, indem Jhro Majestät tie Zarın, wie sie in den Wagen gestiegen, noch dem Posteemmissarius persönlich arbefohlen, wann ich káme, mich wohl aufzunehmen, und es an niches fehlen zu lassen. Der Stall aber war zwar rein, aber so enge, daß aus Furcht, die Pferde mogten sich bey Nachtzeiten zu Schanden schlagen, die Hälfte unter freyem Himmel anbinden lick. Ehe ich zu Bette ging, kam der Bereiter schon wieder zurück, indem er die Kaiserin nur bis nach der nächsten Postirung begleitet hatte, weil sie ihm befohlen, gleich wieder umzukehren, und Ihro Hoheit mit eben so grossem Fleiß zu begleiten, als sie selbst. Den andern Morgen, als

den 22sten, reisete ich weiter von Caseewa nach Rypienne, allwo ich gegen Mittag, Gott sey Dank, gleichfalls gesund arrivirte. Es war aber dort gar kein Stall, also mußte ich die Pferde an den Zaun anbinden lassen, und da dorten nicht einmal einige Troge zu bekommen waren, so mußte ein Dragoner von da mit einigen Bauerwagen nach dem nächsten Dorfe fahren, und einige holen, daher es sehr lange dauerte, che wir welche bekamen. Hafer fand ich dort überflüßig, allein an Gras fehlete es mir, indem mir die Leute zuschwuren, daß auf s oder 6 Werste

her

herum nichts zu kriegen wäre. Also kam es mir sehr wohl zu paß, daß ich etwas weniges selbst mit auf dem Wagen gebracht hatte, denn ich gebrauchte allezeit die Vorsicht, etwas weniges mit aus dem Quartier mit zu nehmen, um es den Pfer den so lange vorschütten zu können, bis daß sie etwas frisches bekamen, weil ihnen sonst der Hafer nicht gar wohl schmecken wollte. Wie ich nun eine Zeitlang da ge= wesen, kam ein Lieutenant mit einem Unterofficier und 12 Mann, welche die Zarin begleitet hatten, und wieder zurück gingen, um Ihro Hoheit gleichfalls zu begleiten. Er kam von St. Petersburg, und sagte, daß Ihro Majestät die Kaiserin dort schon gestern Abend, als den 21ften, glücklich und wohl angelanget wären, und er hätte von ihr Ordre erhalten, 15 Werste von hier, nemlich zu Krasna Selo, (wel ches ein sehr schönes grosses Dorf ist, und dem Zar zukömmt,) bey dem dortigen Verwalter für mich und meine bey mir habenden Pferde Quartier zu machen, weil auf der Postirung nichts zu bekommen fen. Er gab mir einen Brief mit an den Mann, und versicherte mir, daß es mir dort an nichts fehlen würde; indem Ihro Hoheit, wann sie paßirten, da übernachten würden, und wäre desfalls alles dort überflüßig. Nachdem ich nun ein Glåsgen Brandtewein mit ihm getrunken, und von einigen Sachen mit ihm geredet hatte, ritte er mit seinem Commando wieder fort, und ich begab mich gleichfalls bald wieder auf den Weg, und kam ben guter Zeit nach Krasna Selo; allwo ich gleich bey dem Mann einkehrte, an welchen ich die Adresse hatte. Es war ein alter aber sehr obligeanter Mann, welcher mich mit größtem Plaisir aufnahm, und nicht wußte, wie viele Mühe er sich geben follte, um mich recht zu bewirthen. Er ließ gleich anfänglich die Pferde in den Stall bringen, und so viel Futter anschaffen, als nur immer auf die kurze Zeit, die ich da zu bleiben hatte, vonnöthen war: mich aber führte er in ein artiges Gezelt, welches er in einem schönen grünen Hofe hatte aufschlagen lassen, und ließ gleich einen Tisch decken, und Effen verfertigen. Unterdessen aber, bis angerichtet wurde, pråsentirte er mir ein Pfeifchen Toback, womit er mir einen grossen Gefallen that, weil ich sehr gerne auf Reisen rauche, und obgleich ich meiner Gewohnheit nachh schon unterschiedene Pfeifen auf dem Wege gerauchet hatte, um die Zeit zu paßis ren, indem nur Fuß vor Fuß ritte, so endigte noch ein Paar mit ihm, denn er liebte den Toback über die Maassen. Er hatte einen Sohn, welcher eine Zeits lang in Deutschland gewesen war, und etwas gebrochen Deutsch redete. Da dies ser meinen Namen, gleich anfänglich, wie ich gekommen, von meinem Diener erfra get hatte, so bat er mich, ihm doch zu sagen, ob ich von des Herrn Generallieute nant Bergholz seiner Verwandtschaft wäre, welcher vordem in rußischen Diensten geftanden? und da ich ihm antwortete, daß ich sein Sohn wäre, auch schon vor Fieben Jahren mit ihm hier zu lande gewesen sen, fo fiel er mir um den Hals, und sagte, en, so hätte er mich viel hundertmal gesehen, indem er unter meines Waters Regiment gestanden, und zum öftern in unser Haus gelommen sey; Büschings Magazin XIX, Theil.

was

wäre auch zur selben Zeit noch eben in Novogrod (welches im Cosakenlande lieget) gewefen, wie meine selige Mutter dorten begraben worden. Nachdem wir nun eine Zeitlang von unterschiedenen Sachen discuriret haten, wurde das Essen aufgetragen, dem ich mich geschwind näherte, denn ich hatte seit Mittag nichts genossen, da doch auf der Reise zehnmal in einem Tage capable bin zu effen, denn es fehlet mir alsdenn nimmer an Appetit. Da ich aber näher zum Tisch kam, so ward leider gewahr, daß alles maigre war, und merkte daraus bald, daß sie just müßten ihre Fasten haben, welche Fasten denn auch weit strenger, als die katholischen sind, denn sie dürfen alsdenn weder Eyer noch Milch, noch Butter essen, und muß alles nur in Del gekocht oder gebraten seyn. Es wurde mir eine Quantitåt Essen vorgeschet, (denn wenn die Russen tractiren, so geben sie dreymal mehr Gerichte, als man bey uns zu thun pfleget;) worunter aber wenig war, das mir schmecken wollte, ausser ein Gericht in Wasser gekochter Fische, und ein Teller mit gutin Caviar, welcher mit eingeschittenen Zwiebeln sehr wohl zu= gerichtet war, wovon ich denn auch sehr viel aß, indem ich ihn in sieben Jahre. nicht gegessen hatte. Unter andern wunderlichen Mischungen, welche auf dem Tische waren, machte der alte Mann eine, welche ich auch ziemlich ausserordent lich fand, nemlich er goß in ein Glas mit Bier einige Löffel voll von der Brühe, in welcher kleine Fische gekochet waren, und trunk solches mit groffem Appetit. Da sein Sohn solches sahe, der sich picquirte weit flüger zu seyn, wie der Was ter, so fragte er seinen Vater auf eine mocquante Art, warum er ein solches wunderliches Gemische mache? Worauf der Vater antwortete, das Bier wåre thm gar zu kalt gewesen, und hätte er solches nur gethan, um es damit zu ers wärmen, könnte aber nicht genugsam beschreiben, wie gut es schmeckte, versi= cherte auch, so oft er nur Fischbrühe hätte, es wieder zu thun; und da der Sohn nicht glauben wollte, daß es gut schmecken könnte, so machte der alte Mann geschwind davon wieder ein Glas voll, und nöthigte uns beyde, es zu probiren, welches denn schmeckte wie ein Schlag ans Ohr. So bald wir abgespeiset hatten, ließ er mich in ein Zimmer führen, allwo ein kleines Bette für mich zurecht gema= chet war, denn die Russen bedienen sich gar nicht, oder wenigstens nur selten, derFederbetten, sondern sie haben gemeiniglich nur ausgestopfte Matraßen, mit einem kleinen Kussen und dünner Oberdecke darbey, woraus ihr ganzes Bette bestehet. Die Leute sind auch des Abends gespeiset worden, haben sich aber noch weniger als ich mit der Fastenspeise behelfen können. Des andern Morgens zeitig, als

den 23sten, begab ich mich wieder auf den Weg, nachdem ich mich für alle. mir erwiesene Höflichkeiten bestens bedanket hatte, und kam gegen Mittag zu Krass na Kabaka an, welches nur 15 Werste von St. Petersburg lieget, und dem Großadmiral Aprarin zugehöret. Als ich nun eine Zeitlang daselbst gewesen war, kam unser Jude, Namens Lipman, von Reval mit der Post an, und sehete gleich

Dar=

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