صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

*

*

Den 27ften schickte des Morgens frühe meinen Diener; und als ich von deut Herrn Envoyés vernahm, daß in der Nacht der Koch Schlaplohl mit dem Pagen Tych gekommen fen, und gesaget habe, daß Ihro Hoheit noch selbigen Morgen allhier eintreffen würden: so ließ des Herrn geheimen Rath von Bassewikens Reitpferd fatteln, worzu denn selbst mit Hand anlegen mußte, um so viel eher fortzulome men, indem sie uns weiß machten, Ihro Hoheit wären schon gleich, vor der Stadt. Und da der Herr Envoyé mit dem Herrn geheimen Rath von Hespen und dem Generalmajor Stenflicht, auch dem Kammerrath Negelein, schon Ihre Hoheit entgegen gefahren waren, so faumete nicht, fie einzuholen, indem ich nicht gern der lekte von unsern Leuten seyn wollte, welcher Ihro Hoheit empfinge. Also begab mich gleich auf den Weg, und arretirte mich nicht... Nicht weit vom Herrnhause begegnete schon einem Wagen mit Cavalieren, gab mir aber nicht Die Zeit, mit ihnen zu sprechen; traff auch noch in dem Perspectiv unfere, Leute an, welche nicht gar geschwinde fortkommen konnten, indem sie nur wen Pferde und einen schweren Wagen hatten, welche mich denn auch baten, stark zuzureiten, und wenn Ihro Hoheit nach ihnen fragten, nur zu sagen, daß sie diefelben am Ende des Perspectivs erwarteten, indem sie vor des Herrn Envoyé Wagen, mit welchem sie führen, nur 2 Pferde hätten, und nicht weiter darmit fahren dürften, aus Furcht, Ihro Hoheit nachgehends damit nicht folgen zu können. Ich eilte nun geschwind, und begegnete Ihro königl. Hoheit, schon in der Iss wosschiken S'above, allwo sie durch den General - Polizeymeister im Namen des Baren empfangen waren, mit einer ziemlich großen Suite; nemlich es ritte vor einem von der Zarin schönsten Wagen, ter mit 6 von ihren besten Pferden be fpannet war, und in welchem Ihro fönigl. Hoheit allein mit dem Herrn, Obers Polizeymeister waren, welcher zu seiner linken Hand faß, ein Unterofficier, mit 8 Dragonern, worauf 4 Stalllnechte, von welchen zwen und zwey zufammen ritten, folgeten, und so kam der vorher gedachte Leibwagen, worauf zwen von der Kaiserin Pagen vorn, und 6 Laquaien hintenauf stunden. Auf der rechten Hand, ben der Wagenthür, ritt ein zarischer Cavalier, und auf der linken winks ten Ihro Hoheit mich bey, meiner Ankunft zu reiten. Hinter dem Wagen ritten noch einige von der Zarin Leuten, nebst unseren Pagen, der eine Kammerlaquai, »der Jåger von Ihro Hoheit, und andere mehr, worauf folgeten 8 schöne Hands, pferde, und noch 3 von der Zarin Kutschen, alle mit 6 Pferden bespannet. In der ersten war der Herr geheime Rath von Bassewitz, mit dem Herrn Kammers herrn Nariskin, als welcher die Aufwartung bey Ihro Hoheit hatte, und seit Miga allezeit ben ihnen gewesen war; in den andern 2 Wagen fassen unsere übri ge Cavaliere nach ihrem Rang. Da nun einen Augenblick bey dem Wagen an= geritten, riefen mich Ihro Hoheit, und fragten, wie es käme, daß ihre Cavaliere ihnen noch nicht entgegengekommen wären ? worauf ich denn antwortere, fie

[ocr errors]

wären

wären Ihro Hoheit noch nicht so balb vermuthen gewesen, sie wären aber doch schon vor der Stadt, um da die Gnade ju haben, sie zu empfangen, und könnten gegen ih ven Willen nicht weiter entgegenfahren, indem sie nur zwen Pferde vor dem Wagen hätten. Ihro Hoheit waren hiermit zufrieden, und befahlen mir, ich sollte nur geschwind nach ihrem Hause reiten, und dem Obristen torch, als welchen sie voraus ge schicker, sagen, daß es nicht nöthig wäre, daß er ihnen ihre Kleiber entgegen sende, wie fie es wohl vorhin befohlen, denn sie wollten sich erst in ihrem Quartier umkleiden. Da nun der Herr geheime Rath Baskerviß sahe, daß ich wegreiten wollte, so ließ er mich durch seinen Läufer rufen, und fragte, wo ich hingeschickt wäre? und da ich es ihm gesager hatte, ersuchte er mich, gleichfalls feinem Kammerdiener wissen zu tassen, daß er nur mit seinen Sachen zu Hause bleiben mögte, und ihn erwarten. Worauf ich spornstreichs voraus ritte, um den Obristen zu benachrichtigen, den ich noch beym Einpacken antraf. So bald ich ihm gesäget hatte, was mir war anbe fohlen worden, feßte ich mich wieder zu Pferde, und ritte Ihro Hoheit entgegen, welche schon bis gegen die Admiralitat avanciret waren, und deren Einzug eine unglaublich groffe Anzahl von Menschen ansahe. Als sie sich dem Posthause näherten, wurden alle Kanonen von der Festung gelöset, welches Schiessen eine gute Weile bauerte. Als Ihro Hoheit in dem Hause ankamen, welches ihnen vom Zar angewiesen und völlig meubliret worden, und der Oberpoliceymeister Dewies mit seinen Leuten seinen Abtritt genommen hatte, wurdejder Obrift Lorch nach der anderen Seite gesandt, um Ihro Majeståt dem Zar und der Zarin Ihro königl. Hoheit Ankunft ju notificiren, welcher sie beyderseits in der Kirche antraf, und feine Complimente in derselben ablegen mußte. Kurz darauf fandte die Kaiserin einen von ihren Kammerjunkern wieder zu Ihro Hoheit, um ein Gegencompliment zu machen; worauf uns nur knapy die Zeit gelassen wurde, uns in Galla zu kleiden, als schon der Generalmajor Jagoschinsky erschien, welcher vom Zar an Ihro fönigl. Hoheit gesandt war, um sie zu der Ankunft zu felicitiren, und mit welchem sie gegen Mittag auf einer Barte oder Gondel der Zarin nach der andern Seite, nemlich nach der rußischen Slabode, über den Newastrom fuhren, um Ihro Majestät dem Zar und der Zarin die Reverence zu machen, und ihre Gratulation zu bem heutigen Fest abzulegen. So bald wie wir nun aus der Barke gestiegen waren, begaben wir uns nach dem Ort hin, wo Ihro Majestät ihren Gottesdienst hielten, welcher gleich gegen dem neuen Kaufmannshause über, und gerabe vor der heiligen Dreyfaltigkeitskirche auf dem groffen Plage war. Es war nemlich gegen der Kirche über ein grosses Gezelt aufgeslagen, worinn eine Art von Altar stand, und vor welchem alle vornehme Geistliche versammlet waren, und den öffentlichen Gottesdienst hielten. Etwa so Schritte davon stunden Ihro Majestät der Zar in derfelbigen Kleibung, welche sie bey der pultawschen Schlacht angehabt, nemlich in einem grünen Rocke mit kleinen rothen Aufschlägen, worüber ein schlechtes, schwar

зи

[ocr errors]
[ocr errors]

zes, ledernes Gehänge gespannet war. Auf dem Kopf trug er einen gemeinen alten, Hut, und hatte ein Paar grüne Strümpfe, auch sehr alte vertragene Schuhe an. In der rechten Hand hielt er eine Pique als Obrister von der Garde, und hatte, as Devotion seinen Hut unterm Arm Hinter ihm stand zur Rechten der Fürst Mertchikoff, als Obristlieutenant von der Garde, und zur Linken der General Butterlin, welcher auch Obristlieutenant von selbigem Corps war. Hierauf standen in dren oder vier Gliedern eine groffe Menge Oberofficiere, alle mit ihren Prquen, und mit ihren Hüten unter den Urmen. Die ganze Garde war nun allpier, gleich wie am vorigen Krönungsfest, auf der anderen Seite rangi-, ret. Ihro Majestät die Zarin waren mit der verwitweten Zarin und mit allen ihren Hofdamen auf einem kleinen vor der Kirchthur aufgebauerem Balcon, und grüffen ten Ihro fonigl Hoheit im Vorbeygehen auf das allergrauenfefte. Da wir nan ungefähr auf þundert Schritte vom Zar waren, blieben Ihro Hoheit stehen, um ihn nicht in feiner Devotion zu stören, so bald dem Zar aber nur ein Wink gegeben war, daß wir da måren, so gab er alsobald feine Pique einem Officier, sund ging Jhro Hoheit entgegen, und embraffirte sie herzlich, lehrte sich aber darauf, gleich wieder un, und stellte sich auf seinen vorigen Vlah. Der Fürft Mentschiz foff, wie auch alle grosse Minister, die auf beyden Seiten des Gezelts stunden, tamen hierauf einer nach dem andern zu Ihro Hoheit, und felicitirten zu der glück lichen Ankunft. Da nun der Herr geheime Rath von Bassewitz fast von: ihnen allen wieder gekannt wurde, so zeigeten sie sich gleich anfänglich gegen ihn, über die Massen höflich, insonderheit der Fürst, als welcher ihn auch schon vorher. allhier und vor Stettin sehr wohl gekannt, und viel Werks von ihm gemachet hatte. Es war der Gottesdienst, wie wir kamen, schon meist vorben, und geschahe ben, meiner Zeit fast nichts, als daß sie eine Zeitlang fungen, wovon ich nichts begreifen fonnte. Darauf fing einer an zu lesen aus einem Buche, das einer vor ihm auf einem sammtenem Küssen hielt, und welches mit Gold beschlagen war. Während, dieser Zeit lag der Zar mit allen Anwesenden (ausgenommen die Fremden) auf den Knien, und nachdem man eine Raquete steigen lassen, fing man an auf der Festung. dreymnal alle Kanonen zu lösen, worauf die, so hinter dem Gezelte gepflanzet waren, antworteten, wie auch die ganze Garde, welche dreymal ein Schlangerfeuer mit aller möglichsten exactitude gab, und endlich wurde von den Galeren, die am: Strande lagen, gleichfalls gefeuert. Da nun alles vorben war, und die Geistli chen, die in grosser Anzahl waren, sid, wieder mit ihren magnifiken Meßgewandten: und vor sich tragenden Crucifiren und Kerzen nach der Kirche hinein begeben hatten, mußte die ganze Garde, welche der Zar selbst commandirte, in Ordnung abmars schiren, welche der Zar denn als Obrister in eigener Person anführte, bis ans Waf fet, wo die Gateren lagen, die ihn wieder nach der anderen Seite brachten, indem sie in der Vorstadt nur campirte. Nachgehends kam der Zar wieder zu Ihro

[ocr errors]
[ocr errors]

Hoheit, invitirte sie auf den Nachmittag nach seinem Garten, und fragte, wie ihnen fein Regiment gefiele? da denn Ihro königl. Hoheit keine andere Ursach hatten, als es sehr zurühmen. Da nun Ihre Majestät die Zarin ankam, und nach Hause fahren wollte, so gingen Ihro Hoheit ihr entgegen, und führten sie nach ihrer Barte, worauf sie ihren Abtritt nahmen, und sich gleichfalls nach Hause begaben. Mitten vor des Zaren Garten, auf dem Wasser, lag eine schon vergoldete Fregatte, mit 100 und mehr Flaggen und Wimpeln ausgezieret, von welcher den ganzen Tag über gefeuret murde. Des Mittags speiseten Ihro Hoheit bey dem Herrn Envoyé Stamke, und des Nachmittags, so bald Her Kammerherr Nariskin angemeldet hatte, daß Ihro Majestät der Zar schen aufgestonden wären, (denn er schläft alle Tage einige Stunden nach der Mahlzeit) und sich auch schon nach dem Garten begeben hätten, machten bro fönigl. Hoheit sich mit ihrer ganzen Suite, die ziemlich start und ansehnlich war, auf den Weg, und fuhren mit derselbigen Barke, welche sie des Vormittags gehabe, bis in einen kleinen Canal, der gleich vor der Gartenthür ist. So bald wir in den Garten traten, ließ sich eine schöne Musik von Trompeten håren. Wir begegneten furz darauf dem Zar, welcher uns entgegen fam, und Ihro Hoheit (nachdem er sie embrafficet, und uns alle auf das gnädigste gegrüsset) ben der Hand nahm, und sie nach dem Ort führete, wo Ihro Majestät bie Zarin, die beyden ältesten Prinzeßinnen, der kleine Großfürft mit seiner Schwester, die verwitwete Zarin mit ihrer Tochter, und alle hiesige vornehme Frauenzimmer, nebst einer groffen Menge von Capalieren, versammlet waren. Wie prachtig und herrlich dieser erste Unblick gewesen, läßt sich nicht beschreiben, denn es war allhier alles im größten Staat, und ich muß fren gestehen, daß ich niemals, wenn ich die Audienz, welche der türkische Ambassadeur zu Paris im Anfang dieses Jahrs hatte, ausnehme, so viele und prächtige Diamanten und andere Edelsteine auf einmal bey einander gesehen habe, als ben diefer ersten Zusammkunft Ihre königl. Hohelt mit der großzarischen Familie. So bald nun Jhro Hoheit an diesem vorher erwehnten Ort erschienen, machten fie der Zarin ein Compliment, welches sie lächelnd sehr freundlich beantwortete, und darauf machten sie gleich falls den Prinzeßinnen die Reverence. Der Zar verlor sich darauf, und die Zarin unterhielt Ihro Hoheit bey einer Viertelstunde, da fie als unvermerkt mit unsern Ministern a fing zu reden, und Ihro Hoheit dadurch Gelegenheit gab, sich der ältesten Prinzeßin zu nåhern. Jbro Hoheit redeten dieselbe an, woben aber beyde ziemlich blöde zu seyn schienen, so daß man nicht hätte wissen können, ob sie mit einander redeten, wenn nicht zuweilen auf beyden Seiten ein kleines Lächeln mit untergelaufen wäre. Wie die Kaiserin nun gedachte, daß es für das erstemal genug wäre, wandte sie sich wieder zu Ihro Hoheit, worauf auch gleich der Zar wieder ankam, dem sie erst ein Glas Wein prafentiste, hierauf aber Ihro Hoheit, und endlich den geheimen Räthen von Bassewig und Hespen. Da nun folches ausgetrun? n war, zeigte der Zar Ihro Hoheit

war,

+

[ocr errors]

den Garten, das Vogelhaus, worinn eine grosse Menge schöner · rarer › Wögel nebst der schönen Grotte, die aber noch nicht ganz fertig war, und endlich setzten sie sich nebst unterschiedlichen Ministern an einen Tisch, allwo Ihro Majestät ber Zar eine Gesundheit anfing, welche Ihro Hoheit erwiedern mußten; nachher aber Freyheit bekamen, so viel Wein oder Wasser zu trinken, wie ihnen beliebte; fo bald der Zar fid) ecartirte, mußte der Fürst Mentschikoff Ihro Hoheit entreteniren. Der Zar ging mit dem geheimen Rath Bassewiß nach der Pleine, und mußte der lehte Brandtewein mit trinken. Da nun der General Jagoschinely Ihro Hoheit merken ließ, daß es Zeit wäre, den Zar um des bey Pultawa gefangenen Grafen Bonde Freyheit zu bitten, (indem er schon auf Ihro Hoheit Begehren, burch des General Jagoschinsky Ansuchen, an den hiesigen Hof, von seiner Gefangenschaft aus Moscau geholet worden, weil ers von einer der vornehmsten Familien aus Schweben ist, und Ihro Hoheit dadurch die Schweden und insonderheit ihre Parthen zu obligiren suchten,) so schickten. Ihro Hoheit geschwinde jemand zu ihny und liessen ihn holen. So bald er nun erschien, präsentirten sie ihn dem Zar, (als welcher sich eben in einer kleinen angenehmen Allee befand, allwo eine unvergleich liche marmorne Statue war, welche fidem, den Glauben vorstellete, und mit einem Schleyer über dem Gesichte stand,) und baten den Zar um des Grafen Bondé Freyheit, welche auch der Zar gleich accordirte, wofür sich dann› Ihro Hoheit bestens bedankten, wie auch der Graf Bonde, der dem Zar den Rock und die Hände füffete. Da aber eben fein Degen vorhanden war, nahmen Ihro Hoheit aus grosser Freude in Gedanken ihren Degen von der Seite, und gaben ihn an erwehnten Grafen, den sie lieber dem Zar selbst hätten überreichen sollen, um ihn dem Grafen zu geben; es nahm auch der Zar des Jagoschinsky Degen, und übers reichte ihn dem Grafen, welcher denn den vorigen an Ihro Hoheit wieder gab. Gegen 9 Uhr ohngefähr wurde in derselbigen Gallerie, worinn am Krónungsfeste getanzet worden, nachdem die Tische mit den Confitüren weggenommen was ren, wieder angefangen zu tanzen, und machte Ihro Majestät der Zar mit ber Zarin, Ihro Hohelt mit der ältesten Prinzeßin, und der Fürst Mentschikof mit der jüngsten Prinzeßin, durch einen guten teutschen Tanz den Anfangs worauf Ihro Hoheit die älteste Prinzeßin zu einer Menuette aufnahmen, welche nachges henes den General Jagoschinsky aufforderte, selbiger die zweyte Prinzeßin wies der, und so die zweyte Prinzeßin! Ihro Hoheit wieder aufnahmen, worauf sie eine von den Damen aufforderte; und da nun eine grosse Compagnie da war, so währte dieses Tanzen bis nach 11 Uhr. Ihro Majestät der Zar aber gingen gleich nach dem ersten Tanz (ich meyne nach der ersten Menuet, die Ihro Hoheit mit der Prinzeßin tanzte,) wieder nach ihrer Compagnie. Gegen 12 Uhr wurde ein Feuerwerk angezündet, das gleich vor dieser Gallerie auf einigen darzu eingerichteten groffen Böten veranstaltet war. Es stellte einen Mann vor,

T1

wel=

cher

« السابقةمتابعة »