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her gegen ben Regen mit einer Egge über dem Kopf bebecket war, und wors über auf rußisch geschrieben stunde: Schlechte Bebeckung. Es prátendirten ein ge, dieses ziele auf die englische Escadre, die Schweden bebecken wollte. Wäh rend der Zeit daß dieses brannte, wurben eine grosse Menge Raqueten, Wasserfugeln, nebst fleinen Bomben oder Luftkugeln aufgeworfen. Es ftand während dieses Feuerwerks ein gewisser Mensch beys mir, Namens Butau, von welchen schon zu Paris insden Gazetten etwas gelesen hatte, weil er einen Contract mit dem Zaren gemachet, - daß er auf eine Distariz von 1000 Schritten ein Schiff anzünden, und eine Kugel mit einer Canone über eine Werste Weges schieffen wolle; unterschiebener anderer unerhörter Experimente mit Pulver und dergleichen nicht zu gedenken. Dafür hat der Zar schriftlich versprochen, daß wenn er diese Kuns fte ausführete, ihm die Summe von 80000 Ducaten auf einem Brette zahlen zu lassen. Dieser Baron von Bülau, welcher sich mit mir ins Gespräch einließ, mocquirte sich über dieses Feuerwerf, und wollte mich überreben, daß ob es ‹ gleich nur Kinderspiel wåre gegen das, was er wüßte, fo hätten sie boch alles, was sie leisteten, ihm abgestohlen. Ich suchte mit guter Manier mich von dies fem fo graufam aufschneidendem Windmacher loszureiffen, und hatte endlich das Glück, von ihm abzukommen, als ich mit einem andern bey mir stehendem Freunde zu reben anfing. Diefer Mensch, welcher nicht einen Augenblick schweis gen fonnte auch über die Maassen unnüße war, wanneer gesoffen hatte, ging, fo bald ich mit einem andern angefangen hatte zu sprechen, zu dem Fürsten Mentschikof, welcher nicht weit von ihm sland, und, fing mit ihm an zu discuriren. Es suchte zwar auch der Fürst alle Gelegenheit, sich von ihm loszumachen, weil er feinen tollen Sinn fannte, er verfiel aber doch, ehe man sichs versahe, mit ihm in eis nen Disput, und müßte viel unnüße Worte von ihm hören, wegen welcher zehn ans dere hätten können nach Sibirien fominen. Allein der Fürst ließ alles gut seyn, und folgete darinn des Zaren Erempel, der ihm auch alles zu gute hielt, um zu fehen, ob seine entreprise reusliren würde oder nicht. Er soll aber an selbigen Tage ohngeachtet alle Geduld, welche der Zar mit ihm hatte, den Herrn dermassen erbittert haben, daß da er mit ihm reden wollen, und ihn über zehnmal gebeten, nur so lange still zu schweigen, daß er ein Paar Wɔrte ihm fagen könnte, alles diefes doch nichts geholfen, dahee ver Zar ihm endlich ins Gesichte gesplen, und von ihm gegangen. Die Zarin mit den Damen blieben bis zu Ende des Feuerwerks im Gar ten, die Prinzeßinnen aber hatten sich schon längstens, wegen der Ubendlaft, retiri ret. Da nun alles vorben war, fo begab sich ein jeder nach Hause, und war hiermit das Fest wegen der pultawischen Schlacht zum Ende.

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Den 28sten wurde der Graf Bonde von Ihro Hoheit zum Obriffen und Generaladjutant declariret. Er ist von einer der ältesten Familien in Schweden, und stehet ziemlich woht, hat auch einen Bruder und Schwester ben Hofe, welcher

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Ihro Hoheit in Schweden gut gewesen: ihn aber hat der Herzog vörbem niche gefannt, benn er ist schon 12 Jahr hier zu lande gefangen gewesen, und hat vors Her lange in Frankreich und Deutschland gereiset. Ben des Grafen Befreyung war dieses merkwürdig, daß er just an demselbigen Tage seine Freyheit bekam, als er vor 12 Jahren bey der pultawischen Schlacht gefangen genommen worden, da er Capitain bey dem Leibregiment gewesen, und zu gleicher Zeit Adjutant bey dent Feldmarschall Reinschildt. An diesem Tage lieffen Ihro Hoheit mir befehlen, ich sollte allezeit, wenn sie ausserhalb speiseten, bey der Tafel stehen, und die Souppe vorlegen, und so bald folches geschehen, mich wieder retiriren. Allein solches ward alsobald durch des Herrn geheimen Rath von Bassewih Vorstellung geändert, und es ward unter den Hof Cavalieren folgende Repartition gemachet. Nemlich es follten alle Tage drey Cavaliere die Wache haben, und in Ihro Hoheit Vorgemach bleiben, wenn sie zu Hause waren, ihnen auch allezeit folgen, wo sie nur hingin= gen, einer als Generalabjutant, einer als Kammerjunker, und einer als Hofjunter. Die Generaladjutanten waren folgende: der Herr Graf Vonde als wirklicher, und der Herr Obrist torch, welcher die Dienste mit thun sollte; und da nur ein Kammerjunker, nemlich Hecklau, vorhanden, und ich der einzige hier gegenwärtige Hofjunker war, so mußte der Obristlieutenant von Saldern Kammerjunkers, und der Herr Major Ehber Hofjunkersdienste thun. Dieser leßte war erst nach meiner Abreise aus Reval dorten von Wien angekommen, und ist im vorigen Jahr, als Ihro Hoheit in Wien gewefen, erst ben uns emplojiret worden, indem er in faiferlichen Diensten als Rittmeister bey den Cüraßirern gestanden. Er hat auch, wie man mir versichert, aus Riga erft Ordre erhalten, nachzufolgen. Der Graf Bonde, der Kammerjunker Hecklau und ich blieben zusammen, und die andern bren auch, die zum erstenmal die Wache anfingen, von welchen der Generaladjutant, so balb als der Page gebeter hatte, Ihro Hoheit Hut nehmen mußte, der Kammerjunker den Stuhl feßen, und mit dem Hofjunker so lange hinter dem Herrn bleiben, bis daß er getrunken und ein Zeichen gegeben hatte, um nun wegzugehen; da benn der Kammerjunker wie billig den Herrn bedienen mußte. Der andere Kammerjunker, der nicht die Wache hatte, sekte fih mit an des Herrn Tafel, mußte aber beständig alles vorlegen. So bald sie von der Tafel aufftunden, gab her Page den Hut dem Obristen, welcher ihn dem Herra reichte. So bald sich Ihro Hoheit retiriret hatten, wurde das Essen in etwas aufgewärmet, und seßten sich alsdenn die übrigen Cavaliere und andere Hofbediente an dieselbige Tafel, an welcher der Herr gespeiset hatte.

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Den 29ften war Petri Pauli Feft, als welches des Zaren Namenstag ist, der fast mehr wie der Geburtstag celebriret wird. Gegen 11 Uhr des Morgens gingen Ihro Hoheit mit dem Kammerherrn Nariskin, und mit Dero ganzen Suite nach der langen Gallerie, welche in der Allee ist, die nach des Zaren Garten füß.

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ret. In dieser Gallerie blieben sie, und erwarteten den Zaren, um ihn zu seinem Namenstag zu gratuliren, welcher auch bald von jener Seite aus der Kirche mit einer Werecke angefahren kam, unter Losbrennung aller Kanonen von der Festung. So bald er nur bey der Gallerie anlangte, stiegen Ihro Hoheit mit den fremden Ministern und einigen von unserm Hofe die kleine Treppe hinunter, die nach dem Wasser gehet, und empfingen den Zar, welcher Jhro Hoheit, feiner Gewohnheit nach, gleich tendrement embraffirte, und sich für die Gratulation bedankte; und fofort in einem starken Schritt (welchen die wenigsten ihm nachthun konnten) nach der Ebene, die gleich gegen der vorher gedachten Gallerie über ist, sich begab, wa wieder die sämmtliche Garde, gleich als am Krönungsfest, rangitet stund. Als fie zum erstenmal das gewöhnliche Kettenfeuer gegeben hatten, wollte er eilend wieder weggehen, indem ihn entweder sehr hungern mußte, weil er ordentlicher Weise vor 11 Uhr zu speisen pfleget, ober weil er sonsten einige Gedanken im Kopfe hatte, welche machten, daß er vergaß, daß diese Salven, der Gewohnheit nach, zu breyens malen pflegten gegeben zu werden. Da aber der Fürst Mentschiloff ihm nachlief, und ihn fragte, ob er nicht warten wollte, bis daß sie noch die beyden letztenmale gefeuret håtten? so wandte er sich wieder um, und blieb stehen, bis solches geschehen war. Er bat hierauf Ihro Hoheit, den Nachmittag wieder ben ihm im Garten zu erscheinen, und ging so davon. So lange man ihm nachsehen konnte, schüttelte er grausam mit dem Kopf, und zog die Schultern sehr, welches denn ein Zeichen war, daß er etwas im Sinn habe, und gar nicht guter humeur sen. Ihro Hoheit gingen auch gleich nach Hause, und sahen aus ihrem Fenster die vollige Garde mit Flingendem Spiel ihr Haus vorben paßiren. Ich war nun sehr neugierig, zu sehen, ob die Officiers vor Ihro Hoheit falutiren würden, und auf was Art? Weil fie aber vor gar keinem Menschen, auch nicht einmal vor dem Zar, falutiren, so sent=" ten sie nur bloß in etwas vorn ihre Piquen, und nahmen alsdenn ihre Hüte ab, die Grenadierofficiers, aber berührten nur bloß vorn ihre Müßen. Des Nach= mittags verfügten sich Ihro tönigl. Hoheit wieder nach des Zaren Garten mit allen Cavalieren, in größter Galla. Wir hörten dorten wieder, so bald wir in den Garten traten, die ordinaire Musit von Trompeter, die Ihro Hoheit willkommen hiessen, und da nun weder Jhro Majestät, noch die Zarin mit ih ren Prinzeßinnen daselbst waren, so begaben sich Ihro Hoheit nach dem kleinen angenehmen Hölzchen, welches gleich vor des Zaren Haus ist, woselbst wir eine große Menge von Damen antrafen, welche der Zarin Herauskunft dorten gleich uns erwarteten; so bald sie Ihro Hoheit gewahr wurden, stunden sie allerseits awf, und obgleich. Ihro Hoheit sie bitten liessen, sich doch wieder zu sehen, fo wollten sie body solches feinesweges thun. Ihro Hoheit fingen hierauf an, sich die meisten Damen, entweder durch den Kammerjunker Balken, oder durch des Zaren Kammerherrn, den sie bey sich hatten, präsentiren zu lassen, um mit ́ih= Büschings Magazin XIX. Theil.

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nen in etwas Bekanntschaft zu machen, und obgleich viele von ihnen deutsch reben konnten, so stelleten sich doch fast alle an, als wenn sie es nicht verstünden, und noch weniger es redeten, und antworteten jedesmal, wenn man ihnen zu= sprach, nisnay, das ist, ich weiß nicht, oder ich verstehe nicht. Die älteste Fraulein Galloftin war eine von denjenigen mit, die noch am freyesten und am be= ften deutsch sprach, indem feine von den ordinairen Hofdamen, welche alle gut sprechen, und woranter einige schwedische und deutsche sind, zugegen war. Als die Zarin endlich herauskam, empfingen Ihro Hoheit sie, und machten ihr die Reverence. Die Prinzeßinnen erschienen auch, und waren sehr wohl gekleidet, insonderheit die älteste, welche in einem gelben reich gesticktem Kleide ging. Nachs dem Ihro Hoheit nun eine Zeitlang mit ihnen spaßieren gegangen, und der Zar wieder von der Ebene gekommen, allwo die Garde wie bey den vorigen Festen, stund, und welcher er, seiner Gewohnheit nach, ein Schälchen zugebracht, so verfügten sich Ihro Hoheit mit dem Zar wieder auf eine Zeitlang nach dem Ort, wo die Minister und die andern vornehmen Herren beym Tabacksrauchen und beym Weintrinken versammlet waren. Da nun Jhro Majeftåt die Kaiserin erfahren, wie willig und gern der Zar auf dem Fest der pultawischen Schlacht Ihro Hoheit die begehrte Freyheit des Grafen Bonde bewilliget und gnädigst ertheilet hatten, auch auf selbige Weise einem gewissen Mann gern geholfen sehen wollten: so ließ fie fich erkundigen, ob Ihro Hoheit ihr zu Gefallen sich noch für einen gewissen Gefangenen wohl wollte beym Zar verwenden, und für ihn um seine Freyheit und Pardon bitten, indem sie versichert wäre, daß Ihro Majestät der Zar ihm solches nicht abschlagen würde. Weil Ihro königl. Hoheit Ihro Majestät der Zarin solches feinesweges refufiren konnten, insonderheit da sie sich auch erbot Ihro Hoheit gute Gelegenheit an die Hand zu geben, um desfalls mit dem Zar reben zu fönnen: so erboten sich Ihro Hoheit, allen Fleiß anzuwenden, Ihro Majestät der Kaiserin Befehl ins Werk zu stellen. Es war nun dieser Mann ein schwedischer Graf, mit Namen Duglas, welcher zwar eine Zeitlang schwedischer Gefangener in Rußland gewesen, bald aber vom Zar seine Freyheit erhalten, und das Gouvernement von ganz Finland bekommen: vor einiger Zeit aber hatte er das Unglück gehabt, eis nen rußischen Capitain in seinem eigenen Hause zu erstechen, welcher, wo ich nicht irre, von der Garde gewesen, und deswegen war er nun arretiret und hieher gebracht worden. Von dem Kriegesrecht, welches aus vier Personen bestand, nemlich aus zwen deutschen und zwen rußischen Officieren, hatten ihn die ersten zu der Gefangenschaft auf eine gewisse Zeit verdammet, weil der Capitain, welchen er erstochen, ihn in seinem eigenen Hause attaquiret und ihm schẳndolich begegnet hatte, die benden Russen aber hatten ihm den Tod zuerkannt, aus dem Grunde, daß, obschen der Capitain ihn überfallen, so wäre es doch in seinem Hause gewesen, allmo der Herr von Duglas völliger Herr und Meister, und ihm

Lehr

fehr leicht gewesen, durch die Wache, welche er beständig hatte, ihn arretiren, oder burch seine eigene Leute ihn die Treppen herunter werfen, und zum Hause hinaus jagen zu können, daß er nicht nöthig gehabt, diese Mordthat zu begehen. Ob nun gleich das lehte Vorum der unpartheyischen Welt nicht unbillig vorkam, so war dech der Zar gegen diesen Deliquenten so gnädig, daß er erklårete, er solle nur drey Wochen gefangen seyn, und in der Zarin Garten arbeiten, und nachgehends seine Freyheit wieder erhalten. Diese Strafe war so gelinde und gnådig, als er sie immer verlangen konnte: allein da dieser Graf leider niemals zufrieden war, wenn ihm eine Gaade wiederfuhr, sondern von seinem Wohlthäter noch eine grössere praetendirte, obschon er in sich selbst oft genugsam überzeuget war, daß er mehr Gnade erhalten, als er meritiret: so war er auch diesmal nicht zufrieden, daß er, wider aller Menschen Vermuthen, ein so gnådiges Urtheil erhalten, sondern ließ noch durch seine Verwandten und Bekannten, insonderheit durch die balksche Familie, welche viel bey der Zarin gilt, um seine völlige Freyheit anhalten. Da sie nun ein über bie Massen gnädige und mitleidige Dame, insonderheit gegen die schwedische Nation ift, so gab sie sich alle Mühe, um ihm auch völlige Proben von ihrem gnådigen und mitleidigen Herzen zu geben. Und da Ihro fönigl. Hoheit eben im Begriff waren zu der Zarin zu gehen, um mit ihr zu überlegen, wie diese Sache am besten anzufangen sen: so begegneten sie dem General Jaguschinsky, zu wel chem Ihro Hoheit eben so, wie der Herr geheime Rath von Bassewiß, ein über Sie vertrauten ihm gleich Anfangs der die Massen grosses Vertrauen hatten. Zarin Begehren an, welches diese ihm auch schon selbst gefaget hatte. Da er nun wirklich Ihro Hoheit Interesse suchte, so rieth er ihnen, die Fürbitte nicht zu thun, indem sie einige üble Folgan nach sich ziehen könnte. Da aber Ihro Hoheit nicht wußten, wie sie sich jest davon mit guter Manier losmachen könnten; so antwortete er, lassen sie mich nur walten, ich will es der Zarin schon so benbringen, daß sie Leinesweges darauf mehr dringen soll, noch merken, daß wir davon mit einander geredet haben, oder daß sie es nicht gerne thun. Worauf er mit Ihro Hoheit zu der Zarin ging, und da selbige wieder anfing davon zu reden, so stellte der General Jaguschinsky ihr mit guter Manier vor, welche schlimme Folgen es nach sich ziehen fonnte, wenn Ihro Hoheit sich nun schon gleich wieder für diesen beym Zar intereßiren wollten, indem sie erst vor zwen Tagen den Grafen Bonde losgebeten, insonderheit aber, weil bekannt sey, daß der Zar diesem Duglas schon mehr als zu viel Gnade erwiesen. Die Zarin wüßten auch selbst gar wohl, daß die Russen ohnedem schon darüber mißvergnügt wären, daß der Zar ihm das Leben geschenkt, und auf eine so gelinde Weise gestrafet habe: wie viel mehr würden sie denn übel davon sprechen, wenn sie ihn gänzlich auf Ihro Hoheit Interceffion auf freyen Fuß gestellet sähen. Diesem fügte er noch hinzu, daß ihn sehr wundere, daß Herr von Duglas begehre, von dieser gar gelinden Strafe entlediger zu seyn, indem es

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ihm

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