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ben anstellete; da nun der Herzog dem Obristen unvermerkt einen ernstlichen Wink gaben, fein Glas auszuleeren, so trunk er selbiges zwar aus, allein mit, sehr grossem Verdruß, worauf der Großadmiral ein so froliges ah! sagte, als wenn Wunder was geschehen wäre. Nachdem sie nun allerseits eine Weile lustig herumgetrunken hatten, so fing der geheime Rath von Bassewiß die Gesundheit aller braven Soldaten an, welche bald von dem Großadmiral durch die von allen guten Ministern beantwortet wurde. Mit einem Wort, es ward allhier so stark getrunken, als noch nirgends hier in St. Petersburg von unserm Hofe geschehen; denn es ist der Großadmiral in Wahrheit einer von den besten und angenehmisten Wirthen, die man hier finden mag. Es war also die erste Visite Leine franzöfifche, sondern mehr als eine gewöhnliche deutsche, indem sie wohl 4 bis 5 Stunden dauerte.

Den sten ward des Morgens der Major Ehder zu dem Großkanzler Galloffin und dem Vicekanzler Schaffiroff gesandt, um Ihro Hoheit ben ihnen anzumelden, worauf wir denn Nachmittags mit der Barke (weil sie beyde jenseits des Wassers nahe bey einander wohnen,) fuhren, erst aber zum GroßLanzler, als welcher am weitesten wohnte. Unten an der Brücke empfing uns einer seiner Söhne, welcher deutsch redet, und neulich erst seine Reisen abfolviret hat; worauf sich eine Masik von Trompeten auf einem Altan vor dem Hause hören lieffe, welche eben dieselbige war, die wir den Tag vorher bey dem Großadmiral gehöret hatten, und seine eigne ist. Ich kann nicht leugnen, daßs mir hierben etwas bange ward, indem ich befürchtete, es würde wieder mit dem Trinken auf den gestrigen Fuß kommen. Allein es ging sehr trocken und wohl ab. Bey der Treppe unten vor der Hausthür empfing der Großkanzler selbsten Ihro Hoheit, und führte sie in ein Gemach, allwo eine grosse blonde Alongen Peruque die größte Parade machte, welche nur bloß zum Zierrath daselbst hing, weil er aus grausamen Geiß sie niemals trågt; und glaube ich, daß ihm selbige entweder von seinem Sohn, wider seinen Willen, mitgebracht, oder daß sie ihm sonst von irgend jemand geschenket worden, weil er nach der mir von ihm gemachten Beschreibung nicht vermögenb wåre, sich selbst eine solche zuzulegen, noch viel weniger fie zu vertragen. Er ist ein langer aber sehr magerer Mann, und gehet so schlecht wie nur immer möglich gekleidet, fast ordinair mit einem altfrankschen braunem Rock. Es wäre viel von seiner Kargheit zu sagen, und wo er nicht den Avare in der französischen Comödie übertrifft, so soll er ihm doch wenigstens, wie man mir versichert, gleich kommen. Er hat eine alte Frau, die ihn noch an Geiß übertreffen soll, zwen artige Töchter, von welchen die älteste lang ist, und die schönste Taille von der Welt hat; und ob sie gleich ein wenig Pockengrübig, so hat sie doch über die Massen viele Annehmlichkeiten, sowohl in ihrem Umgang, als auch in ihrem Gesichte, und ist die beste Tänzerin in ganz St. PeBüschings Magazin XIX, Theil.

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tersburg, soll auch, wie man saget, schon wirklich mit dem Kammerjunker Ball versprochen seyn, wiewohl andere és leugnen. Er soll auch drey Söhne haben, von welchen einer Envoyé zu Berlin, der andere derjenige ist, von welchem vorhin geredet worden; der dritte aber soll Obrister seyn, und im Cesafenlande liegen. Nachdem nun endlich Ihro königl. Hoheit eine Zeitlang bey dem Großkanzler gestanden, und mit ihm gesprochen hatten, so nahmen sie wie der ihren Abtrit, und wurden vom Hausherrn bis unten an die Treppe begleitet, wo Ihro Hoheit iha embratlirten, und Abschied nahmen, sein Sohn aber gab wieder das Geleite bis an ein Staletwerk, welches zwischen seinem und des Vicekanzlers Hause ist. Es soll eine unbeschreibliche und fast tödtliche Jalousie zwischen diese beyden vornehmen Herren seyn, bey welcher sehr viele leiden müssen. So hald wir nun des einen Territorium verlassen hatten, betraten wir fast des andern seines schon wieder, und kom des Vicekanzlers Sohn uns von weitem entgegen gelaufen, weicher fast einen Kopf kleiner wie ich, aber so dick war, daß man meiner drey wohl hätte aus ihm schneiden können. ist doch nur ohngefähr 24 bis 25 Jahr alt, aber schon verheirathet. Herr Envoyé Stamke, welcher mit auf des jungen Schaffirofs Hochzeit gewesen, und verschiedene andere, haben mir eine lustige Historie von ihm erzählet, welche me. riciret, daß ich davon etwas anmerke. Auf der Hochzeit hat dieser junge Herr, der ordinairen hiesigen Gewohnheit nach, sich ganz voll trinken müssen, weil die Bräutigame nicht eher bey den Bräuten schlafen dürfen, bis sie ihre ganze la=. bung haben. Da nun des Abends alles in Luft- und Freuden gewesen, und der Envoyé Stamte mit Mardefeld, und, wo mir recht, mit dem Generalmajor Le Fort, getpielet, so ist auf einmal ein Lärm im Hause entstanden, als wenn alles im Hause in Feuer und Flammen wåre, indem insonderheit die Damen und Fräulein so grausam ångstlich herumgelaufen, daß sie sich fast einander selbsten übern Haufen gerennet, weil cine Eßig, die andere ungarisch Wasser die dritte spanisch Salz gesuchet. Als die andern endlich wissen wollen, was zu thun sen? so hätten sie mit genauer Noth von einer erfahren, daß der Brauz tigam todtfrank sen, und sterben wolle, welches tenn eine großfe Bestürzung ben den Eltern und bey der sämmtlichen Gesellschaft erwecket, worauf denn alles in Unordnung gerathen, und man auf nichts bedacht gewesen, als den Bräutigam zu erquicken, und zur Ruhe zu bringen. Währender Zeit ist die ganze Com= pagnie aus einander gegangen; und da er angefangen wieder etwas besser zu werden, so hat sich die arme Braut ben ihm niederlegen müssen, ohngeachtet sie vor dieses mal wol wenig Gutes von ihm zu erwarten hatte. Am folgenden Morgen haben seine gute Freunde ihn railliren wollen, und gefaget, die ganze Gesellschaft hatte gestern die arme Braut sehr beklaget, weil sie eben so würde wieder von ihm aufgestanden seyn, wie sie sich bey ihm niedergeleget habe:

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worauf er geantwortet, en en ihr Narren, halt ihr euch nur so gut, wie ich mich gehalten habe, so werden eure Braute mit euch wohl zufrieden seyn, und ihr gewiß feinen Schimpf davon haben. Als sie aber nicht aufgehöret ihn zu veriren, sondern endlich von ihm wissen weken, wie er sich gegen die Braut verhalten habe? so hat er geantwortet, ich habe sie eilfmal gelüftet und umgewendet, welches ihnen aber unglaublich vorgekommen, weil sie ihn den vorigen Abend so elend verlassen hatten. Als nun solches auch dem Zar zu Ohren ge= kommen, der es für bloffe Praterer, gehalten, hat er den jungen Mann selbst gefraget, der ihm gleiche Versicherung gegeben, welcher aber der Zar dennoch nicht eher Glauben zustellen wollen, als bis er die junge Frau selbst gesprochen, und sie ihres Mannes Versicherung bestätiget hatte. Vor der Hausthür empfing der Vicecanzler Ihro königl. Hoheit selbst. Er ist ein tieiner, aber über die Massen dicker Mann, und kann sich kaum recht bewegen, ausserdem ober ein artiger angenehmer Mann. Er hat 1714 eine Ambassade nach Conantinopel verrichtet, auch waselbst mit Tolstoy eine Zeitlang in den sieben Thürmen gesessen, und vielen See und Land Bataillen mit dem Zar bengewohnet, auch in der ießten Bataille mit den Türken an dem Prut dem Zar einen considerablen Dienst geleistet. Action geschah 1711, und es wohnte auch mein feliger Vater derfelben ben, und Diese hielt sich so, daß der Zar ihm sein Portrait mit Diamanten, von mehr als tausend Rubeln werth, und eines seiner schönsten Pferde scheakete. Dieses Pferd war ein gelber türkischer Hengst, der noch wirklich lebet, und von meinem feligen Vater, nachdem er stockblind geworden, an einen Edelmann in Liefland zur Stuterey für 100 Rthlr. verkaufet worden. Son der rage desselben hat Herr geheime Rath von Bassewik, bey seiner Durchreise durch Reval, eines vom Obristen Tiesenhusen, (welcher den erwehnten Türken hat,) bekommen. Nachdem uns nun der ViceCanzler durch einen unvergleichlich groffen Saal geführet hatte, welcher, wo er nicht der allergrößte und beste in St. Petersburg, doch wenigstens einer der schönstea ist: fo tamen wir in ein anderes Zimmer, welches auch wohl meubliret war, und in welz chem Ihro Hoheit mit ihm stehen blieben. Es ward unter andern von der Gefangenschaft des Grafen Pipers geredet, welcher zu Schlüsselburg im Gefängniß 1716 gestorben ist, nachdem er in der pultawischen Schlacht mit geweser, und auch dorten gefangen genommen worden. Man hat an ihm ein Erempel gehabt, daß man sehr reich seyn, und doch Hungers sterben könne. Denn da dem Zar in Schweden eine Galere genommen worden, so soll der Zar ihn gezwungen haben, zur Ersekung seines Schadens, ihm für 30000 Rthlr. Wechsel zu geben; und da selbige in Schweden von der Gråfinn Piper nicht accepiret worden, so hat er so lange müssen auf Wasser und Brodt sißen, bis er krank geworden, und gestorben. Man merkte nun genug, daß Schaffireff gar kein guter Freund von diesem verstorbenen Grafen gewesen, weil er für einen Gefangenen gar zu eigensinnig gewesen seyn J 2

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soll. Als Ihro Hoheit ihren Abtrit nahmen, wurden sie bis ans Ende der Brücke, Die nach dem Fahrzeug gehet, von dem Vicekanzler selbst begleitet, indem keine Protestation bargegen helfen wollte.

Den often ging das Tostcollegium wieder an, und ward zum erstenmal von Ihro königl. Hoheit auf des geheimen Raths von Clauffenheim Kammer gehalten. Er wohnte in der andern Etage, wo man also verrauthlich vor fremden Leuten ficherer war, als unten. Der geheime Rath Clauffenheim ward selbigen Tags mit gewöhnlicher, und schon bey Reval beschriebener Ceremonie, in unser Collegium aufgenommen, und zum Ordinarius einfimmig daclariret.

Den 7ten. Heute wurde endlich ber Herr Dbriß Graf Bonde zum Extraordinarius unsers Collegii angenommen. Es water cber ben der Aufnahme, oder vielmehr ben der Vorlesung der Gesetze, und Unterschreibung des Eides Ihro fönigl. Hogeit nicht in Person zugegen, (bena die Diftinction haben nur vie Herren Ordinarii,) fondern sie_g-schohe nue in Bensen einiger Deputirten vor unserm Collegio, und auf der Stel des Prases lag fein Hut. Nachdem solche Vorlesung und Unterschreibung geschehen, ward er in ein anders Zimmer geführet, wo wir alle versammlet waren, und wurde über ihn gesungen, dignus eft intrare in noftram focietatem. Wie solches alles vorbet, war, so gingen wir allers feits nach des geheimen Raths von Claussenheim Wohnung, und es wurde zum erstenmal in Lust und Freude das Toftcollegium ben ihm gefeyret, worben dann auch guin erstenmal der Graf Bonde als Mitglied der ganzen Gesellschaft und extra= rdinárer College mit zugegen war.

Den 8ten waren Ihro königl. Hoheit ben den Justikpräsidenten und Sena= teur Matfeoff, welcher vordem Umbassadeur im Haag gewesen, und welcher ein ziemlich artiger Mann ist, nicht übel aussiehet, und gute Wissenschaften haben soll. Er spricht gut französisch, und, wo mir recht ist, auch etwas italienisch oder beutsch. Die zweyte Visite, welche Ihro Hoheit an demselbigen Tage gaben, war ben dem alten Puskin, Vater des jungen, welcher anstatt des Cammerherrn Naristin die Dienste bey Ihro königl. Hoheit thut. Dieser alte Pustin foll einen considerablen Posten an seinem Dienst haben, auch sehr mit Arbeit überhåufet seyn. Er ist ein alter langer Mann, der aber schon frumm und sehr gebücker gehet, er hat, wo mir recht ist, nur den einen Sohn, und eine Tochter, die mit des Fürsten Repnin Sohn versprochen ist.

Den 9ten waren Ipro königl. Hoheit, nachdem sie erst um 4 Uhr gespeiset Patten, in des Zaren Sommergarten, gleich gegen Ihro königl. Hoheit Haus über, und ob sie gleich dorten auf ein Paar Festins gewesen, so hatten sie darinnen doch alles nur so geschwind übersehen, daß sie jeßt noch viel mehr Vergnügen, als vors dem darinnen funden, weil sie allein waren, und Zeit hatten, alles in Augenschein zu nehmen. Denn es war weder der Zar, noch die Zarin zu St. Petersburg, forr

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dern schon seit einigen Tagen auf ihren nahe bey ber Stadt liegenden Luftschlössern. Die Prinzeßinnen aber fuhren erst an diesem Tage nach Catharinenhof, und wurden noch heute Abend wieder zu Hause vermuchet. Da nun der geheime Rath von Clauffenheim sehr neugierig war, den zarischen Sommergarten zu St. Petersburg genau kennen zu lernen, encouragirte er Ihro cönigl. Hoheit, alles ordentlich zu befehen, zumal da er in Hoffnung lebte, St. Petersburg bald wieder zu verlassen. Der Garten ist länglich an sich selbst, und lieget ihm gegen Morgen über des 3ren Sommerhaus, welches gleich daran stößt, gegen Mittag hat es die Orangerie, gegen Abend die schinc grofje Søtefe, auf welcher bey allen Festins die Garde rangiret zu stehen pfleget, and beren obin schon Erwehnung geschehen ist, gegen Mitternacht den Newastrom, welcher yio sinnlich breit ist. Sonsten finder man in dies fen Garten folgende merkwürtje Gjer. Gegen Mitternacht am Waffer stehen bian lange offne Galerien, won meigen bic witzelste bie långste ist, und in welcher an allen groffen Festics geureiniglich eine Tafel mit Confert stehet, bis daß daselbst angefangen wird zu famen. Sa den beyder andern stehen nur Tische mit falter Küche, ben meloen sich gemeiniglio) Lic Officiers von der Garde niederzülassent pflegen. In ber mittelster stehet eint marikorne Benus-Satie, wel he vom Zar überaus hoch geachtet wird, so daß bey derselben eine Schildwache aufgestellet ist, um fie vor Schaden in acht zu nehmen. Sie ist auch in der That recht schör, obgleich ihre lange Lage unter der Erde sie etwas unansehnlich gemacht hat. Mitten vor dieser Gallerie, in der Ailee welche die breitefte im Garten ist, sind unterschiedene Fontainen, welche artig eingerichtet sind, auch ziemlich hoch springen. Das Waffer ward burch eine grosse Maschine vom Rade nach dem Wasserbehältniß aus dem Canal geleitet, so daß es niemais an Wasser fehlen kann. Bey der ersten ist der Plak, wo sich die Zarin mit ihren Damen die meiste Zeit aufzuhaiten pfleget, und besser hinauf in der Gegend der anderen stehen drey bis vier Tische, bey welchen ge= trunken, und Taback gerauchet wird, und hier ist der Platz des Zaren. Zur Rechsen von diesem runden, durch vier Alleen getheiltem Platz, ist auf der einen Seite Her Ort, wo die schöne Statue stehet, welche einen Schleyer über dem Gesichte hat, und unter deren Füssen das Wasser auf allen Seiten rund um den Piedestal flieffet, oder vielmehr springet, und auf der anderen Seite ein grosses Vogelhaus, in welchem viele Vögel, theils fren herumgehen, theils in darzu rund hers um angebrachten kleinen Häusern eingesperret find. Man finder hier Adler, fchwarze Störche, Kraniche, und viel andre feltene Vogel. Es wurden auch unterschiedene vierfüßige Thiere allhier verwahret, als ein Stachel schwein, weiches fehr groß ist, und eine groffe Menge von schwarzen und wissen Stacheln hat, die bis 11 Daumen lang seyn, und von welchen ichy einen habe, welche von denjenigen ist, die am Fest der pultawischen Schlacht der Sar, als er es Ihro Hoheit zeigte, ihm ausreiffen ließ, weil sie lose faffen.

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