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auffer den gemeinen Hirschen und Dan.mhirschen in ziemlicher Anzahl, noch wohl ein Dußend Rennthiere, auch in einen besondern Hof 2 alte und zwey junge Elende, jene von ziemlicher Grösse und Zamheit. Die alten Elendthiere haben ein schwarzs graues, die jungen aber ein erdfarbiges Haar, sind in Ansehung des Kopfs und Leibes fast gestaltet als ein mittelmäßiges Pfert, doch haben sie fast gar keinen und nur so kurzen Schwanz, wie das ordinaire Wild, so daß man ihn fast · nicht sehen kann. Die Füsse sind sehr hoch, und die Klauea sehr gespalten. Der Leib ist an sich felbst, nach der Grösse des Thieres, gar nicht groß. Sie haben sehr lange Ohren, wie die Maulthiere. Das Männchen dieser Thiere ist von dem Weibchen dadurch zu unterscheiden, daß es höhere und stärkere Geweihe wie Hirschgeweihe, aber nicht mit so vielen Zacken und Enden, auf dem Kopfe trägt. Als wir dieses alles besehen hatten, begaben wir uns wieder auf den Weg, und ritten nach Hause. Der Weg ist einer der angenehmsten, den man denken kann.

Den 16ten begaben sich Ihro Hoheit abermals, nachvem sie Dero Gewohnheit nach am Fasttage um vier oder 5 Uhr zur Tafel gegangen waren, und abgespeiser hatten, nach des Zaren Garten, wo sie einige Stunden mir Dero Hofstaat spazieres ten, und sich hierauf wieder nach Hause verfügeten, weil weder der Zar noch die Zarin in der Stadt waren; und da sich Ihro Hoheit nach den Prinzeßinnen erkundigten, bekamen sie zur Antwort, daß dieselben ausgefahren wären: alleir man zweifelte daran sehr, daß das leßte wahr sey.

Den 17ten des Morgens fani des Vicekanzlers Schaffirsf Sohn, und invitirte Jhro königl. Hoheit zu seinem Vater auf den 18ten zur Mahlzeit, welches Ihro Hoheit ihm denn auch versprachen, und gegen Mittag fuhren Ihro Hoheit mit den geheimen Råthen und mit den andern gesammten Hofcavalieren nach dem Fürsten Cantimir von der Wallachen, zum Essen, mit zwen Barken, von welchen eine Ihro Hoheit eigene war, und die andere hatte der Fürst zur Abholung unserer Cavaliere gesandt. Denn gestern invitirte er ausdrücklich alle von unserm Hof, wir tamen auch in einen ziemlichen Schwarm bey ihm an, weil niemand als Surland und Negelein an des Herzogs Hofstaat fehleten. Da Ihro Hoheit Barke in etwas voraus eilete, und wir sie so bald nicht wieder einholen konnten, so kamen wir nicht eher bey dem Fürsten von der Wallachen an, als bis Ihre Hoheit scher ins Haus gegangen waren. In einem grossen Zimmer, durch welches man gehen mußte, bis man nach dem Gemach kam, wo die Herrschaft stand, war eine Tafel für 16 Persos nen gedeckt, an welcher auch kurz hernach gespeiset wurde. Als ich in das Zimmer trat, wo die Fürstin der Wallachen stand, betrachtete ich sie mit der größten Be wunderung, indem sie wohl ohnstreitig, sowohl von Taille als von Schönheit, eine der schönsten Damen in ganz St. Petersburg ist. Und ob ich gleich schon vor einigen Jahren das Glück gehabt, sie in Schweden bey dem Vermählungsfest der jeßigen Königin, wie auch noch sonsten unterschiedene male zu sehen, sie auch dorten R 2

da:

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dazumal schon für eine Schönheit paßirte, (denn sie war mit ihrem Vater, dem General und Fürsten Trubetskon, und mit ein oder zwen Schwestern daselbst einige Jahre gefangen, so fand ich sie hier doch weit schöner und angenehmer, als in Schweben. Sie ist lang von Taille, blond von Haaren, schön von Teint und Händen, hat aber an dem linken Augenliebe einen kleinen schwarzen Fleck, den man von weiten für eine Musche ansiehet, und welcher der Schönheit und lebhaftigkeit ihrer Augen gar keinen Abbruch thut, sondern sie um so viel brillanter macht. Da nun die Tafel angerichtet war, so führten Ihro Hoheit sie bey der Hand, und, wo mir recht, der geheime Rath von Bassewih des Fürsten Tochter, (welche von feiner ersten Ehe, und ohngefähr von 20 Jahren seyn mag, auch eben von feinem sonderlichen Exterieur ist, aber für eine sehr gelehrte Prinzeßin paßiret, indem sie griechisch vollkommen, und gut italienisch reder,) nach dem Tafelzimmer, wo sie sich nach einer kurzen Gebet niederlieffen, und kamen Ihro Hoheit zwischen diesen benden Damen zu sißen, indem selbige nur die einzigen bey Tische waren. De nun der grosse Tisch schon besetzet war, so begab ich mich mit dem Major Ehler, und mit noch ein Paar wallachischen Officieren an eine kleine Nebentafel, die gleich bey der grossen stand, und da ich an dieselbige etwas eher kam, wie der Major, weil felbiger die Wache hatte, und den Herrn anfänglich bedienen mußte, so wählte mir den besten Plaß am Tische, ich meyne den, wo ich die Fürstinn in den Augen hatte, und als mein College fam, und zu mir sagte, Freund, rücke hinauf, so bes dankte ich mich davor zum schönster, und wies ihm den ledigen Plak über mir an, welcher seiner erwartete, indem ich nicht so einfältig war, daß ich mich aus, einer so angenehmen Gegend, als die war, in welcher ich mich befand, þåtte follen so leicht bringen laffen. Es wäre mir aber bald häßlich bekommen, wenn mich nicht meine Nachbaren zeitig benachrichtiget hätten, daß mein Kleid auf der einen Seite von oben bis unten ganz naß sey. Woher solches gekommen, konnte ich anfänglich nicht begreifen, weil ich hinter dem Tische saß, wo kein Mensch mich hatte begiessen können; ehe ich michs aber versahe, so fiel mir im Umsehen ein falter Tropfen auf die Nase, welcher mir denn bald die Ursache, un welcher willen ich so maß war, begreiflich machte. Nämlich, es hatte den ganzen Morgen geregnet, und des Fürsten Palais war nur ein schlechtes, nicht dichtes hölzernes Haus, welches leckte. Hierben war mir anfänglich etwas übel zu Muthe, weil ich ein Sommerkleid anhatte, welches ich kaum achtmal getragen. Allein meine Nachbaren trösteten mich, und versicherten das Kleid würde keine Flecken bekomunen, welches auch eintraf. Als wir eine geraume Zeit bey Tafel gefeffen hatten, und nach hießiger Landesart mit vielen warmen und kalten Speisen bestermassen tractiret worden waren, auch ziemlich stark getrunken hatten, wiewohl alle Sorten von Weinen, die man uns gab, nicht von der besten Art waren: so stund man auf, und ging wieber in das Nebens gimmer, wo wir zuerst gewesen, und trunk entweder Thee over Caffee, nach Belies

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ben. Da nun der Fürst von der Wallachen, ein sehr groffer Liebhaber von Tas back ist, fo ließ er Pfeifen und Taback bringen, und rauchte mit denen, welche kust dazy hatten, unter welchen denn insonderheit der geheime Rath von Baffewiß mit war, als welcher viel vom/Tabackrauchen hält. Währender Zeit begaben sich Ihro Hoheit mit der Fürstinn in ihr Schlafzimmer, wo fie das vorigemal, wie Jhro Hoheit ihr die Visite gaben, auswendig auf dem Paradebette lag. Dieses Zimmer war inwendig ziemlich propre, und der ganze Fußboden mit grimen tacken beteget. Da nun die Thür dieses Gemachs immer offen stund, so war es nimmer ledig, inden allezeit einige Cavaliere in und aus spaßireten. Indessen, da Ihro Hoheit aus vieser Fürstin, welche sie schon in Schweden gekannt, sehr vie: machten, sie auch in der That eine artige Dame, von sehr guter Lebensart war, so paßirten sie die Zeit recht angenehm, und entretenirten sich bald auf schwedisch, bald auf deutsch mie berselben. Nachdem sie eine Zeitlang mit einander geredet hatten, kam die Prins zeßin Trubetskor mit ihrer Schwester Tochter, nebst derselben Franzófin. Die. Prinzeßin Trubetskoy, ist eine leibliche Schwester von der Fürstin Tschircaßin, kommt ihr aber an Schönheit lange nicht gleich, obgleich sie auch nicht unangenehm ift; sie schminket sich dermassen, daß, obschon fast alle hiesige Damen sich so zu mas len wiffen, daß sie barinn der französischen Frauenzimmer wenig nachgeben; se ist sie doch diejenige, welche sich fast am allermeisten der schlechtesten und eckekhaftesten Gewohnheit bedienet. Die kleine Prinzeßin Tschircaßin ist ein Mädchen von ohngefehr 8 bis 9 Jahren, und in der That für ihr Alter so artig und anges nehm, als wenn sie in Frankreich die beste Erziehung gehabt hätte. Sie ist aber hier nicht das einzige Kind, welches eine sehr gute Erziehung hat, sondern man muß den hiesigen Eltern zum Ruhm nachfagen, daß sie nichts sparen, um ihre Kinder wohl erziehen zu lassen; daher man auch mit Verwunderung die groffer Verändes rungen ansieher, welche bey dieser Nation in so kurzer Zeit geschehen sind. Das vor wenigen Jahren se rohe und unmanierliche rußische Frauenzimmer hat sich zu feinem Vortheil so geändert, daß es nur an Feinheit und Lebensart den deut schen und französischen Damen wenig nachgiebet, ja dasselbige wohl gar zir weilen in einigen Stücken übertrifft. Nachdem nun der Fürst hatte 6 bis 8 von der Zarin Musicanten Holer laffen, und wir aus unterschiedlichen Sachen vor der Fürstin Racherisch getrunken hatten, als, aus einer kleinen gläsernen Schuh und aus vielen Galanterien mehr: so machten Ihro tonigt. Hoheit mit der Fürs Rin den Anfang zum Tanz, welcher denn auch einige Stunden baurte, ob gleich mit der kleinen Prinzeßim Tschircaßin nur viers Damen da: warent Wenn sich die Trubetskoy nicht hätte mir ihrer jungen Niece rererirer, indem es fchon begonnte spår zu werden, so hätte der Tanz noch wohl länger gebauret, weil die ganze Gesellschaft recht luftig war. Nach dem Tanz wurde wieder die Tafel gedeckt, und während der Zeit, daß angerichtes ward, ließ sie eine Must

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hören, welche ein blinder Kosak machte, der auf einem Instrument spielte, welches wie eine Laute, aber nicht so groß, noch mit so vielen Saiten bespannet, war, und Pandur genannt wurde. Er fang eine grosse Menge lieder, die, wie mir deucht, nicht bie artigsten von Inhalt waren, unb accompagnirte feine Stimme mit diesem Instrument, welches denn eben nicht, unangenehm anzuhören war. Als nun die. Tafel angerichtet war, begab man sich wieder an dieselbige, und ließ sich das Effen nach dem Tanz recht wohl schmecken. Der geheime Rath von Bassewiß hatte sich schon vor einigen Stunden reteriret, und wohnte also dem Soupé nicht ben. Die wenigen Deckelgläser, welche getrunken wurden, mußten die vier Söhne des Fürsten herumtragen, welche denn auch ziemlich wohl Acht gaben, daß niemand weniger als die andern bekam. Es gingen diese vier junge Prinzen nicht an= fehnlich gekleidet, denn sie sind alle vier unter der Garde, drey nur als Gemeine, der vierte aber thut Unterofficiers Dienste. Der Fürst selbst ist, wie ich schon vorher erwehnet habe, ein recht angenehmer artiger Herr, sieher wohl aus, und bat gute Lebensarts Er hat in dem lehten Türkenkriege seine Zuflucht zum Zaten genommen, und von demselben einige Herrschaften im Kosakenlande be= kommen, die des Jahrs bis 20000 Rubel eintragen sollen. Mit seiner jeßigen Gemahlin hat er eine Tochter, die noch auf den Armen getragen wird. Er. foll, wie man faget, über die Massen eifersüchtig seyn, welches sich denn auch, wie mir deucht, in der That also befindet. Als das Soupé vorben war, und man aufzustehen anfing, da ging ich nach dem Ort, wo ich gleich hin= fer meinem Stuhl meinen Hut und Stock hingeleget hatte, fand aber weder jenen noch diesen. Da ich mich aber darnach umfahe, erblickte ich zwar nicht weit davon meinen Hut, der Stock mit den goldenen Knopf aber war weg. Ich Jd bat den Grafen Puskin, welcher mit den Leuten reden konnte, fie zu ersuchen, daß sie meinen Stock aufsuchen mögten, welches er auch that, und selbst dem Fürsten flagte, daß mein Stock in seinem Speisezimmer hinter mir vom Stuhl weggekommen sey. Der Fürst versprach ihn wieder zu verschaffen, indem bey ihm nichts wegkommen tönnte.

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Den 18ten fuhren Ihro Hoheit nach dem Vice-Reichskanzler, Baron von. Schaffirof, zur Mahlzeit, wohin ich aber nicht mit kam. Es soll sich daselbst die Barin mit einer groffen Gesellschaft von Damen und Cavalieren befunden haben, und alle sollen recht wohl bewirthet worden seyn. Der Reichs - Vicekanzler hat den Ruhm, daß er in ganz Rußland die besten Weine in seinem Keller habe. Gegen Abend hat sich der Zar auch eingefunden, als er eben zu St. Petersburg, von Peterhof und Cronflot, angelanget war. Es ist lustig getanzet worden, und der Bar ungemein gnädig gegen Ihro Hoheit gewesen, welches denn den Herrn von Basferit so vergnügt gemacht, daß er Ihro Majestát dem Zaren unterschiedene. Gesundheiten zugebracht, (die sehr wohl aufgenommen worden,) und fich aus Freuden

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mehr

mehr als einen halben Rausch getrunken, eben deswegen aber auch allein zeitig weggefahren. Als der Zár mit Ihro Hoheit und unterschiedenen andern auf dem Ballon des Hauses gestanden, wie der Herr geheime Rath weggefahren, und dieser gewahr worden, daß einige gerufen, er wollte weg, so hat er geschwind wieder umgewendet; ba nun der Zar gewahr geworden, daß er wieder umkehrte, so soll er ihm felbst gewinket haben, es wäre nichts, er mögte nur fahren, wesfalls ihm denn auch Ihro Hoheit einen Pagen entgegen gefandt, und ihm sagen lassen, er mögte nur seine Barke nehmen, und mit derselben nach Hause fahren, welches er denn auch endlich gethan. Am folgenden Morgen schickte ich meinen Diener wegen des Stocks nach des Fürsten Hause, und er hatte sich nach vielen Fragen wieder ge= funden. Desselben Nachmittags war ich mit einigen von unsern Leuten nach der rußischen Slobode hinüber gefahren, um den Fürsten Gagarin zu sehen, wel cher nicht gar weit von dem groffen neuen Kaufmannshause hin aufgehangen worden. Er ist vormals Gouverneur über ganz Sibirien gewesen, und soll den dortigen schwedischen Gefangenen überaus viel Gutes gethan, und, wie man sagt, in den brey ersten Jahren seiner Verwaltung an 15tausend Rubel aus seinem eigenen Beutel an sie gewendet haben. Er ist aber, nachdem er den Zaren unbeschreiblich bestohlen haben foll, hieher citiret worden, und da er seine Vergehungen nicht gestehen wollen, hat er graufam oft die Knute bekommen. Die Knute ist eine Peitsche mit einem sehr furzen Stiel, und mit einem sehr langen Riemen. Demjenigen, ber sie aushalten soll, werben gemeiniglich die Hände auf den Rücken gebunden, und so die Arme über den Kopf in die Höhe gezogen, daß sie gänzlich aus den Fugen kommen, hierauf nimmt der Knutmeister die kleine kurzftieligte Peitsche in beyde Hånde, trit einige Schritte zurück, nimmt alsdenn einen Zulauf, und so bald er nicht weit vom Uebelthäter ist, springt er in die Höhe, und haut ihm mit dieser Peitsche zwischen die Schultern dem ganzen Rücken herab, welcher Hieb bis auf die Knochen gehet, wenn er recht zuhauet. Sie verstehen ihr Metiér so gut, daß sie so accurat Schlag an Schlag geben können, als wenn es mit Zirkel und Linial abgemessen wäre. Es find zweyerley Knuten, Peinknut und Strafknut; die erste vertrit die Stelle der Tortur, bey der Strafknute werden die Uebelthåter nur von einem andern auf den Rücken gehalten. Der Zar foll vormals oft bie Knute ausgetheilet, auch noch vor anderthalb oder zwen Jahren allhier öffentlich einen Capitain von der Garde, der übel von ihm im trunkenen Muth geredet, selbige gegeben haben, welches mir hier Leute erzählet, die es selbst mit angesehen haben. Nachdem nun dieser Fürst Gagarin zum Strange condemniret worden, und die Execution sollte verrichtet werden, so hat der Zar ihm den Tag vor seinen Ende noch mündlich fest und gewiß versprochen, baß, wofern er noch feine begangenen und so klar bewiesenen Vergehungen gestehen wollte, er ihm nicht allein sein Leben schenken, sondern auch alles vergangene völligver geffen wollte. Da aber selbiger doch nichts gestehen wollen, ohngeachtet er von

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