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April 1721.

en 13ten April bekam ich durch den Herrn geheimen Rath von Clauffens heim von Ihre königl. Hoheit, dem Herzog von Holstein, Befehl, Ihnen nach Riga zu folgen.

Den 22sten war ich mit dem Envoyé du Mont bey dem Baron Bentenreis ter, (der zu Paris als Miniftre plenipotentiaire Jhro Majestät des Kaisers ist,) um von ihm einen Paß zu begehren, und zugleich von ihm Abschied zu nehmen.

Den 23ften nahm ich Abschied von dem groß zarischen Ambassadeur, dem Prinzen Dolgoruky, und von dem holländischen Ambassadeur, dem Herrn Baron Hoop, der mich auch mit einem Paß beehrte, um so viel leichter durch Holland koms men zu können, welcher mir bens auch viel geholfen hat.

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Den 24sten habe ich zum leßtenmal ben dem Envoyé du Mont gespeiset, und von meinen guten Freunden Abschled genommen, auch die Sachen, die ich für den geheimen Rath von Claussenheim und für meine Coufines gelaufet, dem Kaufmann David gebracht, um sie über Rouen zu Wasser nach Hamburg zu senden.

Den 25sten ritt ich von Paris mit der Post nach Brüssel, woselbst ich erf den 27sten April ankam, weil mich fast einen ganzen Tag zu Valencienne aufhal ten müssen, um das alte französische Geld gegen neues zu verwechseln. So bald ich aus dieser Stadt ritt, fam ich an einen Flecken, Namens Coevrin, wo die französische und brabantische Gränze ist. Es waren an selbigem Ort kaiserliche Wifitirer, welche eine über die Massen scharfe Ordre hatten, feine neue Sachen,

Stadt-ritt,

die aus Frankreich låmen, durchpaßiren zu lassen, von was Art und Gattung fie auch wären, und wem sie auch zugehören mögten, ohne besondere Ordre aus Wien, øber von dein brüsselschen Gouverneur, dem Marquis de Prié, der sie auch treulich nachlebten, und keinen ohne ihn zu visitiren durchgehen liessen. Hierbey kamen viele Passas giers zu kurz, indem vor ihren Augen alles, was sie an neuen Sachen bey fich führten, verbrannt und confifcirt wurde. Maßives Gold- und Silbergeschirr war hiervon ausgeschlossen; die Gallonen oder silberne und/goldene Spihen aber liefen eben die Gefahr, welche die Seidenzeuge, Tücher und andere neue ungebrauchte Sachen dorten laufen mußten. Man glaubte daß solche Ordre gegeben war aus Vorsicht wegen der Pest, die in Provence graßirte. Ich meines Theils konnte •von Glücke sagen, indem ich diesen Ort paßirte, ohne einmal recht visitiret zu werden, worzu der Paß von dem kaiserl. Minister zu Paris, dem Baron Bentenreiter, ein grosses bentrug. Die Visiteurs wollten gleich bey meiner Ankunft anfangen zu visiti ren, da ich ihnen aber meine eilfertige weite Reise vorstellete, und alle meine Påsse zeigete, auch versicherte, daß nichts neues an contrebanden Waaren bey mir führete, auch überdem versprach, alles freywillig anzugeben, wofür ich Zoll bezahlen müßte: so lieffen sie sich persuadiren, und glaubten meinen Worten, worben ich denn auch gewiß feinen Schaden hatte, indem ich ohnfehlbar håtte zwey neue Kleiber eins büssen müssen, wenn sie meinen Kuffer bis auf den Grund visitiret hätten, indem selbige noch ganz neu, und gar nicht einmal getragen waren. Also kam unverleßt und mit gar wenigen Unkosten endlich aus ihren gefährlichen Händen los, und ritte nun gerade nach Brüssel, woselbst ich den 22sten April des Mittags ankam, und nachdem ich meinen Wechsel gezogen, und des Abends die französische Comödie gesehen, (welche sehr schlecht in Vergleichung mit der parisischen war,) fuhr des Nachts um 12 Uhr ganz allein mit der Treckschuyte nach Antwerpen, weil mein Kerl frant wurde, und ich ihn dort zurücklassen mußte. Von Antwerpen ging ich zu lande mit einer Cariole nach) Mormick, von dannen mit einer eigenen Jacht nach Rotterdam Segelte. Zu Rotterdam erfuhr ich, daß an demselbigen Morgen schon die Umsters dammer Poft nach Hamburg abgegangen war, mit welcher ich gedachte zu gehen, also wurde ich gezwungen, die Extrapost zu nehmen, mit welcher dann auch über Utrecht und Bremen, bis ganz nach Hamburg ging, allwo ich glücklich am 4ten May anlangte,

Maymonat 1721.

Den 12ten, des Abends um 11 Uhr kam ich nach Berlin, und logirte nicht weit vom Posthause.

Den 13ten fuhr zu unserm Minister, dem Herrn Obristen Platen, und nach dem Herrn Negelein, welchen lekten) aber nicht antreffen konnte, weil er schon zeitig ausgegangen war.

Den

Den 14ten war wieder bey dem Herrn Obristen Platen, allwo ich den Herrn Negelein fand, und bey ihm speisete. Nach dem Essen besahe ich Ihro Majestät der Königin Sommerhaus, welches nahe vor dem Thor liegt, und Monbijoux ge= nannt wird. Es ist ein sehr lustiger und artiger Ort, und hält die Königin, wie man mir gefaget, dorten des Sommers ordentlich zweymal die Woche öffentliche Affemblée. Gegen Abend fuhr ich nach der ordinairen Promenade, welche zwar an sich selbst sehr schön ist, allein so ledig von Wagen war, daß, ohngeachtet des schonen Wetters ich mich dorten gan; allein befand, und also gezwungen wurde, bald wieder umzulehren. Auf dem Rückweg besaße ich das Zeughaus und die ausser= ordentlich grosse Canone. Beydes verdienet gesehen zu werden.

Den 15ten May des Vormittags befahe ich die Kunst- und Rüstkammer bie erste wurde mir durch einen Hofrath, welcher darüber die Inspection hat, ges zeiget; sie ist auf dem neuen magnifiquen, aber noch nicht ganz fertigen Schloß, und mit vielen schönen Sachen und Raritäten angefüllet. Unter andern findet man den verstorbenen König und unterschiedene kleine junge Prinzen in Wachs pouffiret, und sehr wohl getroffen. Es fihet der König in Lebensgrösse auf einem Stuhl, und mit einem von seinen eigenen Kleidern und völligen Anzug gezieret. Die Rastkammer wies mir einer von den dazu bestellten Leuten. Gleich unten an der Treppe war eine Chaloupe zu sehen, die vom Zar geschenket, und mit seiner eige nen Hand verfertiget war. Oben auf der Treppe war ein schöner ausgestopfter weisser Bår, welcher gleichfalls vom Zaren fam. In dem vordersten Zimmer, gleich beym Anblick, war das preußische Wapen an der Wand, auf Sammet mit Gold, Silber und Perlen auf das allerschönste gearbeitet. In selbigem Zimmer stunden unterschiedene schöne und prächtige Rennschlitten, welche noch bisweilen ben Winterzeit gebrauchet wurden. Nachgehends führte man mich in eine Gallerie, die aus drey Flügeln bestand, und worinn man mir erstlich einige prächtige Wagen= und Schlittengeschirre auf einigen darzu ausgestopften Pferden zeigete, wovon eine sehr grosse Quantität noch in dem darbey stehenden Kasten lag. Nachgehends stun= den noch etwa zwölf ausgestopfte Pferde, welche sehr wohl gemachet, und mit unterschiedenen Arten von schönen Såtteln, Schabarracken und Zäumen ausgezieret waren. Hinter diesen lagen noch in groffer Menge die fostbaren Handbecken und übrige Schabarracken. Auf der andern und dritten Seite der Gallerie sahe man eine unbeschreibliche Quantität von allerhand schönen und raren Gewehren, so daß ich belennen muß, Zeit meines Lebens nicht eine so sehr vollständige und wohl rangirte Rüstkammer gesehen zu haben. In der mittelsten Seite der Gallerie fahe man unter andern Sachen die Kleider für 12 Botsleute, welche vom Zaren mit der Chaloupe geschenket, und gänzlich von der rußischen Gold und Sammerfabrik waren. Sie sind von grünem Sammet, mit goldenen Treffen beseßet, und sehen recht artig aus. Der Rüstmeister, wie auch der Hofrath auf der Kunstkammer,

fonn

fonnten mir nicht gnugsam beschreiben, mit welchem groffen Fleiß Ihro Majestät ber Zar, wie er da gewesen, alle Sachen in Augenschein genommen, und nach allem ausdrücklich gefraget hatte, ja sie schwuren mir zu, daß sie sich nicht erinnerten, daß sie jemalen bey sich jemand gehabt hätten, der auf alles so wißbegierig gewesen, noch der sich mehr Zeit gegeben alles wohl zu besehen, wie er. Desselbigen Mittas ges, wie dieses vorher alles besehen hatte, fuhr ich mit dem Herrn von Platen zu seiz nem Better, dem schwedischen Minister Grafen Posse, und blieb ben ihm zum Essen. Nach der Mahlzeit fuhr ich mit Platen wieder nach dem rußischen Minister. "Grafen Gollofflin, weil er gefaget, daß er gern etwas mit mir an die Zarin schicken wollte. Allein ich war so unglücklich, daß ich ihn weder diesesmal, noch gegen Abend, oder am folgenden Morgen antreffen konnte. Er sendete deswegen endlich an den Obristen Platen die beyden Päckchen, welche ich mitnehmen sollte, wovon eins an die Zarin mit Orden unter dem Couvert von Tolstoy, und das andere an den Generalmajor Jagußinsly war. Um Tage vor meiner Abreise schickte er einen von feinen Leuten zu mir, ließ mir ein Compliment machen, und versichern, daß es ihm leid wäre, daß er nicht in Person mir die beyden Packete übergeben tönnen, ließ mir inzwischen eine glückliche Reise wünschen, und mich ersuchen, daß wenn ich etwa wider Vermuthen eine Contraordre- kriegte, - oder sonsten verhindert würde meine Reise fortzuseßer, seine Commißionssachen mit der nächsten sichern Gelegenheit fortzusenden, weil Ihro Majestät die Zarin alles schon erwarteten, und ihnen viel daran gelegen wåre.

Den 16ten des Morgens ganz frühe sahe ich die Cadetten zu Fuß und die Gens d'Armes ju Pferde und zu Fuß exerciren, welches unvergleichlich anzusehen war, theils wegen der schönen Mannschaft und Pferde, theils wegen der Egalitat, mit welcher sie ihre Handgriffe machten. Nachher nahm ich Abschied von dem von Platen, von welchem ich nach dem Herrn Negelein fuhr, um ben ihm, ‹ meinem Versprechen gemäß, vor der Abreise zu frühstücken, woraus aber eine vollkommene Mahlzeit wurde. Unter der Zeit, da das Essen verfertiget wurde, wechselte er înir einige Ducaten in Silbergeld um, bey welcher Gelegenheit er mir seinen Schak an alten raren goldenen und filbernen Stücken zeigte: und dieses war ein grosses Zeichen seiner in so kurzer Zeit gegen mich gefaßten Confiance und Freundschaft, indem man mir für gewiß sagte, daß sich wenige dieses sogenannten Glücks rühmen könn± ten. Ich wüßte mich nicht zu erinnern, daß neulich oder gar jemalen (ausser ben dem Abt von Loccum zu Hannover) bei einem Particulier so viele schöne und rare alte Stücke gefunden hätte. Nachher frühstückte ich mit ihm, bis der Postillion kam, und mir ankündigte aufzusiken.

Den 20sten kam ich mit der Post nach Danzig, allwo ich die Rostgarten und den jüngsten Hecklau nicht weit von dem Posthause antraf, indem ich ihnen aus Berlin geschrieben hatte, daß ich am zosten May nach dem neuen Stil

gegen

gegen Mittag dorten mit der Post ankommen würde, und gleich mit derselbi gen Post wieder von da gehen müßte, weil meine Reise gar pressant sey. Hecklau, welcher mich nun vorben fahren sahe, kam gleich zu mir, und führte mich in das Haus, in welches die Rostgarten so lange gegangen war, um mich zu sprechen, und so bald sie mich erblickte, lief sie mir entgegen, fiel mir um den Hals, und füssete mich herzlich, worauf denn, nach unterschiedlichen andes ren Fragen, fie endlich von mir wissen wollte, was man in Hamburg von ihr sagte? Worauf ich antwortete, daß das Gerücht dorten für gewiß ginge, fie sen mit dem Hecklau nach Danzig gegangen, und wäre schon mit ihm verheirathet, oder wenigstens würklich versprochen, und wann sich solches also befände, so gra= tulirte darzu von Herzen; sollte es aber nicht so seyn, so mögte sie mir aus den Traum helfen, und ihre Sentimens offenbaren. Solches foll gar gern geschehen, fagte fie, indem ich schon längst gewünschet, mit ihnen desfalls persönlich zu sprechen. Was das erste anbelanget, so ist es wahr, daß Hecklau mich bis nach Danzig begleitet hat, was aber die beyden letzten Puncte anlanget, so kann ich versichern, daß sie gänzlich falsch und ungegründet sind, indem ich niemalen daran gedacht, und werde ichs mir auch niemalen in den Sirn kommen lassen. Er fing darauf an, ihr ins Wort zu fallen, und fragte mich, ob ichs mißbilligte, daß er dem Fräulein das Geleite gegeben habe, indem sich kein Mensch ihrer angenommen; überdem habe er und seine ganze Familie so viel Gutes von meinem feligen Bater genossen, daß es ja seine Schuldigkeit wäre, den Unsrigen auf alle Art und Weise wieder zu dienen, wüßte also nicht, welche Ursachen die Seinigen håtten, ihn zu verlassen, indem man ja wohl eher Exempel gehabt, daß ein Cas vallier ein honnettes Fräulein wohin begleitet hätte, ohne einige Gefährde, auch überdem hätte ja seine eigene Mutter ihm befohlen, auf eine Zeitlang Hamburg zu verlassen, und hinzureisen wohin er wollte, indem sie nicht gerne sähe, daß so viele von seinen Brüdern auf einmal gewissen Leuten auf dem Halse lågen. Da er also doch allenthalben hätte für sein Geld leben müssen, so hätte er kein Bedens ken getragen, diese Reise zu unternehmen, wäre auch ohnfehlbar innerhalb drey Wochen zu Lübeck oder Hamburg wieder gewesen, ohne daß fast jemand darvon bas geringste wissen sollen. Da aber sein Bruder, der Etatsrath, wäre zu Lübeck zu ihm gekommen, und hätte ihn gleich mit Gewalt wieder zurücke mit sich nehmen wollen, als wäre er sein Unterthan, so hätte er sich geweigert, und gefaget, er hätte einmal seine Parole engagiret, welche er nicht widerrufen könnte; inzwischen mögte er nur sicher glauben, daß er eben so ledig und frey wiederkommen wür. de, als er wegreifete, indem er ja schon vorher zum öftern seiner Mutter auf Seele und Seligkeit versichert, daß er die Rostgarten nicht heirathen würde, noch daß er sich solches je in den Sinn kommen lassen. Worauf ich ihm antwortete, ich mißbilligte solches gar nicht, und wünschte nur, daß er sich bald mögte wieder mit Büschings Magazin XIX. Theil.

23

feis

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