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Strom, woselbst die Schiffe auf dem Stapel gemacht, und von dannen, wann sie fertig sind, ins Wasser gelaffen werden. Gegen der jekt erwehnten offnen Wafferseite über ist die rechte Einfahrt in die Admiralität, über welcher grossen Einfahrt Rich die Zimmer befinden, woselbst das Admiralitätscollegium feine Seßionen hält, wenn es zusammenkonimt, und worüber ein ziemlich hoher Thurm sich befin bet, der, wie ich schon vordem erwehnet habe, gerade gegen ber schönen grossen -Allee über lieget, die das Perspectiv genannt wird, durch welche man in St. Peters burg hineinfähret, und welche artige kleine Hölzungen und Wiesen auf beyden Seiten hat, und in der Mitte ganz mit Steinen gepflastert ist. Die beyden anderen Seiten dieses Admiralitätsgebäudes, die als Flügel nach dem Wasser gehen, und den Admiralitätsplatz einschliessen, sind in darzu eingerichteten Zimmern und Böden, mit einer unzåbligen Menge Schiffsgeråthschaften, mit Segeln und Tauwerke ans gefüllet, welches: daselbst in grosser Ordnung zum Borrach aufgehoben wird. S wie er nach gerade verbrauchet worden, werden die Pläße aufs neue wieder ange= füllet. Hier wohnen und arbeiten auch alle zur Admiralität gehörige Handwerker, und gleich ausserhalb dieses Gebäudes, sind die benöthigten groffen Schmieden ben der Hand. In einem dieser beyden Flügel, befindet sich auch ein ausserordentlich groffer Saal, worinnen von allen Schiffen, die gebauet werden follen, vor der= felben Anlage, die Gestalt und Structur derselben mit Kreide gezeichnet, und nach Befinden corrigiret wird, wie sie seyn sollen. In und ausserhalb dieses erwehnten Admiralitätsgebäudes findet man eine sehr groffe Quantität von allerhand gezim mertem Schiffholz, welches bey der Hand lieget; das mehreste Schiffholz aber befindet sich noch in den herumliegenden Carålen, aus welchen es nach einander, wie es gebrauchet wird, hergeholet wird, und kommt alles dieses Schiffholz in grossen Floffen weit aus Rußland her, und dem Kaiser ben weitem nicht so hoch, wie anderen Potentaten zu stehen. Rund um dieses weitläuftige Admiralitätsgebäude befindet sich ausserhalb ein Wall mit ordentlichen Bastionen, nach der Wasserseite zu, welcher, mit einem ziemlich breitem und tiefem Canal umgeben, und inwendig innerhalb des Gebäudes wieder mit einem kleinen Graben versehen ist. Nahe an dieser Admiralität, auf der Seite nach dem Galeerenwerft zu, wird eine schöne steinerne Kirche gebauet, welche die Admiralitätskirche werden, und nach ber Festungskirche die schönste in St. Petersburg seyn soll, denn die anderen hiez figen Kirchen sind, ausser des Fürsten Kirche, nur schlechte hölzerne Gebäude. Ausser diesen beyden Kirchen, nemlich der Festungs- und Admiralitätskirche, find die zierlichsten allhier, die Dreyfaltigkeitskirche, und diejenige, welche Fürst Mentschifoff, auf Wafili - Ostrow, nahe an seinem Hause bauen lassen, als welche auch von Stein ist, die erste aber, welche auf der anderen Seite des Stroms, ben den Collegiens häusern, sich befindet, ist nur von Holz, und hat einen breiten offenen Thurm, worinn viele Glocken hängen, und auch ein kleines Glockenspiel, welches von 13 felba

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felbsten alle Viertelstunden gospodi pomillai fpieler, in welcher Kirche bann ber Zar gemeiniglich seinen Gottesdienst hält. Auf des Fürsten Mentschiloffs Kirche befindet sich auch ein kleiner artiger Thurm, mit einem ziemlichen Glockenspiel, es ist diese Kirche auch inwendig gut ausgemaler und verguldet. Die Festungskirche ist, wie ich schon erwehnet habe, die schönste und größte in ganz St. Petersburg, und hat einen sehr hohen und schören neumodischen Thurm, der mit Kupfer gedecker ist, wovon alle Platten stark im Feuer verguldet sind, welches ben Sonnenschein einen ungemein schönen Effect machet; inwendig aber ist diese Kirche noch nicht ganz ausgebauet. Das Glockenspiel dieser Kirche ist, sehr groß und schön, eben wie bas Amsterdammer, und soll 55000 Rubel gekostet haben. Es wird alle Mittag von 11 bis 12 Uhr darauf gespielet, und hat auch dieses Glockenspiel ein groffes Uhrwerk von Eisen, mit einer groffen meßingenen Walze, wodurch es alle halbe und ganze Stunden von selbsten spielet. Diese schöne Kirche ist von Grund auf von Steinen gemauert, und inwendig mit schönen starken Gewölbern und Pfeilern versehen, und nicht nach griechischer, sondern nach unserer Art gebauet. Sie hat ein überaus schönes und ansehnliches Portal unter dem Thurm; sonsten aber ist inwen dig, auffer den Gewölbern, Pfeilern und Fenstern, noch nichts fertig. Nachdem wir nun die Abmiralitat, angeführter Massen, in Augenschein genommen hatten, gingen wir zu dem erwehnten Schiffsbauer, und trunken einige Gläser Champagnerund Bourgognerwein bey ihm. Von da begab ich mich zu bem Herrn Envoyé Stamfen, bey welchem des Abends Toftcollegium follte gehalten werden.

Den 25ften. Nachdem Ihro königl. Hoheit den Tag vorher zur Mahlzeit bey dem Großkanzler Golloftin auf heute Mittag invitiret worden, begaben sie fich zur rechten Zeit dahin, indem das großzarische Haus gleichfalls dort vermu thet ward. Es wurden Ihro königl. Hoheit alldort, wie vorigesmal, von dem jungen Golloffin am Ende der Brücke vor seinem Hause empfangen, worauf sich gleich eine Musik von Trompeten, die auf dem Balkon stund, hören ließ; der Herr Großkanzler aber empfing Ihro Hoheit unten auf der Treppe feines Hauses, und führte sie in das Zimmer, wo die zarische Tafel gedeckt stund, und wo fast alle hiesige grosse Herren schon versammlet waren, und Ihro Hoheit eis ner nach dem andern die Reverenz machten. Kurz darauf kam der Zar, der auch von dem Wirth unter Trompetenschall unten vor dem Hause empfangen ward, und so bald Ihro Hoheit seine Ankunft erfuhren, gingen fie ihm entgegen, und begegneten ihm vor der Hausthur, und da fie dorten von ihm herzlich embraffiret waren, ging er gleich, seiner Gewohnheit nach, zur Tafel, die schon mit Falten Speifen besetzet war. Obgleich die, Zarin auch dort vermuthet wurde, so tam doch die Nachricht, daß sie nicht kommen würde, weil sie etwas unpåßlich - wäre, worauf sich denn die Damen, so da waren, auch zur Tas fel setzten, Als der Zar fich an der Tafel niedergelassen hatte, setzte sich

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einer feiner Favoriten, nemlich Jwan Michailowik Gollowin, fans façon bey ihm zur Rechten nieder, (er hat mit ihm die Schiffbaueren gelerner;) worauf sich dann Ihro fönigl. Hoheit benm Zaren zur linken Hand niederHeffen, und auf Ihro Hoheit linken Seite wieder der First Mentschiloff, n-ben welchem der Herr geheime Rach von Bassewiß, und so die hiesigen Grossen, und unsere Cavaliere, eine um den andern, wie sie dazu kamen. Die Damen fassen ganz allein in dem Nebenzimmer, an einer grossen runden Tafel, und hatten sonst keine Mannsperson ben sich, als den jungen Trubetskoi, welcher worschnitt. Auf der anderen Seite des Hauses waren noch zwen groffe Tafeln gedecket, an welche fich die übrigen Personen sehten, die nicht an die groffe Tafel fommen fonnten. Der Kammerjunker und ich blieben die ganze Mahlzeit über hinter dem Herzog stehen, und nachdem er aufgestanden war, wurden wir vən einem Secretar des Hauses nach einem der erwehnten Tische gebracht, wo wir aber nur schlecht bewirthet wurden, daher wir uns nicht lange bey der Mahlzeit aufhielten. Der Herr Wirth ging mit seinem Sohn während der ganze Mahlzeit um des Zaren Tafel, und überreichte dem Zaren mit eigener Hand das Getränke, welches er denn auch ein paarmal an Ihro Hoheit that. Es war hier auch die völlige Musik der Zarin, und da sie nicht persönlich da war, so fingen fie an, eine Tafelmusik ohnweit des Zaren Tisch zu machen, wurden aber bald ges Stöhret, weil der Zar nicht für die Musit seyn mag, sondern ihnen durch den Wirth sagen ließ, fie sollten aufhören zu spielen. Ben der Damen Tafel, an welcher vornemlich die Fürstin Mentschiloff, die Fürstin Tschirlaßin, und der Mentschitoffen Schwester war, warteten die beyden Töchter des Hauses auf, und zuleßt wurden Confituren aufgeseßet, welches niemals auf des Zaren Tafel geschieher. Ueber der Mahlzeit divertirte sich der Zar mit der Zarin Küchenmeister, der das Essen anordnete, und die Tische besorgte, nemlich da er vor dem Zaren eine Schüssel mit Essen niedersehen wollte, so kriegte er ihn bey dem Kopf, und machte ihm Hörner über dem Kopf, weil er vormals eine Frau gehabt, die fehr liederlich gewesen, welches er sich aber nicht sonderlich anfechten lassen, daher er dann noch bis auf diese Stunde über seinem Thorwege ein Hirschgeweihe fißen hat, welches ihm der Zar hat dahin nageln lassen. So oft ihn der Zar zu sehen bekommt, so macht er ihm mit zwey Fingern Hörner zu, und wenn er ihn zu fassen kriegt, kann er ihn wohl eine Viertelstunde halten, und ihn immer darmit scheeren; er aber schlägt bisweilen dem Zaren dermassen auf die Finger, daß er es wohl fühlet, denn eher bekommt er feinen Frieden *). Da

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aber

*) In Dänemark wurde des Grafens Brand Bertheidigung gegen König Christian VII, in einem ähnlichen Falle, als ein Verbrechen, durch welches er die Hinrichtung mit Deroienet habe, angegeben. B.

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aber diesesmal der `Iwan Michailowiß ihn mit zu fassen kriegte und bie Dentschicken ihn von hinten hielten, so hatte er eine Zeitlang seine Noth, indessen fassete er bisweilen den Zaren so stark bey den Fingern, daß ich alle Augenblick meynte, er würde sie ihm abbrechen, denn er ist ein starker Mann, der nicht falsch angreift, wenn er etwas unter seine Hånde bekommt. Kurz nach der Mahlzeit ruderte der Zar wieder mit seiner Schaluppe nach Hause, um seine Nachmittagsruhe zu halten, denn er bedienet sich keine Barke, wie die Vornehmen zu ihrer Bequemlichkeit zu thun pflegen. Ob er gleich bey seiner Abfahrt versichert hatte, wieder zu kommen, so wurde doch nichts daraus. Kurz nach der Mahlzeit ward angefangen zu tanzen, woben sich dann Ihro Hoheit sehr fleißig zeigeten, indem einige vorhanden waren, mit welchen sie wohl mogten zu thun haben, als unter andern mit der jüngsten Golloffin, in welche sie an felbigem Tage sterblich verliebt waren. Sie ist ein kleines artiges Mädchen, siehet auch nicht übel aus, aber schminket sich dermassen, daß ihr Gesicht recht, glänzet, und treiber es darinn weiter als alle hiesige Damen. Sie soll etwas, weniges beutsch verstehen, wollte sich aber weder mit Ihro Hoheit noch) mit jemand von unsern Leuten ins Reden einlassen. Es währte dieser Tanz bis spåt auf den Abend, und obgleich der Großkanzler anfänglich nicht gesonnen ge= wesen, des Abends wieder etwas Effen zu geben, so mußte er doch, wiewohl gegen seinen Willen, auf Antreiben des Generalmajor Jagusinslys, wieder zwen Tafeln besehen lassen, welche ihm aber wenig kosteten, weil es lauter falte und aufgewärmte Speisen waren. Die Tänze währeten erstaunlich lang,: denn es waren hier lauter junge Damen und Cavaliere, die Luft zu tanzen hatten, und einander müde zu machen suchten, denn wir haben bisweilen zwey polnische und englische Tänze auf einander getanzet, ja fast zuleht währete ein Tanz eine gute halbe Stunde, weil zehn bis zwölf Paar sich mit Schnupf= tüchern verbanden, auch eine jede Person, die wechselsweise vorn an ging, ihre eigene Touren machen mußte. Da nun diese Damen eine so grosse Lust zum Tanzen hatten, so machten sie, wenn es an sie kam, den Tanz anzuführen, nicht allein ihre Touren im Zimmer herunt, sondern eine führte immer aus ei nem Zimmer in das andere, eine andere aus dem Hause in den Garten, eine dritte gar nach dem andern Stockwerk, ja gar auf den Weg nach dem Boden, und mußte ein Violinist immer mit vorn an springen, welchem es dann auch zus legt so sauer ward, daß er schwißte wie ein Bull. Mit einem Wort, eine machte es immer toller wie die andere. Eigentlich konnte es nicht getanzet heissen,; weil alle mit einander nur spazierten, und einander fortschleppten. Die Groffen und Herren Ministri sassen anfänglich im Garten, und rauchten Taback, aber gegen Abend begaben sie sich allerseits weg, und es blieb niemand, als unsere Suite, und einige junge hiesige Cavaliere. Bey der Abendtafel ward bunte Reihe

gemacht und es tamen Ihro Hoheit zu siken zwischen der Fürstin Tschircaßin, als welche ihnen zur linken, und zwischen der ältesten Fräulein Gallofflin, welches ihnen zur rechten Hand faß. Es waren an dieser Tafel lauter junge artige Ge fichter, ausgenommen die Hausmutter, welche schon ziemlich lange her gedenken tann. Die Fürstin Tschirlaßin, welche eine grosse Liebhaberin von allen Plaifirs ist, liebt auch sehr die Musit, und soll auch eine eigene nach hiesiger Landesart ziemlich gute Bande haben, die ihr täglich, wenn sie zu Hause ist, Tafelmusik mas chen muß. Als die Mahlzeit vorben war, und Ihro Hoheit sich wegbegeben woll ten, baten die Damen den Generalmajor Jagusinsky unvermerkt, Ihro Hoheit zu persua diren, daß sie noch ein wenig wieder anfingen zu tanzen, weil die Musik noch da wåre; der General schlug es ihnen aber unter guten Gründen ab. Ihro Hoheit nahmen Abschied, und der General Jagusinsky brachte es so weit, daß, nachdem Ihro Hoheit die alte Mutter embraffitet hatten, ihm auch alle die übrige junge Damen einem Abschiedskuß geben mußten; womit dann unser gnädigster Herr sehr wohl zufrieden war, und sich vergnügt nach Hause begab.

Den 27sten, des Morgens lief die Nachricht mit der Post ein, der König von Schweden wäre gestorben, und war der Herr Kammerrath Negelein derjenige, der solches Ihro Hoheit des Morgens um 6 Uhr auf dem Bette zuerst berichtete, ins dem es ihm der Poftdirector hatte wissen laffen, ehe noch einmal die übrigen Briefe ausgetragen worden, welches ihm dann auch wohl etwas eingetragen hätte, wenn es sich. in der That also verhalten; welche Zeitung denn in ganz St. Petersburg auf einmal herumlief, indem fast alle Briefe, fie mogten herkommen wo sie wollten, davon redeten. Gleich nach der Mahlzeit, da das Zeichen durch einen Canonenschuß gegeben war, daß das Schiff ablaufen sollte, wovon der Zar bey der letzten Wasserfahrt Ihro Hoheit gesagt hatten, so begaben sich Ihro Hoheit in ihre Barke, und fuhren nach der Admiralität, woselbst der Zar schon war, und fleißig an den Vorbereitungen zur Ablaffung der Schiffes mit half, indem er allerwärts Hand mit anlegen muß, auch selbst Schiffsbaumeister mit ist. Er foll_auch bessern Begriff bavon haben, als fast alle seine Russen. Da er nun Ihro Hoheit gewahr wurde, embraffirte er fie, und zog sie ein wenig auf die Seite, und redete ihnen etwas ins Ohr, worauf Ihro Hoheit ihm wieder etwas ins Ohr sprachen, und nachdem ihn der Zar einige kräftige Worte, sowohl mit Mund als mit Geberben, gesagt hatte, tuffeten Ihro Hoheit ihn mit Freuden die Hand, er aber kriegte Ihro Hoheit wieder bey dem Kopf, und küssete sie herzlich, worauf er wieder nach dem Schiff lief, und allerwärts zusahe, ob noch was fehle? um es wohl ablaufen zu machen. Kurz darauf kam er wieder zu Ihro Hoheit, und führte sie mit sich nach dem Schiffe, wo er mit ihnen und mit unsern Cavalieren vorn unter die Stellage vom Kiel kroch, und fich so klein machte, um Ihro Hiheit zu zeigen, wie das Schiff unten gebauet sen, und was die Ablaufung desselben erleichtere. Er lief noch einmal ganz allein um Büschings Magazin XIX. Theil.

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