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Vorrede.

In diesem neunzehnten Theil meines Magazins ist gróf

fere Mannigfaltigkeit, als in dem vorhergehenden.

Die erste Abtheilung desselben, welche Ruf

land betrifft, besteht bloß aus dem Anfang eines Ta gebuchs, welches Fridrich Wilhelm von Bergholz während seines Aufs enthalts in Rußland von 1721 1725 geführt hat. Er war der Sohn eines hollsteinischen Edelmanns, der in rußischen Diensten als Generals lieutenant gestanden hatte, und also schon in seiner ersten Jugend zu St. Petersburg gewesen. Nachher war er mit Herzog Carl Fridrich von Hollstein, der in Schweden den Titul königl. Hoheit bekam, zu Stock Holm, von dannen er 1717 nach Deutschland zurückreisete. 1721 hielt er sich zu Paris auf, als er Befehl bekam, dem Herzog nach St. Peters · burg zu folgen. Bey diesem war er erst Hofcavalier, hernach Kammerjunker, und als er mit desselben Prinzen, dem nachmaligen unglücklichem Kaiser Peter dem dritten, aus Hollstein nach Rußland gegangen war, bez kam er den Charakter eines großfürstlichen Oberkammerherrn. 1746 erhielt er seinen Abschied, und begab sich nach Wismar, woselbst ich ihn 1765 in seinem hohen Alter persönlich kennen lernte. Ich vernahm damals von ihm, daß er in seiner Jugend, wie er als Kammerjunker des Vaters des Kaisers sich zu St. Petersburg aufgehalten, ein Tagebuch geführt, und alle merkwürdige politische Vorfälle und Begebenheiten, die sich damals zugetragen, bemerket und beschrieben habe. Ob ich ihm nun gleich mein überaus grosses Verlangen nach demselben bezeigte, so sagte er es mir doch nicht gerade zu, schlug es mir auch nicht ab, sondern ließ mich, in Ungewißheit, was er zu meinem Vergnügen beschliessen werde, weiter reis fen. Ich schrieb zwar nachher an ihn, und bat um das Tagebuch; als lein seine Antwort war so dunkel, daß ich nicht deutlich daraus erkennen konnte, ob es noch in seinen Händen sey? oder ob er es schon anderen anvertrauet habe? Er starb nicht lange hernach; ich erfuhr aber, wer feine wichtigsten Papiere geerbet habe. Diese Person war mir mit groffer

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Gnade

Gnade zugethan, und also hielt es nicht schwer, sie zu bewegen, daß sie mir das Tagebuch überließ. Ich empfing es also vor mehreren Jahren in 28 Futteralen. Herr von Bergholz hat es durch einen höchst ungeschickten Bedienten abschreiben lassen, aber in dieser Abschrift sehr viel eigenhändig geändert. Man muß bedenken, daß es ein Werk seiner Jugend ist, in welcher er von der gewöhnlichen Bedenklichkeit und Aengstlichkeit der Hof und Staatsleute noch weit entfernet war, und also alles, was sich zutrug, und er erfuhr, ohne Weglaffung eines Umstandes, aufschrieb. Seine Ju gend machte ihn auch wortreich, und weil ihm damals daran gelegen war, daß auch kleine Umstände nicht vergessen werden mögten, so ist er sehr weitläuftig. Es ist aber mit solcher sehr grossen Umständlichkeit und Weitläuftigkeit anderen nicht gedienet: daher habe ich viel ausgestrichen; follten aber doch noch einige Leser glauben, daß manches noch mehr hät te abgekürjet werden können, so bitte ich sie, zu erwegen, daß Ums flände, die ihnen zu klein scheinen, anderen angenehm seyn können, und daß insonderheit etwas genaue Beschreibungen der Feyerlichkeiten zur vollftandigern Kenntniß der Nationalsitten und Zeitgewohnheiten nöthig find. Man schåget mit Recht das Tagebuch des ehemaligen churbrauns schweigischen Residenten Weber, weil vieles daraus zu erlernen ist. Dies fes Berholzische Tagebuch, welches mit dem Weberschen zum Theil in einen Zeitlauf fällt, ist noch genauer und reicher als das Webersche, und wird den Geschichtschreibern und Politikern manchen brauchbaren und angenehmen Umstand bekannt machen. Der felige Staatsrath und rußische Geschichtschreiber Müller machte aus Webers, Gordons und Kaiser Peters des Groffen eigenem Tagebuch sehr viel, verbesserte aus den beyden leg ten viele chronologische Fehler in der rußischen Geschichte, die von Auswärtigen begangen worden, und zog manchen erheblichen Umstand für Rußlands Geschichte aus denselben, von welchen sonst kein histós rischer Beweis vorhanden war. Dieses Bergholzische Tagebuch würde ihm daher sehr willkommen gewesen seyn, wenn er die Ausgabe dessels ben erlebet hatte; es werden sich aber zu allen Zeiten die Geschichtschreiber von Rußland um destomehr darauf berufen können, weil sein Urheber nichts aufgeschrieben, als was er selbst täglich gesehen und gehöret, oder von Augenzeugen erfahren hat. Was in diesem Baude meines Maga

zing davon vorkommt, ist kaum der fünfte Theil des Ganzen, das übrige wird nach und nach folgen.

Die zweyte sehr kurze Abtheilung von der Herrschaft Neufchatel in Helvetien dienet doch, ungeachtet ihrer Kürze, zur genauern Kenntniß des Landes.

Die dritte Abtheilung von Schlesien und Glah enthält unterschiedenes aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert, welches freylich den Schles fiern am angenehmsten seyn muß, aber für Auswärtige nicht gleichgültig seyn wird.

In der vierten Abtheilung, die von Deutschland den Namen hat, erscheinen erstlich Beyträge zu der neuern Geschichte des Herzogthums Mecklenburg, welche die Geschichte des berühmten Landesvergleichs von 1755 betreffen. Es sind diese Papiere aus der Verlassenschaft des ehe maligen Geheimenraths von der Lühe, und ob ich gleich nicht öffentlich sagen kann, wie ich zum Besitz derselben gekommen sey? so kann man sich doch auf dieselbigen verlassen, weil sie lauter Originalia sind. Zweytens, Lagerbücher der westphälischen Grafschaften Bentheim Lingen, Tecklenburg, Rittberg, Steinfurth und Rheda. Sie sind aus der Verlassenschaft des rußischen Generallieutenants von Bawr, welcher sie im fiebenjährigen deutschen Kriege, als er bey der Armee des Herzogs Ferdinand von Braunschweig stand, fich verschafft hat. Er schickte mir schon bey seinen Lebzeiten das Lagerbuch des Bisthums Hildesheim, wel ches in meinem Magazin abgedruckt ist, und versprach, diejenigen, welche er von den erwehnten Grafschaften, und von einigen groffen westphälischen Bisthümern besaß, nachzusenden. Ob er nun gleich darüber verstarb, so hat doch mein Freund, Herr Würst aus Berlin, jeßiger Lehrer der Geschichte bey dem kaiserlichen Cadettencorps zu St. Pe tersburg, freundschaftlich dafür gesorget, daß sie für mich nicht verloren gegangen find. Die beyden größten Lagerbücher werden im zwanzig

ften Theil des Magazins erscheinen.

Die fünfte Abtheilung, von Polen, enthält, nach einer Haupt-tabelle aller in Polen und Litauen befindlichen hohen Defen, wo Eisen. gegossen wird, und nach einer Tabelle von der zweyjährigen Einnahme und Ausgabe des Kronschates vom 1sten September 1782 bis dahin 1784, welche 2 Stücke zur politischen Kenntniß des Staats gute Ma terialien sind, den zweyten Theil meiner in dem vorhergehenden 18ten Bande gelieferten neuesten Geschichte der Evangelischen beyder Confes fionen im Königreich Polen und Großherzogthum Litauen, in welchem ich die Geschichte des ersten Theils vertheidige, verbessere, ergänze, und bis in das jetzige Jahr fortseße. Diese Geschichte überhaupt enthält so wichtige, sonderbare und denkwürdige politische Auftritte, daß ich gewiß bin, durch dieselbige den Dank der Nachwelt zu verdienen, und dieser tröstet mich für die Verunglimpfungen der jeht lebenden Personen, wels chen meine freymuthige Beschreibung ihres Verhaltens natürlicher Weis se mißfällt. Die grosse Menge der Urkunden, welche meine Erzählung be: gleiten und unterstüßen, und von lauter vidimirten Papieren unmittelbar abgedruckt sind, machet die Geschichtserzählung glaubwürdig, Berlin, den 4ten April 1785.

Büsching.

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Inhalt des neunzehnten Theils.

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Fridrich Wilh. von Bergholz, großfürstl. Oberkammerherrn, Tagebuch, welches
er in Rußland yon 1721 bis 1725 als hollsteinischer Kammerjunker geführet.
S.3202

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