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wollten, lam der Oberküchenmeister Velten, der mit dem Zar ba war, und machte uns die Hoffnung, daß der Zar bald weggehn werde, denn es sen schon alles zu Schiffe gebracht. Allein es verzog sich mit seiner Abfahrt bis an den Abend, da unser guter Wirth uns nach unserm Wunsch bat, die Nacht über bey ihm zu bleiben, und morgen alles zu besehen, was zu Peterhof zu sehen sen. Am Abend fegelte endlich der Zar wieder nach Cronslot, womit er uns einen groffen Gefallen that. So bald er weg war, kam der Inspector, und nahm uns mit sich hinunter nach Monplaifir, welches zwischen seinem Hause und Peterhof, ganz unten am Berge, und recht an dem Seestrande, über dem Wasser aufgebaut ist, auf der andern Seite aber mitten in einem Garten lieget, der rund umher mit einem sehr angenehmen Hölzchen umgeben ist. Es ist nur ein gar kleines, aber recht hübsches Gebäude, welches vornemlich mit einer grossen Menge schöner und ausgesuchter Holländischen lustigen Gemälde ausgezieret ist. Der Zar, wenn er zu Peterhof ist, soll die meiste Zeit hier schlafen: denn hier ist er recht in seinem Element, und er hat diesem Ort mit Recht den Namen Monplaifir gegeben. Nachdem der Inspe stor uns nun in dem Garten, der mitten in dem Hölzchen lieget, (wovon ich schon be reits erwehnet habe,) wie auch in dem Hause herumgeführet, so gab er uns ein gutes Glas ungarischen Wein. Kaum war dieses geschehen, so kam ein rußischer Priester, dem er in's groffen Biergläsern fünferler Getränke nach einander reichte, welches der Mann austrank, ohne betrunken zu scheinen. Der Inspector that, als ob er schändlich vergessen habe, uns das Vornehmste vom Hause, welches er eine Küche unter der Erde nannte, zu zeigen. In der That ist dieser Ort ein Paar Ellen niedrzer, als der Newastrom, der da vorben fliesset, auch mit Cement sowohl unter den Füssen als an dem Wänden so verwahret, daß kein Wasser eindringen fann. Allein ich war kaum in die sogenannte Küche gekommen, so war mir schon übel zu Muthe, denn ich merkte, was er vorhabe. Es war aber schon zu spåt, zu entwischen, und als uns der Mann in seinen Keller hatte, welchen er seine Küche nannte, nöthigte er uns erschrecklich zum Trinken, unter dem Vorwarde, hiesige Landesmanier sey, daß jeder eine eigene Gefundheit trinken müsse, und er schwur dazu, daß wir nicht eher wieder heraus fåmen, bis wir solches gethan hätten. Es war noch gut, daß er uns die besten Weine gab, die er in seinem Keller hatte; wit mußten aber noch viererley Weine trinken, nämlich Ungarischen, Rhein- Champagner und Burgunderwein. Wir konnten aber noch alle nach seinem Hause gehen, wiewohl ich von der Tafel, an welche wir uns seßten, gleich wieder aufstund, und mich zu Bette legte. Den andern Morgen, nachdem wir Caffe getrunken hatten, gab uns der Inspector jemand mit, und ließ uns Peterhof zeigen. Es liegt, wie schon erwehnet ist, auf einem Berge nahe an der See. Das Hauptgebäude hat zwen Stockwerke, von welchen das unterste nur für die Domestiken, das zweyte aber für der Herrschaft eingerichtet ist. Unten im Hause ist ein grosses

fchönes Vorhaus mit hübschen Pfeilern beseßt; oben im Hause ist ein großer schỏe mer Saal, von welchem man die schönste Aussicht nach der See hat, auch von weiten zur Rechten St. Petersburg, und ein wenig zur Linken Cronslot liegen siehet. Die Zimmer sind nur klein, aber nett, mit schönen Gemälden und allerhand artigen Meublen ausgezieret. Es ist auch ein Cabinet vorhanden, in welchem der Zar seine kleine Bibliothek hat, die aus allerhand holländischen und rußischen Büchern beRehet. Dieses Cabinet ist durch einen französischen Bildhauer verfertiget, und über die Massen sabön und fein ausgeschnißet worden. Unter andern Schildereyen erblicket man über der Treppe an der einen Seite eine sehr grosse, welche eine Bataille vorsteller, in welcher die Russen die Schweden schlagen, und in die Flucht treiben. Das Pferd, auf welchem der Zar reiter, hat eine sehr rothe Farbe, ist aber fonst sehr schon; und der Zar sehr wohl gemacht und getroffen. Man kennet auch den Zürsten Mentschitoff, und viele andere Generalspersonen. Hinter dem Schloß ist ein grosser Garten, der schön angeleget, und hinter diesem wieder ein weitläuftiger Thiergarten, welcher noch nicht zum Stande gekommen ist. Auf der vordern Seite gehet von dem Palais nach dem Untergarten eine prächtige Cascade, in dreyen Abfäßen. Sie ist so breit, als das ganze Palais, von Quadersteinen aufge= mauret, mit lauter bleyernen und vergoldeten erhabenen Figuren im grünen Grunbe beseßet, und macht eine schöne Parade. Der untere Garten, durch welchen gerabe gegen dem Schlosse und der Cascade über, ein schöner breiter, und ganz ge mauerter Canal gehet, ist mit angenehmen Parterren und schönen Wasserkünsten angefüllet, wozu das Wasser anfänglich ben 30 Werste hergeleitet worden, jekt aber soll sich in der Nähe so viel Wasser gefunden haben, daß alle groffe Cascaden und Fontainen mit demselben ben Tag und Nacht sollen können versehen werden. Es soll sich auch der Zar haben vermerken lassen, daß es ihm jetzt fast leid sey, daß er angefangen Strelnamůsa zu bauen, weil er es fast nur anlegen lassen, um viele Wasserkünste und Grotten irgendswo zu haben. Der groffe Canal im Untergarten erstrecket sich ziemlich weit in den Strom hinein, ist auf beyden Seiten mit einem starten guten Deich, und vorn am Ende mit einem Hafen versehen, der burch ein starkes Bollwert eingeschlossen ist, hinter welchem kleine Fahrzeuge ben starlem Sturm sicher liegen können. Man fann in den Canal bis an die Cascade unter dem grossen Gebäude mit den Fahrzeugen kommen, welches dann sehr anges nehm und commode ist. Sonst ist der Untergarten auch noch mit vielen lustigen and angenehmen Alleen umgeben, die durch das Gehölz gehen, welches den Garten umringt. Zwey der vornehmsten Alleen erstrecken sich an jeder Seite des Cartens, durch das Gehölze, nach zweyen Lusthäusern, die in gleicher Enfernung vin Peterhof, und unmittelbar an dem Newastrom liegen. Das zur Rechten belecene, ist das schon erwehnte Monplaifir, welches über dem Wasser gebauer ist. Der Garten bey demselben, welcher mitten im Holze lieger, hat angenehme Hecken

und Alleen, und andere grüne Stücke, einen groffen aufgemauerten Teich, auf welchem Schwäne und andere Arten von Vögeln herum schwimmen, ein besonderes Cabinet nahe an dem Teich, welches rund herum zu kleinen Vögeln aptiret ist, und viele andere dergleichen Annehmlichkeiten mehr. Der Garten und das Gebäude auf der linken Hand von Peterhof soll eben so werden wie Monplaifir, und ist auch schon wirklich angeleget. Es besteht also Peterhof aus vier besondere Gärten, die alle in einer angenehmen Gegend mit Gehölz und Wasser umgeben sind, und mit einander zusammenhängen. Nachdem wir nun dieses alles in Augenschein genommen hatten, und durch eine angenehme Wiese und Hölzchen in des Inspectors Haus zurückgekommen waren, liessen wir anspannen, nahmen Abschied von unserm Wohl= thäter und seiner Frau, und begaben uns wieder auf den Weg nach St. Petersburg. Als wir aber nach Streinamusa kamen, welches wir das vorigemal, wie wir vorben paßireten, nicht recht in Augenschein genommen hatten, stiegen wir aus, und besahen es beyläufig. Es lieget dieses angefangene grosse Werk auf einer grossen Höhe, in einer gleichfalls sehr angenehmen Gegend, hat gegen der Vorderseite des Hauses über den Newastrom, vor welchem ein charmantes Hölzchen ist, und von welchem etwas weitläuftiger ben Beschreibung des Gartens reden werde. Es find schon drey Terrassen von unglaublicher Långe, die eine über der andern von dem Berg herunter nach dem Garten gehen, aufgemauert, und rait den benöthigten Röhren zu allen Fontainen, welche aus diesen dreyen über die Massen kostbaren Ter= rassen von allen Ecken und Orten springen sollen, versehen, und überall beleget, welches denn schon ein Confiderables dem Zaren gekostet hat. In der Mitte der obersten Terrasse, (welche sowohl als die beyden andern eben so lang sind als der ganze Garten breit) ist schon das Fundament zu einem prachtigen und groffen Palais geleget, welches Versailles in Frankreich fast noch übertreffen soll, und von welchen der vollkommene Abriß oder Plan von Holz in des Zaren Garten irgendwo stehen foll. Von dem Corp de Logis gebet eine sehr groffe und breite Cascade über alle brey Terrassen nach dem Garten hinein, welche inwendig gewölbt ist, so daß eine Art von Grotte daraus werden wird, zu welcher, wie auch zu den Fontainen in der Terrasse, und zu den übrigen, die noch in den Garten kommen werden, das Wasser durch einen kostbaren Canal vom hohen Lande geleitet werden, dieser aber gerade hinter dem Schlosse liegen, und alle diese fast unzählige Fontainen so anfüllen foll, baß sie können bey Nacht und Tage springen. Mitten vor dieser grossen Cascade ist ein sehr breiter Canal gezogen, der eines der angenehmsten Hölichen, welches gerade gegen dem Schlosse hart am Strande lieget, umringt, und eine fast cirkelrunde Insel daraus macht; denn dieser Canal thellt sich bey diesen Hölzchen in zwey Theile, schneidet es von dem festen lande ab, und machet es zu einer volkommenen Jajel. Durch dasselbige ist auch gerade gegen dem Palais über eine schöne Allee gehauen, un den Prospect nach der See zu um so viel angenehmer zu machen. Es jell

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auch diese, ganze Insel rund umher gemauert werden, damit das Wasser nichts vom festen Lande abspühlen kann, und damit sie allezeit zirkelrund bleibt, Sonst sind ausser diesem grossen Canal noch zwey andere auf beyden Seiten vorhanden, welche etwas schmåler sind, und den Garten recht einschliessen, indem ein jeder von dem Ende der langen Terrasse bis an den Newaftrom gehet. Dieser Garten ist schon mit Alleen uud Hecken durchzogen, und soll mit einer grossen Menge Fontainen angefüllet werden. Es ist nicht genugsam zu bewundern, wie der Zar während eines so schweren und heftigen Krieges, und in einer so kurzen Zeit, die Stadt St. Petersburg, den Hafen zu Reval und Cronslot, eine ansehnliche Flotte, und so viele kostbare Luftschlösser und Pallåste aufrichten und verfertigen lassen können, ohne einmal der vielen Canåle im Reich zu gedenken, welche er neulich erst hat ziehen lassen, und von welchen schon ein guter Theil zum Stande ge= bracht ist. Dieses alles übertrift noch ben weitem die gute Kriegesdisciplin, die Aufrichtung aller Collegien, von welchen man vor wenigen Jahren hier zu Lande nichts gewußt, und vor allen Dingen die Umschaffung der ganzen rußischen Nas tion; kurz, der Herr hat Dinge gethan, die ihm so leicht kein Monarch wird nachthun, und ob die Russen zwar solches nicht so erkennen, wie sie wohl sollten, auch in ihren Herzen ihm wenig Dank noch zur Zeit wissen, indem sie ben seiner Regierung sich nicht so viel auf die faule Seite legen können, wie sie wohl vormals zu thun gewohnt waren: so bin ich doch versichert, daß ihre Nachkommen die Früchte der jeßigen Regierung recht geniessen werden. Um wieder auf Strelnamůsa zu kommen, so muß ich mit wenigen Worten melden, daß dieser Ort schon vor alten Zeiten denselbigen Namen geführet hat, und will Musa nach der Landessprache so viel sagen, als ein Gut, wie es denn auch vormals ein adeliches Gut soll gewesen seyn. Es wird aber dieser Ort einen anderen Namen bekommen, wann er erst zur Perfection wird gekommen seyn. Da wir ihn nun besehen hatten, begaben wir uns wieder auf den Weg, und kamen

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den 2ten August des Nachmittags um 2 Uhr glücklich und wohl zu St. Peters Eurg wieder an, und quartirte ich mich auf einige Tage bey dem Assessor Surland ein. Den zten des Morgens ließ sich der Hofrath Höbel bey dem Affeffor Surland auf einen Thee anmelden. Als ich mich erkundigte, wer felbiger wäre? so gab er mir zur Antwort, er sey vormals bey einem von des Administratoris Prinzen SousGouverneur gewesen, nachdem er aber von da weggekommen, so sen er Hofrath und Professor in Kiel geworden; jezt aber käme er von Stockholm über Riga hieher. ́Als er kam, und wir uns nach seiner Wohnung erkundigten, so gab er zur Antwork, er wäre noch im Posthause. Man muß wissen, daß gemeiniglich alle Passagiers in dasselbe einziehen, bis sie ein anderes Quartier ausgefraget haben, denn hier giebt es keine Wirtshäuser, in welche man abtreten kann, als dieses Posihaus, bey welchen aber diese Incommoditat ist, daß wenn der Zar in demselben tractiret,

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welches sehr oft bey Winterszeit und ben üb'en Wetter geschiehet, (denn des Zaren Winterhaus sowohl als Sommerhaus, sind nur gar klein, weil er in feinem groffen Hau se wohnen kann; es ist also in demselben nicht Plaß genug zu dergleichen Tracta ments, wie hier fast wöchentlich gefchehen:) in diesem Fall müssen die Fremden aus dem Posthause so lange sonsten wohin ziehen. Bey Sommerszeit ist es wegen der überaus schönen Aussicht sehr angenehm; bey Winterszeit aber soll es vor Kålte Fast nicht wohnbar seyn. Als wir Thee getrunken hatten, begab sich der Assessor mic bem Hofrath zu dem Generalmajor Stenflicht, und da felbigen Morgen die Post eben angekommen war, auch der Hofrath ohnedem gern bald Jhro Hoheit aufwarten wollte; so gab ihm der Affessor die Briefe, mit welchen er noch vor der Mahlzeit nach Cronslot ging.

Den 4ten fuhr ich mit dem Hofprediger, dem Hofmeister Duwall, und mit dem Assessor Surland in zwey Cariolen nach Cathrinenhof, welcher nur 5 Werste von St. Petersburg lieget, allwo wir uns in dem Küchengarten recht wohl divertirten, und den Nachmittag recht gut hinbrachten. Als wir nach der Stadt zurückgekommen waren, assen wir des Abends bey einem von bes Zaren Küchenmeistern, welcher ein Franzos, auch ein sehr guter Freund von Duwal war, und Saublan hieß. Dia Kaiserin ward am selbigen Abend von einem andern Lusthaus in Cathrinenhof erwartet, und man vermuthete, daß sie von da aus dem Zaren nach Peterhof entgegen gehen würde. Wir erfuhren solches von einem Pagen, welcher mit dem Obristen Jagusinsky (Bruder des Generalmajors) nach dem Hause im Garten fam, wo wir waren.

Den sten ließ der Generalmajor Stenflicht (welcher erst am vorigen Tage anfing wieder auszugehen, feit Ablaufung des leßten Schiffes,) dem Assessor Surland und mir zu wissen thun, daß der Generallieutenant Bonne ihn gebeten, uns heute zu ihm zum Essen zu bringen, daher wir drey mit dem Kammerjunker Hecklau gegen Mittag zu dem Generallieutenant Bonne fuhren. Wir trafen dort abermals den Obristen Jagusinsky an. Un eben diesem Tage kam endlich das Schiff von Riga an, auf welchem Ihro königl. Hoheit ihre grosse schwedische Kutsche, den Küchenschreiber, nebst einigen andern Bedienten und Sachen hatten; für welches Schiff sie bloß von Riga aus u.s hieher 300 Rthlr. Albertus, oder Species, welches eines ist, bezahlen mußten, da sie doch von Lübeck bis nach Riga für das erste nur 200 Rthlr. Courant gegeben, und noch darzu 9 Pferde darauf gehabt, welche von Riga zu lande hieher täglich vermuthet wurden. Es ist das Schiff von Riga hieher 16 Tage unterwegs gewesen, hat auch an 4 Tage gearbeitet, ehe es gegen den Strom und den Wind von Cronslot hieher bouxiret worden. Auf dem Wege von Lübeck nach Riga aber haben sie nur 11 Tage zugebracht.

Den 6ten des Morgens erhielt man Nachricht, daß die Post, die vorgestern von hier nach Deutschland gehen sollen, auf der ersten Postirung von hier verloren

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