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ich nicht irrè, aus Liefland gebürtig, auch schon ben Jahren, aber sonsten ein artiger guter Mann.

Den 26ften fuhren Ihro Hoheit nach der Mahlzeit zu der Frau Generalin Balken mit 6 Pferden, nemlich mit den grossen Schimmeln, welche erst neulich aus Hamburg gekommen, und es war das erstemal, daß sie sich derselben hier zu lande

bedieneten.

Den 27sten wurde des Morgens bey Hofe geprediget, und da es Ihro Hoheit Fasttag war, so wurde vor 5 Uhr nicht gespeiset, weil Ihro Hohe it ausserhalb Hauses speisen wollten.

Den 28sten speiseten Ihro königl. Hoheit des Mittags bey dem preußischen geheimen Rath Mardefeld, allwo sich die meisten rußischen Minister auch eingefunden; von unserem Hofe war aber sonsten niemand mit da, als die beyden gehei= men Räthe, und der Graf Bonde. Da nun heute der jüngsten zarischen Pinzeßin Namenstag war, so wurde der Obrist lorch nach Hofe gesandt, um ihr in Ihro Hoheit Namen darzu Glück zu wünschen, denn weil beiderseits Majestäten vor einigen Tagen nach Peterhof gegangen waren, so ward dieser Tag nicht anders, als unter den Hofdamen und wenigen Cavalieren ber den Prinzeßinnen in aller Stille celebriret.

Den 29ften fuhren Ihro lönigl. Hoheit nach der Mahlzeit zu dem Fürften Repnin, welcher vor einiger Zeit erst aus Riga allhier angekommen war. Am selbigen Tage war ich mit dem Hofprediger und mit dem Assessor Surland in der zarischen Kunst- und Naturalienkammer, welche der Zar mit grossen Kosten gesammlet hat, und worinn in der That gar viele sehenswürdige Dinge an Naturalien und an anderen Sachen mehr sich befinden. Es war daselbst unter andern ein lebendiger Mensch, wels cher weber das männliche, noch das weibliche Theil an sich, sondern unten am Leibe eine Art von Geschwulst, der ganz schwammicht war, hatte, und wie ein Kuhgitter aussahe, in welchem in der Mitten wie ein Thaler groß wund Fleisch sich befindet, wodurch beständig der Urin ganz dick herunter tröpfelt, so daß der Mensch von vorne zu sonsten feinen Abgang hatte. Ueber dieses Gewächse hat er eine Blase ge= bunden, in welche die Materie tröpfelt, auf daß sie ihm nicht am Hemde klebete. Da nun dieses recht häßlich aussiehet, und viele es nicht ansehen können, so ist leicht zu erachten, was der Mensch für Unbequemlichkeit daran haben muß, jedoch ist er übrigens frisch und gesund, hauet Holz, und thut allerhand Arbeit, stinket aber darbey dermassen, daß lein Mensch bey ihm dauren kann, und er deswegen in eis nem Stall besonders schlafen muß. Dieser Mensch nun, welcher aus Sibirien und von guten ordinairen Leuten seyn soll, gåbe gerne hundert Rubel, und mehr, wenn er seine Freyheit bekommen könnte, und wieder nach Sibirien zurückkehren dürfte, von wannen ihn die Seinigen haben hersenden müssen; denn der Zar hat einen Befehl durch sein ganzes Reich ausgehen lassen, daß alles, was sich Uebernap 2 tür=

türliches und Unbekanntes, es sey von welcher Art és auch wolle, in seinem Lande findet, hieher gesendet werden sollte. Auf welchem Befehl denn alle Gouverneurs Ordre haben, genaue Achtung zu geben, und bey schwerer Strafe nichts zu verabs fäumen. Daher dann allhier an Naturalien, und allerhand Mißgeburten, eine überaus grosse Menge sich befindet. An anatomischen Sachen sind unter andern, die von dem berühmten Doctor Runsch zu Amsterdam collectirte vorhanden, welche der Zar von dessen Erben für 10000 Rubel an sich gehandelt hat. Man findet nun in dieser Naturalienkammer eine sehr grosse Menge Gläser, worinn in Spiritų vini allerley Thiere, Vögel, Fische, Schlangen, und dergleichen mehr confervi ret werden. Ingleichen allerley Glieder des menschlichen Leibes, ganze Menschen, Mißgeburten, foetus hominum utriusque fexus, alle Adern und Nerven des menschlichen Leibes, mit couleurten Wachs ausgefprüßet. Unter andern habe ich einen Kopf bemerket, in welchem alle Adern des Gehirns, die mit rothem Wachs sehr accurat und schön ausgesprüßet waren, die verwickelten Gånge der Adern im Gehirn vorstelleten. Des Menschen Generation von der ersten Conception an. In gefüllten Gläsern mit Spiritu vini hånget eine Gebärmutter, vor deren Mündung das Kind mit dem vollkommenen Kopfe und Gesichte lag, um geboren zu werden. Eine grosse Menge anderer Kinder, die ex utero ausgeschnitten worden, in der Haut, und ausser derselben. Eine Mißgeburt eines Menschen, welcher nur einen Kopf, aber zwen Gesichter hatte. Viele andere Mißgeburten von 2 Köpfen, 4 Hånde, 4 Füssen, nebst vielen Fingern 2c., ingleichen sahe man in verschiedene Gläser vorz gestellet, wie die Frösche sich allmählich verändern, und aus Wasserquabben entstehen. Ein Thier, Pigritia genannt, welches seinen Namen wegen seiner Langsamkeit im Gehen bekommen, indem es den Tag nicht über 20 Schritte gehen foll, befand sich auch in Spiritu vini, und war ganz breit vom Leibe, hatte kurze Füsse, und ein breites Gesicht, ganz mit Harren bewachsen. Eine besondere Art von Fröschen, welche aus dem Rücken der Alten generiret werden, welches man an einem sahe, der sehr breit war, und aus dessen Ricken wohl 20 kleine Frösche hervorkamen, die zum Theil schon hald heraus, zum Theil aber nur mit dem Kopfe heraus waren. Ein ander grosses Thier, Philander genannt, mit neissen Haaren wie eine junge Kaße gestaltet, welches unter dem Bauche einen Beutel hatte, in welchen es seine Jungen nimmt, wenn es von einem Orte zum andern gehet, oder; auch im Wasser schwimmer, worinn denn auch einige Junge zu sehen waren. Einen andern Schrank voll Gläser, in welchen fautes partes genitales des weiblichen Ge= schlechts von unterschiedener Gröffe zu sehen waren. In ein anderes waren die partes genitales viri zu sehen, mit Wachs ausgefprühet; daraus zu erkennen, daß der: untere fleischigte Theil des penis, nichts als Nerven sey, u. f. w. Ferner ein vollfommener Uterus, darin alle Adern mit rochem Wachs ausgesprüßet sind, mit dem Mastdarm unten, und der Blase oben; welcher Uterus oben aufgeschnitten war;

wie auch ein vollkommener Foetus in feiner natürliche Lage. Auch befand sich das selbst ein Schwein, das ein Menschengesicht hatte, jedoch mit Schweinshaaren bewachsen, welches erst kürzlich auf hundert Meilen jenseits Moscau hieher gesandt worden. Auch befanden sich daselbst einige lebendige Jungen, die sowohl nur zwey Finger, als auch nur zwey Zehen an den Füssen hatten, gleich wie Krebsscheeren, womit sie jedennoch gehen, und Geld_damit ans und aufnehmen gekonnt. Bey dieser Naturalienkammer ist ein schönes Medaillen - Cabinet, wie auch eine ziemliche Bibliothek, die meist aus Polen herkommen soll, woben denn auch des gewesenen Leibmedici. Ariskins Bibliothek besonders stehet, die aber meist aus medicinischen, physischen und philofophischen Bücher bestehet, aber sehr schön und rar ist, und alle Bücher sind sauber eingebunden. Der Bibliothekarius welcher Schumacher heißt, ist jest auffer lande, um allerhand Curiositäten anzukaufen, in dessen Abwesenheit ein anderer feine Stelle vertritt, welcher ein Apotheker ist, und die Unterverwaltung über die Kunstkammer hat.

Den 30sten waren Ihro fönigl. Hoheit nach der Mahlzeit zum Fürsten Galligin gefahren, welcher Obrist vom femenofskischen Regiment der Garde ist, und gaben felbigem die Visite; sonst aber paßirte heute nichts sonderliches.

Den 31sten tractirte der geheime Rath von Bassewitz Ihre königl. Hoheit, nebst ben hiesigen vornehmen Ministern, wozu denn auch der Fürsi Mentschifof mit invitiret war, welcher sich aber des Morgens beym geheimen Rath einfand, und sich entschuldigte, daß er zu Mittage sich nicht einstellen könnte, indem er sich. schon vor einigen Tagen beŋ jemand anders engagiret, und zu selbigem Fest auch selbsten noch viele andere perfuadiret habe. Also liessen sich aus derselben Ursach noch verschiedene andere von den gebetenen Gästen excufiren, welche sonst nicht ausgeblieben wåren, indem selbige gewiß viel Werks von dem Herrn geheimen Rath machen, und solches ben allen Gelegenheiten genugsam zeigen. Indessen wohnete ber Fürst von der Wallachen, nebst dem Vicereichskanzler Schaffirof, und ver= schiedenen anderen, des geheimen Raths Festin mit ben, wie auch die mehresten von den fremden Ministern. Ueber und nach der Mahlzeit ward eine schöne Musik gemacht, woben sich der preußische Minister Mardefeld, als ein grosser Liebhaber und rechter Kenner der Musik, am mehresten freuete. Inzwischen gab es heute ein gut Glas Wein, und gingen Ihro Hoheit nebst verschiedenen anderen erst sehr spår weg. Des Abends assen Ihro Hoheit mit einigen wenigen in Surlands Kammer, weil fie Appetit zum Essen hatten. Die übrigen Anwesenden beben im Saal, rauchten Zaback und trunken Wein. Da nun Morgen noch den alten Stil Aegidii Tag einfiel, (an welchem Tage die Oberjägermeister in Holstein gewohnt sind, die Herrschaften zu tractiven), und Ihro Hoheit solches Fest, weil der Oberjägermeister keine Gelegenheit dazu hatte, auf eine eigene Art feyern wollten; so theileten sie for wohl schriftlich, als mündlich noch diesen Abend alle Befehle zu den dazu nõíji

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gen Anstalten aus, davon aber der Oberjägermeister Ahlfeld nichts zu erfahrom

befam.

September.

Um Isten begab ich mich um 5 Uhr des Morgens nach Hofe, und brachte die Musikanten zusammen, mit welchen ich mich zum Oberjägermeister verfügte, und ihin eine Musik von 6 Waldhörnern brachte, ihn auch bat, daß er bis auf den Mittag zu Hause bleiben mögre. Gegen 12 Uhr begaben sich Ihro Hoheit mit den drey geheimen Råthen, auch Stenflicht, Ranzau, und wir alle in grünen Kleidern zu Pferde zum Oberjägermeister, um demselben zum heutigen Tage zu gratuliren, und es hielte der Herr geheime Rath von Bassewiß daben im Namen Jhro Hoheit, eine Anrede an ihn. Er bekam auch ein Geschenk, und hierauf ritten alle in Pros ceßion zu dem Envoyé Stamken, bey welchem gespeiset wurde.

Den 2ten war diefes Envoyé Stampen Geburtstag, und fanden sich sowohl Ihro Hoheit, als wir übrige wieder bey ihm in Galla ein, Am selbigen Tage fam auch der Oberförster Jpfen aus Holstein hier an.

burg.

Den zten famen der Zar und die Zarin aus Peterhof zurück nach St. Peters

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Den 4ten ging aus Neustadt die Nachricht von dem daselbst am 30sten Aus gust geschlossenen Frieden mit Schweden, ein; da nun selbiger gemacht war, mit Ausschlieffung unsers Herzogs, ohngeachtet aller wiederholten Versicherungen, die man uns noch vor etlichen Tagen gegeben, daß kein Friede ohne Festsetzung der Succeffion unferes Herrn auf dem schwedischen Thron sollte gemachet werden; so war dieser Tag für uns sehr betrübt. Gegen 10 Uhr des Morgens wurde sowohl von der Festung, als Admiralität canoniret, und wurde solches eine Stunde hernach, auf gleiche Weise continuiret; um welche Zeit der Zar sich in der heiligen Drenfaltigkeitskirche befand, und daselbsten daß Te Deum fingen ließ. Hierauf begab er sich sogleich zum Fürsten Romadanofsky, als zum Knes Zaren, und machte selbigem dem geschlossenen Frieden bekannt. Wir wußten nun von allem diesem, und von der Ursache des Schiessens nichts, bis der Kammerherr Puskin über der Mahlzeit zu Ihro königl. Hoheit fam, und ihnen im Namen Ihro Majestät zum geschlossenen Frieden gratulirte. Bald darauf kam auch der Vicekanzler Schaf firof, welchen der Zar, nebst dem geheimen Rach von Bassewiß, der gleich auf des Kammerherrns Friedensrapport von Ihro Hoheit zum Zar gesandt worden und heftig mit ihm disputirt hatte, zu Ihro königl. Hoheit schickte. Eriterer entschuldigte nun solchen geschlossenen Frieden aufs allerbeste dadurch, weil sonst gar kein Friede hätte können gemacht werden, und alles ins Stecken gerathen wäre, indem die Saweden auf keine Art zum Nußen des Herzogs zu bringen gewesen, auch überdem sowohl der Zar, als Ihro königl Hoheit, ja sterbliche Menschen wären,

und

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und der Zar es unmöglich ben der Posterität verantworten könne, wenn er einen fol them vortheilhaften Frieden für das rußische Reich hätte ausschlagen, oder nur auf schieben wollen, und was dergleichen. Entschuldigungen mehr waren, woben er denn die heiligste Versicherung gab, von dem was der Zar thun werde, in Ans Sehung der Erblander des Herzogs, und desselben Vermålung, indem man nun frene Hånde hätte. Worauf Jhro fönigl. Hoheit unter andern dieses antworteten, es wäre ihnen leib, daß man jeßt nicht ein mehreres für sie thun könne. Kurz, ein jeder von uns war über diese unvermuthete Post, und für uns so kahl ausgefalles nen Frieden, nicht wenig bestürzet; woben sich jedennoch unser gnädigster Herr nicht allein noch am allerbesten befand, sondern auch uns andere noch damit aufmun> terte, daß er sich in Gottes Willen wohl zu schicken wisse, und versichert sen, der grosse Gott werde ihm dennoch helfen, und ihn nicht verlassen. Inzwischen wurde der Friede bis in die späte Nacht durch alle Gassen, unter Paucken und Trompetenschall ausgeblasen. Die Paucken waren mit weissem Taft behangen, und die Trompeter nebst den Reutern welche ihnen folgeten, hatten alle weisse Schärfen oder Bandeliers über die Schultern herunter hangen, und führeten dabey eine weisse Fah ne, in welcher ein gedoppelter grüner Delzweig, mit einem Lorbernkranz darüber ges malet war. Die Reuter hatten alte verrostete eiserne Sturmhauben auf den Köpfen, und die Trompeter hatten alte braune Röcke an, welches denn ein eigener Aufe zug war, und nur schlechte Parade machte. In unseren Ohren machten sie vers brießliche und unangenehine Musik durch ihr Blasen.

Den sten tamen Ihro königl. Hoheit nicht zur Betstunde heraus, und lieffen auch niemand als die Herren geheimen Råthe vor sich kommen. Zur Erneuerung und Vermehrung unseres Verdruffes, stelleten sich nun gegen Mittag alle Paucker, Trompeter, Hautboisten, und Tamboure der hier sich befindlichen Regimenter, bey uns am Hofe ein, und machten undermuthet eine Friedens Musik; welche uns saber gar nicht angenehm war, und dem Herrn nur das Geld aus dem Beutel brach ten. Sie vertheilten sich nachher ihrem alten Gebrauch nach in verschiedene Pars tenen unter alle Groffen zu gleicher Zeit, um ihre Gratulation abzulegen. Kurz darauf fanden sich zwey Kammerherren vom Zar bey uns ein, als der von Puslin und Nariskin, um Ihre königl. Hoheit im Namen Ihro Majestät, auf den heuti gen eingefallenen Geburtstag der Prinzeßin Elisabet zu einem Fest, und vorher zu seiner Luftfahrt auf dem Newastrom einzuladen; zu welchem Ende auch eine Tornicheute (welche von der Grösse einer ordinairen Gakiote, und ein bequem segelndes Fahrzeug ist, ) sich gleich im Canal vor Ihro Hoheit Hause einfand." Unser lieber gnädiger Herr mußte sich nun nolens volens daju refolviren, und nachdent er in seinem Zummer gespeiset hatte, auch das gewöhnliche Signal durch einen Cas nonenschuß von der Festung gegeben worden, sich mit uns auf die Tornscheute begeben, und nach der andern Seite in das Haus die 4 Fregatten genannt, hinses

geln,

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