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geln, woselbsten ben dergleichen Luftfahrten, der gewöhnliche Sammelplak ist Wie wir nun daselbst angelanget waren, traten Ihro königl. Hoheit aus. Dero Fahrzeug in basjenige, in welchem sich die Zarin befand, und woselbst der Zar aud zugegen war, welcher dann Ihro Hoheit sogleich embrafficte, und ihnen lange heimlich ins Ohr redete. Eine Weile hernach begaben Ihro Hoheit sich wieder noch Dero Tornscheute, und segelten wir darauf mit einer groffen Anzahl Boyern, Torn: scheuten und Jagden den Newastrom auf und nieder, woben wir denn dem BonerAdmical, (welcher beständig voran segeln muß, und zum Kennzeichen am Maste eine groffe Flagge führet,) beständig nachfolgeten. Es darf sowohl hierben, als bey dem Luftfahrten von Barken und Werrecken nicht allein niemand selbigen vorbey segeln, sondern es muß auch ein jeder sobald er umwendet, solches auch nad thun, es barf auch ben Strafe niemand eher nach Hause segeln, als bis selbiger daß dazu gewöhnliche Signal gegeben, und seine Flagge herunter gelassen hat. Worn er mit seinen kleiner. Stücken die Festung oder Admiralitat falutiret, so muß solches von allen übrigen Fahrzeugen die da Stücke führen, nach einem dazu gegebenem Signal auch geschehen, weld es alles denn auch heute geschahe. Während unserer Wasserfahrt lieffen sich nun die Waldhornisten und die übrigen Musikanten auf den Fahrzeugen luftig hören, indem fast alle grosse Herren welche hatten; diefes wäre für uns angenehm genug gewesen, wenn wir hatten mit gutem Herzen daben seyn fonnen. Nachdem wir nun eine Weile herumgefahren waren, legten wir beym Posthause an, und es verfügten sich benderseits Majestäten mit den kaiserlichen Prinzeßinnen und Ihro königl. Hoheit mit ihrem Gefolge nach dem Posthause, woselbst zum öftern die einfallenden Feste gefeyert werden. Hierauf ging der Zar gleich mit Ihro königl. Hoheit und den vornehmsten Cavaliers in den grossen Saal und zur Tafel, die Zarin aber mit den Damen verfügten sich besonders in ein Nebenzimmer zur Tafel. Es kamen Ihro königl. Hoheit dem Zar zur rechten, und der Fürst Mentichikof felbigem zur linken Hand zu sißen. Ben Ihro Hoheit laß der preußische Minister Mardefeld, und so unsere Minister, und auf der Seite vom Fürsten alle rußische Herren, so wie sie dazu kamen. Bey dieser Mahlzeit machte dec sogenannte Knes Pabst einen graufamen term, hernach stand er auf, holete sich Pfeiffen und Taback, und setzte sich damit am zarischen Tuche wieder nieder. Es standen sowohl in diesem Saal als auch in dem Nebenzimmer verschiedene lange schmale Tische, welche alle mit Civil: Hof- und Militairbedienten be het waren. In einem anderen groffen Saal fpeifere erwehntermassen die regierende Zarin mit den Prinzeßinnen, dem kleinen Großfürsten und dessen Schwester, wie auch mit der verwitweten Zarin und deren Prinzeßinnen, auch den vornehmsten Damen an einer grossen ovalen Tg= fel, welche sehr ordentlich und wohl ferviret war, und wobey alle Damen in größter Galla sich befanden. Nach geendigter Mahlzett wurden die. Tische aus dem Frauenzimmersaal weggenommen, und es führte der Zar darauf Ihro Hoheit selbst bey

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der Hand zu den Damen, und man fing an zu tanzen; der Zar aber ging gleich wieder zurück zu den Cavaliers, woselbst er fast beständig fiken blieb. Der Tanz währete bis 11 Uhr, als um welche Zeit sich Ihro königl. Hoheit mit beyderseits Majestäten zugleich nach Hause begaben.

Den 6ften war unser Hof in etwas zufriedner als gestern, nachdem der Zar Ihro königl. Hoheit betheuret hatte, baß er auf keine andere Weise den Frieden mit Schweden machen könne, aber auch bey dem höchsten Gott versichert hatte, daß Ihro königl. Hoheit mit ihm zufrieden seyn sollten, und er ohnedem sie nicht von sich gehen lassen wollte. Indessen ward uns durch andere zu verslehen gegeben, der Zar habe es etwas übel genommen, daß unser Hof am vorigen Tage nicht frölicher gewesen sey; wozu wir aber nicht grosse Ursache hatten. Es wurde daben auch von der Vermalung mit der ältesten Prinzeßin zu sprechen angefangen, und wir damit flatticet. Des Mittages speiseten unsere Herern geheimen Räthe beym Fürsten Mentschifof. Des Nachmittags besahen verschiedene von uns den groffen in Schleswig gestandenen Globus, welcher vor 8 Jahren mit Bewilligung des Bischofs, als Administrators, hieher war gebracht worden. Er soll 4 Jahre unterweges gewesen, und zu Wasser bis Reval, von da aber zu Lande hieher geführet worden fenn, auf einer eigenen dazu verfertigten Maschine, welche durch Menschen geschlepper worden. Es haben nicht allein die Wege müssen breiter gemachet, und die Wälder ausgehauen werden, weil der Globus auf der Maschine sonsten nicht hätte raßiren können, sondern es sollen auch viele Leute daben umgekommen seyn. Es steher diefer Globus auf der Wiese, gegen Ihro königl. Hoheit Haus über, in einem eigen : daju aufgeführtem Gebäude, in welchem er so lange stehen soll, bis daß das grosse Gebäude auf Wasili - Ostrow, welches zur Kunstkammer und andern Curiositäten aufgebauet wird, zu Stande gekommen seyn wird, in welchem der Globus denn auch mit zu stehen kommen soll. Die Aufsicht über denselben hat bis jetzt noch ein Schneider, welcher ein Sachse von Geburt, in Schleswig aber lange wohnhaft ge= wesen ist, und ihn überbracht hat. Da nun dieser Globus hier nicht soll stehen bleiben, so ist er nicht recht gestellet, und hat auch die Gallerie, welche in Schleswig um selbigen herum gewesen, und den Horizont formiret hat, nicht um sich herum, fondern diese lieget daselbsten besonders verwahret. Von aussen ist der Globus terraqueus künstlich auf Papier, welches auf Kupfer lieget, mit der Fe der gerissen, und illuminiret, auch noch ganz unbeschädiget; inwendig steigt man hinein durch eine Thür, auf welcher das hollsteinische Wapen gemalet ist, und fins det in der Mitten des Globus einen Tisch, um welchen rund herum Bånle gehen, auf welche sich unserer 10 seßten. Unter dem Tisch ist ein Uhrwerk, welches der Schneider, der mit uns am Tische saß, bewegte, worauf sowohl die innere Himmelstugel, an welcher alle Storne nach ihrer unterschiedenen Gröffe von Meging gemacht waren, sich so wie die äussere Erdlugel um unsere Köpfe langsam Büschings Magazin XIX, Theil.

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herum

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herum drehete, und zwar um die Uchse, welche von dicken polirtem Kupfer ist, und mitten durch die Kugel und den Tisch gehet, an welchem wir sassen. Um eben diese Achse ist in der Mitte des Tisches wieder ein kleiner Erdglobus, von polirtem Kupfer, auf welchem die Erdkugel sauber eingegraben ist, und um diese kleine Erdkugel, welche unbeweglich ist, gehet die grosse inwendige Himmelskugel herum. Der Tisch formiret wieder für diese kleine Erdkuget den Horizont; auf eben diesem Tisch drehet sich auch zu gleicher Zeit ein meßingener Cirkel mit der ganzen Ma= schine herum, dessen Absicht mir unbekannt geblieben. Die Bank um den Tisch herum macht mit ihren Lehnen ein meßingener Cirkel, auf welchem der Horizont der inwendigen grossen Himmelskugel abgetheilet ist. Aussen an dem Globus stehet eine lateinische Inscription, welche anzeiget, das Illuftriffimus ac Celfisfimus Princeps ac Dominus Dux Holfatiae Friedericus, aus Liebe zu den mathematischen Wissen= schaften, diese Kugel verfertigen zu lassen angefangen 1654, welches Werk Ipfius Succeffor gloriofiffimae memoriae Chrift. Albertus fortsetzen lassen,, und endlich 1661 geendiget worden, fub dire&ione Olearii, nach welchem auch genannt worden der Fabricator und Architector der ganzen Maschine, welche aus küttich gebürtig gewesen, nebst zwey Brüdern aus Husum, welche alles, sowohl die Erdkugel auswendig, als die Himmelskugel inwendig mit der Feder gerissen, beschrieben und illuminiret haben. Wenn dieser Globus nach dem erwehnten neven Hause wird gebracht seyn, will der Zar ihn durch ein besonderes Uhrwerk wieder in Bewegung sehen lassen, daß er sich ohne Menschenhände herumdrehen soll, wie er vormals in dem Garten zu Gottorf durchs Wasser getrieben worden. Des Nachmittags waren Ihro königl. Hoheit beym Fürsten Mentschikof, woselbst der Zar auch war, und wegen der beschlossenen Maskerade alle nöthige Abrede genommen wurde.

Den 7ten paßirte nichts sonderliches, und wurden die benöthigten Anstalten wegen Anschaffung unserer Masteradenkleider gemachet, es wurde auch die Refolus tion genommen, daß Ihro Hoheit mit den mehresten vom Hofe eine Bande fran= zösischer Bauren ausmachen wollten.

Den 8ten mußten alle Masken, oder vielmehr diejenigen Personen, welche zur Maskerade angesaget waren, sich beym Fürsten Mentschikof einstellen, um sich so rangiren zu laffen, als sie in der Proceßion gehen sollten.

Den 9ten fuhren die Herren geheimen Räthe von Bassewiß und Hespen, nebst Ranzau, Saldern und Ahlefeld, ich aber mit geheimen Rath Clauffenheim, Nariskin, Surland, Hecklau und Schulz, mit kleinen Böten in den Canalen herum, um uns im Rudern zu üben, weil es vor war, der Maskerade in dergleichen Fahrzeugen zu Wasser gleich den andern zu folgen, welches aber hernach geändert wurde,

Den

Den roten nahm die grosse Maskerade ihren Anfang, welche 8 Tage hin= burch währen sollte, und es ward an felbigem Tage auch des Knes Pabst Hochzeit mit des vorigen Knes Pabst Witwe gehalten, welche sich in Jahr und Tag nicht hat refolviren wollen, selbigen zu nehmen, jeßt aber doch des Zaren Willen gehorsam seyn mußte. Es war befohlen, daß heute auf das Signal eines Kanonenschusses alle Masten sich auf der andern Seite, auf dem Plake beym Senat, verfammien sollten, welcher Plaß ganz mit Brettern beleget war, und auf Balken ruhete, indem der Grund daselbst ganz morastig und nicht gepflastert ist. Dieser Plak lieget vor dem Senat und der heiligen Drenfaltigkeitskirche, und hat auf einer Seite die Kunsthäuser, auf der andern Seite die Festung, auf der dritten die fämmtlichen Collegien Gebäude, und auf der vierten Seite ben Newaftrom. Mitten auf dem Plaße stehet die bereits erwehnte heilige Dreyfaltigkeitskirche, und vor dem Senat eine grosse hölzerne Pyramide, wegen der Victorie der von den Schweden 1714 eroberten 4 Fregatten, woben der Zar selbst zugegen gewesen, und vom Knes Zaren zum Viceadmiral gemacht worden. Die Pyramide ¡ist mit allerhand Devisen ausgezieret. Nachdem nun das obangeführte Signal des Morgens um 8 Uhr gegeben werden, begaben sich Ihro Hoheit mit Dero Suite in einer Barke nach dem Sammelplak, aber alle mit Mänteln. Am heutigen Tage war nun nicht allein die grosse Prasnicks Fahne auf der Festung aufgezogen, (welche in einer grossen gelben Reichsflagge bestehet, in welcher ein schwarzer doppelter ge= krönter Adler ist) sondern es wurden auch nachgehends zum Zeichen eines Festes die Kanonen der Festung gelöset, auch die Kanonen von den auf dem Strom liegenden Galeren abgefeuert. Währender Zeit versammleten sich nun alle Masken mit Månteln auf dem angewiesenen Sammelplak, und unterdessen, da die Banden der Masken durch die darzu bestellten Marschålle eingetheilet und rangiret wurden, so wie sie auf einander folgen sollten, wohneten beyderseits Majestäten, nebst Ihro königl. Hoheit und den übrigen vornehmsten Herren, in der heiligen Dreyfaltigkeitskirche der Messe ben, und es geschahe daselbst auch die Trauung des Knes Pabst, welcher in seinem vollkommenen Pontifical- Habit copullret wurde. Als nun dieses vörben war, begaben sich beyderseits Majestäten mit allen übrigen Anwesenden aus der Kirche, und es wurden, nach genommener Abrede, auf den vom Zar selbst ver= richteten Trommelschlag alle Mäntel auf einmal abgeworfen, (denn der Zar stellete in dieser Maskerade einen Schiffstambour vor, und schonete das alte Kalbfell gewiß nicht, indem er die Trommel recht gut zu schlagen weiß, und bekanntermassen seine militairische Dienste als Tambour angefangen hat,) welche Abwerfung der Mäntel, da alle die unterschiedenen Masken auf einmal zu sehen waren, einen vollkommen artigen Effect that. Man fahe nun ben 1000 Masten, welche in gleich groffe Banden abgetheilet, und alle auf einmal in ihrer Ordnung`rangiret standen. Selbige spaßirten nun nach ihren Nummern, als in einer Proceßion, bey zwey

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Stunden auf selbigem grossem Plak langsam herum, um einander recht betrachten zu können. Der Zar, welcher, wie gesagt, als ein holländischer Botsmann, oder franzöfifcher Bauer, und zugleich mit dem Trommelriem als ein Schiffstambour gekleidet war, indem er ein schwarzsammtenes mit Silber befeßtes Bandelier trug, an welchem die Trommel hing, machte seine Sachen recht gut. Vor dem Zaren gingen drey Trompeter, die als Mohren gekleidet waren, und weisse Binden und Schürzen um die Köpfe und um den Leib, auch mit Silber galonirte Kleider an hatten. Neben dem Zar gingen drey andere Tambours, nemlich Generallieutenant Butterlin, Generalmajor Tschernischof, und der Major Mammonof von der Garde, von welchen die beyden ersten wie der Zar gekleider waren. Worauf der Vice= Knes Zar folgete, welcher wie die alten Könige abgemalet werden gekleidet ging, denn er hatte einen mit Hermelin gefütterten sammtenen Mantel um, eine goldene Krone auf dem Kopf, und Scepter in der Hand, und es gingen um ihn herum viele Bediente in alter rußischer Kleidung. Die Zarin, welche mit sämmtlichen Damen die Proceßion beschloß, war als eine holländische oder friesische Bauerfrau. gekleidet, in einen schwarzfammtenes mit rothem Taft ausstaffirtes Futterhemd und Unterrock, mit einer schlechten Haube von holländischer Leinwand auf dem Kopfe, und trug einen kleinen Korb unter dem Arm, welches sie sehr wohl kleidetet. Vor selbiger ging ihre Bande Hautboisten, darauf folgten ihre drey Kammerjunker, und auf beyden Seiten der Zarin 8 Mohren, welche auf indianisch in schwarzen Sammt gekleidet `waren, und grosse Blumen auf den Köpfen hatten. Darauf kamen die beyden Fräulein Nariskin, welche auf selbige Art wie die Zarin gekleidet gingen; nach denselben sämmtliche Damen, und zuerst die Hofdamen, welche gleichfalls wie Bâurinnen angezogen waren, aber nicht in Sammt gekleidet, sondern in weisser Leinwand und Taft, mit rothen, grünen und gelben Båndern sauber befehet, gingen. Die übri= gen Damen gingen in verschiedener Kleidung; als Schäferinnen, Nimpfen, Mohrinnen, Nonnen, Harlekine, Scaramuschine, auch in alter rußischer, spanischer, und anderer Kleidung mehr, und waren insgesammt sehr nett. Diese Maskerade beschloß ein groffer dicker fetter Franziskaner in seinem Ordenshabit, mit einem Pilgerimsstab in der Hand. Ihro Majestät die Zarin hatte eben wie der Zar die Vicezarin Romadanofska hinter ihrer Bande gehen, und war selbige gleichfalls wie eine alte Königin in einen langen rothen fammtenen Talar, mit Gold bordiret, gekleidet, und hatte eine Krone von Juwelen und Perlen auf dem Kopfe. Das Frauenzimmer von ihrer Bande war gleichfalls auf alte rußische Art gekleidet. Ihro königl. Hoheit, unser Herr, waren mit Dero Bande wie die Vingerons in Frankreich gekleidet, in feidene Futterhemde, und Hosen von verschiedenen Farben mit Band nett befeßet. Die Hüte waren mit Taft gleichfalls überzogen, und umher ein Weinranke mit wächfernen Trauben geflochten. Ihro königl.

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